Claras Allerleiweltsgedanken


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Ein Kontakt im Bus …

war zwar kurz, aber nachhaltig

Als ich zum Doppelkopfturnier am Samstag Abend fuhr, ärgerte ich mich schon, dass ich nicht vorher in die Verkehrs-App geschaut hatte, denn dann wäre mir der Schienenersatzverkehr erspart geblieben.

Doch am Ende der Busfahrt freute ich mich, dass es so gekommen war.

Alles rannte von der S-Bahn zum Bus und ich kam erst, als er schon sehr voll war. Ich stand neben einem jungen Mann, der auf einem Einzelsitz am Fenster saß. Er schaute mich an und stand auf – was er sprach, konnte ich nicht verstehen, bedankte mich aber freundlich. Plötzlich zog er sein Smartphone und zeigte es mir. Ich sah sofort die vielen arabischen(?) Zeichen, aber dann war ein großes Feld in  deutscher Sprache. Inhaltlich war es in etwa so: „Der Islam gebietet dir Ehrfurcht vor dem Alter“. – Ich bedankte mich noch einmal.

Und dann merkte ich, wie sehr ihn meine Freundlichkeit erstaunt und erfreut hat. Obwohl er so gut wie kein Deutsch konnte, begriff ich, dass er Syrer ist und seine Frau mit zwei Kindern noch in Syrien lebt. Die ganze Busfahrt über sah ich Fotos von seinen Kindern und auch von seinem Bruder mit Familie, der in Schweden angekommen ist.

Was mag in solch einem Menschen vorgehen, der von heut auf morgen von allem getrennt ist, was ihm lieb und teuer ist. Wie vereinsamt muss sich jemand fühlen, dass er einer wildfremden Frau im Bus seine Familienfotos zeigt.

Auch wenn ich kaum bete, doch manchmal ist mir danach, zu sagen:

Danke, dass wir es hier gut haben – aber kannst du es nicht einrichten, dass nicht die halbe Weltbevölkerung in Krieg oder Hunger leben muss. Bisschen mehr Gerechtigkeit wäre doch nicht schlecht!