Es war im Frühjahr des Jahres 2009. Im Land geisterte die Umweltprämie herum. Ich wollte mich diesem Geldsegen anschließen und meinen ca. 13 Jahre alten Renault Clio, genannt Maxx, den Weg allen Blechs gehen lassen. Deswegen bestellte ich mir den kleinsten der Stierautos, den Toyota Aygo. Mir tat es noch Monate leid, dass ich Maxx, so hieß der Clio, habe abgegeben. Für meine Begriffe war er ein ganz schmuckes Kerlchen, denn ich liebe ja weiße Autos.
Doch dann kamen Gerüchte auf, dass Arbeitslose damit Ärger bekommen können. Wenn es bei mir um Ärger mit Behörden geht, bin ich immer sehr vorsichtig, denn wir Ostkindermenschen kannten und kennen die hiesigen Gepflogenheiten immer noch nicht vollkommen.
Also wollte ich die Bestellung rückgängig machen – aber der Toyotahändler schmollte und wollte mich zu einer ziemlich hohen Strafe verdonnern. Diese hat eine Freundin für mich auf 500,00 € runtergehandelt.
Ich entschied mich für einen Twingo Initiale mit allen Features, die ein Twingo überhaupt haben kann. Sogar beheizbare und von innen verstellbare Außenspiegel waren im Komfort enthalten. Am besten fand ich aber das durchgehende Plexiglasdach, das sogar geöffnet werden konnte.
Ganz stolz fuhr ich vom Hof. Wenn ich ehrlich bin, bei dem geringen km-Stand muss ich meinen Leon mehr im Stall bzw. in der Garage geliebt haben als auf wilder Pistenfahrt.
Leon, du warst die ganze Zeit über ein wenig „empfindlich“ und musstest oft behandelt werden. Sehr luxuriös und auf teure Reparaturdienstleistungen aus warst du auch. Du warst ein einziges Eurograb. Zum Glück habe ich nie alle Summen der Rechnungen addiert, sonst würde ich jetzt frohlocken, dass du nicht mehr fährst.
Irgendwann hat mir ein Idiot die Seitenscheibe eingetreten, um an das Navi zu gelangen. Auch da war die Reparatur durch die Selbstbeteiligung nicht billig.
Da sich aber mit dir so einige gute Erinnerungen verbinden, tut es mir trotzdem Leid, dass du nicht mehr in der Garage auf eine gemeinsame Fahrt wartest. Urlaub mit Anna gehört zu den schönsten Erinnerungen.
Jetzt wage ich noch einen Autorückblick, denn ich fahre seit 1973 und da ist natürlich so einiges passiert.
Insgesamt gesehen hatte ich wohl nie das richtige Glück mit Autos. Das erste Auto, noch ein „schwer erwarteter“ Trabant Kombi wurde mir gleich nach der Wende geklaut. Schlimm war nur, dass er nicht teilkaskoversichert war, weil die Versicherungen noch nicht festgelegt hatten, zu welchem Preis er gehandelt wird. Das Auto war noch nicht ein Jahr alt, als er von meinem Hof verschwand.
Mit dem dann besorgten Toyota Starlet, genannt Hannibal, gab es keine Querelen, er hat sogar bei meinem Sohn ein reichliches Jahr Linksverkehr in Irland gut überstanden.
Dann kam 1996 und Heikos Tod. Mit meinem Auto waren so viele Erinnerungen an ihn und Hamburg verbunden, so dass ich das Gefühl hatte, etwas ändern zu müssen. Fast im Vorübergehen besorgte ich mir einen gebrauchten Golf. Der Verkäufer hat mich nach Strich und Faden betrogen, das Auto hatte schon einige Unfälle, wie sich beim Wiederverkauf dann herausstellte. Aber so dusselig wie ich damals darf man auch kein Auto kaufen – da war ich wirklich selbst daran Schuld.
Da er für Jugendliche interessante Sachen hatte (Breitreifen, tiefergelegtes Chassis), wurde auch dieses Auto geklaut. Leider, leider tauchte er nach ca. 2 Wochen wieder auf. Und leider hat die Versicherung nicht auf wirtschaftlichem Totalschaden bestanden, sondern er wurde wieder aufgebaut. Wie schlecht alles war und gemacht wurde, habe ich dann bitterböse beim Verkauf gemerkt.
1999 kam dann also Maxx ins Haus. Der weiße Clio war beim Kauf 3 Jahre jung, er hatte mit 18.000 km einen sehr niedrige Kilometerstand. Er blieb 10 Jahre bei mir und war in der Geschichte aller meiner Autos mein Liebling. Auch ihn habe ich abgegeben, als er noch lange keine 100.000 auf den Reifen hatte.
Ich glaube, es ist gut, wenn ich erst einmal meine Finger von Autos lasse. – Ich hoffe nur, dass ich nicht noch eine Strafe nach Bußgeldkatalog bekomme.
