Claras Allerleiweltsgedanken


57 Kommentare

Allein zu wohnen kann …

… Umstände machen, sogar gefährlich sein

Mit Umständen meine ich nicht, dass Alleinlebende für alles allein eintreten müssen, was sich Paare untereinander aufteilen können. Aber das ist so und das würde ich im Sinne einer Partnerschaft auch nicht mehr ändern können und wollen – dazu lebe ich schon viel zu lange selbstbestimmt und eigenverantwortlich.

Doch mit zunehmendem Alter sollen bekanntlich die Zipperlein zunehmen, erzählt eine böse Mär.

Meine Mutter lebte zwar (mit zwei Häusern zwischen unseren Wohnungen) ganz in der Nähe, aber eben doch nicht mit jemand zusammen. Wir beschlossen, für sie so ein Notrufsystem zu bestellen und installieren zu lassen, mit dessen Hilfe und dem hinterlegten Wohnungsschlüssel Hilfe in misslichen Situationen gerufen werden kann.

Bei Pflegestufe 1 werden die Grundkosten übernommen – ein Einsatz vor Ort muss aber bezahlt werden. Brav und immer trug sie dieses Notruf-Armband (sh. Foto mit Urenkel) . Ab und an kam mal ein Fehlalarm durch unbeabsichtigtes Drücken des Notrufknopfes, aber das wurde dann an der Sprechanlage schnell geklärt.

Dann kam der erste Sturz, der einen Minischlaganfall als Ursache hatte. Ich wurde angerufen, doch weder ich noch mein Sohn konnten zu ihr fahren. Also kam der Einsatzwagen – und brachte sie ins Bett, da es nicht schlimm aussah.

Wenige Wochen oder Tage (ich weiß es nicht mehr so genau, es war 2007) später etwas ähnliches. Ich wurde angerufen und fuhr  sofort zu ihr. Sie lag im Flur, sie und der Rollator blockierten die Eingangstür. Sie war bei Bewusstsein, konnte nur nicht aufstehen. Auch ich schaffte das erst, als ich einen kräftigen Nachbarn zur Hilfe holte.

Und den dritten Einsatz erledigte dann wieder die Notrufzentrale. Sie lag im Nachthemd auf dem kalten Laminat. Diesmal sorgte ich dafür, dass sie ins Krankenhaus kam. Später stellte sich heraus, dass es jedesmal ein kleiner Schlaganfall gewesen ist.

Fakt war, hätte es diesen Notrufdienst nicht gegeben, hätte sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht noch bis 2013 gelebt, wenn auch in einem Seniorenheim, weil Alleinleben nicht mehr möglich war.

Einige Sicherheitsmaßnahmen habe ich auch schon „installiert“, die mir vor paar Jahren noch lächerlich erschienen wären. Doch als mir monatelang ständig und immer schwindelig war, empfand ich das Stehen beim Duschen in der Badewanne  als gefährlich. Und das Hinhocken war zu unbequem. Ich schaffte mir das an:

… und jetzt ist es nur noch für meinen Popo „gefährlich“, denn der wird beim Duschen immer gelocht.

Ich bin jetzt zwar noch nicht so alt, wie meine Mutter im Jahr 2000 bei Installation des Hausnotrufs war und ich habe keine Pflegestufe, aber eine gewisse Vorsorge habe ich jetzt doch getroffen.

Eine Freundin wohnt ganz in meiner Nähe und hat meinen Wohnungsschlüssel. WhatsApp geht nicht, aber jeden Tag so gegen 18.00 Uhr bekommt sie eine SMS von mir. Und sie ist da äußerst korrekt. In den ersten Tagen hatten wir noch keinen Spielraum bzw. eine Zeittoleranz eingerichtet. Ich war unterwegs und hatte es vergessen. Anruf von ihr bei mir zu Haus – nichts, war ja nicht da. Anruf auf dem Handy – nichts, war ja zu laut, um das Klingeln zu hören.

Kurz vor ultimo – bevor sie mit der Wiederbelebungsmaske durch meine Wohnungstür stürmen würde – habe ich doch noch aufs Handy geschaut und ganz, ganz schnell alles richtig gestellt.

Damit es nicht so stupide für sie ist, überlege ich mir immer witzige Texte – habe ja eine allnetflat, da kann ich „plaudern“. Ich bin der Meinung, dafür hat sie sich einen bunten „Blumenstrauß“ verdient.

Eine Tante von mir steckte mal mit dem Allerwertesten zwischen Bett und heißem Heizkörper fest. Wäre der im Haus wohnende Bruder nicht täglich vorbeigekommen, wäre sie wohl zur „Schrumpftante“ geworden. – Ich muss in Zukunft maximal 26 Stunden hilflos (ohne Handy) auf dem Boden liegen, bevor meine Retterin gestürmt kommt. – Hoffen wir beide, dass das nicht eintrifft.

Ich bin jeden Tag froh, wenn ich gesund und munter das schöne Abend(b)rot genießen kann, das eine mehr mit dem Geschmackssinn und das andere mit dem Sehsinn.