Monate, Quartale und Halbjahre haben eine gemeinsame Eigenschaft: Sie vergehen, fließen dahin und hinterlassen bestenfalls gute Erinnerungen. Und dieser Post muss trotz anders lautender Versprechungen heute kommen, sonst sind alle Informationen darin zu veraltet.
Am letzten Tag des ersten Halbjahres war wieder einmal Turnier in meiner Lieblingssportart: Doppelkopf. Ich kann dabei meinen Blutdruck mindestens so hoch peitschen wie bei einem 100-Meter-Sprint – und dabei spielt keine Rolle, ob aus Freude über einen „Doppelkopf“ (Extrapunkt) mit dem eigenen Fuchs (Karo As), der auch noch den gegnerischen Fuchs (wieder ein Extrapunkt) gefangen hat. Da kann ich vor Freude auf den Tisch trommeln oder im Karree springen – ruhig und zurückhaltend wie ich eben so bin 😉 🙂
Das Gegenteil ist der Fall, wenn meine durch die Karten zugeteilte Mitspielerin in dieser Runde nur Scheiße Mist baut, was beim Turnier allerdings kaum vorkommt, aber beim Spielen am Donnerstag. Die Reihe der gravierenden (Anfänger-)Fehler kann so lang sein, dass ich – obwohl um meinen Zahnbefund fürchtend – symbolisch in die Tischkante beiße und mich so ärgern kann, dass das auch keine mehr übersehen oder überhören kann. Für mich ist Doppelkopf das, was für andere der Fußball ist: Ein Spiel auf Leben und Tod der Ehre und des logischen Denkens.
Wenn ich dagegen ununterbrochen schlechte Karten wie diese habe, kann ich das noch mit relativer Gelassenheit hinnehmen – ist eben so. Und so war es an diesem Turnierabend. Diese Karten kann man nicht in groß und scharf zeigen, denn dann kommen allen, die Ahnung haben, die (Mitleids-)Tränen.
Lange Rede, wenig Sinn: Es kommt zur Preisverleihung. Die letzte bekommt einen „Trostpreis“ in Form eines alkoholischen Getränks. Aufgerufen wird „Christine“. – Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ich mich angesprochen fühlte, denn schließlich heiße ich ja Clara. Doch als ich von meinen Mitspielerinnen angestoßen wurde, die natürlich annahmen, ich hätte es nicht gehört, erwachte ich wie aus einem schlechten Traum. DAAAAS war mir ja noch nie passiert: Ich – die letzte – aber nicht „das letzte“, das wollen wir mal klarstellen.
Als ich meinen Preis genauer betrachtete, wurde ich sofort an das am nächsten Abend stattfindende Italien-Spanien-Duell Spiel erinnert. Jetzt, wo ich den Post schreibe, weiß ich das Ergebnis noch nicht. Ich weiß nur definitiv, die hier rechts im Bild spielen (wohl) nicht mehr mit, das habe sogar ich mitbekommen.
Vielleicht soll der italienische Wein wirklich Omen werden. Wenn der Post erscheint, wissen alle, ob die Flasche ihre Schuldigkeit getan hat oder nicht. Es ist also die Frage: Spendieren die Italiener den Spaniern einen guten Wein oder trinken sie diesen Fusel diese Flasche hier selbst auf ihren Sieg??? – Jetzt ist es 00.05 Uhr , wir alle wissen, der Wein war nicht gut, denn sie müssen ihn selbst trinken. Bis zum 2:0 habe ich tapfer durchgehalten. Als ich das nächste Mal bei meinem Sohn auf die Großbildleinwand guckte, stand es 4:0 und ich konnte nach Hause gehen. – Sehr spektakuläres Ergebnis für die Spanier: Olé und Gratulation!!!!
Wenn die Krone auf dem Schraubverschluss (was schon auf keinen guten Wein hinweist) ein Omen ist, dann trinken sie ihren prickelnden Rosé selbst. Übrigens, das ist doch fast ein perfektes Makro: Die Krone scharf, die Blumen in verschwommen, was will mein Fotografenherz mehr.
So, das war jetzt alles zum „Ausläuten“ des Monats/Quartals/Halbjahres geschrieben. Doch ich hatte ja oben auch ein „Einläuten“ versprochen, was im Grunde genommen nichts mehr mit feinem ästhetischem Geläute zu tun hatte, sondern ein einziges Gerummse, Gepoltere und Gedonnere war. In vielen, vielen Blogs Berliner Blogger konnte ich mich vergewissern, dass es dort auch so war.
Echt und ehrlich: Sooooooooo ein Gewitter habe ich noch nie erlebt oder ich war nie in so „dramatischer“ Umgebung dabei oder ich habe es einfach vergessen. Ich fuhr schon vom Turnier gegen 1.00 Uhr in der Frühe im sogenannten Wetterleuchten nach Haus. Zu Haus angekommen, lockte mich plötzlich ein Stark-Regen-Geräusch auf den Balkon. Halleluja, kann das schütten. Die Zeiger gingen auf 2.30 Uhr zu. Und plötzlich brach ein wahres Inferno von Blitzen los, ein kleiner Gedanke an das Jüngste Gericht konnte schon aufkommen. Ich hatte das Gefühl, es kamen drei Fronten gleichzeitig auf uns zu und vereinigten sich über meinem Kopf – lautstark und grell natürlich. Da gleich neben mir das Kraftwerk mit seinen drei Schornsteinen steht, fühlte ich mich erstens sehr geschützt, aber zweitens auch toll unterhalten. Taghell beleuchtete Türme, nachts um drei – wo hat man das schon. Für Stativfotos war ich zu blöd und an ein Video habe ich nicht gedacht. Ich war auch von den Blitzen zu fasziniert – es waren wunder-, wunderschöne 25 Minuten Naturschauspiel – DANKE, liebe sich ausgleichende Luftmassen oder so, ich habe es genossen.
Kurz nach 3.00 Uhr war alles vorüber und ich konnte sehr gut einschlafen.