Am Wochenende 1./ 2. Februar war ich im Karmelitenkloster Birkenwerder zu einem sogenannten Besinnungswochenende. Das bedeutete, dass diese beiden Tage vollkommen schweigend verbracht werden sollten. –

Der Schnee in Wald und Flur machte auch eine schweigende Natur.
Für meine Person, die seit langem alleine ist und demnach auch meist alleine isst, war diese Form der Wochenendgestaltung sicher nicht die günstigste, aber machbar. Gerade beim Essen empfinde ich ein (kultiviertes) Tischgespräch als angenehm. Nur schweigendes Hindeuten auf die Butter, die frau gerade vom Gegenüber gereicht bekommen möchte, erinnerte mich an ein Gehörlosentreffen.
Störend fand ich, dass wir bei den ziemlich doktrinären Vorträgen in strengster katholischer Meinungsäußerung nicht diskutieren durften. Ich hätte gern einiges hinterfragt. Die angereiste Ersatzreferentin kam aus dem katholischsten aller katholischen Bundesländer und wäre sicher kaum auf die Idee gekommen, dass in Berlin und anderswo die Katholiken nicht mehr das Sagen haben.
Sollte ich so etwas ähnliches noch einmal und sogar länger machen, dann gehe ich zu den Buddhisten, da soll es in oder bei Berlin auch eine Einrichtung geben.
Doch nicht das will ich hauptsächlich erzählen.
Mir ist unmittelbar vor der Abreise am Freitag Nachmittag wieder mal ein genialer Kauf-Missgriff gelungen, und zwar bei einem Samsung Galaxy II in gebrauchter Ausführung. Mein Mitgefühl für Einzelhändler und vor allem noch für ausländische Einzelhändler hat mir dieses Mal sehr viel Arbeit und Ärger eingebracht, der inzwischen allerdings vollkommen behoben ist. Der Preis war total überteuert, das Alter des Geräts falsch angegeben, die vielen, vielen Macken nicht vorherzusehen und der Akku total überaltert, so dass ich mindestens 2x am Tag aufladen musste. Alle Nase lang fiel hier was aus, funktionierte dort was nicht, auch eine neue SIM-Karte behob nichts.
Das alles zeichnete sich schon auf der Hinfahrt zu dem Besinnungswochenende ab. Ich hatte dem Händler mein Vorgängermodell in Zahlung gegeben, weil durch das Update von Android 2.3 auf 4.1 nur Schwierigkeiten und eine enorme Trägheit verbunden waren. Das wollte ich Technikfreak nun gar nicht – aber das, was sich hier in kürzester Zeit abzeichnete, wollte ich noch weniger.
Also flugs bei ihm anrufen und einiges sicher stellen lassen, u.a. die Daten auf dem alten Phone. So dachte ich. – Doch auf dem Kassenblockzettel, den ich anstelle einer Rechnung bekommen hatte, war ein Stempel ohne Telefonnummerangabe, war die Geschäftsbezeichnung nicht lesbar.
Da er mir versehentlich keinerlei Ladekabel mitgegeben hatte, wollte ich das Smartphone ausschalten. Mit einem Dutzend Versuchen habe ich es nicht geschafft – es erfolgte trotz richtiger Tastenbedienung immer ein Neustart. Auch die Entfernung des Akkus reichte dem Gerät nicht aus – wie ein Elektronikstehaufmännchen war das Phone sofort nach dem Einlegen des Akkus wieder da – ich musste nichts drücken. – Als ich eine SMS an jemand schreiben wollte, stellte ich fest, dass sich das Ding nicht drehen ließ, damit ich größeren Tasten benutzen könnte. – Alles Mist!
So, und diese blöden Technikmiseren hielten mich von der inneren Einkehr ab – ich grübelte nur darüber nach, warum ich schon wieder reingefallen, jemandem auf den Leim gegangen war. – Ich weiß, dass andere im Abschalten ihrer Gedanken besser als ich gewesen wären. Ich lief rum wie Falschgeld.
Und da kam mir eine ganz wichtige Erkenntnis: Ich habe in manchen Bereichen meine DDR-Mentalität noch nicht abgelegt – 40 Jahre Training verlernt man eben nicht in 25 Jahren. Ich denke nach wie vor – teilweise zum Glück nur im Unterbewusstsein – dass eine günstige Gelegenheit zu einem Kauf am nächsten Tag vorüber sein könnte. Dabei prüfe ich aber nicht gründlich nach, ob es überhaupt eine GÜNSTIGE Gelegenheit ist.
In der DDR hat man gekauft, wenn es etwas gab – verwendet hat man es dann, wenn man es brauchte, und das konnte manchmal sehr lange dauern oder nie eintreten.
Ich kann nicht sagen, dass ich unglücklich war, als dieses Klosterwochenende beendet war.
Auf dem Heimweg träumte ich von einer Fahrt im Fesselballon und fragte mich, warum. Heute frage ich mich das nicht mehr. Heute frage ich mich auch nicht mehr, warum ich so außerordentlich unruhig war, wenn ich mir das Datum im Kloster so ansehe. – Ich träume so oft von einem Ballon, der mich in ein anderes Leben bringt.