Am 20. Oktober ist er in die Hände eines Autohändlers gegangen nach dem Motto: Weg ist weg und futsch ist futsch. Hier sehen seine Wunden und Verletzungen so harmlos aus. Als die Stoßstange abgebaut war, konnte man das Ausmaß des Schadens erst richtig sehen.
23. Oktober 2017 um 10:46
Verstehe gut! Die Fotos mit Anna sind herrlich schön, so prall das Leben- und ich hoffe, dass du – anders wie mit den Autos – ein wenig in Verbindung bleiben kannst zu ihr!
Ich habe auch kein eigenes Auto mehr, was sich auch im Finanziellen positiv auswirkt!
Bei dir ist es anders, da du nicht so eine Häusliche bist, sondern mehr unterwegs, was ja auch funktioniert in der Großstadt, wenn nicht grad eins von den achttausend Berliner Wildschweinen oder gar eine Rotte über die Straße rast.
Also freu dich ein wenig: keine Unbill mehr mit eingeschlagenen Scheiben und unseriösen Kfz-Reparatören…- händlern usw.
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23. Oktober 2017 um 10:53
So nach und nach bewege ich mich auch auf den Punkt zu, dass die positiven Seiten überwiegen könnten.
Dir stünde aber sicher von Mann oder Sohnesfamilie ein Auto zur Verfügung, wenn du eins bräuchtest. Car sharing ist hier viel zu weit weg, weil ich fast am Stadtrand wohne. Mietwagen für Urlaub würde sich lohnen, wenn sie mir in meinem hochbetagten Alter noch eins geben.
Langsam denke ich – von den gehabten Urlauben mal abgesehen – dass ich kaum noch häuslicher sein kann. Die Doppelkopfveranstaltungen nehme ich mal aus – aber alles andere und auch diese Termine mache ich eh schon immer mit den Öffentlichen.
Ich denke, noch wenige Tage und der schlimmste Kummer ist vorbei. Aber bei Beschwerden, wie ich sie seit einiger Zeit öfter mal habe, da ist ein Auto doch praktischer als die Öffentlichen.
Ich grüße mal die 8000 Berliner Wildschweine – ich glaube, ich muss zum Optiker, ich habe noch nicht ein einziges gesehen.
Liebe Grüße
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22. Oktober 2017 um 15:31
Liebe Moni, die Idee mit dem mir was gönnen vom gesparten Geld gefällt mir sehr. Da ich das Auto angemeldet verkauft habe, habe ich heute die kraftfahrzeug-zulassungsstelle und die Versicherung benachrichtigt ich hoffe es geht alles glatt und klar. Bisher habe ich 172 € Jahresversicherung und Teilkasko gehabt und ab Januar müsste ich 250 bezahlen.
Ich bin sehr froh, dass ich im Handy die verkehrs-app von Berlin habe, da kann ich mir jederzeit und von überall her die günstigste Verbindung raussuchen. Wird schon irgendwie werden. Danke für deinen lieben Beitrag oder Kommentar Punkt ich muss jetzt los, deswegen habe ich das jetzt über das Handy gemacht
Liebe Grüße zu dir.
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22. Oktober 2017 um 10:15
Also „gefällt mir“ möchte ich heute nun doch nicht anklicken. So ein Autole, das uns durchs Leben gegleitet, gehört ja doch irgendwie zur Familie. Aus deinem Bericht entnehme ich allerdings, dass du viel Ärger mit deinen fahrbaren Untersätzen hattest. Also auf zu neuen Ufern für die (vielleicht ja auch nicht endgültige) autofreie Zeit.
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22. Oktober 2017 um 10:55
Hallo Ute, dieses Mal bin ich nicht schnell wie ein Henker gefahren, sondern habe das Auto mit Lichtgeschwindigkeit abgesetzt. Wenn ich es sowieso nicht mehr will, weil ich das „Groschengrab“ nicht noch weiter füttern will, dann soll es mir aus den Augen, damit es nicht immer so weh tut.
Wenn ich so an meine Autobesitzervergangenheit denke, hätte ich spätestens nach dem zweiten Autoklau begreifen müssen, dass Auto und ich nicht zueinander passen. Aber dickköpfig, wie ich nun mal bin, wollte ich es zwingen.
Der Toyota Starlet und der Renault Clio – das waren die beiden einzigen, die keinen größeren Ärger gemacht haben – oder ich habe ihn inzwischen vergessen, da es ja nun doch schon eine Weile her ist.
