Teil 1
Es wird zu lesen sein über:
Chiara – die Hauptakteurin, und Harald – ihren Mann, Tobias– der gemeinsame Sohn
Gitta – Chiaras Freundin und ihr Mann Marc(us), Victoria – ihre Tochter
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„Das wird jetzt wieder eine lustige Stunde“, denkt Chiara. Sie ist im dritten Studienjahr an der Pädagogischen Hochschule Potsdam und ärgert sich in regelmäßigen Abständen darüber, dass hier alles so „verschult“ ist. Der Studienablauf lässt das Flair einer Uni absolut vermissen. Vor der „Vorlesung“ im „Klassenzimmer“ hängt sie ein wenig ihren Gedanken nach.
Ein Blick auf ihr Namensschild lässt ihre Gedanken in die Kindheit schweifen. Wie oft musste sie sich von ihren Mitschülern wegen ihres Namens
auslachen lassen – nur weil die zu blöd waren, ihren Vornamen richtig zu sprechen oder zu schreiben. Noch häufiger wurde sie wegen ihres Familiennamens und/oder wegen ihres südländischen Aussehens gehänselt. Manchmal, wenn ihr diese Stänkereien zu viel wurden, beklagte sie sich beim Abendgebet: „Warum hat sich Mama gerade in Papa aus Sizilien verliebt? Hättest DU das nicht verhindern können? Und mich dann noch mit Omas Namen zu strafen – das war wirklich zu viel! Und wie kannst du erlauben, dass jemand La Ratta heißen muss – das ist richtig gemein von dir!“
Am nächsten Morgen jedoch, wenn papà mit ihr am Frühstückstisch lachte wie nur er das konnte, war aller Kummer vergessen. In den Sommerferien bei ihrer wunderbaren Großmutter am Meer war sie richtig glücklich, dass sie als einziges Kind aus der Klasse jedes Jahr nach Süditalien reisen konnte – das große Verreisen war damals noch nicht so Mode – und zumindest in dieser Zeit war sie stolz auf ihren Vornamen. An diesen wunderschönen Brunnen in Palermo erinnerte sie sich auch noch gern, als sie nicht mehr hinfuhr, weil die Großmutter nicht mehr lebte.
Doch jetzt wird es Zeit, sich auf den „Unterricht“ zu konzentrieren, denkt Chiara. Schnell noch mal durch die Haare wuscheln, einen prüfenden Blick in den Spiegel werfen und den Ausschnitt etwas zurecht ziehen. Inzwischen ist sie stolz auf ihre väterlichen Gene und will diese gerade jetzt für den zu erwartenden Dozenten richtig zur Geltung bringen.
Sie erinnert sich lächelnd an den letzten Semesterball, an dem sie beide DAS TANZpaar waren. Harald will ja immer nicht so richtig … – … tanzen natürlich.
Und da betritt der Schwarm aller Studentinnen den Raum – gutaussehend wie immer, verheißungsvoll lächelnd wie immer. Aber … er ist nicht allein. Neben ihm eine sehr hübsche und sehr verlegen wirkende junge Frau oder besser gesagt Studentin. Als sie von dem Dozenten vorgestellt wird, überzieht eine deutlich sichtbare Röte ihr Gesicht. Ihre langen, blonden und lockigen Haare lassen diese Frau ein wenig engelsgleich wirken.
Sie schaut sich schon mal nach einem freien Platz um. In der letzten Reihe entdeckt sie einen. Sie fragt pro forma und setzt sich. Verstohlen mustert sie ihre neue Nachbarin. Gitta denkt: „Die sieht aus wie eine Italienerin.“
Sie murmelt kurz ein „ich heiße Gitta“. Irgendwie hat sie das Gefühl, dass die anderen Studentinnen leicht grinsen. Sie sind aber auch ein witziges Gespann: die eine sehr groß, sehr dunkelhäutig und fast schwarzhaarig, sehr lebhaft und auch schon sehr „alt“ – die andere, die „Neue“, wie sie lange noch genannt werden wird, sehr zartgliedrig, sehr ruhig, sehr blond und sehr jung.
In der Pause hakt Chiara neugierig nach (‚Wissbegierde‘ ist ihr zweiter Vorname): „Du heißt wirklich nur Gitta?“ Etwas verlegen räumt ihr Gegenüber ein, dass im Ausweis „Margitta“ steht, aber dieser von der Oma geerbte Name gefällt ihr nicht so recht, deswegen die Verkürzung. Dann erzählt sie noch schnell, dass sie jetzt auch einen anderen Familiennamen hat, weil sie in den Semesterferien geheiratet hat.
