… denn da musste sich das Sternbild Krebs dem medizinischen Cancer geschlagen geben – und ich denke immer noch daran.
Gestern war es affenartig heiß hier. Ich wollte eigentlich per Rad ein kleines Stückchen weiter fahren, da ich es aber unerträglich heiß fand, ließ ich mich von einem Friedhof, der an der Strecke lag, einladen, um Pflanzen und Schatten zu genießen. Meine Marotte ist in solchen Fällen, ein Grab mit seinem Vornamen zu finden. – Hatte aber heute kein Glück.
Hier auf diesem Friedhof wurde eine etwas andere Art der anonymen Bestattung gewählt. Viele Sterbende ahnen, dass sie auf dem Friedhof wenig Besuch bekommen werden, wenn sie schon zu Lebzeiten kaum welchen hatten. Und deswegen (vielleicht auch ein wenig aus Kostengründen) nimmt diese Art der Bestattung immer mehr zu.
Hier ist eine große Wiese, in die die Urnen versenkt werden. Die Grasnarbe wächst sofort oder bald wieder zu, so dass nichts zu sehen ist. Aber auf einem großen Stein sind alle Verstorbenen eingemeißelt – mit vollständigem Namen und den Daten. – Ich kann euch nicht sagen, ob der Stein mit den Daten oder die Wiese eher voll wird – doch der Friedhof hat noch genügend Platz für neue Wiesen.
Dieses Grab war nur für die unbekannten Besucher anonym, die Verwandten werden es kennen. – Da ich ja schon meine Grabstelle kenne (unter einem Baum auf dem Waldfriedhof Stahnsdorf, wo auch meine Mutter liegt), muss ich mir um solche Dinge keine Gedanken mehr zu machen. Außerdem ist mir auch sehr egal, was nach meinem Tod passiert.
Und der folgende Grabstein hätte gut zu H. gepasst, denn er war ein ziemlicher Autonarr.
Und plötzlich sah ich ein Stück weiter keine Wohntürme, sondern Grabstellentürme stehen. Ein Leben lang im Hochhaus zugebracht, wollen die Leute jetzt vielleicht auch auf diese Weise bestattet werden. – Vielleicht sichert zeitiges Kommen die gewünschte Etage? Ich weiß es nicht. – Ein wenig verschreckt hat es mich doch. Liegt es am Geld, liegt es am Platz auf den Friedhöfen oder macht sich darüber niemand mehr so richtig Gedanken.