Claras Allerleiweltsgedanken

2000 – 2013 – Anno Domini Zusammenfassung

9 Kommentare

Das sind die ersten 25 Fotos, die verwendet werden – nach Monaten gekennzeichnet:

1402 Zusammenfassung beschr Balken

Anno 2000 – Wegweisende Geburtserfahrungen

In der ersten Stunde des ersten Tages vom ersten Jahr eines neuen Jahrhunderts bzw. Jahrtausends geboren zu werden, kann nur eine besondere Gunst der Götter bedeuten.  Und das passiert im Hause Domini. Die Eltern gaben dem Kind den schönen Namen Anno – und wir werden dieses muntere Bürschchen mit dem lauten Organ auf seinem Weg ins Leben begleiten. Ob sie zu ihrem italienisch eingefärbten Namen diesen Vornamen mit Humor oder mit Sachkenntnis wählten, weiß ich nicht – ich ahne nur, dass Anno sich im Laufe seines Daseins viele blöde Witze wird anhören müssen.

Wie in jedem guten Märchen traten die Feen an sein Bett und prophezeiten ihm dies & das, mehr jedoch dies als das. Sein Leben sollte genau 365 Tage, 52 Wochen oder 12 Monate dauern, was in seinem Umfeld 84 Jahre bedeutete, doch das wusste der kleine Kerl und seine glücklichen Eltern natürlich nicht.

1602 J RichtungsweiserNur wir als Schreiber und Leser wissen jetzt, dass er nach einem Monat knapp 7 Jahre sein wird. Nach 2 Monaten ist er als Teenager schon in der Pubertät und mit 3 Monaten wird er sich mit seinem Studium oder mit der Ausbildung befassen.

Hat er 4 Monate hinter sich, wird er ein beliebtes „Objekt“ auf dem Heiratsmarkt sein, denn wann gibt es schon einen Spross aus dem Hause MMXIII für sich zu gewinnen?

Weiter will ich die Zukunftsprognosen jetzt nicht wagen, denn vielleicht kommt alles ja ganz anders. Auf keinen Fall wird Anno ahnen, dass nach 6 Monaten = 42 Jahren sein halbes Leben gelebt ist.

Die eine Fee – Aralca war ihr Name – schenkte ihm einen überdimensionierten Richtungsweiser, denn er sollte später wissen, welche Möglichkeiten ihn erwarten, welche Wege er einschlagen kann.

2001 – Ferkeleien bei der Taufe

Bei jeder Taufe sind ja nicht nur die Eltern und die Paten dabei, nein, auch die 1802 J Glücksschweinesogenannten „Heiden“ ließen sich gern einladen zu Speis‘ und Trank.

Sie wollten sich geschenkemäßig nicht lumpen lassen und schenkten dem kleinen Schreihals in der Wiege Glück – und zwar in der Form von zwei kleinen Ferkeln.

Diese belebten fortan das elterliche Anwesen und tollten gemeinsam mit dem kleinen Anno umher, der seine ersten Laufversuche erfolgreich hinter sich hatte. Ab und an fiel mal eines der drei beim Toben in den Trog, doch Anno hatte einen guten Schutzengel, ihm passierte nie etwas Ernsthaftes.

Als Anno eines Tages seine kleinen Spielgefährten nicht mehr fand, wurde er zum ersten Mal in seinem jungen Leben ernsthaft belogen. Seine Mutter erzählte ihm, sie seien durch das offene Gartentor weggelaufen. Anno machte sich lange Jahre Vorwürfe, dass er das Gartentor hatte offen stehen lassen – bis er irgendwann und mehr aus Zufall erfuhrt, dass sie beide auf dem Teller und in der Tiefkühltruhe gelandet sind.

Diese Lüge verzieh er seiner Mutter lange nicht.

2003 – Gefährt und Gefährtin kommen in Annos Leben

Mit knapp 3 Jahren bekam Anno zu Weihnachten einen totschicken roten Sportwagen geschenkt, ein Gefährt der Extraklasse.

