Monatsarchiv: September 2014
Aus Eins mach Vier (1)
Gemeint: Ein Tag Frankfurt Oder – vier Tage darüber fotodokumentieren
Gudrun schwärmte so von Frankfurt – von diesem, das so groß ist, dass man es teilen muss: In eins an der Oder und eins am Main. Ich suchte mir diesmal das an der Oder raus, weil ich das preisgünstiger und schneller erreichen kann. Ich war vor noch gar nicht so langer Zeit mit dem Großelterndienst dort gewesen. Ich gehe aber lieber allein auf Erkundungstour – und deswegen habe ich diesen Tag sehr ausgenutzt.
Im Jahr 1950 schrieb B. Brecht folgende Hymne: (gekürzt)
Anmut sparet nicht noch Mühe,
Leidenschaft nicht noch Verstand,
daß ein gutes Deutschland blühe,
wie ein andres gutes Land.Und nicht über und nicht unter
andern Völkern wol’ln wir sein,
von der See bis zu den Alpen,
von der Oder bis zum Rhein.
Deutschland grenzt in dieser Stadt – wie u.a. auch in meiner Heimatstadt Görlitz – an das Nachbarland Polen. Wenn ich mir die Zeilen der unteren Gedichtstrophe so durchlese, fallen mir gleich die vielen abqualifizierenden Witze über Polen ein. Mir scheint, dass dieses „Über-Denken“ noch nicht aus den Köpfen raus ist.
Da die Flut der Bilder – nicht so schlimm wie die Flut der Oder am Ende des letzten Jahrtausends – so gewaltig war, wusste ich mir nur mit Photoscape-Collagen zu helfen. – Die Friedensglocke mahnt – in der heutigen Zeit könnte sie weltweit mahnen.
Oderland = Grenzland – Aus einer Grenzstadt kommend, weiß ich, aus welchen Gründen die meisten Deutschen in die Nachbarstadt = Nachbarland fahren. Sie wollen preisgünstig tanken und einkaufen. Das ist sicher legitim, denn es passiert an den anderen EU-Grenzen ebenfalls. Damit die Deutschen nicht den Weg zur Tankstelle verfehlen, wird er ihnen gleich gewiesen. – Und die, die nicht ihr Auto mitnehmen, können mit dem Bus fahren – die Straßenbahn fährt nur in Frankfurt, nicht in Slubice.
Die Stadtbrücke, die auf der Collage nur in Teilen zu erahnen ist, ist der Übergang in die Nachbarstadt. Der Grenzpfahl ist mehr oder weniger nur noch ein Relikt.
Doch Frankfurt wird nicht nur von tankwütigen Touristen belagert, es lockt auch mit schönen Backsteinbauten.
Ich habe in FFO festgestellt, dass nicht nur der Möbelschwede für die Farben blau und gelb schwärmt, sondern offensichtlich die Designer der Stadt auch. An der Universität Viadrina, wird ein Sohn von J.S. Bach, Carolus (Carl) Philipp Emanuel Bach, hoch geschätzt und sogar an Laternenmasten und Treppenstufen verewigt.
Doch das ist nicht die einzige Kunst bzw. Erinnerung daran, die Wasserkunst hat mir auch sehr gut gefallen. Am Brunnenplatz (ob hier der Platz nach den Brunnen oder umgekehrt benannt wurden, weiß ich nicht) . Aus dem oberen Brunnen fließt das Wasser bis nach unten. Kaskaden will ich es nicht nennen, doch als Füßeabkühlrinne wunderbar geeignet.
Frankfurt hat bestimmt viele bedeutende Söhne und Töchter hervorgebracht, einer davon ist Heinrich von Kleist. Den Literaturbeflissenen unter euch wird bei diesem Namen bestimmt mehr einfallen als mir – ich habe mich über den treffenden Fensterspruch gefreut und habe mich auf einer der Bänke niedergelassen, um etwas zu essen und zu trinken. Leider gab es dafür keine Extrabank.
Ist es nicht entzückend, dieses kleine, bezopfte Lesemädchen. Sie wird doch nicht etwa stark fehlsichtig gewesen sein, weil die Buchstaben in ihrem Buch so groß geschrieben sind??? 🙂
Doch jetzt ist langsam genug für heute. Zuletzt will ich euch noch eine kleine Sonderlichkeit zeigen. Der Brunnen ist aus DDR-Zeiten und steht auf der Hauptstraße, die am Oderturm = höchstes Haus am Platz. Meine Gedanken werde ich erst einmal noch für mich behalten, ich überlasse die Collage eurer freien Interpretation.
Tag 2 und 4 der Fotodokumentation finden im Fotoblog statt, morgen und danach.
Das Lodderleben
findet im Fotoblog statt
Ein Mann geht durch die Wand …
Wer mit dem Kopf durch die Wand will …
hat wenigstens ein Ziel vor Augen.
Hier und morgen im Fotoblog versucht dieser Riese, im oberen Stockwerk auf den Kaffeetisch zu schauen.
Wenn Clara nicht mehr „mit dem Kopf durch die Wand will“, dann ist sie zwar domestiziert, aber dann ist sie nicht mehr Clara.
(Der Riese ist kurz hinter dem Maxim-Gorki-Theater zu finden)