Keine Angst, ich berichte jetzt nicht von pharmaziegestützten Fußballmeisterschaften, sondern von „Schlaf“erfahrungen der besonderen Art.
Es gab in meinem Leben schon so einige Situationen, wo ich mich ins medikamentengestützte Traumland begeben musste. Das waren in früher Kindheit die Äthernarkose, die noch mit einer Maske auf Mund und Nase verabreicht wurde und wo die „Wettbewerbe“ gekämpft wurden, beim Zählen mindestens bis 13 zu kommen.
Später kamen dann die sogenannten Trachealnarkosen, die technisch ausgereift waren, aber am nächsten Tag Halsschmerzen und Heiserkeit hinterließen. Von denen will ich nicht reden.
Die rein örtlichen Betäubungen, bei denen der Geist zwar wach, aber durch grüne oder blaue Tücher abgeschaltet oder abgelenkt wurde, weil die Augen keine Nahrung bekamen – die meine ich auch nicht.
Ich meine die zwei noch gut erinnerlichen Schlafzeiten, hervorgerufen durch das sogenannte Dormicum – und die gestrige Schlafzeit, von der ich schon im ausführlichen Aufklärungsbogen erfuhr, dass sie durch Propofol hervorgerufen wird.
Es ist schon einige Jahre her, da musste oder sollte auch eine Koloskopie gemacht werden. Beim Besprechungstermin wurde DEFINITIV verlangt, dass ich von jemandem abgeholt werde. Der Termin wird auf einen zeitigen Freitagnachmittag gelegt. – Ich bekomme das Mittel verabreicht, es wird ohne jegliche Schmerzempfindung die Untersuchung gemacht, von der ich NICHTS, wirklich nichts spüre … … …
Ich erinnere mich, dass ich zu einem viel späteren Zeitpunkt zu dem Personal sage:
Wird es jetzt nicht langsam Zeit, dass sie mit der Behandlung beginnen, denn sie wollen doch sicherlich bald nach Haus?
Die Antwort des Personals fiel in etwa so aus:
Wir warten hier schon ungeduldig, dass sie endlich wach werden, denn es ist schon längst alles vorbei!
Bei mir keinerlei Erinnerungen an die letzten Stunden, auch nicht an die Zeit kurz vor Behandlungsbeginn. In Fachkreisen nennt man das eine „retrograde Amnesie“ – stark Betrunkene können diesen Filmriss auch anders hervorrufen.
Doch als „versehentlich“ am rechten Auge der graue Star operiert wurde, war es noch viel krasser. Versehentlich deswegen, weil eigentlich eine Membran auf der Netzhaut die Ursache der Sehstörung war, diese wurde dann anschließend in Vollnarkose im Klinikum entfernt und war nicht ganz so lecker.
Der graue Star bzw. der Tausch der Linse wird oder wurde damals auch nach Gabe eines Dormikums erledigt. Und wie stark diese retrograde Amnesie sein kann, dafür war ich das beste Beispiel.
Ich fuhr mit einer Freundin in die Augenarztpraxis. Den Heimweg sollte sie fahren, da mir das nicht möglich war.
Folgende Sachen machte ich NACH der Operation:
- Mit einer Schwester redend kam ich vom ersten Stockwerk nach unten
- Der Nachuntersuchungstermin wurde vereinbart.
- In der angrenzenden Apotheke holte ich das verordnete Verbandsmaterial
- Die Freundin und ich liefen zum ca. 400 m entfernten Parkplatz
- Sie bestieg den Fahrersitz, ich den Beifahrersitz – und wir unterhielten uns!!!!
- Sie parkte mein Auto in der Tiefgarage ein.
Und dort sagte ich den vollkommen ernst gemeinten (denkwürdigen?) Satz:
Warum fährst du denn jetzt schon, wir hatten doch vereinbart, dass du erst auf der Rückfahrt fährst, jetzt kann ich das doch noch machen.
Ihr Blick sagte mir, dass sie kurzzeitig an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifelte. Ihr Kommentar:
Greif dir doch mal ans rechte Auge – es ist alles vorbei.
Und davon ist nichts übertrieben, ich reagierte wohl besonders empfänglich auf dieses Dormikum, bei anderen Patienten hat es nicht so lange gewirkt.
Und gestern war alles anders. Das Zeux, das ich vorher zweiliterweise schlucken musste, schmeckte zwar nach Orangen, war aber dennoch ekelhaft, erfüllte aber hervorragend seinen Zweck.
Ich hatte mir ein konfessionelles Krankenhaus ausgesucht, was – mit ein wenig mehr Papierkram – solche Untersuchungen auch ambulant ausführte und lobend erwähnt wurde. Gelacht habe ich, als ich für drei Schriftstücke ein Empfangsbekenntnis unterschreiben musste. – Mir wurde ein Bett und eine unförmige blaue Sporthose zugewiesen, die ich allerdings mit dem Schlitz nach vorn anzog (Ich verstand akustisch nicht alles, was die Schwester sagte und habe den „Schlitz-nach-hinten-Hinweis“ überhört. Als ich dann ins Behandlungszimmer gefahren wurde und überall LILA Schläuche sah, wusste ich, dass alles gut geht. Ich bekam über eine Nasensonde Sauerstoff, einen Überwachungssensor für die Herzfunktion an den Finger geklemmt und dann eine Kanüle gelegt. Eine Ärztin stellte sich vor – und das nächste, was ich weiß (wieder in dem Garderobenzimmer):
Frau H., alles ist vorbei, den kleinen Polypen lassen wir untersuchen und hier ist ihr Untersuchungsbefund.
Besser hätte es nicht sein können. Ob ich mir in den empfohlenen 3 – 5 Jahren solch ein Rendezvous tatsächlich noch einmal antue, weiß ich nicht.