2002 J GefährtInWenn ihr mich fragt, verwöhnen ihn seine Eltern viel zu sehr. Vielleicht haben sie immer noch ein schlechtes Gewissen wegen der geschlachteten Ferkel und wollen das jetzt mit zu wertvollen Geschenken wieder gut machen. Wenn ich „Sportwagen“ sage, denke ich nicht an das Nachfolgemodell eines Kinderwagens – nein, es ist ein richtiger Sportflitzer mit Tretpedalen. –

Anno schaute recht interessiert, als das Modell im Autoladen vorgeführt wurde. Sein Vater hatte ganz glänzende Augen, denn sein alter Opel war schon ein wenig in die Jahre gekommen – er hätte gern dieses tolle Cabrio in groß gefahren. Enttäuscht bemerkt er nach einiger Zeit, dass Anno nicht mit großen Augen auf das Auto guckt, sondern auf das kleine Mädchen, das das Auto vorführt Er ging zu ihr hin und fragt sie nach ihrem Namen. Als er „Anna“ hört, fühlt er sich erst ein wenig veralbert, doch als Anna fast zu weinen anfing, weil er ihr nicht glauben will, nahm er sie in den Arm. Sie war nur ganz wenig älter als er. Sie war die Tochter von dem Werkstattchef und führte aus Freude die Kindermodelle vor. Es war allerliebst, wie sich diese beiden kleinen Kinder in den Armen hielten. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die ein ganzes Leben lang halten sollte, aber das wussten Anno und Anna damals natürlich noch nicht..

Mehr soll hier nicht geplaudert werden.

2005  – Trotz Überfluss-Bedenken wird Anno ein Schulkind

Allmählich hörte Anno in seiner Umgebung immer häufiger ein Wort, das hieß „Schule“. Er erkundigte sich bei Kindern, die auf seiner Straße wohnen, was die ihm darüber erzählen. Was er so hörte, gefiel ihm gar nicht. In der Schule gab es nur Überfluss:

Überfluss an Stillsitzen, aber auch einen Überfluss an Krach. Außerdem einen 2202 J ÜberflussÜberfluss an Wissen, an Ordnung, an Disziplin und Pünktlichkeit. Nichts davon sagte ihm so richtig zu – doch anders herum wollte er auch kein kleiner Blödi bleiben – also beschloss er nach reiflicher Überlegung, das Experiment zu wagen. Seine Freundin Anna hatte jetzt fast ein Jahr Schule hinter sich und sie war begeistert – eben typisch Mädchen!

Anno wurde ein Schulkind.

Als Anno von der Einschulungsfeier nach Haus kam, fragte er seine Eltern, warum die anderen Kinder alle Geschwister hatten, er aber nicht. Zuerst druckste die Mutter etwas rum, doch dann erzählte sie ihm folgendes: „Anno, wir wollten auch gern noch ein Kind haben, aber das hat leider nicht geklappt, ich habe das Baby verloren.“ – Viel ungeschickter hätte sie sich nicht ausdrücken können, denn für Anno hieß es immer: „Pass doch besser auf deine Sachen auf!“, wenn er etwas verbummelt oder verschusselt hatte. Wie —- und seine Mutter hatte sogar ein Baby verloren? Wie verschusselt muss man denn dazu sein??? – Seine Mutter muss seine Gedanken gelesen haben und erklärte ihm alles ganz genau. Erwachsene haben es auch nicht immer leicht mit ihren Erklärungen. Sie erwähnte das Wort „Fehlgeburt“ und Anno hörte in seinem neuen Schuleifer sofort „Fehlergeburt“ raus. „War ich auch eine Fehlergeburt?“, fragte er ganz kleinlaut. Beide nahmen ihn spontan in den Arm und erklärten es nochmals mit anderen Worten.