Sie schaut etwas unschlüssig auf Chiaras grinsendes Gesicht, die meint: „Was meinst du, wer für meine Namen zuständig ist? Für meinen früheren Familiennamen natürlich mein sizilianischer Papa, aber seit der Hochzeit heiße ich ‚treu deutsch‘, für meinen Vornamen ist meine italienische Oma zuständig. Inzwischen bin ich stolz auf meinen Vornamen.“
Sie kommen schnell in vertraulicheres Plaudern. Nicht gleich sofort, sondern erst Tage später erzählt Chiara von ihren schrecklichen Kindheitserfahrungen wegen ihres Namens. Wie oft hörte sie hinter sich ein „Ratten-Spaghetti-Geschrei“, womit natürlich sie gemeint war – in doppeltem Sinne: dünn wie eine Bohnenstange und schnell wie eine Ratte und mit Spaghettis ernährt. Wurde das Geschrei noch ärger, wurde es auf „Spaghettifresser“ ausgedehnt. Das waren dann die Tage, wo Chiara mit leicht verheulten Augen nach Haus kam, aber auf Nachfragen immer ganz tapfer antwortete „nein, nein, es ist wirklich nichts.“ Gitta konnte auf Anhieb verstehen, dass Chiara dadurch etwas dünnhäutiger war als andere.
Gitta stellt ganz schüchtern die Frage: „Du bist ja um einiges älter als wir, warum studierst du erst jetzt?“. Das Alter wird von Chiara unkompliziert mit 31 bestätigt, mehr sagt sie jedoch nicht. Wie auf Kommando kramen beide in ihren Brieftaschen, um sich Fotos ihrer Kinder zu zeigen. Gitta zeigt die kleine, süße Dreijährige und murmelt: „Auf Wunsch ihres Papas heißt sie Victoria!“ – Und Chiara meint bei dem Foto ihres 10Jährigen grinsend: „Um den Namen Tobias haben wir gewürfelt, weil wir uns nicht einigen konnten“
Als die beiden noch feststellen, dass beide am Studienort wohnen und für diese große Stadt gar nicht mal soooooooooo weit auseinander, freuen sie sich ehrlich darüber.
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Teil 2
Und so wurde ein freier Platz der Beginn einer engen Freundschaft zwischen zwei Frauen, die unterschiedlicher hätten kaum sein können.
Ihre Studienergebnisse verbesserten sich auf beiden Seiten zusehends, denn sie ergänzten sich sehr gut und arbeiteten bei allen Klausuren hervorragend zusammen. – Im Laufe der Zeit waren nicht nur die beiden Frauen befreundet, die Männer wurden in diese Freundschaft einbezogen – natürlich auch die Kinder. Chiara und Gitta waren die beiden einzigen in der Studiengruppe, die schon Kinder hatten. Bei Chiara als „Spätberufene“ war das nicht so verwunderlich, sie hatte ihr Studium erst angefangen, als der 30. Geburtstag schon in Sicht war. Gitta hatte es sich als 19jährige Mutter manchmal leichter gewünscht. Als ihr alles über den Kopf wuchs, hatte sie ein Studienjahr ausgesetzt und war deshalb später zu dieser Studiengruppe gestoßen.
Die sommerlichen Wochenenden verbrachten die beiden Paare oft gemeinsam und lümmelten dann in Parks oder Schwimmbädern rum. Die beiden Kinder kletterten auf den Skulpturen herum, was sogar erlaubt war.) (Da die Geschichte schon vor vielen Jahren spielt, sind die Fotos inzwischen vergilbt.)
Gitta hatte gehofft, dass ihr Mann Marc durch Hochzeit und Ehe bereit sein würde, mehr Verantwortung zu übernehmen. Nach knapp vier Jahren „wilder Ehe“ fuhren sie feierlich zum Standesamt und traten vor den Traualtar, was aber nichts an der „Junggeselleineinstellung“ von Marcus änderte. Seiner Meinung nach waren alle Pflichten Gittas Aufgabe und alle Rechte die seinigen. Das bekam das „alte Ehepaar“ Chiara und Harald bei den verschiedensten Treffen allmählich mit. Mit nichts konnten sie Marcus davon überzeugen, dass mit dem alleinigen Abholen von Victoria aus dem Kindergarten nicht alle seine väterlichen und familiären Pflichten abgearbeitet wären.
Kurz vor Ende des Studiums fiel es Chiara auf, dass Gitta erstens immer dünner wurde und zweitens in größeren Abständen mit irgendwelchen Verletzungen auftauchte. Die Auskünfte hörten sich so oder ähnlich an: „Ich habe mich gestoßen, ich bin ausgerutscht, ich bin gefallen.“ Anfangs glaubte Chiara das noch, doch als Gitta ihre Hosen abstreifen konnte, ohne den Reißverschluss zu öffnen, hakte sie nach, ohne sich wieder abwimmeln zu lassen.
Gitta erzählte unter Tränen, dass Marcus, der sich aber nur Marc rufen ließ (vielleicht träume er davon, ein abgespeckter Marc Aurel zu werden?), mit der Belastung durch Arbeit und Familie nicht fertig wurde – er fühlte sich um seine Jugend betrogen, zog nur noch mit Kumpels um die Häuser und trank immer und immer wieder – mehr, als er vertragen konnte. Nicht nur die Betreuung des Haushalts und der fast vierjährigen Victoria lag einzig in ihren Händen, auch um Geld musste sie sich allein kümmern, denn seines blieb in Kneipen und beim Glücksspiel. –
Fühlte Marcus mal wieder ‚großen Weltschmerz“ und wollte seine Frau nach seiner Kneiptour nicht mit dieser übel riechenden Schnaps- und Nikotinleiche ins Bett, dann wurde er grob, dann wurde er brutal und schlug zu – einmal, zweimal – oft so lange, bis Victoria schreiend aus ihrem Bett kam. Sie war die einzige, die seine Wutausbrüche stoppen konnte.
