vielleicht nicht unbedingt gleich die Welt, aber zumindest die Menschen —– ein wenig zwar nur – vielleicht auch nur kurzzeitig, aber ich habe es bemerkt.
Marcel, ein aufgeweckter Neunjähriger mit vielen Interessen und mehreren versponnenen technischen Träumen, wird von mir einmal pro Woche am Abend betreut, wenn seine Mutter versucht, andere Leute zu mehr oder weniger guten Geldgeschäften zu überreden.
Hätte ich ihn einschätzen müssen, wäre mein Urteil so ausgefallen: „Ein sehr ruhiger Junge, …“ Ja eben, das hätte ich bis zu dem Spiel: „Niederlande : Uruguay“ auch gesagt, das verfolgten wir gemeinsam am Fernseher in seiner Wohnung.
Plötzlich schnatterte Marcel wie ein kleiner Enten“anus“, hüpfte ununterbrochen vor dem Bildschirm auf und ab und hin und her – ich gab es auf, selbst etwas sehen zu wollen und versuchte ihm nur zwischendurch besänftigend zu erklären, dass keiner der Spieler seine gut gebrüllten Ratschläge hören könnte. – Ich glaube, er verstand mich in diesen 2×45 Minuten nicht – ich konnte bis zum Schluss nicht ausmachen, ob er für die Niederländer oder für die anderen war oder ob er einfach nur für Fußball war. – Wenn letzteres zutrifft, dann sehr sympathische Haltung!
Diese Unentschlossenheit der Parteiergreifung fiel mir akustisch dadurch auf, dass er bei beiden Toren der Gegner zum Fenster stürzte und lauthals mit der Vuvuzela seine Freude verkündete.
In der Halbzeitpause hatten wir an folgendem Spiel Spaß:
Ein schwarzrotgoldener Hut wurde geworfen und sollte vom anderen möglichst auf dem Kopf gefangen werden. Mit steifer Krempe wäre es ein Kinderspiel gewesen – ohne wurde es richtig anstrengend.
Genau so unverständlich bzw. besser unsichtbar wie hier auf dem Foto kam mir manchmal vor, was mir Marcel mit viel Geduld immer und immer wieder erklären wollte. Haben es 73 Leute vor ihm nicht geschafft, mir die Abseitsregel verständlich zu machen, so werde ich es jetzt in meinem methusalemischen Alter auch nicht mehr begreifen wollen.
Es war mit das lustigste Spiel, was ich – vor der Kiste liegend – miterlebt habe. Der Eindruck täuscht mich sicher nicht, dass er es eben so lustig fand und gern einmal den Hut auf meinem Kopf platziert hätte. – Der weiß doch gar nichts von meinem Huttick!
Das verlorene Halbfinale gegen Spanien hätte wohl weder die Statik meines Nervenkostüms noch die Statik seines Fußbodens ausgehalten – sicher wären wir dann beide bei den Untermietern gelandet.
10. Juli 2010 um 15:02
Hallo liebe Clara,
das ist soooo schön geschrieben… Ich würde mir auch sehr wünschen das nicht nur der Fußball die Menschen verändert 😉 Aber das was ich die letzten Wochen so miterleben durfte ist schon ein wirklich tolles Gefühl….
Man kann dies schlecht beschreiben…. es fühlt sich an wie …wie eine große Familie, wie tausend Schmetterlinge im Bauch…. ich glaube man kann manche Gefühle nicht wirklich beschreiben “ man muss sie erleben “
Deinen Blog finde ich sehr sehr schön…. Darf ich dich BITTE verlinken ?
