An dem Tag, an dem ihr diesen Bildbericht lest, ist das Gerüst schon sechs Tage weg und ich habe mich daran gewöhnt, die vor dem Balkon befindliche Industrie ohne Balken, Bretter, Metallstangen und Netze zu sehen. Auch die am Bett vorbeitrampelnden Bauarbeiterfüße vermisse ich inzwischen nicht mehr – sie waren kurz nach 7 Uhr der zuverlässigste Wecker, den ich mir vorstellen konnte.
Aber sie haben auch Rücksicht auf Gewohnheiten genommen. Ist Frau es mehr als 2,5 Monate gewöhnt gewesen, einen verbauten Blick zu haben, kann das nicht von heute auf morgen vorbei sein. Und deswegen haben die lieben PutzerMaurerMaler das Gerüst vor einem Fenster noch stehen gelassen. Nach meinem Balkon kommt ein 90°-Häuserknick und dann geht es viele, viele Meter weiter an den anderen Häusern entlang. Also kann ich aus meinem letzten Wohnzimmerfenster noch immer den vertrauten Anblick genießen.
Beim Abbau beobachtete ich, dass es nur einen einzigen gab, der sich das Arbeiten auf schwankenden Brettern OHNE jegliche SICHERUNG zutraute. Mir ist allein beim Zusehen schlecht geworden. Einige Stunden später hätten sie den Abbau nicht machen können und dürfen, denn es regnete und der Wind wurde viel zu stark.
Eine Situation empfand ich als besonders schrecklich. Er steht am Ende eines Steges und will das letzte Teil aus der Verankerung lösen. Vor ihm und nach zwei Seiten geht es in die Tiefe. Und er bekommt das Teil nicht gelöst. Der Steg schwankt und er muss noch mehr Kraft anwenden. – Wäre etwas passiert, ich hätte hier sicher nicht mit launigen Worten darüber berichtet.
Ein Maler, der ziemlich blass um die Nase wirkte, begleitete ihn. Sobald der Gerüstbauer eine Sicherungshalterung aus der Wand drehte, fing es natürlich an zu schwanken. Der Maler spritzte mit einer langen „Kanüle“ Füllstoff in das Loch und überstrich mit weiß oder grün, je nachdem, wo die Halterung gehalten hat. Und dann verfatzte er sich blitzschnell – ich hätte es nicht anders gemacht.
Der „Oberabbauer“ war gut an seinem haarlosen Kopf und an den vielen Tattoos zu erkennen. Ich beobachtete den Abbau ganz fasziniert.
Als er in der zweiten Etage angekommen war, wurde er abgelöst. Wahrscheinlich gab es für diese Höhe mehrere Gerüstbauer, die sich das zutrauten.
Ich zeige euch jetzt eine Bildergalerie. Wollt ihr ein einzelnes oder alle Bilder größer sehen, einfach draufklicken. Ich bekomme die Fotos nicht ganz chronologisch in der Galerie sortiert – aber was ich zeigen will, kommt auch ohne Chronologie zum Ausdruck.
28. Juni 2017 um 13:30
wir war schon bei zugucken schwindelig !
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29. Juni 2017 um 22:45
Das kann ich mit gut vorstellen.
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28. Juni 2017 um 12:53
Nach Millisekundenbruchteilen hatte ich kapiert, dass das mein benachbarter Giebel ist.
Ich bin wirklich froh, dass es bei uns nicht so einen Zeltbauerobenaufturner gab, der großspurig seinen Mund aufriss, bevor er in die Tiefe stürzte.
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28. Juni 2017 um 12:27
Du sagst es! Für mich wäre das nichts!
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28. Juni 2017 um 12:39
Kletterer könnten das, da sie ja oft auch zwischen Himmel und Erde hängen. Aber Bergsteiger haben oft doch noch festen Boden unter den Füßen, der nicht schwankt und wackelt.
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28. Juni 2017 um 12:25
Liebe moni, erst mal eine große Abbitte an dich, dass ich nach deinem Urlaub noch nicht kommentiert habe bei dir – aber ich komme zeitlich kaum aus dem Knick und andere Sachen sind manchmal wichtiger als die Bloggerei. Gesehen habe ich alles, wirklich alles, da du ja fester Bestandteil meines feedreaders bist.
Ich glaube, der Gerüst-Abbauer war ein wenig stolz, als er sehen konnte, dass ich so oft fotografiert habe. Und dass ihn jetzt – indirekt – doch eine Menge von Leuten zu sehen bekommen.
Ich muss jetzt schnell zum Baumarkt, dann will ich mit der Computerhilfe was arbeiten und abends habe ich einen Termin – der Tag rast. Wie machen das bloß Leute, die arbeiten gehen???
Ganz lieben Gruß zu dir
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28. Juni 2017 um 09:56
Meine Güüüüüüüte! Das ist nichts für schwache Nerven. Ich konnte die Bilder ansehen, weil ich wusste, dass nichts passiert ist. Aber live – ich hätte wohl jedes Geräusch für das Aufklatschen von Leibern auf dem Betonboden gehalten.