Irgendwann kam Gitta am späten Abend zu Chiara in die Wohnung und schluchzte herzzerreißend „Ich bin schwanger. Aber ich will kein weiteres Kind von Marcus, wir haben keine gemeinsame Zukunft mehr.“ Sie war innerlich total zerrissen, denn der Gedanke an eine Unterbrechung war ihr ein Horror.
Ganz begriff Chiara dennoch nicht, wie es in dieser Situation zu einer Schwangerschaft kommen konnte, denn die Lage war ja schon lange sehr angespannt. Gitta murmelte unter Schluchzen etwas von einer „Vergewaltigung“ – und da war Chiara mit ihrem Gerechtigkeitssinn nicht mehr zu stoppen. Mit Gittas Einwilligung kümmerte sich Chiara um einen Untersuchungstermin in der Gyn. Wechselseitig berichteten beide Frauen bei der Ärztin von dieser ungewollten Schwangerschaft bzw. wie sie zustande gekommen ist. Chiara begleitete ihre Freundin auf diesem schweren Weg und blieb im Krankenhaus bei ihr. Sie liebte Gitta wie eine jüngere Schwester, sie hatte sich schon immer eine Schwester gewünscht. Sie wusste genau, wie sehr sich Gitta ein zweites Kind wünschte – aber nicht unter diesen Bedingungen und nicht von diesem Mann.
Jetzt war Gitta auch bereit, mit Chiara über die Misshandlungen in der Ehe zu sprechen. Es kamen Einzelheiten an den Tag, die Chiara die Haare zu Berge stehen ließen. Immer und immer wieder nahm sie ihre Freundin in den Arm, strich ihr die Tränen weg und versprach ihr Hilfe und Unterstützung. Gitta wollte ihn jedoch nicht anzeigen, obwohl sie alle Argumente dafür in der Hand hatte – er war ihre große Jugendliebe. Doch als sie eines Tages auf dem linken Ohr nichts mehr hörte, schleppte Chiara sie zum Arzt und zu einem Anwalt. Der Arzt stellte fest, dass eine Ohrfeige mit der hohlen Hand das Trommelfell verletzt hatte. Das gab dann den Ausschlag für die Scheidung. Chiara und Harald halfen ihr bei allen Formalitäten und standen Gitta in allen Situationen mit Rat und Tat zur Seite. Die Scheidung ging schneller als erwartet und Marcus verließ bald darauf die Wohnung. Am meisten hatte ihn wohl die Aberkennung des Sorgerechts für Victoria getroffen.
Der Freundeskreis half beim Auszug und bei der Neugestaltung der Wohnung, so dass Gitta ihre Wohnung mit Victoria allein hatte und sich ohne Angst darin bewegen konnte.
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Teil 3
Trotz all dieser Widrigkeiten schafften beide ihr Studium mit sehr guten Ergebnissen. Sie hatten sich beide in ihrem Wohnort beworben, nur an unterschiedlichen Oberschulen, die heutzutage Gymnasien sind. Das Schicksal oder ihr Familienstand war ihnen hold und nach den letzten Semesterferien standen sie beide das erste Mal vor ihren Klassen.
Chiaras Hobby, das Schreiben von Geschichten, kam jetzt erst einmal ein wenig zu kurz, wurde aber nie ganz aufgegeben. Lange Zeit hatte sie es still für sich gemacht, denn Sprache und Worte waren schon immer ihre große Leidenschaft – (deswegen auch Deutschlehrerin). Als sie ein paar Artikel eingeschickt hatte, bekam sie in einer kleinen Regionalzeitung die Möglichkeit, wöchentlich eine Kolumne zu schreiben – unter einem Pseudonym. Als sie Gitta diese Artikel vorlas, war diese hellauf begeistert und guckte sich auch nach Themen um, über die Chiara „kolumnieren“ konnte.
Ihrer Freundschaft konnte die Berufstätigkeit nur wenig anhaben – sie fanden immer noch Zeit, um miteinander zu plauschen, zu feiern und sich zu helfen. Als Harald mal gerade dann auf Dienstreise war, als auch Chiara an einem auswärtigen Seminar teilnehmen wollte, bekam Victoria mal kurz einen „großen Bruder“ – Tobias und sie verstanden sich super, besser, als alle es bei diesem Altrsunterschied erwartet hatten. Victoria schlief öfter schon mal bei „Tante und Onkel“ – aber inzwischen war sie so groß, dass sie Harald und Chiara zu den beiden sagte.
Als die beiden Frauen mal einen Abend so ganz für sich hatten, überkam Chiara ein besonderes Mitteilungsbedürfnis. Erst Monate später begriff sie, dass man manche Sachen niemandem erzählen durfte, auch der besten Freundin nicht.– Lange schon belastete etwas ihre Seele und ihr Gewissen, was sie bisher weder Harald noch einem anderen Menschen erzählt hatte. Die Gründe führte sie hier nicht groß an, sondern sagte ziemlich gerade heraus: „Ich bin fremd gegangen, damals bei dem Seminar, wo Tobias bei dir geschlafen hat.“ Gitta fiel fast der Eislöffel aus dem Mund: „DUUUUUUUUUU? Das glaubst du doch selbst nicht!“ – So, jetzt war es ausgesprochen und konnte nicht mehr zurückgenommen werden. Gitta verstand zwar die näheren Umstände – aber Chiara hatte das Gefühl, sie verstand zwar mit dem Kopf, aber nicht mit dem Gefühl. – Oder??? Viel später hatte sie eine andere Auffassung darüber, was in Gittas Kopf in diesem Moment wahrscheinlich vorgegangen war.
