Claras Allerleiweltsgedanken


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Wer die Wahl hat –

hat die Qual!

Die Richtigkeit dieses Ausspruchs bekam ich in den letzten Wochen bestätigt. Ich ging daran, eine Wohnungsmitbewohnerin zu suchen. Nicht der finanzielle Aspekt (das durch alle Ausgaben der letzten Monate geleerte Konto wieder etwas aufzubessern) stand im Vordergrund, nein, ich wollte nicht immer der leeren Wohnung „Guten Tag“ sagen und mal zwei Hände zu haben, wenn ein Tisch, ein Bett oder ein Schrank zu verschieben sind, ist auch nicht so schlecht.

Als Überschrift stand: „Studentin“ gesucht und im Text wurde es mehrfach wiederholt, dass ich nur mit einem weiblichen Wesen die Wohnung teilen möchte – doch ca. 40 % der Zuschriften waren Männer.

Im ausführlichen Text der Anzeige stand auch, dass ich Hörprobleme habe und deswegen nur eine Frau möchte, mit der ich mich gut auf deutsch unterhalten kann. – Was macht ein Teil der Bewerber? Englisch schreiben und beschreiben, dass sie gerade dabei sind, Deutsch zu lernen. Na gut – ist verziehen, die konnten meine Anzeige wahrscheinlich gar nicht verstehen.

Ja, und dann kamen sie alle, die dringend ein Zimmer brauchen – ich jedoch nur eine nehmen kann, da es ja kein Massenlager werden soll. – Ich, die ich gern eine kurzhaarige Mitbewohnerin gehabt hätte, bekam nur lange, längere und superlange Haare angeboten, und die auf bildschönen Mädchen- oder Jungefrauenköpfen. (Jungfrauen habe ich bewusst nicht geschrieben)

  1. Aus Ungarn kommt die ganz zierliche, ziemlich kleine junge Kamilla, 27 Jahre jung – doch man überlegt, ob sie schon in einen Film ab 18 hinein darf. Die Konversation sehr stockend, was aber nicht an den fehlenden Deutschkenntnissen lag. Sie lachte brav über meine „Witzchen“ und nahm alles auf – doch von sich erzählte sie fast nichts. Ich erfuhr nur, dass sie ein Zimmer für unbefristete Zeit sucht.
  2. Aus Albanien – 19 Jahre jung, sportlich die 8 Treppen nach oben gelaufen, ziemlich selbstbewusst, recht fordernd, das ist Uendi. Dennoch ängstlich, dass in dem Untermietvertrag unlautere Dinge stehen könnten, denn sie möchte das Zimmer für lange Zeit mieten. Ich schickte ihr den Vertragsentwurf per Mail – er wurde an die Juristenmutter in Albanien weitergeleitet und für gut befunden. – Was haben wir gemacht, als es nur die Briefpost gab???
  3. Das ehemalige sozialistische Lager wird vervollkommnet von einer jungen Frau namens Iskra aus Bulgarien. Gleich in einem Telefonat gebe ich „altklug“ zu erkennen, dass ich weiß, dass das „die Flamme“ heißt, was mir gleich Pluspunkte einbrachte. Sie hat ihr BWL-Studium schon hinter sich – und zwar an der gleichen Hochschule wie mein Sohn. Freundlich, 25 Jahre jung, lacht viel , ist sehr aufgeschlossen – sie bringt uns ein kleines Tütchen Butterkekse mit und trinkt freudig einen Kaffee mit mir. An den Bulgarienurlaub mit unserer 3jährigen Tochter im Jahr 1972 in Albena kann ich mich ganz schwach erinnern – und dort in der Nähe wohnt sie.
  4. Wir bleiben im Ostblock – die große Ruhmreiche darf nicht fehlen. Ola kommt die Treppe hoch – ziemlich klein, sehr asiatisch aussehend. Ihre 25 Jahre will ich ihr kaum glauben, da sie aber schon Masterstudentin an der TU ist, muss es wohl stimmen. Tochter von koreanischen Eltern, aufgewachsen im asiatischen Teil der damaligen Sowjetunion, später dann in Moskau, wo ihre Eltern noch jetzt leben. Sie möchte bis Ende April ein Zimmer haben, weil sie dann zu ihrem Freund nach Baden Württemberg zieht. – Ihr Deutsch ist sehr gut. Wenn ich doch je in meinem Leben eine Fremdsprache so gut gelernt hätte.
  5. Ina, die einzige Deutsche in dem Bewerbungskarussell, gibt mir leider einen Korb – sie hat ganz schnell etwas gefunden.
  6. Daniela, eine 27 jährige Zahnärztin aus Argentinien, muss ein halbjähriges Praktikum an der Zahnklinik der FU machen, um in Deutschland praktizieren zu können. Ich schreibe eine besonders freundliche Mail, bekomme einen sehr netten Rückruf – allerdings von ihrem Ehemann. Jetzt grübelte ich, ob ihre Deutschkenntnisse noch so gering sind, dass sie nicht anrufen wollte – ich weiß es nicht. Auf jeden Fall wird ein Zimmerbesichtigungstermin ausgemacht. Sie wohnen in Düsseldorf und wollen am Samstag nach Berlin kommen, um sich ca. 4 Zimmer anzusehen. Ausgemacht ist ca. 13 Uhr. Ich warte und warte. Gegen 14 Uhr kommt eine SMS, dass sie es heute leider nicht schaffen, nach Berlin zu kommen. Da sie früh gegen 6.00 Uhr losfahren wollten, hätte ich dieser Info Glauben geschenkt, wenn sie am frühen Vormittag gekommen wäre.
    Am nächsten Tag kam noch eine ausführliche SMS, in der stand, dass der Termin für die Weiterbildung verschoben wurde, aber noch nicht endgültig fest steht.

Na, was habe ich gemacht? Habe ich gewählt oder verschmäht? Gehe ich in eine neue Suchrunde?