Die einen heiraten, die anderen wollen Eltern werden. – Endlich sollte die kirchliche Trauung von Felicitas mit ihrem Maximilian stattfinden – vorher hatten sie kein Geld, um mit all den Gästen zu feiern, die sie gern bei sich haben wollten. Die Finanzspritze von Oma Claudia wurde auch in das Hochzeitssparsäckel gepackt und dann war es so weit.
Bei der Trauung in der Hofkirche passierte ein kleines Malheur. Cora war mit ihren 4 Jahren schon ein kluges Kind, das nie schlafen wollte, weil es immer noch Lust auf eine neue Geschichte hatte. Vor der Hochzeit war Cora ganz besonders aufgeregt und konnte überhaupt nicht einschlafen.
Als der Pfarrer eine viel zu lange Predigt vortrug, saß sie bei ihrer Oma Anna auf dem Schoß, Plötzlich gab es ein ziemlich lautes Poltern: Das Kind war eingeschlafen und mit Getöse unter die Bank gerutscht – was zum Glück ohne Verletzungen abging.
Es wurde auf einem Landgut am Stadtrand von Dresden gefeiert. Die Unterbringung war sehr rustikal, aber das störte die gute Stimmung auf keinen Fall. – Das Brautpaar wunderte sich, warum nicht ein einziger Gast, kein Pärchen irgendein Geschenk überreichte. Sie dachten heimlich: „Auch gut, da müssen wir nicht so vieles entsorgen, was uns nicht gefällt.“
Da das Wetter sonnig, warm und prächtig war, stand ein Spaziergang zu einer Blumenwiese auf dem Programm. Dass sich diese Wiese als die 1000-Taler-Wiese entpuppen sollte, bekamen Feli und Max erst mit, als sie fast mit der Nase darauf gestoßen wurden, dass sich in den Blumen Geld versteckt hat. Die Verstecker hatten die Münzen ganz genau registriert und gezählt, damit nicht die Hälfte des Geldes auf der Wiese bleibt. – Das Brautpaar war froh, dass Cora mitsuchen durfte, denn die Kleine war am erfolgreichsten, da sie ihre Augen am dichtesten über dem Boden hat.
Als die beiden fertig waren – fertig im doppelten Sinn – zählen sie das Geld und kommen genau auf 1000,00 Euro
Als dann die Familie am Abend nach der Feier noch ein wenig beieinander sitzt, steht Benno plötzlich auf, bekommt (fast) einen roten Kopf und meint: „Katharina wird Mama, ich werde Papa und wir werden Eltern – und Bonnox bekommt jemand, der ihn am Schwanz zieht.“ Sofort wird nachgefragt: „DER ihn am Schwanz zieht, wird es denn ein Junge? Wann kommt das Kind denn?“ – Diese beiden waren nicht so standhaft und ließen es sich sagen, dass es ein Junge werden wird. Als Termin ist Ende Januar anvisiert. Sofort sagt Feli, die Mathematikerin: „Dann kommt er ja genau 63 Jahre nach seinem Opa Anno zur Welt – da müssen wir ihm auch einen Wegweiser schenken – einfach aus Tradition – denn der von Anno hatte viele, viele Jahre überlebt, bevor er total verrostet in der Schrottsammlung landete.
2063 – Und wieder ein Wegweiser
Die Familie war in der Spur, in der Suchspur, um einen würdigen Wegweisernachfolger zu finden für das Kind, dessen Name bisher noch nicht bekannt gegeben wurde. Das Vorbild wurde gefunden, fotografiert und in einer guten Tischlerwerkstatt nachgebaut. Natürlich waren alle so klug, die Entfernungen neu zu berechnen – nämlich von dem Hof in Brandenburg aus gesehen, auf dem Benno und Katharina immer noch lebten.
Sie suchten sich auch andere Orte aus, denn was soll der kleine Erdenbürger in seinen ersten Lebensjahren mit der Antarktis oder Nowosibirsk anfangen?– Das wäre wirklich zu kalt für ihn.
Benno und Katharina hatten lange über den Namen für ihren Sohn nachgedacht – nicht nur nachgedacht, sondern auch heftig diskutiert, zum Teil auch gestritten. Katharina wollte mit dieser „dämlichen“ C-Tradition“ brechen, denn es war schon auffällig, dass in dieser Familie + Erweiterung einige Anfangsbuchstaben häufiger vertreten waren als andere. Sie machte sich die Mühe und suchte mal alle Namen zusammen.
3 x A bei Anna, Anno und Stute Ada
3 x B bei Benno, Bob (Sohn von Kay und Sandra) und Hund Bonnox
3 x C bei Claudia, Cora, Constantin
2 x F bei Felicitas, Felix
1 x J bei Johannis
2 x K bei Katharina und Kay
1 x L bei Louise (Tochter von Kay und Sandra)
1 x M bei Maximilian
1 x S bei Sandra (Frau von Kay)
Zuerst sollte der Sohn Clemens heißen, denn Benno hätte eine ABC-Familie aus Ada, Benno-Bonnox und Clemens lustig gefunden, sah dann aber ein, dass sich dann Katharina ausgeschlossen fühlen musste.
So wie Felicitas mit dem C von Cora der Uroma Claudia eine Freude machen wollte, machten sie es jetzt mit dem Uropa Johannis, der diese Freude aber nur noch von oben verfolgen konnte.
Namensbücher wurden gewälzt. Der Trend der englischen oder amerikanischen Namen wie Jack, Jeffrey, Jonny (Übersetzung von Johannes) oder Jason war schon lange vorbei – die Deutschen sprachen wieder deutsch. Biblisch wie Jakob oder Jeremias wollten sie auch nicht, der einfache Johann war ihnen zu altmodisch.
Und plötzlich hatten sie es und waren beide auf Anhieb einverstanden. Ihr Sohn wird Jannis heißen, die neugriechische Form von Johannes. Kaum war der Name ausdiskutiert, war er auch schon da, der kleine Jannis Domini – kräftig, prächtig und ganz gesund.