VLG und einen wunderbaren Fußballabend wünsche ich dir liebe Clara
Alexandra
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10. Juli 2010 um 17:43
Hallo Alexandra, du hast einen traumhaft schönen Vornamen – zwar etwas lang zum Aussprechen und sicherlich sehr oft zu „Alex“ verkürzt – erst einmal ein herzlich „heißes“ (Außentemperaturmäßig gemeint) Willkommen auf diesem meinem Textblog. Gern darfst du mich verlinken, ich freue mich sogar sehr darüber. – Willst du aber nicht eher mein Fotoblog (traumhaft wären beide, denn ich trete wirklich meist doppelt auf) verlinken, denn begegnset sind wir uns doch über Fotos. – Ich weiß nicht, wie ich es ändern kann, dass ich Kommentare auch mit dem „clarahimmelhoch-Link“ hinterlassen kann. Kriege ich noch raus.
Na, dann schau’n wir mal, ich hoffe, ich habe Paul erfolgreich beeinflusst, so dass er das auch mit den Spielern macht. Wäre ja gelacht!!!
Vor 4 Jahren, da es dann direkt hier in Berlin war, fand ich alles noch viel, viel schöner, weil anfassbar.
LG von Clara
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10. Juli 2010 um 19:59
Oh welch schönes Kompliment wegen meines Namens 🙂 Ja und DU hast recht liebe Clara, ich werde überall nur ALEX gerufen *breitgrins*
Macht aber nix, gerne will ich auch deinen Fotoblog verlinken !
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10. Juli 2010 um 23:45
Ich heiße ja nicht wirklich „Clara“, bin aber meinen Initialen treu geblieben. Getauft bin ich auf „Christine“, daraus wurde dann aber immer Christel. Das habe ich mit 30 dann so gehasst, dass ich kategorisch meinen richtigen Namen eingefordert habe. – Und jetzt würde ich schon ganz gern Clara heißen, zumindest identifiziere ich mich stark damit.
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10. Juli 2010 um 12:45
Ich hoffe, der Fußball verändert noch mehr und andere Menschen, hin zu Besserem: Leistung von anderen auch anerkennen, Völkerverständigung, etc. Und wenn’s nur ein paar sind, bei denen das so wirkt. Aber eins ist klar: das Bild, das man von den Deutschen in der Welt hat, hat sich stark verbessert.
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10. Juli 2010 um 13:06
Nur kann ich das bei den anderen Menschen leider nicht beobachten oder gar beschreiben, liebe Ingrid, mir hat der kleine Marcel gereicht.
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10. Juli 2010 um 09:52
Clara, ich bin froh, dass ich heute morgen mal Muße und vor allem oder gerade deswegen Zeit habe, wieder ausführlich hier zu lesen. Du hast so eine köstliche Art zu schreiben. Ich grinse immer noch über beide Ohren!! 😉 😉 Vor allem kann ich mir alles so gut bildlich vorstellen!!!! 🙂
Ich wünsch Dir ein schönes Wochenende!
Ganz lieben Gruß
Bina
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10. Juli 2010 um 10:25
Hallo Sabina, diese Geschichte ist eine „Auftragsarbeit“, besser natürlich, sie ist auf eine Bitte von Marcels Mutter entstanden. Sie liest bei mir mit und kann besonders über die DDR-Geschichten schmunzeln, da auch ihre Wiege in diesem Land stand. – Irgendwann fragte sie mal beiläufig: „Vielleicht schreibst du ja auch mal über Marcel?“ – Und dieser Abend schrieeeeeeeeeeeeeeeee förmlich nach einer Reportage.
Auch dir ein traumhaft schönes WE, dass durch Fußball weder verkürzt noch verschönt werden kann.
Clara
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10. Juli 2010 um 10:44
🙂 🙂 🙂 + 😉 🙂 😉
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10. Juli 2010 um 11:39
= sechs. Da ich Anna, die Erstklässlerin, mit großer Freude in bezug auf ihre Lesefortschritte und mit weniger großer Freude in bezug auf ihre Rechenstillstände begleitet habe, kann ich inzwischen die Aufgaben bis 10 ohne Finger lösen!
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10. Juli 2010 um 01:12
Na, da bin ich aber echt gespannt!
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