Sie hatte sich schon mehrmals über ihre Freundin gewundert, manchmal sogar geärgert. Gitta sah man selten ihren Gemütszustand an – wohingegen bei Chiara jeder drei Meilen gegen den Wind ahnen konnte, ob sie gut oder schlecht drauf war. Sich bremsen oder gar zurücknehmen??? Sich nicht in die Sache Hals über Kopf reinstürzen? Darin ist Chiara nicht besonders gut– bei ihr gibt es nur ente oder trente. Wenn sie jemanden mag, dann mag sie ihn. Punkt. Ein bisschen mögen – das gibt es bei ihr nicht. Bei Gitta dagegen hatte sie so oft beobachtet, dass diese sch…freundlich zu Leuten war, die sie nicht wirklich leiden konnte. Harald äußerte mal so nebenbei über Gitta: „Die macht auch mit dem Teufel Geschäfte, wenn es ihr Vorteile verspricht. – Aber auch das Gegenteil konnte eintreten. Eine unbedachte Frage oder Bemerkung von jemand, dem sie im Normalfall wohlgesonnen war, konnte ausreichen, um diesen Jemand so abzukanzeln, dass dieser nicht mehr wusste, ob er Männchen oder Weibchen war.
Lange Zeit schob Chiara das auf die schlechten Erfahrungen, die Gitta mit Marcus gemacht hatte – aber im Laufe der Zeit war sie sich da immer weniger sicher.
Das Leben ging weiter und Chiara dachte bald auch nicht mehr an ihre Beichte. Den Gedanken, Harald von ihrem „Fehltritt“ zu erzählen, schob sie immer weiter weg, da sich das Klima in ihrer Ehe wesentlich gebessert hatte. Eine Zeit lang war es mal sehr, sehr angespannt gewesen, doch jetzt lief alles wieder rund. Ein paar Jahre zuvor war ein zweites Kind im Gespräch – doch allen Übungen zum Trotz wurde es nichts damit. Inzwischen fühlte sich Chiara zu alt dafür und erklärte das auch unumwunden, als sie mit Harald diskutierte. Seine ziemlich trotzige Reaktion in diesem Gespräch verstand sie nicht ganz. Da er zwei Jahre jünger war als Chiara, fühlte er sich im besten Papa-Alter und hätte gern ein kleines Mädchen um sich gehabt. Ob er deswegen immer so von Victoria angetan war?
Harald hatte einen sehr verantwortungsvollen Posten – doch warum er plötzlich so viele Dienstreisen unternehmen musste oder abends sehr oft erst spät am Abend nach Haus kam, verstand Chiara nicht und fand es seltsam. Noch seltsamer fand sie es, dass Gitta auf einmal auch viel weniger Zeit und Lust für ihre Treffen hatte. Der Höhepunkt der Seltsamkeit war, dass Harald aus einem wunderschönen Zelturlaub einige Tage früher abreiste, weil ihn die Pflicht rief. Ganz tief in ihrem Unterbewusstsein ahnte Chiara, dass diese „Pflicht“ auf den Namen „Gitta“ hörte.
Noch aus Studentenzeiten hatte sich ein Freundeskreis erhalten, der sich zu allen Geburtstagsfeiern traf. Gab es mal in einem Monat keinen Geburtstag, dann verabredete man sich zu thematischen Abenden, um über allseits interessierende Sachen zu reden. Obwohl der Kreis ziemlich groß war, standen sie alle mehr oder weniger untereinander in gutem freundschaftlichem Kontakt.
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Teil 4
Chiara und Gitta hatten sich einige Zeit lang nicht mehr gesehen, Gitta hatte immer eine andere, jeweils glaubhaft klingende Erklärung, warum es gerade nicht passte. Für Chiara verstärkte sich der Verdacht, dass Gitta und Harald ein Verhältnis oder zumindest eine sehr, sehr enge Beziehung hatten. Als sie es ihrem Mann auf den Kopf zusagte, bekam sie die Bestätigung indirekt, denn er wusste plötzlich, dass sie schon mal auf fremden Pfaden gewandelt war. Damit war also alles klar. Chiara meinte, eine Welt bräche zusammen, denn die beiden vertrautesten Menschen drifteten von ihr weg.
