Claras Allerleiweltsgedanken


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„Sag zum Abschied …“

leise Servus …

Da ich keinen Abschiedsposttourismus initiieren möchte, nenne ich weder den Blog mit dem bewegenden Abschieds“brief“ noch die Bloggerin, die uns mit traurigem Herzen daran teilhaben ließ.

Ich kannte sie nicht – aber ich kann sie ein ganz kleines Stück im Nachhinein verstehend begleiten. Sie hat ganz in der Nähe meiner geliebten Fischerinsel gewohnt. Deswegen lasse ich ihr jetzt von den beiden bekanntesten Kirchen der Innenstadt einen Gruß zukommen und die Türme der Marienkirche und vom Dom für sie leuchten.

Vielleicht ist es gut, dass ich sie zu ihren Blogzeiten nicht kannte oder gar persönlich näher kannte, denn sonst würde es mir noch mehr unter die Haut gehen als jetzt schon.

Nie werde ich dieses harte, für mich sehr verurteilend klingende Wort Selbst-Mord verstehen können. Ein Mord ist für mich immer etwas Ungesetzliches, was man einem anderen antut, und das noch mit Vorsatz. Diese frei gewählte Beendigung des Lebens ist für mich ein Freitod oder eben ein Suizid, über den kein Mensch, auch keine kirchliche Instanz, rechtend urteilen darf.

Christen sagen: „Gott hat uns das Leben geschenkt, er allein hat nur das Recht, es uns auch wieder zu nehmen.“ – Leider bin ich da anderer Auffassung. Ich halte meine Eltern maßgeblich dafür verantwortlich, mir das Leben geschenkt zu haben – und über ein Ende möchte ich – unter Umständen – selbst bestimmen – nicht warten müssen, bis unter unwürdigen, vielleicht auch schmerzhaften Bedingungen quäntchenweise mein Leben erlischt.

Für mich ist jeder Suizid ein frei gewählter Abschied, weil eben der traurige Umstand eingetreten ist, dass der Tod schöner und besser erscheint als das Leben. Wenn wir alle als Freunde, Verwandtschaft, Bekanntschaft und Arbeitsumwelt nicht in der Lage sind, jemandem zu helfen, der Hilfesignale aussendet, dann sollen wir ihn im nachhinein auch in Frieden ruhen lassen. Hilfe und Unterstützung, Kontakt und Liebe kann es nur zu Lebzeiten geben – danach ist alles zu spät.

Man muss nicht immer psychisch krank sein, um es in diesem Leben nicht mehr zu schaffen. Wenn das, was man kann, immer weniger wird, und das, was man nicht mehr kann, immer mehr wird, der Kopf aber noch junge Ziele und Vorstellungen hat, wird die Diskrepanz zwischen Wollen und Können immer größer. Gut, wer dann seine enttäuschten Gefühle mit Partner/in, guten Freunden oder mit der Familie teilen kann.

Was, wenn Schmerzen den Bewegungsradius immer stärker einengen, bis jeder Schritt zur Qual wird. Was, wenn andere Behinderungen den Kontakt zu anderen so stark einschränken, bis innerhalb dieser Schranken nur noch eine Person steht.

Wenn diese Person einen Abschied dem Bleiben vorzieht, wer will den ersten Stein auf sie werfen? Wer wagte es dann zu sagen: „Nein, Suizid ist kein Weg, er ist nur ein Ausweg für Feiglinge“. Nicht jede/r kann immer nur mutig sein.

„Selbstbestimmt “ kann für mich auch bedeuten, die Nachricht vom Tod selbst zu verbreiten – denn wer kennt bei Alleinstehenden schon so genau den Freundes- und Bekanntenkreis. Hier in dieser einigermaßen homogenen Bloggergemeinschaft halte ich es durchaus für angebracht, sich auf diese Weise zu verabschieden. Wenn der Anlass nicht so traurig wäre, würde ich den Post als „lyrisch“ bezeichnen.

Ich weiß, dass ich es eben so machen würde.

Ich finde es immer gut zu wissen, wo der Notausgang ist, durch den man schnell und sicher ins Freie huschen kann. Das Leben ist nicht immer so bunt, wie es hier auf dem Blog meist dargestellt wird. Mit solchen Worten will ich euch keineswegs erschrecken.

Ein letzter Gruß - denn ein Rettungsring hilft jetzt auch nichts mehr.

Liebe X., ich wünsche dir, dass deine Seele Ruhe und Frieden gefunden hat.