Claras Allerleiweltsgedanken


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Müsste ich über kochen, küssen, Kinder bloggen …

Müsste ich über das Kochen bloggen, dann gähnte hier ein großes „Schwarzes Loch“ – es sei denn, ich schaute bei anderen Bloggerinnen in den Kochtopf.

Könnte ich über das Küssen bloggen, dann könnte die blonde Kabarettistin Mirja B., die mich ein wenig an Pittiplatschs Gefährtin Schnatterinchen erinnert, vielleicht noch was von mir für ihr Kusstagebuch lernen.

Schreibe ich über Kinder, dann entstehen hier solche (schönen) Post, wie sie unter „Kindergeschichten“ zu finden sind.

Und heute möchte ich über Kochen, Küssen und Kinder zusammen schreiben. Herausgekommen ist folgende Geschichte, die auch ein ganz klein wenig zum „Frauentag“ passt, der sozialdemokratischen Variante des „Muttertages“.

Anfang der 80er Jahre sollte Hannibal, die grüne Familienkutsche, alle vier bildungs- und sonnenhungrigen Großstädter an den bulgarischen Strand bringen. Wieder einmal fiel  Claras Geburtstag in diesen Urlaub, denn eine Löwin hat nun mal in den Sommerferien Geburtstag. Einige Tage davor – nachdem brav alle Kirchen, Schlösser, Burgen, Ruinen und sonstige Bildungssteine besichtigt und bestiegen waren – begann der eigentliche Erholungsteil auf einem schönen Zeltplatz am Schwarzen Meer.
Irgendwo und irgendwann auf der Hinfahrt standen alle vier vor einem Geschäft mit Alkoholitäten. Einen großen Teil der Auslage machte der „Mastika“ aus, der bulgarische Nationalschnaps.  (Zur Erklärung: er schmeckt wie der griechische Uzo. Über diesen Schnaps gibt es nur zwei Auffassungen: Frau schüttet ihn in die Kehle oder Frau schüttet ihn in den Ausguss. Clara gehörte ohne Wenn und Aber zu der Ausgussfraktion – nicht, weil sie Antialk… ist, sondern weil sie ihn ätzend, eklig, furchtbar und, und, und findet.)
Clara weist grinsend auf die vielen Flaschen Mastika. und sagt zu ihrem Herzallerliebsten: „Falls du noch kein Geschenk für mich haben solltest, dann …“  Ihr süffisantes Grinsen machen weitere Worte überflüssig, denn sie hatte mit ihrer Abneigung nie hinter dem Berg gehalten.

Auf dem Zeltplatz finden die Kinder schnell Freunde und sind immer mal lange Zeit weg, so dass es für die Eltern sehr erholsam ist, zumal am Tage der Zeltplatz weniger hellhörig ist als in der Nacht (und hiermit ist das Schlagwort „küssen“ und mehr abgearbeitet)

Am Geburtstagsmorgen sind Hannes und Theres verschwunden. Nach langer Zeit tauchen sie auf, die Gesichter hinter einem wunderschönen Wald- und Wiesenblumenstrauß versteckt. „Mit solch einem Feldblumenstrauß kann kein Rosenstrauß konkurrieren“, denkt Clara in diesem Moment, „auch wenn die Rosen noch so dunkelrot sind.“ Ein dickes Konservenglas ersetzt die edlere Vase, die es zu Haus für diese Zwecke gegeben hätte.

Und plötzlich kommt Clemens auf die Mama zu. Ganz aufgeregt hält der Achtjährige ein Päckchen in der Hand, eingepackt in eine Serviette. „Da Mama, das hast du dir doch gewünscht!“ Clara packt aus und ……… hält eine Flasche Mastika in der Hand.

Theres, die Mutters Ironie schon verstand, und Hannes schmeißen sich fast weg vor Lachen – heimlich natürlich. Clara will – so unpädagogisch es sicher sein mag – erst einmal wissen, wie der Lütte zu dem Alkohol kommen konnte. Er berichtet: „Das Geld habe ich mir durch Flaschen sammeln beschafft“ – (als gelerntes DDR-Kind war er ja das Sammeln von Altstoffen gewöhnt). – „und dann habe ich dem Mann am Kiosk gezeigt, was ich haben will.“
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Clara nahm ihren Jüngsten und drückte ihn ganz fest. Zu einer Aufklärung fehlte ihr der Mut – sie wollte ihm die Freude und den Stolz nicht verderben. (Jetzt ist der Punkt Kinder genügend abgearbeitet)
Der Höhepunkt des Tages bestand darin, dass alle Vier gemeinsam kochten und jeder konnte sich das wünschen, was er am liebsten hatte. Für eine Propangas betriebene Feldküche war das Ergebnis opulent – so hat es Clara jedenfalls in Erinnerung. (Falls jetzt irgend jemand der Beteiligten Protest einlegt – das ist der Punkt, den ich mit „dichterischer Freiheit“ begründe.)

Viele, viele Jahre später sah Clemens die Flasche Mastika im Schrank stehen und wunderte sich, dass  sie noch existiert. Da war es an der Zeit, ihn über die wahren Zusammenhänge aufzuklären. Und mit diesem Moment landete die Flasche im Müll.