Eine Eingebung des Himmels muss ihr wohl verboten haben, den medizinischen Ausdruck „Abort“ zu benutzen – denn ihr sprachgescheiter Junge hätte daraus sofort Toilette gemacht und wieder was Furchtbares gedacht – wo doch alles damals schon furchtbar genug war.

In diesem Zusammenhang kam die Mutter auch auf die beiden Ferkel zu sprechen. Ihr hatte der Arzt damals absolute Ruhe verordnet, damit es zu keiner Fehlgeburt kommt – und da waren ihr die beiden munteren Tierchen zu viel. Sie erzählten ihm, dass sie die Tiere weggeben mussten – also auch wieder nur die halbe Wahrheit. Sie wollten Anno schonen vor der ganzen Wahrheit, dass sie beim Fleischer gelandet sind. Den Eltern ist zugute zu halten, dass sie die Tiere lebend weggeben wollten – doch da sie schon so groß waren, wollte sie ihnen niemand abnehmen. – Wenn ihr mich als unparteiische Erzählerin fragt, ich weiß nicht genau, ob es immer gut ist, die Kinder schonen zu wollen und sie stattdessen zu belügen. Das kann ganz schön nach hinten losgehen. – Ein richtiges Dorfkind muss früh in seinem Leben damit klar kommen, dass Ferkel und Kälber und auch kleine Lämmer und Ziegen irgendwann nicht mehr da sind, ganz zu schweigen von den Gänse- und Kaninchenbraten zu Festtagen. Nur Stadtkindern erzählt man oft nicht die Wahrheit, da kommt die Milch eben aus Tüten. – Und Anno war eben kein Dorfkind.

Auf jeden Fall wusste Anno jetzt, warum er keine Geschwister hatte und auch keine mehr bekommen würde, denn seine Mama musste operiert werden, damit sie keine neuen Babys mehr bekommen kann.

Anno 2007 – Eisbärige Exkursionen

Zum Glück bedeutet ja Schule nicht nur Lernen und Büffeln und Streben und Stillsitzen – also die vorher bemerkten Überfluss-Tatsachen, sondern es gibt auch Ferien. Ferien in ganz kleinem Maßstab sind Wandertage, auf denen sich die Lehrer und einige andere Erwachsene mit der unruhigen Klasse außer Haus begeben, um etwas Schönes zu erleben.

2402 F EisbärenAnno hatte mitbekommen, dass Eisbären auf der Tagesordnung des Ausflugstages standen. Doch jetzt galt es, eine wichtige Entscheidung zu treffen: Die halbe Klasse sollte zu den echten Eisbären in den Zoo und die andere Hälfte wollte zu diesen Eisbären gehen, die Schlittschuh fahren, beim Fahren einen Helm mit einem Gitter vor dem Gesicht haben und mit einem Schläger oder Stock eine schwere, schwarze Scheibe vor sich herjagen, um sie dem Gegner ins Tor zu knallen.

Anno hatte das schon oft mit seinem Papa zusammen im Fernsehen geschaut – und von vornherein stand für ihn fest, dass er zu den „Eisbären Berlin“ will. –Als eine betreuende Mutterkrank wurde, suchte die Lehrerin verzweifelt Ersatz. Anno sprach bettelnd seinen Papa an – und siehe da, der war sofort bereit, denn auch ihn reizte es, hinter die Kulissen seiner Mannschaft zu gucken. – Nach dem Besuch waren beide klüger, hatten die Garderoben gesehen und gerochen – aber – leider nicht einem Spieler die Hand gedrückt, denn die waren nicht da, nur Videos über ihre tollsten Aktionen konnte man sich ansehen.

Anno fand es trotzdem spannend, in dieser riesigen Arena mit dem große O und der (englischen) 2 gewesen zu sein.

Jetzt kapierte er auch, was der Hund von seinem Onkel manchmal für ein Geschirr trug – da war dieses Zeichen von dem Bild da oben drauf. Sein Onkel versprach ihm, ihn zu einem der nächsten Spiele mitzunehmen. – Als das dann später mal passierte, fand es Anno schrecklich, da alle brüllten, pfiffen, johlten und klatschten – es war ihm viel, viel, viel zu laut.

