Anlass für diesen Artikel war der Post einer Blogfreundin, die in der Bayernmetropole eine Wohnung sucht. Eine Nadel im Heuhaufen findet man offenbar schneller als eine bezahlbare Wohnung. – Und dann Berichte im Fernsehen, in denen gesagt wird, wie viel Tausende von Sozialwohnungen fehlen. Die Leute haben oder finden keine Arbeit, sollen aber die teuren Wohnungsmieten zahlen können.
Oder besser: Wohnen UND leben!
Anfang 2000 begab ich mich auf Wohnungssuche, da ich den Arbeitsweg verkürzen und Mutter und Tochter (ich) eine eigene Wohnung zukommen lassen wollte. Es war nicht sehr schwierig und es fanden sich auf einer Straße dicht beieinander zwei Wohnungen. Für meine war ein WBS erforderlich, was bei meinem relativ niedrigen Einkommen keine Hürde war. Dennoch war die Wohnung mit ca. 800 DM für mich bezahlbar und wunderbar groß, 64 qm, fast etwas zu groß, aber nur zwei Zimmer. Nach Bezahlen der Nebenkosten wie Strom, Telefon, Fahrkarte und Versicherung blieb immer noch Geld zum leben. Unter leben verstehe ich so etwas wie Kultur, Reisen, mal essen gehen, mal Kleidung kaufen, mal ein Haushaltsgerät erneuern, auch noch etwas Geld für das Auto übrig haben.
So lange die soziale Bindung bestand, wurde die Miete nicht erhöht, nur in Euro gewandelt. Doch ich war inzwischen arbeitslos geworden und das früher übliche Arbeitslosengeld mit nachfolgender Arbeitslosenhilfe wurde in den Einheitsbetrag von Hartz IV umgewandelt. Und da wurde es plötzlich eng, denn das Haus wurde verkauft und der neue Eigentümer erhöhte mit schöner Regelmäßigkeit in den erlaubten Fristen die erlaubten Prozentzahlen der Kaltmiete. Da konnte ich bei den Betriebskosten noch so sehr geizen und sparen, es wurde unbezahlbar. Immer und immer wieder versuchte ich, eine kleinere Wohnung zu finden – doch diese ließen sich zwar finden, waren aber vom Prinzip eben so teuer wie die meinige, so dass ein Umzug Nonsens gewesen wäre.
Im letzten Jahr, als ich auszog, betrug die Warmmiete ca. 630,00 €, die Rente lag bei knapp 900,00 €. Mehr als 2/3 seines Einkommens allein für die Miete ohne Gas, Strom und die oben aufgezählten Kosten – das konnte nur mit Hilfe der Unterstützung durch meine Mutter noch gewuppt werden, denn sie hatte eine traumhaft gute Mehrfachrente.
Bevor ich hier einzog, erkundigte ich mich bei Wohnungsbaugenossenschaften in Ostberlin nach einer Wohnung mit Fahrstuhl – so ca. 50 qm groß oder klein. Der Mensch sagte mir wortwörtlich ins Gesicht:
Wir können sie leider nicht aufnehmen, dafür ist ihre Rente zu gering, sie würden bei uns bestenfalls eine Einzimmerwohnung beziehen können.
Ich denke, alle Rentner oder alle Beschäftigten mit einem niedrigen Einkommen werden wohl weiterhin auf den Luxus des Lebens (Kultur, Reisen und anderes) verzichten müssen, wenn sie halbwegs anständig wohnen wollen. Und dabei habe ich ein ganzes Leben lang gearbeitet – nur in den interessanten Jahren, die die Rente aufgebessert hätten, war ich arbeitslos.
Wenn ihr mich fragt, mir ist gutes Wohnen wichtiger als teurer Urlaub oder so.
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Bitte nicht ein Wort des Mitleids oder Bedauerns, darum geht es mir nicht. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Außerdem bekomme ich ab und an finanzielle Unterstützung.