Claras Allerleiweltsgedanken

Exhibitionismus?

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Dieses Wort ist ja laut „Fremdwörterbuch“ eine auf Männer bezogene, sexuelle, anstößige Handlung. Damit ist nicht die eher witzige Art und Weise  gemeint, wie Männer mit den neben dem Kopf nach hinten gebeugten Armen ihr Unterhemd anfassen und über den Kopf ziehen (beobachtet mal und dann guckt, wie eine Frau ihr Hemd auszieht – die zerrt nicht von oben sondern zottelt von unten her und muss dafür ihre Arme kreuzen). Nein, es ist eher die gemeint, wie Männer in vollkommen unpassenden Momenten ihre Unterhose ausziehen oder fallen lassen.

Doch …

darüber will ich hier und jetzt absolut nicht reden, denn damit habe ich nichts am Hut. Solch eine Handlung hat mich mal als kleines Mädchen eher belustigt als erschreckt und als junge Frau auf der Kaufhaustreppe hat sie (die Tat) mich eher Mitleid als Angst empfinden lassen.

Ich meine das Wort eher geistig und eher positiv. Jetzt blogge ich auf den Tag genau 9 Monate aktiv und ca. ein Jahr passiv, also habe ich quasi eine geistige Schwangerschaft ausgetragen. Die Anzahl der Blogs, in denen ich regelmäßig lese und in die ich mal reingeschnuppert habe, ist also doch schon größer als 50. Ich weiß, dass das für die Bloggerwelt absolut kein repräsentativer Querschnitt ist.
Doch es drängt sich mir unweigerlich die Frage auf:

Muss man als Blogger/-in über einen gewissen geistigen „Exhibitionismus“ verfügen, um sich hier zu öffnen, zu zeigen, zu outen?“ – Gleich vorweg: Man muss!

Das ist eine Form von juvenilem-senilem Darstellungswahn

Schriftsteller, Künstler und ähnliche haben schon viel oder wenig Ansätze davon, denn sie wollen ja ihre Werke der Mit-/Um-/Nach-/Leser-/Betrachterwelt  zeigen, ich unterstelle sogar, sie wollen gekauft, bewundert, gelesen, betrachtet werden.

Und ganz im kleinen wollen das die Blogger doch auch – wie gesagt, ich nehme mich da überhaupt nicht davon aus.
In meiner realen Umwelt stoße ich auf so viel Unverständnis für das bloggen. Es ist bestimmt nicht nur die Angst vor der Schnüffelei von Google. Sogar vor anonym hinterlassenen Kommentaren fürchten sich manche. Andere wollen das Blog gar nicht erst lesen, obwohl sie sonst stundenlang mit mir quatschen.

Mal sehen, ob ich darauf auch noch eine mich befriedigende Antwort finde. „Ich blogge für mich“, hilft mir nur manchmal, aber es hilft inzwischen mehr als am Anfang.

Und dann habe ich auf vielen „Über-mich-Seiten“ gelesen, dass Deutsch das Lieblingsfach war, die Deutschlehrer „angebetet“ wurden und Sprache besser als Zahlen gehandhabt werden konnten.
Ist es ein Wunder, dass das bei mir auch so war?
Falls du (anonyme/r oder bekannte/r LeserIn) Lust haben solltest, mir mit einem einzigen Satz deine Hauptmotivation für das Bloggen anzugeben, könnte ich mich eine Woche lang still damit beschäftigen.

Und auf meinem Fotoblog habe ich ein Foto zum Text, was in gewisser Weise passend ist:

Frau muss ein dickes Ei nicht nur legen, sondern auch dafür sorgen, dass es aufgeklopft und gegessen wird.

Autor: Clara Himmelhoch

Auf meinem PR = purple Roller fahre ich durch die Bloggerwelt und mache PR = Public Relation. In meinem Gepäck habe ich fast täglich eine "Überraschung" für meine LeserInnen. Hausfrauentipps und -tricks als auch Koch- und Backrezepte müsst ihr wo anders suchen.

22 Kommentare zu “Exhibitionismus?

  1. Liebe Clara,

    ich finde auch: Ein gewisser „geistiger Exhibitionismus“ gehört beim Bloggen schon dazu. Du triffst es damit ziemlich gut auf den Punkt. 😉
    Das Foto allerdings erinnert mich eher an – man möge mir verzeihen – sexuellen Exhibitionismus. *Kicher*

    Grüße aus dem schnodderwettrigen Berlin,
    Coralita

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    • Liebe Coralita, aber nur das Schwein war ausgezogen, ich hatte das zu diesem Zeitpunkt nicht vor – außerdem hat das Foto meine 6jährige gemacht, ich fand es supertoll, dass niemand abgeschnittene Köpfe oder Beine hatte.

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  2. Sag blos, wo hast denn das Wellnessprogramm her? Pfarrer Kneipp? 🙂

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  3. Du bist doch auf einem guten Weg – ich denke, in gewisser Weise muss jede/r seinen Weg allein finden.