Bei einer Feier im vertrauten Freundeskreis sah Chiara Gitta sitzen und spürte instinktiv, dass diese Frau nicht mehr ihre Freundin ist. Sie bat ihren Mann nach draußen, der sich mächtig sträubte. Sie sagte ihm auf den Kopf zu: „Gitta ist schwanger!“ Das ließ sie erst einmal wirken. Seine Entgegnung: „Tja und, was ist daran so besonderes? Alt genug ist sie ja wohl dazu!“ Doch dann holte Chiara tief Luft und meint: „… und du bist der Vater!!!“. Es gibt gute und schlechte Schauspieler, Harald gehörte definitiv zu der zweiten Gruppe, auch wenn er tausend Eide schwor, dass er damit nichts zu tun habe. Zur Sicherheit holte Chiara kurzentschlossen Gitta dazu, die diesen Fakt mit einem Glitzern in den Augen bestätigte. Chiara bekam schnell mit, dass ihr Ehemann nicht nur als KindesERZEUGER angedacht war, sondern auch die Rolle des KindesVATERS für beide Kinder spielen sollte, in der die Rolle des Ehemanns inbegriffen war.
So weit, so gut – oder besser natürlich so schlecht. Was jedoch in der nächsten Zeit von Gitta abgezogen wurde, übertraf alle Grenzen des guten Geschmacks. Jeder im Freundeskreis wurde – gewollt oder ungewollt – darüber „informiert“, welch eine schlechte Ehe Chiara und Harald geführt hätten, so dass – die gewünschte logische Schlussfolgerung – Harald nur die Flucht zu Gitta geblieben war. Der Fakt von Chiaras Fremdgehen wurde in den schillerndsten Farben ausgeschmückt und immer und immer wieder erwähnt und gesteigert. Gitta hatte es ganz schnell mitbekommen, dass steter Tropfen den Stein höhlt und die Front derer, die ihr jede Aussage als Wahrheit abnahmen, wuchs stetig und ständig. Chiara musste miterleben, wie sich der Freundeskreis sukzessive von ihr abwandte und all ihre Sympathien zu Gitta und Harald als dem neuen Dreamteam wanderten. Alle fieberten dem Baby entgegen, das ein Sohn werden sollte.
Chiara musste sich langsam ihr Leben einrichten als „Lieblingsfeindin“ von Gitta, nachdem sie jahrelang die Lieblingsfreudin gewesen war. Früher wurde sie für fast alles gelobt oder bewundert, jetzt wurde sie nur noch für alles verlacht, verhöhnt und verspottet.
Chiara empfand es als deprimierend, dass jeder Kontaktversuch zu Harald wegen Tobias von Gitta entweder unterbunden oder von ihr als Annäherungsversuch ausgelegt wurde. Chiara stellte fast alles ein, was mit Gitta zu tun hatten – diese jedoch „überwachte“ alle Aktivitäten von Chiara auf Schritt und Tritt, so sie dazu eine Möglichkeit fand. Sie machte fast vor nichts Halt. Chiara traf es ziemlich empfindlich, als Gitta versuchte, Chiaras Geschichten, die sie immer noch schrieb, der Lächerlichkeit preiszugeben. Der Freundeskreis hatte diese bisher immer gern gelesen, doch nach den gesäten Zweifeln wurde unangebrachte und unsachliche Kritik laut. Jeder wusste noch was beizusteuern, und wenn es der geäußerte Verdacht auf die schlechte sizilianische Kinderstube war. Klar, Halbitaliener können ja nur schlechte Manieren haben!!!
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Anfangs gab es noch ein paar aus dem Freundeskreis, die sich wenigstens neutral verhielten, aber als Gitta dann hinter vorgehaltener Hand anfing zu erzählen, dass es durchaus möglich gewesen sei, dass Chiara sowohl ihren Sohn als auch ihren Mann „verprügelt“ hat“, zumindest mit groben Beschimpfungen belegte, verlor sie auch noch die letzten Gutwilligen. –
Wagten es mal welche, Chiaras Partei zu ergreifen oder sie gar zu verteidigen, machten sie das nur einmal, weil keiner gern öffentlich an den Pranger gestellt wird. Später sollte für solche Situationen das Wort „Fremdschämen“ erfunden werden, denn Chiara schämte sich für das Auftreten von Gitta, mit der sie schließlich mal befreundet gewesen war.
Schrecklich fand sie es, wenn sie zu einem Gespräch in großer Runde dazu kam und plötzlich alle betreten schwiegen oder das Thema gewechselt wurde. Sie wusste nicht, wie sie sich zur Wehr setzen sollte und resignierte. Ein faires Gespräch eins zu eins gab es nie, denn das lehnte Gitta immer ab, sie verschanzte sich hinter falschen Behauptungen. Bei Harald hatte Chiara allein durch das einmalige Fremdgehen sämtliche Sympathie eingebüßt – also blieb Chiara nur der totale Rückzug.
War sie völlig platt und down, dann flüchtete sie sich in Arroganz. Sie sagte sich dann „Nicht alles, was Hand und Fuß hat, muss auch Herz und Hirn haben“ – und dann ging es ihr ein wenig besser. Für die eifrigsten Gittafans wollte sie am liebsten Hirn regnen lassen. Nur diese Art von Sarkasmus half ihr, diese schlimmen Wochen zu überstehen.
Sie hatte gehofft, dass ihr jemand aus dem Freundeskreis beisteht, sie wenigstens fragt, wie es ihr bei der ganzen Sache geht. – Sie bekam Aufmunterung und Unterstützung, aber nur aus dem Kollegenkreis, also von Leuten, die nicht unmittelbar an die Thematik angeschlossen waren. – Im Freundeskreis war Neutralität das Beste, was ihr passierte – mehr war nicht drin.
