… sonst sagt man ja bei diesem ja-nein-ja üblicherweise „Er liebt mich … er liebt mich nicht … er liebt mich“
So ging es mir vor kurzem bei einer längeren Bahnfahrt. Ein älteres Ehepaar stieg ein, belegte für sich 6 Plätze, suchte sich die am weitesten voneinander entfernten Sitzplätze in einer Reihe und dann holten beide Eheleute ihre Zeitungen raus. Ich saß ca. 10 m und 5 Stufen von ihnen entfernt. Meine Nicht-Hörigkeit ist ja allgemein bekannt. Und wenn ich euch jetzt sage, ich habe jede Passage des Vorgelesenen verstanden, die sie pausenlos zu ihrem Gegenüber beamten – sie ließen mich auch an ihren sonstigen Gedankenaustäuschen teilhaben, da waren sie nicht knickrig.
So weit, so gut. Ich beschloss, still für mich zu leiden und nichts zu sagen. Doch dann kam der Augenblick, wo sich dieser Entschluss gleich und sofort ins Gegenteil verwandelte.
Im unteren Abteil weinte ein Kind. Zugegeben, ziemlich laut, ziemlich lange, ziemlich intensiv. Es war aber auch zu merken, dass die Mutter Beruhigungsversuche unternahm.
Und plötzlich brüllte der Zeitungsleser in sehr aggressivem Ton los, dass dieses Kindergebrüll eine Zumutung wäre. Und da platzte es aus mir heraus und ich führte ihnen vor, wie ich ihre Unterhaltung über Meter und Stunden hinweg empfunden habe. Ich dachte, der schlägt mich – er kam schon bedrohlich die Treppe hoch. Aber ich bin noch einmal heil davon gekommen, weil ich „gegengeplustert“ habe.
Und am Zielort gab es dann noch einen ganz anderen Schreck für mich. Weil es so sehr laut war an der Kaffeetafel, nahm ich die „Dremmel“ aus den Ohren und versteckte sie unter dem Handy. Doch rechts fehlte es mir und es wanderte wieder ins Ohr zurück.
Irgendwann verabschiedeten sich viele Gäste, es wurde ruhiger und ich wollte mich wieder „dopen“ – doch da war nichts zum Einführen – nichts auf dem Tisch, nichts unter dem Tisch. Die Sucherei ging los, aber blieb ergebnislos. Zum Glück konnte sich eine erinnern, dass eine junge Frau den Tisch abgeräumt hatte. – Lange Rede, gar kein Sinn: Aus dem Mülleimer war es noch zu retten.
Vielleicht denkt jetzt manche, warum ich es nicht in die Tasche stecke: Da kann es leicht kaputt gehen und das Originalbehältnis ist ziemlich umständlich. – Ging ja nochmal gut.
14. Mai 2014 um 16:14
Ein Ehepaar, das wohl meinte, alleine auf der Welt zu ein. Ich glaube, da hätte ich auch etwas gesagt. Gut, dass du dein „Ohr“ wieder gefunden hast, die Dinger sind einfach viel zu teuer.
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15. Mai 2014 um 09:34
Ach Ute, diese „Winzdingelchen“ sind nicht nur teuer, sie sind wirklich im echten und im übertragenen Sinne wertvoll. Ich schimpfe zwar immer, dass ich nicht alles verstehe – habe ich sie aber nicht drin, verstehe ich so gut wie gar nichts und merke schon den Unterschied. – Hörgeräteakustik, sei Dank!
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14. Mai 2014 um 13:13
liebe Clara, wieder echt schön geschrieben und alles war am Ende wieder gut, einen guten Tag wünsche ich, Klaus
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17. Mai 2014 um 22:14
Claus, ich habe dich erst jetzt (nach drei Tagen) im Spam entdeckt. Was machst du bloß unter solchen dummen LEuten, die so einen Quatsch schreiben. – Ich gucke selten auf meinen Spamordner. – Danke für die Tagesgrüße und gute zurück!
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18. Mai 2014 um 12:25
danke, liebe Clara, dass du mich da raus geholt hast
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14. Mai 2014 um 10:39
Wie gut, dass das Winzdingelchen wieder gefunden wurde!
Und Du konntest oder wolltest Dich nicht in ein anderes Zugabteil setzen?
Wo heraus holt sich das ältere Ehepaar solcherart Vorrechte?
Mit dem unberechtigten Zorn und dem Geplustere – wie eine kleine Zoogeschichte, lach.
Liebe ist da jedenfalls nicht, vielleicht waren sie auch katholisch, haha.
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14. Mai 2014 um 12:15
Liebe Sonja, wenn „Winzdingelchen“ nicht so elendiglich viele 14 Buchstaben hätte, würde ich es ja glattweg gegen „Hördremmel“ (hihi, hat auch 10 Buchstaben) ersetzen, weil es so aussagekräftig ist.
Warum ich sitzen blieb? Wahrscheinlich doch eine Form von Voyerismus (oder wie sich das schreibt) – ich fand die beiden so unverschämt und dennoch spannend, dass ich dabei bleiben wollte. Zeitungsschau auf diese Weise hatte ich noch nie. Und dann musste ich ja auch unauffällig fotografieren.
Den letzten Satz von dir finde ich ja wieder spitzenmäßig – von Nächstenliebe jedenfalls ließen sie nicht viel spüren.
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14. Mai 2014 um 10:23
Am Ende ist auch diese Geschichte gut und für Dich zum Glück gut ausgegangen. Das freut mich. LG Leonie
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14. Mai 2014 um 12:15
Gäbe es nichts zu erzählen von irgendwelchen Fahrten – wovon sollte dann mein Blog leben?????
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14. Mai 2014 um 13:01
so isses 🙂
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14. Mai 2014 um 06:01
Puh, das ging ja noch mal gut. Diese kleinen Dinger sind ziemlich teuer – weiß ich von meinen Eltern …
Und zum beschriebenen Ehepaar: Unfassbar! Aber höchst wahrscheinlich auch unbelehrbar. Und diese Aggressivität erlebe ich auch des Öfteren. Ich frage mich so manches Mal, warum das so ist. Bin aber noch nicht zu einer Lösung gekommen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall einen schönen Tag. Ich bin heute ganz entspannt. Mein mich quälender Backenzahn ist gestern endlich gezogen worden – und es war gar nicht schlimm. Diese Erleichterung lässt mich heute noch schweben …
Liebe Grüße – Iris
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14. Mai 2014 um 12:45
Iris, der Preis für eines davon (und leider oder zum Glück in meinem Fall hat der Mensch zwei Ohren, die gerätebestückt werden müssen) ist vierstellig gewesen und hatte vorn mehr als eine 1, nämlich eine 2. – Und da ich erst ab August anfange, neue Geräte zu testen, wäre die Übergangszeit mehr als hart geworden. – Bei den beiden hast du garantiert Recht – die wären bestimmt unbelehrbar gewesen.
Einen schönen backenzahnlosen Tag ohne Schmerzen wünscht dir
Clara
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