Mal sehen, wie es weitergeht. Pläne sind ja auch nur dazu da, über den Haufen gefahren zu werden 🙂
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22. Oktober 2017 um 14:58
Wird wohl irgendwann auch auf mich zukommen, liebe Clara. Ich fahre den großen Volvo meines Mannes, der inzwischen fast 20 Jahre alt ist. So langsam kommen auch die Wehwehchen. Neues Auto geht finanziell ebenfalls nicht mehr und teure Reparaturen auch nicht. Also bleibt nur das Hoffen, dass er noch eine Weile durchhält. Sprit frißt er eh, als ob er ständig am Verhungern wäre 🙂
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22. Oktober 2017 um 15:03
Ein Volvo ist bestimmt besser und stabiler gebaut als ein Twingo. Aber 20 Jahre ist wirklich schon ganz schön lange. Wie viel Kilometer hat er denn runter? Jetzt ist es eh zu spät, aber vielleicht hättest du gleich nach dem Tod eines Mannes dieses Auto verkaufen sollen und dir einen kleinen kaufen, vielleicht auch gebraucht.
Jetzt wünsche ich dir, dass er dich noch so lange begleitet, wie du es haben möchtest
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22. Oktober 2017 um 19:16
135000 km hat er, ist eigentlich nicht so viel. Danke für die guten Wünsche.
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22. Oktober 2017 um 09:28
Liebe Clara!
Ich finde es gut, dass Du aufbrichst zu neuen Ufern. Auch wenn natürlich wirklich viele Erinnerungen an dem guten Auto hängen. ich kann das sehr gut verstehen. Mir würde das mit meinem antiken Stück vermutlich nicht anders gehen. Aber wenn man die Vorteile sieht, dass Dir künftig niemand mehr die Scheibe einschlagen oder die Vorfahrt nehmen kann, sind das doch ganz gute Aussichten 🙂 Und ich finde, ganz ehrlich, eine so große Stadt wie Berlin sollte sowieso so gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln gerüstet sein, dass man problemlos von A nach B kommen kann. Dass dem nicht so ist, kann ich mir gut vorstellen. Wird ja im Grunde überall bemängelt, dass man die Öffentlichen zu schlecht ausbaut und sich nur um die Autoindustrie kümmert.
Wie dem auch sei. Immerhin hast Du einmal mehr auch schöne Fotos von Deinem lieben Auto gemacht, die lassen sich ja schadenfrei in jedem Fotoalbum einparken 🙂
Ich wünsche Dir einen wunderschönen erholsamen Sonntag. Genieße die autofrei Zeit.
Liebe Grüße
Mallybeau
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22. Oktober 2017 um 10:40
Liebe Mallybeau,
dann werden wir doch mal sehen, was es an den anderen Ufern zu sehen gibt 🙂
Im Grunde genommen kann ich über den öffentlichen Nahverkehr nur ein wenig schimpfen, dennoch ist es sehr, sehr löblich,dass ich mit meinem 65+Ticket so unheimlich preiswert (47,00 €) durch ganz Berlin und Brandenburg fahren kann – ist wirklich eine tolle Sache. Ich hätte den Preis nach ca. 10 Tagen abgefahren.
Nur mit meinem „Hausbus“ – 2 Minuten Weg – ist das immer so eine Sache. Da er keinen elektrischen Anzeiger hat, in welchem Stadium oder bei welcher Haltestelle er sich gerade aufhält, kann ich raten:
1. er kommt 3 Minuten VOR der Zeit und ist deswegen schon weg, wenn ich 2 Minuten vor der Zeit an der Haltestelle stehe
2. er kommt ca. 5 Minuten zu spät, weil so dicker Verkehr ist und ich nicht weiß, ob ich doch lieber zu der Haltestelle von einem anderen Bus laufe
3. Weil seine Nase bei Kälte abgefroren ist, kommt er heute mal gar nicht – bei einem 20-Minuten-Abstand kann das sehr unangenehm sein
4. er kommt pünktlich und die Welt ist wieder in Ordnung.
Vielleicht kannst du dich noch erinnern, wie ich geschrieben habe, dass ich mit dem Auto 20 cm ins Gleisbett gesprungen bin, weil ich es vorher nicht gesehen habe, wie die eigentliche Verkehrsführung ist. Der liebe Leon hätte schon damals das „Recht“ gehabt, kaputt zu gehen. Und da her er mir ja sämtliche Reparaturkosten erspart.
Das süße Kind auf den Autobildern ist jetzt schon fast eine junge Dame, bildhübsch. Ich habe sie mit knapp 5 Jahren bekommen zur Betreuung, wenn die alleinerziehende Mutter Dienst hatte, der über die KITA- oder Schulhortzeiten hinaus ging. Abgegeben habe ich sie mit 12 – sie war ein ganz, ganz tolles Kind und wir hatten wahnsinnig viel Spaß miteinander. Sie war schon fast ein Blogkind unter dem Namen Anna, obwohl sie natürlich nicht so heißt.
Einige Sachen muss ich mit dem Auto noch regeln, bevor alles erledigt ist.
Einen ganz lieben Gruß zu dir! Von Clara
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