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Teil 5
Mit ihrem Kummer wuchs jedoch auch ihr Zorn auf all jene, die sich 10 oder 20 und mehr gegen eine verbündeten, um einfach nur „draufzuhauen“ – in der Masse ist man ja stark. Was hatte Gitta früher „ungerecht, 2:1“ geschrieen, wenn sich mal Harald und Chiara spaßeshalber gegen sie verbündeten . Doch jetzt machte es ihr partout nichts aus, immer mehr Leute auf ihre Seite zu ziehen, um Chiara auszubooten. . Da hatte Chiara zum ersten Mal das Gefühl, dass Gitta absichtlich eine wirklich fiese Tour abzog. Der Beweggrund war ihr nach wie vor unklar, doch Tempo und Intensität waren rasant. Das Beten aus der Kinderzeit war Chiara inzwischen abhanden gekommen – doch ganz kurz dachte sie manchmal: „Regel du das, ich schaffe es nicht mehr!“
Früher, als sich die beiden Frauen noch sehr gemocht hatten, hat oft eine zur anderen gesagt: “Ich begleite dich in deine Träume, damit wir auch in der Nacht was zum Lachen haben!” – Jetzt dagegen war Gittas Standardsatz: “Wenn …, dann sorge ich dafür, dass du deine schlimmsten Alpträume bekommst, von denen du dich nicht so schnell erholen wirst!” – und das “wenn” variierte, war aber eine generelle Formulierung ihrerseits. Vielleicht war deshalb dieser eine Traum auf “Bestellung” geliefert worden?
Der Traum gab Chiara Rätsel über den Ausgang der Sache auf. Chiara wacht auf und sucht das Aquarium, das sie nicht hat. Plötzlich kommen alle Traumfetzen ins Gedächtnis zurück. Sie sieht sich vor einem sehr großen Aquarium in einer fremden Wohnung stehen. Das Wasser ist vollkommen trüb, alle kleinen Fische sind verschwunden, die vorgestern noch so fröhlich darin herumgeschwommen waren.
Nur ein sehr schöner, ziemlich großer Schleierschwanzfisch mit ZÄHNEN tobt an der Wasseroberfläche herum. Sie erkennt mit Schrecken, dass sie das Füttern vergessen hat. Angstvoll reißt sie eine Fischfuttertüte auf und schüttet alles hinein. Mit der zweiten Tüte das gleiche. In Sekunden ist alles aufgefressen. Neben dem Aquarium sieht sie eine große Tafel liegen und vermutet darin auch Fischfutter. Die Konsistenz ist sehr zäh, so dass sie sich beim Abreißen des einen Stücks ziemlich anstrengen muss. Als sie es geschafft hat, wirft sie den Brocken ängstlich zu dem ausgehungerten Fisch in das Becken – und wird wach. Sie weiß nicht, wie die Sache weiterging oder gar ausgegangen ist.
In der Erinnerung wechselte das Bild des Fisches schon mal – manchmal sah sie ihn mehr so – aber wahrscheinlich nur wegen ihrer Angst, denn ein Stachelrochen war es ihrer Meinung nach nicht – doch für seine Nicht-Giftigkeit hätte sie ihre Hand nicht ins Feuer gelegt.
Als es ihr in ihrer Not und Verzweiflung nicht besser ging, wollte sie Hilfe bei berufenen Stellen einholen. Dort war jedoch der beste Rat, an die frische Luft zu einem Spaziergang zu gehen oder aus der ganzen Sache eine Geschichte zu machen.
Also ergreift sie recht rabiate Mittel. Chiara streicht alle „übergelaufenen“ Freunde aus ihrem Adress- und Telefonverzeichnis. Leute, die sie seit Jahren kannten, mussten doch wissen, dass sie sich nie und nimmer so schäbig verhalten hat – ein wenig mehr Sachverstand und Menschenkenntnis hatte sie bei ihren Freunden vorausgesetzt. Einige taten sich besonders damit hervor, dass sie so lautstark in Gittas Horn tuteten, dass den wenigen Besonnenen schon die Ohren schmerzten. – Chiara beantragte eine neue Festnetznummer, tauschte den Handyanbieter und beschaffte sich eine neue Mailadresse – wenn konsequent, dann richtig konsequent.
Es gab eine Frau, besser gesagt zwei aus diesem Freundeskreis, um die es ihr sehr Leid tat. Chiara hatte gehofft, dass sie sich im Laufe der Zeit so gut kennen gelernt und befreundet hätten, dass die Sympathie ausreicht. Aber irren ist menschlich. Es wäre so wohltuend gewesen, so ab und an eine oder einen zu sehen, der den Mut zum Widerspruch gefunden hätte oder sogar noch mehr Mut, um Chiara zu verteidigen. Aber nein, alle nahmen Gittas Aggressivität widerspruchlos hin. Vielleicht kamen sie sich heldenhaft vor, wenn sie insgeheim was anderes dachten – aber das behielten sie tunlichst für sich.
Chiara bot Harald die Scheidung an und stürzte sich in die Arbeit. Sie bemühte sich nach Kräften, die Frau, Freundin und Person Gitta für alle Zeiten aus ihrem Gedächtnis zu streichen und mit Harald eine vernünftige Trennung über die Bühne zu bekommen.
