Claras Allerleiweltsgedanken


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Wolke 9 (7) oder „Verliebt man sich mit fast 70?“

Gestern Alter – heute Alter – morgen claraübliche Heiterkeit.

Da müsst ihr mit mir durch, wenn ihr das lest – aber nur, wenn ihr wollt. Es ist ein wirklich von mir ernst gemeintes Thema, denn ich und einige von euch sind ja auch nicht mehr 18 oder 35 oder 50 – also betrifft es viele von uns. Es geht um den Film am Do. in Arte „Wolke 9“ (gedreht 2008, Regisseur: Andreas Dresens, bei der Uraufführung in Cannes 10 Minuten standing ovations).

Inhalt:

Vornweg gesagt empfand ich den Film als laut und als leise – laut in allen Elektrogeräten wie Näh- oder Kaffeemaschine, Rasierapparat, Telefonklingeln, Eisenbahngeräuschen und in den Reaktionen des betrogenen Ehemannes – leise in den Dialogen des Liebespaares; (viel zu leise für schlecht hörende Seniorinnen, die dem Dialog lauschen wollten) und leise auch in ihren Empfindungen.

Ich empfand ihn auch als alt und als neu – alt wirkte er auf mich durch die Wohnungseinrichtungen, die hätten DDR der 70er Jahre sein können. Vielleicht war das der Hauptdarstellerin Ursula Werner (* 1943; dafür mit dem deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden) geschuldet, eine der bekanntesten Schauspielerinnen im Berliner Maxim-Gorki-Theater im letzten Jahrhundert, die eine fast 70jährige darstellte.Neu war er, weil man Liebe im Alter bis zur Schmerzgrenze visuell und akustisch darstellte – mir hätte manchmal etwas weniger Darstellung und mehr Phantasie ausgereicht. Dieses Gefühl habe ich aber auch schon bei jungen, attraktiven Schauspielern gehabt – Ich will auch da nicht von A wie „Animieren“ (oder „Anmache“  – je nach Filmgengre) bis Z wie  „Zur Seite roll und Einschlaf“ dabei sein – das würde ich im realen Leben auch nicht wollen, ich bin doch kein Spanner). Ich  muss nicht alles bis ins Detail sehen und hören, ich habe Phantasie genug und ich bin doch in keinem Oskar-Kolle(?)-Film.

Besonders erheiternd fand ich den Regieeinfall, einen Chor von Damen um die 70+ mit leicht lüsternem Gesicht frivole Lieder singen zu lassen und hinter den Gesichtern die verschiedenen Gedanken zu erahnen – köstlichst!

Inhalt lt. Wiki: Inge geht auf die 70 zu und ist seit dreißig Jahren mit dem älteren Werner verheiratet. Die Ehe verläuft routiniert, ist aber noch in Takt. Die Beiden haben noch Sex und sind bis Dato glücklich. Sie ist Änderungsschneiderin und er ist pensionierter Lehrer, der sich die „Eisenbahn“ zum Hobby gemacht hat. Als Inge für den noch älteren Karl (76) eine Hose ändert, beginnt sie eine Affäre mit ihm. Erst kämpft sie noch dagegen an, weil sie ihre Ehe nicht aufs Spiel setzen will, doch gegen ihre Gefühle ist sie machtlos. Nachdem sie sich ihrer Tochter Petra (Werners Stieftochter) anvertraute und von ihr den Rat bekam Werner nichts zu sagen, beichtet Inge schließlich ihre neue Liebe. Es kommt zum Streit und sie zieht zu Karl. Nach einem gemeinsamen Familienfest gehen die Eheleute noch ein Stück zusammen und erinnern sich an gemeinsam Erlebtes. Später trennt sich Inge von Werner, der es scheinbar verkraftet. Eines Nachts erhält sie einen Anruf von Petra…. Nach der Beerdigung lebt Inge bei Karl.

Für mich blieb offen, hat der beim Erfahren der Situation sehr rabiat, fast schon brutal reagierende Ehemann seinem Leben selbst ein Ende gesetzt oder waren es natürliche Ursachen. Karl, der Liebhaber, hatte so etwas humorvolles, verständnisaufbringendes – aber auch ein Feuer der Leidenschaft in sich – ich konnte sie verstehen – aber nach 30 Jahren Ehe, wenn alles schon in den festesten (Abstell-)Gleisen verläuft, ist so ein „Umrangieren“ gar nicht so leicht.

Ich würde mich freuen über Meinungen, besonders von Leuten,die den Film auch gesehen haben.