Claras Allerleiweltsgedanken


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Genau vor 14 Tagen saß ich hier heulend im Chaos …

und jetzt habe ich mir die Tränen abgewischt und in die Hände gespuckt, so dass das Chaos tatsächlich schon überschaubar ist.

Was war passiert?

Die Umzugsfirma – mit der Bezeichnung Hansen-Umzüge nur schwer als türkisches Unternehmen zu erahnen – hat mehr Probleme bereitet, als meiner angeschlagenen Seele gut tat. Es war nicht das Wetter, das mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, sondern die beteiligten Umzügler. Im Grunde genommen hat alle komplizierten Arbeiten nur einer gemacht – und für den wurde es zu viel, so viele Meter Schrankwand abzubauen und aufzubauen, Elektrogroßgeräte vom Stammplatz zu trennen, Deckenlampen zu demontieren und wieder zu montieren und und und. Ein anderer von den 4 anderen Mitarbeitern wäre wohl noch halbwegs für qualifizierte Arbeit in Frage gekommen, nur leider hatte er permanent seinen Verstand ausgeschaltet und tat sich sehr schwer damit, von einer (deutschen) FRAU Anweisungen entgegen zu nehmen. Was er falsch machen konnte – diese Chance hat er auch ergriffen. Trotz mehrmaliger Aufforderung, u.a. die schwere Seitenwand am  Bett mit der weichen Seite und nicht mit dem holzharten Brett zur Schlafperson hinzuräumen, hat er die Korrektur dieser und vieler anderer Sachen großzügig meinem Sohn überlassen.

Das Beladen der Kisten und Möbel aufs Auto ging zügig voran. Kritisch wurde es erst beim Entrümpeln. Die Firma hatte darauf bestanden, es zeitgleich mit dem Umzug zu machen. Zum Glück hatte ich pingelig genau aufgeschrieben, was unter den Punkt „Entrümpeln“ fällt. Der Chef der Truppe bemerkte sofort erfreut, dass ein großer Teil dieser Arbeiten schon erledigt war, da ich die Zeitprobleme ahnte. – Der kritische Punkt war die verklebte Auslegeware. Sie rissen sie vom Boden ab. Große Teile blieben auf dem Fußboden zurück, auch die großen Dübel waren nicht vereinbarungsgemäß aus der Decke entfernt und die Löcher mit Dübelmasse verschmiert. Dennoch erklärte der „Chef“: „Wir sind jetzt fertig und hauen ab, bitte unterschreiben Sie hier!“

Na, das ging ja gar nicht. Erst, nachdem drei von ihnen auf dem Boden mit einem Spachtel die Reste abgekratzt hatten, der nächste alle Dübel entfernt und pro forma die Löcher verschmiert waren und letztendlich einer die Teppichbodenreste zusammengefegt hatte, gab es mein halbherziges okay. Ich hätte kaum geglaubt, dass mir eine Woche später die Wohnung mit diesem klebrigen Fußboden abgenommen wird, aber der Verwaltungschef hat mich aus der Verantwortung gelassen. Jetzt warte ich nur noch auf meine Kaution – dann bin ich mit dem Geschäftlichen mit der Giesensdorfer durch.

So, und dann stand der nächste Ärger ins Haus. Die Umzugsfirma hatte es offensichtlich versäumt, genaue Erkundungen über den Entladeort einzuholen – weder durch eine Besichtigung noch durch Fragen. Schuld daran sollte ich sein – ich, die ich einmal in 15 Jahren umziehe und diese Firma mehrmals pro Woche tut, ich hätte es genau schildern müssen. Als sie hier standen und merkten, dass der Weg vom Auto bis zum Aufzug ca. 40 m beträgt, wetterte der Winzling von Kolonnenführer wie der Zwerg im Märchen, dem der Bart in der Baumritze fest steckt und ihn Rosenrot einfach mit einer Schere abschneidet. Ich fürchtete schon, dass sie mit allen Sachen abhauen und ich das Nachsehen habe. Der Wohnungsbesichtiger wurde telefonisch heran zitiert. Und der führte dann klassisch vor, wie man so einen Konflikt löst: „Man schiebt es auf die Sekretärin – die soll (angeblich) vergessen haben, diese Information einzuholen.

