Claras Allerleiweltsgedanken


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2031 – Geblähte Nasenlöcher

Benno machte gute Fortschritte bei allen Dingen, die ein Mensch, speziell ein kleiner Mensch, so erlernen muss. Er krabbelte in der Geschwindigkeit eines Formel-1-Rennwagens durch die Wohnung, befreundete sich mit allem auf der Straße, was ebenfalls auf vier Beinen durch die Welt ging und erheiterte mit seinen Späßen alle, ausnahmslos alle. Egal, was er gerade wieder angestellt hatte, egal, was er vom Tisch gezogen hatte – keiner konnte ihm richtig böse sein, denn er hatte es ja nur aus Wissbegier, Wissensdurst oder wegen anderer positiver Eigenschaften gemacht.

Nur eine Sache gab es, mit der hatten alle Erwachsene ihre Schwierigkeiten. Felicitas, die das natürlich auch registrierte, lief dann laut schreiend durch die Wohnung „Benno stinkt, Benno hat Kacka gemacht!“. Es war so schlimm, dass sich dem Vater schon unten an der Haustür die Nasenflügel blähten, wenn Benno die Buchsen voll hatte. Anna versuchte alles, um ihn so zeitig wie möglich auf den Topf zu setzen. Doch war er sonst ein williges Kind – in diesem Moment fing er an zu schreien, als wenn der Leibhaftige hinter ihm her wäre – also verbreitete Benno weiterhin seine Stinkereien in der Wohnung. So konnte man mit Fug und Recht behaupten: „Hier in diesem Haus ist Stunk oder Gestank!“ Und der sollte auch noch einige Zeit bleiben.

 

2033 – Abgase

Abgase in der Wohnung, ja im ganzen Haus, denn inzwischen konnte Benno schon recht gut die Treppen hoch und runter krabbeln bzw. steigen. Inzwischen müsste er schon längst sauber sein. Er sprach ganz exzellent – aber auf dem Gebiet der „Rohstoffentsorgung“ hinkte er anderen Kindern um Lichtjahre hinterher. Offenbar hatte Benno  Schmerzen dabei, wenn er in die Windeln „stank“, denn er jaulte immer ganz fürchterlich dabei. Das einzig Gute daran war, dass ihn Anna dann gleich mit einer sauberen Windel versorgen konnte.

 

Wegen all dieses Kummers war die Einschulung von Felicitas ein wenig untergegangen, was sie auf der einen Seite ganz gemein fand, auf der anderen Seite aber auch verstehen konnte, denn auch sie machte sich schon Sorgen um ihren Bruder. In dieser Situation erwiesen sich Felix und Constantin als wahre Onkel, die für ihr Patenkind nicht nur Geld und gute Worte übrig hatten. Sie buchten ein Wochenende in einem Bungalow in einem Kinderparadies = Spaßpark und alle drei amüsierten sich königlich in diesen zwei Tagen. Felicitas kam strahlend und glücklich wieder in ihr Zuhause, wo es natürlich stank. So viel Lüften konnte man gar nicht, um diesen Geruch rauszubekommen.

Seine Eltern wurden immer unruhiger und gingen von einem Arzt zum anderen mit ihm – alle stellten es als Lappalie hin. Der Laborbefund zeigte zwar irgendeine Stoffwechselstörung an, aber kein Arzt hielt sie für bedenklich, kein Röntgenbefund zeigte eine Deformität an. Also ergaben sie sich in ihr Schicksal und warteten ab. Bis es eines Tages fast zu spät gewesen wäre.

Sogar Constantin, sonst immer ein hervorragender Arzt und Chirurg, irrte sich dieses Mal in seiner Diagnose. Doch Chirurgen sind ja auch hauptsächlich für die „Reparaturleistung“ zuständig, nicht vorrangig für die Diagnose. – Hätte er Benno „geöffnet“ vor sich auf dem Tisch gehabt, wäre ihm dieser Diagnosefehler nicht unterlaufen.

Sein abartiges Stuhlgangsverhalten war auch der Grund, warum ihn keine Kindertagesstätte annahm – also musste Anna von zu Haus aus arbeiten. (Heutzutage würde ja jeder an Corona denken, aber das war 2014 noch lange nicht im Anmarsch)

2035 – Incognito

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