Claras Allerleiweltsgedanken


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Luxus – das Gegenteil

(Der Anfang des Artikels ist am 9. Juli zu finden.)

Leute wie du und ich, keine Alkis, keine Kiffer – sie durchsuchen die Papierkörbe nach Flaschen, gehen durch die S-Bahnen und betteln um etwas Essbares. Manchmal habe ich das Gefühl, irgendwer wirtschaftet Deutschland systematisch in die Armut.

Das ist aufgenommen beim Festival der Kulturen. Diese Flaschensammler haben ja nebenbei noch den unschätzbaren Vorteil, dass nicht so viele zersplitterte Flaschen auf den Straßen herumliegen. – Der hier mit seinem Einkaufswagen war recht pfiffig.

Als ich so um den 6. Juli dabei war, an diesem Post zu schreiben, „begegnete“ mir was eigenartiges. In meinem Kasten, an dem groß ein Anti-Werbung und auch Anti-Zeitungsaufkleber prangt, steckte eine der kostenlosen Zeitungen, die „Berliner Woche“. Wenn schon einmal drin, landen sie fast immer in der großen runden Tonne, doch dieses Mal nahm ich sie mit nach oben. Thomas Schubert hatte darin einen Artikel veröffentlicht: „Flaschensammler auf BestellungEine Idee verändert das Geschäft mit dem Pfand“ – zu finden unter http://www.pfandgeben.de – dieses Portal wurde von dem Studenten Jonas Kakoschka gegründet – ich finde, eine Form des sozialen Engagements.

Aus der Faulheit der einen (ihre Flaschen selbst abzugeben, vom „Tatort“ mitzunehmen) und der Armut der anderen, die sich zu ihrem mageren Hartz-IV-Satz etwas dazu verdienen wollen oder müssen, ist eine Internetbörse entstanden mit dem Ziel, dass die einen das Leergut verschenken und die anderen es in dringend benötigte Sachen umsetzt – ich hoffe mal ganz sehr, dass das nicht Alkohol ist. Die Sammler machen das bestimmt nicht aus Jux und Dollerei und niemand ist berechtigt, diesen Menschen ihre Würde abzusprechen, kein Amt und keine Privatperson.

Thomas Schubert berichtet von einer Sammlerin, die in dieser Börse als „Flaschenfee“ verzeichnet ist. Sie sucht dringend nach einer richtigen Arbeit, hat jedoch keine Ausbildung abgeschlossen. Sie gibt diese Flaschensammelei beim Jobcenter als Nebenverdienst an, da sie 100 € im Monat zuverdienen darf. Von diesem Geld kauft sie was für ihre Tochter, die sehr oft zurückstecken muss, weil ihre Mutter weitaus weniger Geld zur Verfügung hat als die anderen Mütter in der Umgebung.

Ich finde es gut, dass die Jobagentur schlecht in der Lage sein wird, die Anzahl der gesammelten Flaschen genau zu prüfen, so dass meinetwegen solche Leute auch monatlich weitaus mehr Geld zusammensammeln und zusammentragen können, als sie dürfen. – Meinen Segen haben sie!