Hätten sie nicht so viel Zeit mit diesem indirekten Streik verbracht, wäre vielleicht auch alles fertig geworden. Die komplizierte Schrankwand aus dem Schlafzimmer steht halbwegs zufriedenstellend – mehr kann man bei diesen alten Möbeln aber auch nicht erwarten, jetzt muss ich den Allround-Arbeiter auch mal loben. – Als er merkte, dass es zu viel für ihn wird, gab er dem „Mit-dem-Hintern-Denkenden“ den Befehl, den alleinstehenden Spiegelschrank im kleinen Zimmer aufzubauen.

Bei der wirklich leichten Wohnzimmerschrankwand warfen sie das Handtuch. Da ich idiotischer Weise schon vorher den Komplettpreis überwiesen hatte, bestand keinerlei Motivation für eine ordentliche Fertigstellung. Ihre Argumente, warum das nicht geht, waren so dumm wie fadenscheinig. Sie ließen alles stehen und liegen, knallten im Schlafzimmer alle herumstehenden Bretter lieblos, schief und krumm in den dazu gehörenden Schrank und hauten ab.

Da saß ich nun heulend in meinem Elend. Zum Glück kam Sohn auf einem fliegenden Pferd. Nach knapp einer Stunde stand die Schrankwand, war an der Wand festgeschraubt und alle Teile eingehängt. Er allein hat in kurzer Zeit geschafft, was diese gewieften Umzugsprofis zu zweit nicht geschafft haben. Ich vermute, dass es mehr an der fehlenden Lust als an der Ahnung gelegen hat – der Feierabend lockte um 15.30 Uhr stärker als das Lob einer Kundin. – Als Sohn den Spiegelschrank näher betrachten wollte, hakten nacheinander beide Falttüren aus. Als er die Scharniere richtig eingesetzt hatte, klappte auch das. – Es ist schon von Vorteil, wenn man den Kopf auf zum Denken benutzt – und nicht nur für die schöne Frisur.

Zur Fertigstellung der Schrankwand fehlten die 6 Einlegeböden, die sich auch nirgends finden ließen. Nachts, als ich vor lauter Aufregung eh nicht schlafen konnte, fuhr ich in die alte Wohnung, um nachzusehen, ob das Paket versehentlich dort geblieben war, Ich fand es natürlich nicht, aber die tröstenden Arme meiner Ex-Nachbarin, die mich mit Suppe und anderem Essen und Trinken versorgte, das mir den ganzen Tag abhanden gekommen war.

Ein Anruf in der Umzugsfirma brachte auch kein Ergebnis. Ich muss zugeben, dass mein Gedächtnis momentan so ist, dass ich um 12.00 Uhr schon vergessen habe, was ich um 11.55 Uhr gemacht habe. So hatte ich auch vergessen, dass ich diese Innenbretter frisch gestrichen hatte und deswegen in eine Kiste gepackt hatte. Allerdings klebte ein überdimensional großer Zettel mit dickem roten Rand auf dieser Kiste: „Wichtig, Bretter für Schrankwand!!!!“ Als ich die Kiste nach zwei oder drei Tagen entdeckte, fiel es mir auch wieder ein.

Jetzt fehlen nur noch unbedeutende Kleinigkeiten: Bettwäsche einmal komplett, 2 Fotoalben und 5 kg Gewicht – ich denke, es wird sich alles wieder einfinden, wenn hier erst einmal richtig Nomalität eingekehrt ist.

In diesem Sinne: Jetzt wieder regelmäßiger!