… da ist sie offenbar einem Irrtum verfallen.
Doch alles schön der Reihe nach. Für den 27. August hatte ich mir einen Tagesausflug in ein Thermalbad vorgenommen. Ich habe mir in Burg im Spreewald die „Spreewaldtherme“ ausgesucht. Mein Bahnticket lässt mich nicht nur in Berlin, sondern in ganz Brandenburg für preiswertes Geld fahren – das muss also ab und an mal richtig ausgenutzt werden.
In einen schon recht großen Rucksack stopfte ich einen dicken Bademantel, ein großes Badetuch, ein kleineres Handtuch, drei (!) Badeanzüge (meine Nieren hassen nasse Anzüge), ein Paar Badelatschen, ein wenig Kosmetik und ein wenig trink- und Essbares. Ich dachte, jeden Moment explodieren die Reißverschlüsse.
Schon früh gegen 7.00 Uhr musste ich mit der S-Bahn zur Friedrichstraße fahren, denn ich wollte kurz nach der Öffnung um 9.00 Uhr vor Ort sein.
Den Wecker habe ich nicht gebraucht, denn „Alpträume“ von geplatztem Rucksack ließen mich vor der Zeit wach werden. Wenn alle Badeanzüge nass sind, hätten sie wirklich nicht mehr in den Rucksack gestopft werden können. Also packte ich um.
Der Wunschkoffer steckte in einem größeren Koffer im oberen Schrankfach. Schlaftrunken und ohne Brille will ich die Schranktür öffnen – und plötzlich wurde ich heftig von oben attackiert. Eine mehr als 2 m lange Leiste (rechtes Foto) hatte sich oben aus ihren Verankerungen gelöst und fiel mir ins Gesicht. Habe ich einen gewissen Hang zur Dramatik, dass ich noch nicht mal einen einfachen Tagesausflug ohne „Einlagen“ ausführen kann. Wäre es mit Brille besser oder schlechter gewesen?
Mein wunderschöner Koffer, den ich mir voriges Jahr zum Geburtstag gewünscht hatte, durfte noch nie das Licht eines Hotels erblicken. – Als ich all die oben aufgezählten Sachen darin verstaut hatte, wusste ich auch warum – er war mit diesen wenigen Sachen schon proppevoll. Vielleicht doch zu wenig für eine Urlaubswoche? Oder ich muss mir Bademantel und Handtücher bei den Gastgebern ausleihen!
Mit der Regionalbahn ging es nach Vetschau (kurz vor Cottbus) und dann mit einem Sammeltaxi nach Burg.
9.20 Uhr rollte ich meinen Koffer über die Schwelle der Spreewaldtherme.
Also jetzt sind mein Koffer und ich durch die Tür, haben die Tageskarte für 23,00 € (OHNE Saunabereich) gelöst und dann auch eine Umkleidekabine gefunden. Am Handgelenk wird ein Armband mit einem Sensorteil befestigt. Und jetzt geht der Ärger los.
Der Koffer passt nicht in die Umkleidekabinen – die sind alle nur für dünne Heringe. Also wieder zur Anmeldung, die mir einen Chip für einen breiteren Schrank an der Rezeption geben. Also der leere Koffer ist verstaut – aber alle anderen Sachen möchte ich ja doch im Badebereich in den Schrank legen und hängen.
Mit der Nummer 25 (merkt sich gut) fange ich an – nur kann ich die Tür nicht abschließen. Also ziehe ich in die 24 um, weil ich denke, das Schloss hat eine Macke. Als ich dann an den Schränken 24 und 23 die gleiche Erfahrung mache, werde ich mehr als stutzig. Mit den komischen Strichzeichnungen im Inneren der Tür komme ich nicht klar – solche Sachen konnte ich noch nie leiden oder gar begreifen..
Technikbegabt?
Ich doch nicht, das muss die andere mit C sein! Kleinlaut schleiche ich zur Rezeption und versuche, ohne Hördremmel die Erklärung zu verstehen. Irgend etwas muss gefehlt haben, denn trotz dichtem Heranhalten des Sensors an das Schloss funktioniert es nicht. Zum Glück kommt gerade eine Putzperle daher, die meine verzweifelten Bemühungen bemerkt. Die meisten Leute wollen ja einen Schrank auf-brechen, ich jedoch möchte ihn gern zu-brechenschließen. Sie macht es mir mit spielender Leichtigkeit vor – und ich erkenne, welchen wichtigen Schritt ich nicht ausgeführt habe:
Ich muss mit dem Chipsensor das Schloss kräftig hinein drücken!
Von innen in der Therme habe ich keine Aufnahmen, da fotografieren nicht gestattet ist. Ich hatte den ganzen Tag Ostseewassergeschmack auf den Lippen. Es sprudelte, dampfte, wärmte, trug und erfrischte – je nachdem, in welchem Becken ich gerade war. Liegen waren mehr als ausreichend vorhanden – für die Handtücher konnte man sich einen Bastkorb nehmen. – Das kulinarische Angebot war lecker und dem Preisniveau der Therme angepasst.
Eine Tageskarte hätte ich dennoch nicht gebraucht. Ich wollte mit dem Bus 17.39 Uhr wieder bis Vetschau und von dort mit der R2 zur Friedrichstraße zurück fahren. 16.00 saß ich schon in der Sonne mit meinem Buch, so dass sich meine „gefältelten Waschfrauenfingerkuppen“ wieder entfalten konnten. So viele Stunden warmes Salzwasser ist zu viel des Guten.