Tagelang zog ich im Schlafzimmer am Abend die Jalousien nach unten, damit ich früh keine (lustige) Überraschung erlebe, da mein Bett unmittelbar unter dem Fenster steht.
Doch tagelang passierte kaum etwas auf der Baustelle – oder es waren alles Hintergrundarbeiten, die Laie Clara nicht so genau erkennen konnte.
Doch dann …. noch ein paar Absätze Geduld. Ich will euch erst mal zeigen, was so in der Zwischenzeit passiert ist. Am fensterlosen Giebel waren ja die Ethernitplatten an Aluschienen befestigt. Die sollen ja einen gewissen Rückkaufwert haben und wurden deswegen ganz schnell in den verschließbaren Container geworfen. – Jetzt haben sie unten alles mit Folie abgeklebt und beginnen damit, ca. 10 cm dicke Dämmplatten aufzubringen. – Wie diese dann oberflächenversiegelt werden, weiß ich noch nicht.
Die nächste Überraschung für mich waren die grün gestrichenen Balkonwände. An einem hatte sich die Farbe gelöst, doch alle anderen sahen tipptopp aus – doch der Schein trügte. Die Farbe war auf eine Gitterfolie aufgebracht, die jetzt in Fetzen von der Fassade gerissen wurde.
Und dann leistete ich mir wieder einen dicken Bock der Nicht-Beobachtungs-Gabe. Vollkommen aufgeregt alarmierte ich meinen Nachbarn und meinte, dass sie einige Balkons abgerissen haben. Ich spekulierte, ob die Befestigungsplatten locker gewesen sind oder oder oder.
Als er dann mit mir vor der Fassade stand, meinte er lässig: Mehr als drei Balkons gibt es pro Etage mit drei Wohnungen nicht, hier an dieser Stelle waren nie Balkons. – Mist aber auch, er hatte natürlich Recht.
Meine eigene Balkonsicht auf Gerüst und so ist folgende: Wegen eines solchen Schlitzes (zwischen den weißen Pfeilen) musste mein Mann in der Fischerinsel im 16. Stock alles abdecken, sonst wäre ich nicht auf den Balkon gegangen. – Aber das Gerüst ist ja VOR meinem Balkon, da muss ich zum Glück nicht drauf.
Diesen Blick durch den schmalen Spalt zwischen Gerüst und Fassade direkt bis unten finde ich spannend – nur zwei Blumenkästen beeinträchtigen den direkten Weg nach unten.
Das hier dagegen sieht richtig entspannt aus.
Jetzt, wo sie in meiner unmittelbaren Nähe arbeiten, sehe ich, was das für eine Schinderei ist. Am Giebel dicht bei mir (90 °) wollen die obersten Platten einfach nicht ab. Ein junger Mann schindert und schindert und bekommt nur Stücke ab. Und das schlimmste: er arbeitet ohne Mundschutz. Aber ich kann ihm ja kaum mütterlich raten, doch besser die Maske aufzusetzen.
Hoffentlich kommt der Hammer nicht in meine Scheibe, dazu sind 8° Außentemperatur einfach zu kalt, um ein Fenster für lange Zeit auszuhängen.
Wenn die ganze Fassade solche Schwierigkeiten macht, wurde der Umfang der Arbeiten vielleicht falsch eingeschätzt und de Summe wird erhöht. Ich würde mich nicht wundern.
Ein anderer steht hier schon Ewigkeiten und zieht an einem dicken Seil – Sinn und Zweck sind mir unbekannt.
Und dann gibt es mindestens 5 Hammer, die um mich herum auf die Fassade einkloppen. Anheimelnd ist anders.
Und schon bin ich bei der Überschrift mit dem wach küssen und den Prinzen. Ich wurde heute gegen 8.00 Uhr durch Baustellengeräusche wach. Diese hielt ich nicht für etagenspezifisch und schlief einfach weiter. Doch als plötzlich ein Kopf gegen meine Fensterscheibe klopfte, war ich sofort hellwach:
Die meisten Fotos habe ich vom Wohnzimmer aus gemacht – da konnte ich mich hinter meinem dicken Sessel verstecken. Eine Freundin meinte: „Gönn doch den Bengels mal was Schönes und tanz nackig im lila Schal“ – vor 25 Jahren hätte ich eventuell darüber nachgedacht, doch inzwischen habe ich eine andere Auffassung von schön und weniger schön.
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Ich blieb den ganzen Tag zu Haus, um eventuell die Sache mit der 4-m-Markise zu regeln. Plötzlich sprangen 4 Männer auf meinen Balkon. Sofort ging ich raus und fragte, was mit der Markise wird, die fein säuberlich eingepackt war. Keiner, wirklich kein einziger sprach oder verstand ein Wort deutsch. Jetzt wundert mich der billige Preis nicht – der Bauunternehmer arbeitet nur mit rumänischen Schadstoffentsorgern. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl in der Magengrube. Dieses habe ich ein wenig mit 3 Tassen Kaffee für die Arbeiter zu beruhigen versucht. Keiner kann dafür, in welchem Teil der Welt er geboren wird.