Clara hat ’nen Knall – was spinnt die sich denn jetzt wieder zusammen? ——
Nix da, nichts ist ersponnen, alles am eigenen Leib erfahren.
Am Donnerstag hatte ich meinen Termin im Hamam. Da nicht immer reine Frauentage sind und ich an angebotenen Terminen nicht konnte, habe ich sogar meinen Doppelkopfabend sausen lassen.
Ein wenig Auffind-Probleme gehabt – das Reklameschild verwies auf einen anderen Hinterhof, aber dann kurz vor 14.00 Uhr fristgemäß am Tresen. Wie schon in der Therme wieder Probleme mit dem Elektronikschloss gehabt – die Technik war im Armband versteckt. Entweder bekam ich die Tür nicht auf oder nicht zu – aber ich kann da hartnäckig sein im Probieren.
Die Anordnung der Räume: Hamam, Dampfhamam, Peeling- und Einseifraum, Duschraum, Föhnkabinett, Kosmetikraum, Sauna, Ruheräume, Massageräume, Garderoben, Imbissraum und Verkaufsraum mit Rezeption stellten mich vor eine neue Herausforderung meines Orientierungssinns. Doch 5 Stunden Aufenthalt reichten, um am Ende den Überblick zu haben.
Ich hatte zum Geburtstag ein sehr großzügiges Geschenk bekommen, denn die Preise dort sind nicht von schlechten Eltern.
Abfotografiert vom Prospekt der Einrichtung
Genug mit schnöden Zahlen – ab jetzt wird auf Genussprogramm gestellt.
Im eigentlichen Hamam erschloss sich mir der Sinn der Metallschüssel, die ich an der Rezeption bekommen hatte.
Gießen – schöpfen – gießen – schöpfen usw. usf. war ihre Aufgabe. Es gab keine Einhebelmischbatterien, da alles ein wenig auf nostalgisch gemacht war. Und ich kleines Trottelchen füllte meine Schale immer erst mit heißem Wasser, das ich dann mit kaltem neutralisierte. Bis ich sah, dass sich die anderen das Wasser in den großen Becken temperierten und dann daraus schöpften udn sich immer wieder begossen. – Wenn ihr mich fragt: Ich finde duschen praktischer.
Jetzt, wo ich alles begriffen habe, muss ich mindestens noch einmal hingehen – aber 3 Stunden reichen aus.
In dieser Galerie kann man die Räume und alles andere recht gut sehen.
Diese Modeseite finde ich lustig. Warum haben alle Bademäntel unten Fransen? Von den auf der Seite „Hamamtücher“ angebotenen Exemplaren sind mir viele begegnet. Da bräuchte ich echt keinen Bademantel einzupacken.
Jetzt zum Verlauf. Als erstes wollte ich wie eine Flunder auf dem heißen Stein liegen und mich aufwärmen. Auf dieser großen Platte haben vier Leute Platz, drei aber unbedingt – doch blockiert wurde sie von zwei Frauen, die sich und ihre Handtücher so platziert hatten, dass um Gottes Willen keine mehr dazu passte. Der Gedanke: „Hauptsache ich“ ist im Großen und im Kleinen sehr verbreitet.
Abfotografiert vom Prospekt des Sultan Hamam
Über ein ähnliches Verhalten, nur im Whirlpool, berichtet Patricia Cammarata in ihrem Blog „Das Nuf„: „Mit ihrem stählernen Willen zur Entspannung hat sie mir den ganzen Platz weggenommen. Ich kauere in der Ecke des Whirlpools und bin perplex vor so viel Dreistheit. Das war MEIN Whirlpool! ICH hab mich hier gerade aufgewärmt! “ – Egoismus ist also KEINE Einzelerscheinung, wie ich es schon dachte.
Als ich endlich einen Platz bekommen hatte, wurde ich zum Ganzkörperpeeling und Einseifen gerufen. Ohne Übertreibung, das war himmlisch. Es hat zwar stellenweise ganz schön gekratzt, aber danach hatte ich eine Haut wie ein Baby. Und hier habe ich auch meine letzte Marokkobräune (s. Überschrift) gelassen, denn die abgeschubberten Hautröllchen waren nicht klein.
Besänftigt wurde meine leicht gereizte und ziemlich rote Haut durch das Einseifen – das war wirklich schaumig schön.
Dann hatte ich mehr oder wenig Freizeit und Umsehzeit. Die Sauna war leer und einfach nur heiß, heißer, am heißesten. Ich bekomme fast nie Klaustrophobieanwandlungen, aber hier passiert mir das. Ich würde nur mit leicht geöffneter Tür saunieren, denn die Idee, dass sich die Tür verschließt und ich in diesem heißen Raum bleiben muss, macht Gedankenchaos – also sofort wieder raus.
Den Kosmetik-, Hand- und Fußpflegekabinetten stattete ich keinen Besuch ab – ich bin eine Naturschönheit *grinsgrinsgrins*
Auf meinem Geschenkgutschein standen 7,00 € für die Lounge – vornehmer Ausdruck. Mit zwei Getränken war der Betrag unterfordert, mit einem Essen dazu überfordert – dennoch entschied ich mich freudigst für einen gut schmeckenden Kaffee, ein superleckeres Mango Lassi und ein Zaziki mit Brot. Das Zaziki wurde ganz frisch zubereitet und schmeckte himmlisch, genau wie für mich gemacht.
Dann blieb weiteres Entspannen und die Massage. Da ich als ehemalige Physiotherapeutin auch in Massage ausgebildet wurde, konnte ich gut beurteilen, dass diese Frau ihre Sache sehr gut gemacht hat. ICH hätte damals keine Patientin eine Stunde lang kneten, massieren und beruhigen wollen. Die Verständigung war ein wenig schlecht – trotz HG war der trotz langer Jahre in Deutschland verbliebene russische Grundakzent für meine Ohren hinderlich – aber vom Prinzip her hat es geklappt. Am meisten habe ich darüber gestaunt, dass ich es ca. 45 Minuten auf dem Bauch ausgehalten habe.
An der Kasse erfuhr ich, dass nicht eine einzige Türkin als Masseuse arbeitet – wer weiß, was bei ihnen dagegen spricht, so einen Beruf auszuüben. Alle sind verschiedener Herkunft: Italien, Frankreich, Russland und anderswoher. Ich habe mich nicht getraut, nach den Löhnen zu fragen. Bei diesen Preisen müssten die doch trotz Betriebskosten gut sein – glaube ich aber nicht so ganz.
Und tschüss sagt Clara, die Feinhäutige.