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  4. Ach Marianne, meine große Romanschreiberin, du Computer- und Kamerageplagte, du Superfotografin und Mit-Leib-und-Seele-Oma, gäbe es kein bloggen, dann lebten wir noch heute unerkannt aneinander vorbei.
    Bei dir ist wohl die Fotografiererei Hauptmotivation, ich mache die Fotostrecke ein wenig mehr nebenbei, ich bin mehr eine „Frau des Wortes“ als des Bildes.
    Viel Glück für deine Technik!
    Clara

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  5. Du in Hannover, ich in Berlin – wir hätten uns niiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeee getroffen – welch Glück, dass wir uns hier über den Weg gelaufen sind, denn hier gibt es ja auch noch so viele Um-, Ab-, Irr-, Schleich-, Nebenwege und überhaupt!

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  6. Ein wirklich schönes, „wahn“- sinniges Foto von dir, liebe Clara!
    Ich glaube nicht, dass ich in Bezug auf das BLOGGEN das Wort „Exhibitionismus“ im ursprünglichen Sinne gebrauchen würde, obwohl der Begriff „Cyber-Exhibitionismus“ ja gang und gäbe ist.
    Denn ein Exhibitionist drängt seinem Gegenüber ja sein „Ausgezogensein“( auch im übertragenden Sinne) auf, selbst wenn das Gegenüber das nicht will, der Exhibitionist möchte in der Regel schockieren, sich entblößen, erschrecken.
    Mit einem BLOG ist es meiner Meinung ja genau anders herum: ich biete der/dem Interessierten die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie/er einen Kontakt mit mir herstellen will oder nicht.
    Er/Sie kann in meinem BLOG einfach weiterklicken, wegklicken, still mitlesen (ohne sich zu erkennen zu geben) oder aber auch kommentieren (mit Pseudo oder Klarnamen).
    Es ist genau so wie im richtigen Leben: ich kann z.B. einer Zugbekanntschaft oder meinem Nachbarn etwas aus meinem Leben erzählen oder nicht. Ich kann diesen Personen zuhören oder nicht.
    Denn der Punkt ist ja, getreu dem Watzlawick’schen Axiom „Man kann nicht NICHT kommunizieren!“
    Wir geben nämlich auch ohne Internet jede Menge Informationen von und über uns preis, ob wir wollen oder nicht. Und aus genau diesen Informationen setzt sich das Bild zusammen, das andere von uns haben.
    Ist das Exhibitionismus?
    Es geht doch schließlich nur darum, sich zeitgemäß auf verschiedene Arten zu sozialisieren.
    Ich zum Beispiel blogge, weil ich gern schreibe. Und die Tatsache, das ich hier im web mit Menschen bezüglich meiner Interessen interagieren kann, ist wunderbar.

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    • Sicherlich war die Wahl des Wortes eine gewisse „Provokation“. Roswitha, ich meine es auch nicht so sehr von der Seite der Leser aus – sicher, die können selbst entscheiden, ob sie lesen, gucken, kommentieren, diskutieren wollen oder nicht. – Aber ich als Schreibende, ich muss doch entscheiden, wie weit ich mich „geistig ausziehe“, ob ich nur meine guten Eigenschaften poste, ob ich ein klein wenig auch von meinen Schwächen zeigen, ob ich es draufhätte, auch echt schlimme Dinge kundzutun, hätte ich sie denn getan. Sicherlich, muss man nicht über Mobbing, Fremdgehen, Verwandte ärgern, echte Süchte oder oder oder schreiben, denn das will kaum jemand den anderen kundtun. – Man ist ja nach einiger Zeit nicht mehr anonym – am Anfang ist man eine Mailadresse, später ist man eine Telefonnummer, noch später ist man ein Gesicht und eine Stimme. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kommen doch mehr oder weniger angenehme Seiten von jedem rüber – anders habe ich es bisher noch nirgendwo gelesen.
      Hätte denn wirklich jemand den Mut, zuzugeben, dass er Angie-Verehrer, Guido-Hinterherläufer, Judenhasser, Ausländerverachter oder sonst irgendwas wäre, das nicht gut ankommt.
      Zeigen wir den anderen nicht überwiegend die hellen Puzzleteile unserer Seele und lassen die Teile, die den dunklen Keller mit den darin lagernden „Leichen“ darstellen, bei uns und setzen es bestenfalls für uns allein zusammen?
      So ist Clara, wenn sie philosophiert!

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  7. aus lust am schreiben. an der freude, gelesen zu werden. mit meiner gelebten realität hat das oft wenig zu tun. es sind klitzekleine auszüge. eine kunstfigur bin ich deshalb nicht, aber ein tagebuch ist mein blog auch nicht. ganz im gegensatz zu meinem urlaubsblog http://www.norwegensommer.wordpress.com .
    das war das volle leben.

