Es hat mir keine Ruhe gelassen – wie ein Verbrecher musste ich an den Ort der Tat zurück. Dabei stieß mir zum zwölfunddreißigsten Mal mein schlechter Orientierungssinn auf – ich überlegte wirklich ernsthaft, ob ich von meinem Parkplatz nach links oben oder rechts unten gefahren bin. Ich merke mir eher Straßennamen als Richtungen – und danach fand ich es auch, wie ich gefahren war.
Die Fotos, die ich euch jetzt zeige, sind alle am Nordbahnhof aufgenommen. Ich bemerkte, dass ich nicht unbedingt auf einer Fußgängerinsel gefahren war, sondern auf dem mit rosa Steinen gepflasterten Fahrradweg. Hätte mir nicht dieses provisorische Haltestellenschild im Weg gestanden – ich kann mich jetzt erinnern, dass ich dieses Hindernis wahrgenommen habe und deswegen in den Abgrund gesprungen bin, da sah ich ja nicht gleich, wie tief er wirklich war – ich hätte lässig vom Fahrradweg runterfahren können und nichts wäre passiert. – Ich will ja meine eigene Blindsicht oder -heit nicht hinter anderen verstecken – aber es hätte eine elegantere Lösung geben können. – Heut hat mir das Polizeiauto endgültig und glaubhaft bewiesen, dass man dort auf dem Gleisbett fahren muss.
3. November 5.35 Uhr
Den Artikel habe ich ja wie meist am Vorabend geschrieben. Plötzlich überfiel mich gegen 19.00 Uhr eine unsägliche Müdigkeit und ich wollte mich nur eine halbe Stunde ausruhen – komplett angezogen. Daraus wurden fast 10 Stunden Nachtschlaf – aber nicht tief und fest, sondern traumgerüttelt und -geschüttelt. Als ich gestern die Stelle genau gesehen habe, ist mir klar geworden, in welcher Gefahr ich wirklich war. Wenn ich gegen die Aufstellung mit dem (provisorischen) Haltestellenschild gefahren wäre, hätte mein lieber Leon jetzt bestimmt eine vollkommen lädierte Vorderfront. Bei diesem alten Auto hätte sich eine Reparatur nicht mehr gelohnt.
Ich habe mich wirklich noch einmal bei meinen Schutzengeln bedankt. Es steckt mir mehr in den Knochen als ich dachte.