oder Clara, das (kleine) Schlitzohr.
Bei Freidenkerin ist der „Cirque de soleil“ momentan gerade im Gespräch als vorübergehender Arbeitgeber.
Dieser wunderbare, fast schon einmalig zu nennende Zirkus gab vor Jahren ein Gastspiel in Berlin. Clara wartete fast bis zum Ende der Gastspielzeit, da ihr die Preise zu himmelschreiend, quasi zu himmelhoch erschienen. Am vorletzten Tag kratzte sie aus allen Portemonees Geld zusammen und begab sich zur Kasse. Das Schild „Ausverkauft“ leuchtete ihr schon von weitem auf roten Schildern entgegen. Es wären noch Restkarten für den nächsten, also den letzten Tag zu haben gewesen, aber da war Claras Terminkalender voll.
„Sollte der ganze lange Anmarschweg vergeblich gewesen sein?“, überlegte sie. „Ich war mehr als 1 1/2 Stunden unterwegs.“ – „Nein, da fällt mir was ein!“ Wild entschlossen geht sie zum Einlass.
Den Kartenabreißer in einem unaufmerksamen Augenblick zu ‚umgehen‘, klappte fast auf Anhieb.
Als Clara im Foyer stand, musste sie eine glaubhafte Erklärung finden, warum sie in einem ausverkauften Zirkuszelt auf einem reservierten Platz sitzt, für den sie natürlich kein Ticket vorweisen kann. Grübel, grübel, grübel.
Sie sucht sich einen Platz in einer mittleren Reihe und harrt der Dinge, die da kommen. Nach einiger Zeit kommt ein jüngeres Pärchen mit irritiertem Blick auf sie zu und will gerade wild gestikulierend seine Karten vorweisen, als sie mit freundlich-traurigem Gesicht in die Offensive startet: „Verzeihung, ich weiß, dass ich auf Ihrem Platz sitze, aber ich habe mich kurz vorher wahnsinnig mit meinem Mann gestritten. Mir wäre der ganze Zirkus verleidet, wenn ich jetzt neben ihm sitzen müsste.“ Ob sie diese Worte noch mit leichtem Schniefen untermalte, kann sie sich nach so langen Jahren nicht mehr erinnern.
Der Mann wusste nicht genau, ob er zu seinem Artgenossen halten oder den Kavalier spielen sollte. Aus diesen Überlegungen befreite ihn seine Begleiterin: „Nu gloar, mir rutsche ä Sticke zusammen, däs gann ich vollkomme verstehn.“
Spätestens in diesem Moment fragte sich Clara, ob sie nicht doch die falsche Platzwahl getroffen hatte. Doch sie riss sich zusammen und lud das Pärchen in der Pause von dem eingesparten Geld zu einem Drink ein, immer darauf bedacht, nicht ihrem ‚Mann‘ zu begegnen.
23. September 2012 um 21:38
Da hast du ne Menge Kohle gespart. Aber Chapeau für diese Nummer!
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23. September 2012 um 21:59
Obwohl die Geldsparerei in diesem Falle ausnahmsweise nicht oberste Priorität hatte. Ich hatte so viel Tolles über diesen Zirkus gehört, dass ich da unbedingt drin gewesen sein musste. Und was frau will …
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