Bevor alles für die Scheidung geregelt war, kam Tobias Halbbruder Constantin auf die Welt, der aber landläufig nur Conny genannt wurde. Hätte es noch eines Beweises bedurft, wer der Vater des Jungen war, dann wäre dieser durch die Ähnlichkeit der beiden Jungen erbracht worden. Chiara erschrak ein wenig, als sie in den Kinderwagen hineinschaute, sie vermeinte, den kleinen Tobias darin zu sehen. Die väterlichen Gene waren nicht zu übersehen.
In den ersten Ferien nach der räumlichen Trennung erledigt Chiara alle Formalitäten, um ihren Mädchennamen wieder anzunehmen. Der Gedanke, mit Gitta den gleichen Familiennamen zu tragen, erscheint ihr unerträglich. Ihren Schülern wird sie zu Schuljahresbeginn mit dem nötigen Selbstbewusstsein erklären, dass sie jetzt La Ratta heißt und jetzt hat sie auch das notwendige Rückgrat, um irgendwelche Sticheleien abzuwehren oder auszuhalten.
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Teil 6
Lange Zeit nach der Scheidung fühlte sie sich noch wie gelähmt oder schlimmer – wie eine Katze, die sich immer wieder in den eigenen Schwanz beißt. So konnte es nicht weitergehen – sie hatte keine Lust mehr, nur die geschiedene Ehefrau und die verlassene Freundin zu sein. Sie, die immer aktive, konnte sich nur durch eine neue Aufgabe aus diesem Dilemma befreien, damit sie nicht an dem „Dreck“ erstickte, wie es ihr Gitta in ihrer „Überfreundlichkeit“ schon mal gewünscht hatte. Bei einem zufälligen Blick in die Fachzeitschrift entdeckt sie ein Inserat. In einer nicht zu weit entfernten Stadt wird an einem Gymnasium die Stelle der Direktorin ausgeschrieben. War es Schicksal, war es Glück – sie wurde genommen und konnte sich kopfüber in die neue Arbeit stürzen.
Sie konnte sich mit dem guten Gehalt eine wunderschöne 3-Zimmer-Wohnung leisten. Der Blick auf den Fluss und seine grünen Ufer ließ den Stress des Umzugs ziemlich schnell vergessen und Tobias war mit seinem Zimmer und den neuen Schulbedingungen mehr als zufrieden. Allerdings kam er mit den veränderten Familienverhältnissen nicht so richtig klar, versuchte das jedoch cool zu überspielen – das Studium stand ja eh bald bevor. Chiara tat es immer wieder mal Leid, wenn ihr bewusst wurde, dass sehr oft die Kinder die Fehler ihrer Eltern ausbaden müssen – oder auch – genießen können, denn Victoria hatte jetzt endlich den Papa, den sie sich schon immer gewünscht hatte.
Gerade, als sie daran glauben wollte, trug ihr der Buschfunk eines Tages zu, dass die Ehe ihres Exmannes mit Gitta nach relativ kurzer Zeit in die
Brüche gegangen war, sie hatten noch nicht mal die magische Grenze von sieben Jahren erreicht. Sollte sie schmunzeln? Sollte sie weise mit dem Kopf nicken und sagen: „Das habe ich vorausgesehen, das konnte gar nicht gut gehen.“ – Nichts von beidem tat sie – es war ihr schlicht und ergreifend gleichgültig, so, als hätten ihr diese beiden nie etwas bedeutet. Die Zeit heilt eben doch Wunden. Sie wusste nur, dass sie keinen von beiden je wieder haben wollte.
Auch die Mail einer unbekannten Frau konnte sie nicht mehr groß erschüttern. Als weit entfernte Kollegin hatte sie von der ganzen Sache gehört. Sie war eine ehemalige Mitschülerin von Gitta und hatte mit ihr zusammen Abitur gemacht. Sie erzählte, dass es im vorletzten Schuljahr mächtig Stunk in der Klasse gegeben hat – da hatte Gitta nämlich ihrer guten Freundin deren Freund Marcus ausgespannt. – Chiara schmunzelte und meinte nur kurz: „Also Wiederholungstäterin – aber was soll’s, Marcus war ja wohl kein Glücksgriff.
Was vorbei ist, ist vorbei.“ –
Zwischendurch war mal ein Brief von Gitta gekommen. Lange hielt sie ihn in der Hand – dann warf sie ihn ungeöffnet ins Kaminfeuer. Die Zeiten des Mit-Freuens und des Mit-Leidens waren vorbei – sie wollte weder von dem einen noch von dem anderen berührt werden.
Chiaras Herz war in Bezug auf Gitta zu einer Kugel geworden – um genauer zu sein, zu einer Stachelkugel, an die man nicht rankam. Auch andere Leute bekamen nur noch mit „besonderer Einladung“ Zutritt zu ihrem Herzen. Sie hatte vor kurzem in einem Designerladen wunderbare „Besucherstühle für Ungebetene“ gesehen. Solche Stühle brauchte sie nicht in ihrer schöner Wohnung als Besucherstühle, denn sie hatte nur gern gesehenen Besuch – aber einen so als Erinnerung?!?!? Das wäre eine Überlegung wert. 🙂 Er muss ja nicht so riesig sein, dass er die Bezeichnung „Schwiegermutterstuhl“ verdient. – Genau diese Bezeichnung fand sie besonders doof, da ihr eine „Schwiegermutter “ über den Weg gelaufen war, die keine Wünsche offen ließ.
