Der gestrige Film in der ARD und das anschließende Gespräch mit der Mutter des getöteten Jungen bei Beckmann hat mich zu diesem Post veranlasst. Wir alle können als Mütter, Großmütter, Tanten, Lehrer oder sonst irgendwie mit Kindern in Berührung Kommende nicht aufmerksam genug sein, um Kinder vor jeglicher Form von Missbrauch oder Misshandlung zu bewahren – denn die Kinderseelen sind zart.
Clara ist sieben oder acht Jahre alt. Auf dem Heimweg kommt ihr ein Mann mit Stock entgegen, stark gehbehindert. „Hallo Kleine, könntest du mal bitte so nett sein und diesen Brief für mich bei Familie X. im dritten Stock abgeben. Mir fällt das Treppensteigen so schwer. Ich hatte einen Autounfall.“
Keine von allen Warnlampen ging in Claras Gehirn an. Er bot ihr ja keine Bonbons, nichts Süßes – er brauchte einfach nur Hilfe.
Mühsam entzifferte sie alle Klingelschilder in der dritten Etage. Doch den Namen, der auf dem Umschlag steht, findet sie nicht. – Plötzlich hört sie jemand schnell die Treppen hochkommen. Kein Stock hinderte mehr die schnelle Fortbewegung – alle Unfallfolgen sind „wie durch ein Wunder“ geheilt.
Und da streckt sich auch schon ein Arm durch das Treppengeländer, umfasst ihr Bein. Es ist Sommer, der Rock ist kurz – und die Hand kommt immer höher.
Bis heute kann Clara beim besten Willen nicht erklären, wie sie der diensthabende Schutzengel heil und „unberührt“ nach unten gebracht hat.
Erzählt hat sie es zu Hause nicht. Für das „Warum“ gibt es viele Gründe.