Als die anderen aus der Klasse, die die echten großen, weißen Zotteltiere bewundert und mit ihren Digicams verwackelt fotografiert hatten,  von ihrem Zoobesuch schwärmten, beschloss Anno, diesen begeisterten Schwärmereien nachzugehen und seine Eltern oder zumindest einen von ihnen zu überreden, mit ihm in den Zoo zu gehen. Er wünschte sich das als Geburtstagsgeschenk zu seinem 7. Geburtstag – und keiner wollte ihm diesen Wunsch abschlagen. Er durfte auch noch Anna mitnehmen und seine Freude kannte keine Grenzen mehr.

2008 – Dickhäuter-Popos

Am nächsten Wochenende war es so weit. – Und was er und die anderen im Zoo alles zu sehen bekam. Der Spaß war groß und Anno rannte wie ein wildgewordener Derwisch zwischen den Käfigen oder Freianlagen hin und her. Anna ließ sich anstecken – und so hatte die Mutter zwei Flöhe zu hüten, die sich mal hier versteckten, mal dort mit ihren Nasen an den Scheiben klebten.

Zum Glück hatte Anno zu seinem vor kurzen gewesenen 10. Geburtstag ein ganz einfaches Handy geschenkt bekommen. Natürlich gab es sofort Diskussionen, warum er nicht wie die anderen ein Smartphone bekäme, doch die Eltern hatten aus dem überteuerten Sportwagengeschenk zu seinem dritten Geburtstag Lehren gezogen – jetzt bekam er keine übertriebenen Geschenke mehr. – Dennoch hatte die Mutter die Sicherheit, dass sie ihren Sohn jederzeit erreichen kann. Dass er in das Eisbärengehege fällt und samt Handy gefrühstückt wird, das glaubt sie dann doch nicht.

Plötzlich stand Anno, der gerade mal 1,30 m unter die Messlatte brachte, vor einem 2602 F Dickhäuterriesigen faltigen Hinterteil. Er beschloss, es in Zukunft bei Ärger überall wie diese Dickhäuter  zu machen: Sich umzudrehen und sich seinen Teil zu denken nach dem Motto: LmdaA!

Zum Glück sind so gerade 10jährige noch nicht immer konsequent, so dass er dieses defätistische Lebensmotto ab und zu und zum Glück vergaß.

Besonders gern vergisst er solche Stimmungen, wenn es Popcorn und Süßigkeiten satt gibt – und natürlich Kakao zum Aufwärmen, denn Anfang Januar ist im Normalfall Winter.

2010  –  Gefahr

2802 F GefahrAnno war vom Naturell her ein Kämpfer, der die Gefahr suchte, was so ein 10jähriger zumindest unter Gefahr verstand. Er ging keiner Prügelei aus dem Weg, auch wenn er körperlich recht klein gewachsen war. Gerade deswegen hatte ihm sein Vater zum Schulanfang einen im Zimmer hängenden „Boxpartner“ geschenkt – und Anno hatte das Training ernst genommen. Eine Zeit lang war er sogar richtig zum Boxen gegangen, aber so professionell machte es ihm keinen Spaß.

Es war noch am Anfang seines Trainings mit dem Boxsack. Da vergaß Anno  einmal, als er mit dem Größten und Faulsten und Dümmsten, aber auch Stärksten und Sportlichsten aus der Parallelklasse kämpfte, dass er zu den Kleinsten und Schwächsten gehörte – zum Glück aber auch zu den Schlausten. Nach diesem Kampf kam er grün und blau geprügelt nach Haus.

Trotzdem suchte er nicht die Hilfe und Unterstützung seiner Eltern, besonders sein impulsiver Papa hätte in dieser Situation sicher mehr Schaden als Nutzen gebracht. Anno spürte instinktiv, dass eine Sache oft noch schlimmer wird, wenn sich die Großen und Mächtigen, in seinem Fall die Eltern, einmischen.

