… können ein neues Leben hervorrufen, unter Umständen aber auch eines beenden.
Die Geschichte spielte sich im Sommer 1984 ab. Der Haupt“held“, um den es damals und heute geht, war schon 13 Jahre jung und noch nicht 14 Jahre alt – ein Lebensalter, in dem man schon gewisse Verstandesleistungen erwarten konnte.
Die Sonne schickt sich allmählich an, in den Scharmützelsee zu tauchen. Eine leichte Brise schaukelt das Segelboot im Hafen und lässt den Tee in den Tassen und das Bier in den Gläsern schaukeln. Die Patchworkfamilie – bestehend aus dem „Kapitän“ der „Cetus“, den beiden „Hilfsmatrosen“ Theres und Clemens und dem Ersten Offizier in Form meiner Person – saßen beim Abendbrot an Deck. Die Stimmung, die sich über den See breitete, war beschaulich und schön.
Das Essen war beendet – Clemens, der kleine Segeleleve, hibbelt herum und weiß kaum wohin mit seiner überschüssigen Energie. Für einen 13jährigen bietet so ein Boot zu wenig Auslauf, vielleicht täte es ein alter Dreimaster. Theres sitzt gemütlich auf der Bank in der Plicht, die Beine hoch, und steckt die Nase in ein Buch mit mathematischen Rätselaufgaben.
Die Großen sitzen gemütlich am Tisch und wollen den Tag ausklingen lassen. Clemens spielt mit den vom Großbaum hängenden Schlaufen der Bändsel, die zum Reffen oder Zusammenbinden des Großsegels gebraucht werden. Aus Jux und Dollerei und kindlicher Blödheit steckt Clemens seinen Kopf hinein. Ich quittiere das mit einer unwilligen Bemerkung „lass diesen Blödsinn“ und das Gespräch plätschert wieder leise vor sich hin.
Plötzlich stößt der baumlange Kapitän den zum Glück schon abgeräumten Tisch um, weil er blitzschnell aufsteht. In diesem Moment fällt mein Blick auf meinen Sohn und ein angstvolles „Clemens“ kommt aus meinem Mund. Peter schnappt den kleinen Kerl, der bewusstlos in der Schlinge hängt, die Schwester fängt zu weinen an – und ich staune nur über Peters Reaktionsgeschwindigkeit. Ich glaube nicht, dass diese Situation zu seinen täglichen Übungen gehört. Er setzt Clemens in der Kajüte auf die Bank und verpasst ihm leichte Backpfeifen, bis er ihn ins Bewusstsein zurückgerufen hat. Clemens erstaunter Blick und die nasse Hose zeigen uns, dass er ziemlich tief bewusstlos gewesen sein muss.
Schwesterchen hat noch den ganzen Abend geweint, auch wenn der kleine (freche) Bruder schon wieder seine Witze machte. Sie war so aufgeregt, dass sie von uns ihren ersten Schnaps im Leben zur Beruhigung spendiert bekam.
Clemens lebt offensichtlich gefährlich, aber immer wieder bewahrt ihn ein Schutzengel davor, dass ihm was Schlimmes und uns großer Kummer widerfährt. Die „Geschichte von den Füßen aus dem Fenster“ handelt von einem Zweijährigen und seiner Schwester, der einen Großeinsatz der Feuerwehr verursacht. In „Schrecksekunde“ erzähle ich, wie er es mit 7 Jahren noch einmal schafft, nicht aus dem 6. Stock zu fallen.
Im Laufe seines Lebens bis zu seinem heutigen 40. Geburtstag hatte er noch einige Situationen, wo er gerade noch so von der Schippe gesprungen ist – und alle waren selbst verursacht, keines war eine „Krankheits-Schippe“, sondern fast alle hatten mit Sport oder Fahrzeugen zu tun.
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Ich wünsche dir, dass du die Leben von zwei Katzen für dich verbrauchen kannst, denn die von einer hast du wohl schon ver(sch)wendet.
Und weiterhin wünsche ich dir, mein lieber S. Clemens, dass du noch lange, noch oft und noch immer so geschmeidig „von Bord“ gehen kannst wie hier von der „Cetus“, als du noch sehr klein und sehr jung warst.