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    • Danke, liebe podruga, ich weiß, dass du keine Kunstfigur bist, und noch viel mehr weiß ich, wie wenig Zeit du im Grunde genommen für das bloggen hast – deswegen großen Dank für deinen Kommentar.
      Mein Blog hat sehr viel mit der gelebten Realität zu tun – und dennoch ist er nur ein Teil von mir, wenn auch im Laufe der Zeit ein ziemlich großer. Als Tagebuchblog sehe ich mein Blog nicht an, aber die Lust am Schreiben springt mir aus allen Knopflöchern und die Freude am Lesen könntet ihr jetzt sehen, wenn ich eine Kamera angeschlossen hätte.
      Danke sagt Clara

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      • und die freude am schreiben und am fotobearbeiten, die springt bei dir aus jeder zeile- und jedem bild. und ich freue mich sehr für dich, dass dein blog sich so fulminant entwickelt hat. gestern warste übrigens in den top100 🙂

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        • „knutschknuddeldrückundumarm“, danke, liebe podruga. Ich freue mich wahnsinnig, dass mir meine Freude am bloggen und gestalten anzumerken ist – es tut mir psychisch wahnsinnig gut, die Resonanz, aber auch allein das Gestalten. Das mit den top100 finde ich ja toll, weiß aber noch nicht einmal, wo man das sieht. Suchen die über den Zufallsgenerator aus – denn ich gucke mir manchmal einige der Top-Beiträge an, die oben stehen. Konstant ist ja der Atheist-Media-Blog dort zu finden. – Ich finde die Hilfsbereitschaft hier im Blog so toll, wie z.B. Ruediger 3 Stunden lang voller Begeisterung in meinem Computer rumgekrabbelt ist.

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  8. Neee, von Kunstfiguren halte ich auch nichts. Mein blog bin ich, wie ich im realen Leben auch bin. Klar ist ein bisschen Exhibitionismus dabei, aber meine Freunde, die ich über meinen blog gewonnen habe, möchte ich nicht missen ——— und zwar die wirklichen Freunde, keine Kunstfiguren.
    LG Ute

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    • Ute, bitte, bitte, verstehe mich nicht falsch. Dein Blog besteht ja zu 95 % aus Fotos, sicherlich sehr schöne Motive, exzellent fotografiert und natürlich auch gut präsentiert. – Kann man anhand von Fotos sagen: „Mein Blog bin ich“. Wenn es so eindeutig wie bei Ruth wäre, könnte man sagen, sie ist eine Gärtnerin. – Vielleicht ist eine „Blogfigur“, die immer Bilder von Speisen zeigt, eine Köchin. Doch was bist du: Eine Reisende? Eine allseits Interessierte? Eine Naturliebhaberin? Alles davon? – Manche persönlichen Verbindungen im Blog sind noch zu zart, um sie als „Freundschaften“ bezeichnen zu können, aber auf jeden Fall bin ich über die Mailkontakte, die zusätzlich existieren, sehr glücklich.
      Anfangen zu bloggen, gehörte zu meinen besten Entscheidungen nach 2000.

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  9. Exhibitionismus ist keine conditio sine qua non, im Blog kann ja eine reine Kunstfigur auftreten …

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    • Tapps, Finger zum Schwur heb und andere Hand nicht hinterm Rücken gekreuzt: Ich bin keine Kunstfigur und ich habe auch nur mit geistigem Ex…(itus) was am Hut.
      Ich hätte gern mal die „Figur Tapps“ im Blog lesend beschaut, aber da ist nichts – nur eine reine „Kunstfigur“?, nur ein Avatar, kein Blog! Doch aus deinen Kommentaren kann sich frau ja auch schon einiges zusammenreimen.

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      • „Ride a swine“ – kreierst du da gerade eine neue olympische Disziplin?
        Die Figur Tapps bloglesend willst du doch nicht wirklich sehen, so Unterhemd in die Unterhose gestopft, dass die Zipfel an den Beinen raushängen! Stell dir besser was schöneres vor!
        Ich glaube, bloggen bietet eben einen gewissen Lustgewinn, man befriedigt seine Neugierde indem man liest oder etwas publiziert und wartet, was für Reaktionen kommen. Vielleicht ists auch nur ne Übersprungshandlung, so aus der Sicht der Verhaltensforscher, man würde ja vielleicht gern noch was Schöneres tun …

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        • Tapps, mit dem „swine riding“ hast du mir meine geheimsten Wünsche aus der Seele gelesen.
          Natürlich meinte ich nicht, dich unterhosenzipfelnd vor dem Bildschirm mir vorzustellen, sondern deine „Übersprungshandlungen“ in wohlformulierter Sprache zu lesen, die ruhig mit ein paar fremdländischen Zitaten gespickt sein kann.
          Die bayrische Übersetzung von „hirundo maleficis evolat“ kennst du ja sicher. Bei Google ist sie mit drei zarten Pünktchen angedeutet.
          Mit dem „Lustgewinn“ hast du z.T. auch recht – und da ich diesen noch nicht ins Caféhaus verlagern will, blogge ich eben.
          Auf ein neues!

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