Dafür „bewunderte“ ihn Kay, sein ärgster Feind und Widersacher. Kay hatte schon mit einer Strafversetzung in eine andere Schule gerechnet, weil er Anno tatsächlich schlimm zusammengeschlagen hatte. Als nichts kam, erkundigte er sich vorsichtig bei Anno und erfuhr dessen Meinung. Sie wurden fortan zwar nicht gerade die engsten Freunde, aber sie akzeptierten sich gegenseitig – … – bis zu einer Gelegenheit, wo sie sogar zusammenarbeiteten.

Es gab einen Jungen in der Klasse – der war der absolute AUßENSEITER! Nichts wollte er mitmachen, immer tat ihm etwas weh, oft hatte er Tränenspuren im Gesicht, vom Turnunterricht hatte ihn seine Mutter freigestellt. Kay wollte schon hänseln und sticheln – hörte aber sofort auf, als ihn Anno nur scharf ansah. Gemeinsam wollten Kay und Anno der Sache auf den Grund gehen. Anno wartete nach dem Unterricht auf Felix – so hieß der Junge. Annos Blick in das Namensbuch zu Haus hatte ihm gesagt, dass Felix irgendwas mit Glück bedeutet. Und so quatschte er ihn auch an. Kay hielt sich irgendwo versteckt und sollte nur auftauchen, falls Anno seine Hilfe braucht – denn er wusste, ALLE Schüler hatten vor Kay Angst.

Anno brauchte nicht lange von Glück im Leben und so’n Zeugs zu reden, da flossen bei Felix schon wieder die Tränen. Fast mütterlich wollte er ihm vor Mitleid über den Kopf streichen, da schrie Felix auf – und jetzt flossen die Tränen richtig. Das erste Mal in seinem Leben war er bereit, einem anderen von dem zu erzählen, was er so oft zu Hause erlebte. Er hatte sich noch nie getraut, zu einer Lehrerin etwas zu sagen, auch wenn die noch so sehr bohrte und ahnte – er erklärte seine Verletzungen immer mit einem Alltagsunfall.

Als ihm Anno ganz fest in die Hand versprach (und genau dieses Versprechen sollte es später so schwer machen, Hilfe für Felix zu organisieren), mit niemandem darüber zu reden, strömten die Sätze nur so aus Felix heraus. Erst zeigte er Anno die gerade verschorfte Platzwunde auf dem Kopf. Sie hätte eigentlich genäht werden müssen, aber die Prügeleltern gingen nicht mit Felix zum Arzt – zu groß erschien ihnen die Gefahr, bestraft zu werden.

Schon nach den ersten beiden Sätzen schrie Anno „Stopp“ und sagte: „Wenn ich nichts davon meinen Eltern erzählen darf, dann rede nicht weiter, dann will ich nichts wissen, denn für mich allein ist das alles zu viel und zu schwer“. Felix stutzte kurz und gab dann seine Einwilligung. Viel zu lange hatte er schon alles in seinem kleinen, gequälten Körper vergraben und versteckt – jetzt wollte er darüber reden. Nicht nur sein Vater verdrosch ihn in regelmäßigen Abständen nach Strich und Faden, mal, wenn er zu viel getrunken hatte – mal, wenn er zu wenig getrunken hatte, weil das Geld nicht für mehr gereicht hat. – Als Anno ganz erschrocken nach der Mutter fragte und warum die ihm nicht hilft, fiel er fast vom Glauben ab, dass es solche Mütter gibt. Entweder lief sie sofort aus dem Haus, wenn sich der Vater prügelfertig machte oder sie hielt Felix fest, damit er nicht weglaufen konnte. Ab und an griff auch sie schon mal zum Kleiderbügel, um ihre „Erziehungsmethoden“ durchzusetzen.

