Die Gegend um den Nordbahnhof ist geprägt von Mauererinnerungen, Vergangenheitsbewältigung und Teilungs- und Todeserlebnissen. Hier, an der Bernauer Straße, konnten die Leute 1961 so unmittelbar wie kaum wo anders erleben, wie es ist, wenn eine Stadt geteilt wird. Die eine Straßenseite bleibt Westen – und die andere wird zugemauert, damit niemandd von dort in die Freiheit springen kann. Eine der bekanntesten Bewohner aus dieser Straße war Regine Hildebrandt, die spätere Ministerin in Brandenburg, die sich oft sympathisch um Kopf und Kragen geredet hat und dann nicht daran, sondern an einer heimtückischen Krankheit zugrunde ging. Doch meiner Meinung lebt sie in so vielen Erinnerungen, dass sie nicht wirklich tot ist.
In diesem Grenzstreifen steht eine Kirche – jetzt muss man allerdings sagen, „stand eine Kirche“, denn die wurde brutal in den 60er Jahren gesprengt, als störend entfernt. Zu ihrem Gedenken gibt es noch die Glocken und eine Kapelle zum stillen Gebet.
Hier, in dieser wirklich gut gemachten Mauergedenkstätte kann man sich gut über vieles aus dieser Zeit informieren. Sie ist wohl eines der meist besuchten Museen Berlins. – Doch, was will das heißen – das Jüdische Museum ist auch stark frequentiert, was aber die Verständigung bzw. den Antisemitismus nicht unbedingt geringer macht. – Und so denke ich auch, sind in den Köpfen der Leute noch immer sehr viele Ressentiments zwischen Ost und West erhalten.
Eine Gedenktafel mit Fotos und ein daneben stehendes erinnern an die Opfer, die sich mit Trennung nicht abfinden wollten. Auch Kinder sind dabei, die mit ihren Eltern gemeinsam den Tod fanden.
Und hier der Link zum Foto.
19. Oktober 2010 um 22:32
Danke, ich hatte das alles noch nicht gesehen. Tragisch.
Gefällt mirGefällt mir
20. Oktober 2010 um 01:45
Manchmal denke ich, vielleicht sollte ich nicht so oft mit Besuch dort hingehen – es hindert das Vergessen.
Gefällt mirGefällt mir
14. Oktober 2010 um 07:54
mir geht es an solchen orten auch immer ganz schlecht. das geht mir derartig unter die haut, fast so als wäre ich selbst betroffen. hier in leipzig fahre ich oft am amtsgericht vorbei – der letzten hinrichtungsstätte der ddr. schaurig! und immerhin ist nun wieder eine gedenktafel dort angebracht, die ein paar monate lang verschollen war.
Gefällt mirGefällt mir
14. Oktober 2010 um 12:17
Wortfeile, liebe, mir geht es ähnlich – doch dann bin ich wieder froh, dass das alles schon für ein Menschenleben lange Zeit her ist. Ob wir jetzt die Einheit genießen oder über sie meckern, wird ihr nichts ausmachen, sie wird deswegen trotzdem formal bleiben. Wann sie endgültig in den Köpfen vollzogen sein wird – das ist in der Generation meiner Enkel schon sehr wahrscheinlich. Und, eine Voraussetzung, es darf kein starkes wirtschafltiches Gefälle zwischen Ost und West sein. Andersherum gibt es in den westlichen Bundesländern auch starke Unterschiede.
Die Hinrichtung gab es – Gott sei Dank – ja wohl auf dem Papier länger als in real, wie auch der § 175 kaum angewendet wurde, obwohl er noch im Gesetzbuch stand.
Gefällt mirGefällt mir