Jetzt wirst Du also morgens nicht mehr von Handwerkern begrüßt? Wie langweilig … ähem 😉
Ich fahre bald los zur Ergotherapie. Mal sehen, ob es auf dem Rückweg wieder stürmt und gewittert. Immerhin muss ich dieses Mal durch keinen Park.
Ich wünsche Dir einen schönen Mittwoch mit weitem Blick.
Liebe Grüße
Agnes
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28. Juni 2017 um 12:16
Hallo Agnes, du kannst sicher sein, WENN etwas passiert wäre, hätte es einen Satz und keine Fotos gegeben, denn ich arbeite nicht für die B*I*L*D-Zeitung.
Unten ist zwar Gras oder war vor den Bauarbeiten Gras, aber das hätte am Ergebnis nichts geändert.
Fb hat mich heute begrüßt: Clara, bleib lieber zu Haus, in Berlin soll es regnen. Bis jetzt noch nichts zu spüren.
Der weite Blick ist wirklich schöner, ein Brett vor dem Kopf habe ich ohne Brett auf dem Balkon schon oft genug.
Liebe Grüße von mir
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28. Juni 2017 um 09:36
Deer Blick ist für dich wohl jetzt wieder frei. Allerding hast du nun auch keine so super Fotomotive mehr.
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28. Juni 2017 um 12:26
Ach weißt du Ute, manchmal kann ich auch auf gute Fotomotive verzichten. Aber ich fand es dennoch schön, dass ich an diesem Tag keinen Termin hatte und außer Haus war.
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28. Juni 2017 um 08:44
Das schaut füüürchterlich aus!
Mann, da träum ich bestimmt mal von.
Ich hätte nicht mal die Fotos hingekriegt, selbst das wäre mir zu nervenaufreibend gefährlich gewesen!
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28. Juni 2017 um 12:38
Liebe Anke, ich stand doch mit beiden Beinen ganz fest auf meinem Balkonboden – MIR konnte absolut nichts passieren. – Getauscht hätte ich mit ihm nicht, auch vor 40 Jahren nicht, als ich noch besser in allem war.
Suche dir was besseres aus zum Träumen!!!!
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28. Juni 2017 um 14:05
Ich sitze hier auf meinem gemütlichen Schreibtischstuhl festgeschweißt und zittere … :-O
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28. Juni 2017 um 14:31
Soll ich dich trösten kommen?
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28. Juni 2017 um 15:15
Nein, nein, alles gut. So lange du nicht wieder mit irgendwelchen Höhenfotos kommst. 🙂
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28. Juni 2017 um 15:25
Diese Serie wird einmalig bleiben, zumindest, wenn es das eigene Haus betrifft.
Also du hast nichts mehr zu befürchten.
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28. Juni 2017 um 08:23
Liebe Clara!
Puh, zum Glück alles gut gegangen. Wenn Du da einen Absturz fotografiert hättest, wäre womöglich noch eine sensationslüsterne Zeitung vor Deiner Türe gestanden und hätte Dir die Fotos abkaufen wollen.
Aber so ist es ja wunderbar zu sehen, wie sich Dir wieder ein Fernblick bietet und etwas mehr Licht ins Zimmer strömt.
Ich genieße momentan den frischen Wind, da es heute morgen eeeendlich geregnet hat und habe schnell alle Fenster und Türen aufgerissen 🙂
Ganz liebe abgekühlte Grüße von einer windigen Alm sendet
Mallybeau
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28. Juni 2017 um 12:34
Hallo Mallybeau, ich hatte gerade Besuch. Er wohnt in einer Parterrewohnung und hat Höhenangst hoch 4. Er ging nicht an meine Balkonbrüstung, um sich mal die schönen Blumen unterhalb von meinem Balkon anzusehen. Ich habe ja Blumensamen ausgesät, weil mir die Pflanzen alle zu teuer waren.
Das mit der Sensationslust habe ich mal vor Jahren erlebt, bei einem jungen Mann, der inzwischen ein gut bekannter Fotograf ist. Da ging es um jemanden, der vom Dach oder vom Balkon springen wollte. Und er wollte UNBEDINGT der erste sein, der das fotografiert. – Mich hat es geschüttelt.
Da hat sich meine Regenlieferung an dich aber unterwegs vertrödelt, die hätte doch viel eher da sein müssen.
Die abgekühlten Grüße nehme ich gern – bei uns ist es superangenehm.
Und tschüss zu dir von Clara
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28. Juni 2017 um 04:04
Da kann man ja kaum hingucken 😳
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28. Juni 2017 um 12:29
Ich glaube, uns Laien kommt das viel schlimmer vor als ihm. Wenn man so etwas fast täglich macht, tritt Gewöhnung ein, die allerdings nicht zu „Schlamperei“ oder Leichtsinn führen darf.
Zu meinen Lebzeiten wird es so ein Gerüst nicht wieder geben. Deswegen bin ich doch froh, dass ich es miterlebt habe.
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