Anno bekam ein schlechtes Gewissen, weil er ja wusste, dass Kay hinter den Sträuchern alles oder zumindest fast alles gehört haben musste. Er beichtete es Felix mit dem Ergebnis, dass dieser sofort Angst bekam. Anno konnte ihn beruhigen und Kay durfte endlich aus seinem Versteck kommen. Sein Angebot, Felix Vater auch mal zu verprügeln oder ihn am Abend abzufangen und von seinen großen Kumpeln verprügeln zu lassen, lehnte der friedfertige Felix ab. – Erst einmal musste Kay auch schwören, dass er nichts ausplappert. Und dann beschlossen die drei, eine „Dreierbande“ zu gründen. Sie wollten nicht andere ärgern oder verschrecken, sondern die Augen offen halten, ob jemand wirklich Hilfe nötig hatte. Über einen Namen wollten sie noch nachdenken.

Felix war bereit, den beiden anderen seinen Körper mit den vielen Wundstellen und Narben zu zeigen. Da hatte sogar der Haudegen Kay Tränen in den Augen, denn er wusste, wie weh so etwas tat. Über diese Rührung in Kays Augen waren die anderen beiden mehr als erstaunt.

Als Anno den Vorschlag machte, die Dreierbande auf eine Viererbande aufzustocken, waren die „Männer“ natürlich dagegen –was hatte ein Mädchen im Leben eines 10jährigen verloren??? Nichts, fast nichts. Da sie aber Anna alle kannten und auch gut fanden, stimmten sie einer „Satzungsänderung“ zu. Sie sollte nicht in das Felixgeheimnis eingeweiht werden, aber sie durfte dazu gehören. Die kleinen „Deppen“ hatten gar nicht bemerkt, dass Anna als typisches „Weib“ viel mehr ahnte als die Jungen je glaubten

Erst einmal sollte alles so bleiben, wie es ist, damit die Eltern von Felix keinen Verdacht schöpfen und noch schlimmer prügeln. Bisher hatten sie es immer vermieden, das Gesicht zu treffen, damit niemand Verdacht schöpfen konnte. – Als er darüber nachdachte, kam Anno eine Idee, aber darüber erzähle ich später.

2012 – Der Brunnenabrutscher

Eines Tages traf es sich, dass die drei Knaben schulfrei hatten, weil eine Gasexplosion die Schule stark in Mitleidenschaft gezogen hatte. Alle Eltern waren heilfroh und dankten dem Schicksal oder Gott, dass diese Explosion am späten Abend stattgefunden hatte, so dass niemand verletzt wurde.

Die drei beschlossen, einen Ausflug in die Innenstadt zu machen. Kurz vor dem Losfahren rief Anna an und erzählte, dass sie sich langweile, weil sie wegen einer in ihrer Klasse grassierenden Epidemie nicht zur Schule durfte. Anno sprach kurz mit den beiden Kumpeln, pries Anna in den höchsten Tönen, bis diese mürrisch zustimmten: „Da soll die Schnecke schon mitkommen!“ Irgendwie nahmen die beiden Jungen die „Viererbande“ nicht so richtig ernst. … Von wegen „Schnecke“, haha, als Anna auftauchte, rissen sich die beiden abwechselnd darum, neben ihr zu gehen, sich mit ihr zu unterhalten. Jeder (Früh-)Pubertätsforscher hätte seine helle Freude an dem Verhalten der drei „Kontrahenten“ gehabt, denn jeder von ihnen wollte am dichtesten bei Anna sein.

Plötzlich kamen sie an einem Spielbrunnen vorbei. Er hieß natürlich anders, aber sie0403 2012 Spielbrunnen nannten ihn so.

Kay und Anno dachten sich ein Wettklettern aus – wahrscheinlich wollten sie beide der jungen Dame imponieren. Felix musste sich bei Kletterspielchen zurückhalten – vor allem bei solchen, die nicht ganz ungefährlich waren – damit er nicht den Zorn seines Vaters hervorrief.

