In diesem Jahr soll Mutter Beimer, ach nein, Mutter Domini natürlich, ihren 60. Geburtstag feiern. Alle überlegten hin und her, was denn nun für sie passend wäre. Da es allen, die sich an dem Geschenk beteiligen wollten, finanziell gut ging, wurde an ein Geschenk der etwas besseren Finanzierungs-Klasse gedacht. Zuerst wurde eine 4-Wochen-Kreuzfahrt anvisiert, aber zum Glück konnte sich Anno noch gut erinnern, dass seine Mutter schon bei der kleinsten Bootsfahrt den Fischen ihr Frühstück „schenkt“.
Constantin stimmte für eine exzellente Neuausrüstung mit technischen Geräten, denn Claudia, wie sie inzwischen auch von Sohn Anno genannt wurde, nicht nur von den „Ziehkindern“, war sowohl an Computern als auch an Fotoapparaten oder I-Phones interessiert und versiert. Da ihre Außenaktivitäten aus verschiedenen Gründen weniger wurde, tummelte sie sich umso mehr auf den Wegen des Internets. – Aber auch dieser Vorschlag fand keine allgemeine Zustimmung.
Und wieder waren es die Kleinen, die die richtige Idee hatten. „Oma braucht unbedingt ein neues Auto!“, meinte Felicitas, möglichst eines in einer auffälligen Farbe, denn langsam kann sie schon ein wenig schlecht gucken. Außerdem hat sie immer vergessen, wo das Auto nun gerade abgestellt war. Oma Claudia übernahm oft den Fahrdienst für ihre Enkel, wenn die zu ihren unterschiedlichsten Hobbystunden gebracht werden mussten. Deswegen war es auch durchaus gerechtfertigt, dass Johannis sein Auto behielt – das große für den Urlaub – und Claudia ein kleines und knuffiges bekam. –
Als Claudia an ihrem Geburtstag mit verbundenen Augen zu ihrem Geschenk geführt wurde, musste sie es erst einmal abtasten. Auf Auto kam sie natürlich sofort – aber bei der Marke haperte es ein wenig. Doch dann dachte sie an das Löwenauto, dass ihr immer so gut gefallen hat. Sie „guckte“ am Heck nach dem Löwen-Logo und dann, ob es die fünf- oder die dreitürige Variante ist und war sich plötzlich sicher: Es ist der kleine Peugeot. Beifall bestätigte das. Sie wollte sich die Augenbinde von den Augen reißen, aber ein allgemeines „Stopp“ ließ sie einhalten. Jetzt sollte sie noch die Farbe erraten. Ihr erster Vorschlag Weiß wurde verneint, dabei schwärmte sie doch so von weißen Autos. „Hoffentlich kein schwarzes oder dunkles, denn ihr wisst ja alle, dass ich nur helle Autos möchte.“, gibt sie noch schnell, dennoch überflüssiger Weise zur Kenntnis. An der Farbe könnte nämlich jetzt keiner mehr was ändern. Auf „schwarz“ gab es ein allgemeines „NEIN“, bei „dunkel“ gibt es nur noch ein „JEIN“ zu hören. Na dann war es hoffentlich auch kein silbergrauer, denn die fand sie langweilig. Nein, war es auch nicht. – Da alle langsam Hunger bekamen, meinte Anno: „Nu komm ma langsam in die Puschen, Mutta! Wat war denn immer deine Lieblingsfarbe? Schon vajessen, oda?“ – Absichtlich berlinerte er viel mehr als normal, er wollte ihre Aufregung ein wenig senken. – Und da fiel es Claudia wie Schuppen aus den Haaren: „Nu sagt nicht, dass es pink ist!!!???“
Die Binde fiel und Claudia fiel allen der Reihe nach um den Hals. Es war genau das, was sie sich ganz still und heimlich gewünscht hatte, sich aber nie hätte selbst gekauft, dazu war sie einfach zu sparsam.
Den Modellnamen „Clara Himmelhoch“ ließen die Kinder später in Claudia Domini oder nur in CD ändern, damit es wirklich IHR Auto ist.