Einige Monate später kam Harald mal zu Besuch. In der Wohnung wohnen zwei Frauen – beide sehr selbstbewusst, beide ziemlich attraktiv, er bekommt die andere als ‚Frau XY‘ vorgestellt, mehr nicht. . Er begrüßt beide und es wird ein ganz toller Nachmittag, an den sich noch ein harmonischer Abend anschließt. Harald hat Gittas Tochter und seinen Sohn mitgebracht, was sie schon ein wenig verwundet, da sie sich noch gut erinnern kann, wie sehr ihn Kinder beim Autofahren nerven. Bei Conny hat sich die Ähnlichkeit mit ihrem Sohn Tobias, dem Halbbruder, noch verstärkt. Doch diese Erkenntnis schmerzt nicht mehr. Als Harald im Laufe des Abends anfängt „Übrigens, Gitta hat … oder besser ist …“ hält ihm Chiara in alter Vertrautheit den Mund zu und sagt „Psst, ich will nichts, wirklich nichts wissen, was mit Gitta zu tun hat.“– Als er weg war, sagte Chiara zu ihrem Gegenüber (übrigens blond, klein, schlank und sehr kurzhaarig): „Harald wird jetzt noch eine ganze Weile grübeln, ob wir nur zusammen wohnen oder ob wir auch zusammen leben“ – und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn.
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Sehr viele Jahre später schlittert Chiara noch einmal in eine ähnliche Situation hinein. Sie kommt ins Grübeln und überlegt, welchen Ausgang des Geschehens sie sich damals gewünscht hätte. Dabei stellt sie fest, dass man eine Situation nur im Hier und Jetzt beurteilen kann, denn durch nachträgliche Erlebnisse verschiebt sich der Erinnerungsstand. – Damals hat sich Chiara heiß und innig gewünscht, dass alles hätte bleiben sollen, wie es vor Gittas Intrigen und vor der Scheidung war – harmonisch, friedvoll und einträchtig. – Doch im Nachhinein war so ein Gewitter vielleicht das Beste, was ihr passieren konnte, weil „Gewittergüsse“ auch Masken vom Gesicht waschen, so dass sie Gittas echtes Gesicht erkennen konnte. Denn was soll man schon mit „falschen Freunden“, die sind überflüssig wie ein Kropf. – Da nach der Scheidung alles so zufriedenstellend lief, meinte Chiara: „Es war gut so, wie es gekommen ist!“
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Die Handlung und alle Personen darin sind frei erfunden, lehnen sich aber an das Leben an. Sollte jemand Ähnlichkeiten zur Gegenwart finden, kann er diese gern behalten – sowohl die Ähnlichkeiten als auch die Gegenwart. –
Sollte jemand diese Geschichte für eine „akute Gehirndurchfallserkrankung“ halten, will ich ihr/ihm natürlich nicht widersprechen – wir sind ein freies Land mit der Möglichkeit zur freien Denk- und Meinungsäußerung.
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Copyright bei Clara Himmelhoch, Juli 2013
Jegliche Form einer öffentlichen Verwendung oder Verwertung ist untersagt.
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Meine Freizeitbeschäftigung für die nächsten Wochen heißt „Pegasus“ und ist ein flottes, geflügeltes Rennpferd Fahrrad.
Das Auf- und Absteigen ist im Gegensatz zu meinem früheren Herrenrad mit hoher Querstange eine wahre Freude, da mein Sattel immer sehr hoch ist. – Früher immer Verfechterin harter Ledersättel, gibt es jetzt einen Gelsattel. Und der Weichheit nicht genug, ist auf dem Gelsattel noch ein gepolsterter Bezug – wenn das nicht Tendenz zur Prinzessin auf der Erbse hat???
Oder wie würdet ihr das nennen, wenn mein Enkeltöchterchen am liebsten auf vier Bettbezügen lag?
Sollte ich wirklich noch einmal eine lange Fahrradtour machen, dann lasse ich mir das Herz in die Hose rutschen (und trage mit fünfminütiger Verspätung hiermit zu dem Frau Waldspecht’schen Dauerbrenner bei) und habe mit der Fahrradhose noch die dritte Gelschicht. – Wenn dann noch was drückt, dann muss ich vorher mehr essen.
Mein Sturzhelm wird mich sicher gut schützen
… falls die Autofahrer sich nicht als zu große ???? benehmen beim Fahren:
Da jetzt so einiges wieder klar ist und einige Mitfahrer ausgestiegen sind, brauche ich kein Auto mehr, sondern kann wieder zum Roller(gravatar) zurückkehren. Gut, der Roller hat sich etwas verfärbt und ich sitze nicht drauf, weil ich ihn fotografiere – aber Roller bleibt Roller, vor allem wenn Clara dransteht.
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Und jetzt mache ich weiter die versprochene Auszeit!