Der Brunnen hatte mehrere solcher Skulpturengruppen, alle waren nass und glitschig und es war auch schon ganz schön kalt, denn es war Anfang Oktober. Anna und Felix wollten die beiden zurückhalten, aber die zogen sich schon bis auf die Unterbuxe aus. Anno wollte nicht immer nur klug und gut und klein sein – er wollte eben auch mal waghalsig über die Stränge schlagen. Er fühlte sich so stark, so 13jährig verwegen und er wollte eben auch mal den besten Klassensportler besiegen.

Die Wette ging folgendermaßen: Wer zuerst nacheinander auf allen Brunnenfigurköpfen gesessen hat, ist Sieger. Anna und Felix waren Schiedsrichter. Anna passte bei Kay und Felix bei Anno auf, das alles mit rechten Dingen zuging.

Anno hatte sogar einen Vorsprung rausgearbeitet, weil er kleiner und leichter war, konnte er besser klettern. Und – bis zur letzten Figur ging alles gut.

Autor: Clara Himmelhoch

Auf meinem PR = purple Roller fahre ich durch die Bloggerwelt und mache PR = Public Relation. In meinem Gepäck habe ich fast täglich eine "Überraschung" für meine LeserInnen. Hausfrauentipps und -tricks als auch Koch- und Backrezepte müsst ihr wo anders suchen.

9 Kommentare zu “2000 – 2013 – Anno Domini Zusammenfassung

  1. Danke – ich freue mich sehr über diese anerkennenden Worte. – Phantasie und Wortgewandtheit scheinen mir ja in die Wiege gelegt worden zu sein – aber mein Fleiß ist wirklich hart erarbeitet. – Das Buch, u.a. natürlich auch mit dieser Geschichte, steht kurz vor der Fertigstellung, ich werde am 16. darüber berichten, bis dahin hae ich sicher das Probeexemplar in der Hand. 300 Seiten ist es dick und blättert sich – zumindest am Bildschirm – sehr gut durch. Alle Deckblätter für alle Geschichten sind fertig, auch das Cover.
    Am WE feiere ich in Perleberg einen 70. Geburtstag – einen Koffer können sie mir nicht mehr klauen, da ich keinen in der benötigten Größe mehr habe und mit dem Rucksack fahre.
    Schönes WE wünsche ich dir auch!

    Like

  2. Ich schreibe brandaktuelles hin. Neu:
    http://daggi-im-exil.over-blog.com/2014/02/daggis-neue-dienstvilla.html muss noch etwas feilen, aber erst Fußball aus Petersburg gucken.

    Like

  3. Hui….jetzt musste ich aber erst einmal hinauf- und hinunterscrollen, um den roten Anfangsfaden der Geschichte aufzuheben. Eine tolle Idee und eine richtige Fleissarbeit, liebe Clara. Das ist etwas für richtige Geschichtenerzählerinnen – ganz wie du es eine bist.
    Ich drücke dir weiterhin die Daumen und wünsche viel Spass – und Erfolg natürlich auch!
    LGF von Rosie!

    Like

    • Vom Smartphone hat die Antwort immer nicht geklappt. Jetzt bin ich zum ersten Maö am Laptop – meine Freundinn ist beim Arzt und ich muss die kranke Hündin hüten.
      Ja, wenn ich die fertigen A4 Seiten zähle, ist es schon eine Felißarbeit – aber ich hoffe, nicht nur.
      Liebe Grüße aus Kielnähe von Clara

      Like

  4. Ich glaub, Dein Schreibtisch glüht!?
    Mitsamt all den kreativen Instrumenten, die dazugehören!

    Like

  5. Die Idee mit der Zusammenfassung finde ich gut. Da ich zur Zeit sehr eingespannt bin, hatte ich schon die Befürchtung einen Teil verpasst zu haben …
    So, jetzt drei Tage Seminar-Besuch, das wird anstrengend …
    Sei lieb gegrüßt – Iris

    Like