Claras Allerleiweltsgedanken

Autoerlebnisse im Winter 1978/79 …

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oder: Eine Horrorcrashtour mit einem fast neuen Auto

Ganz, ganz treue Mitlesende mit gutem Gedächtnis können sich vielleicht an Fetzen der Geschichte erinnern, denn ich habe sie bereits 2010 mal veröffentlicht. Was heißt „Geschichte“ – alles wirklich wahr, nichts beschönigt, nichts dazu erfunden – aber alles zum Glück ca. 40 Jahre her – aber durch die jetzigen Winterereignisse wieder ins Langzeitgedächtnis gekommen. – Da es dort nur zwei Kommentare gab, gab es auch nicht so viele Leser

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„So viel Schnee in den Bergen, das ist ja toll“, jubelt Clara innerlich vor sich hin, als sie die Nachrichten im Fernsehen sieht. Sie denkt an ihre Tochter Marie-Theres, die mit Mann und Kindern die Winterferien zum Skifahren in Österreich nutzt. Auch Clemens, der Filius, treibt sich in irgendwelchen Schweizer Bergen zum gleichen Zweck herum. – Sie sitzt gemütlich auf der Couch, eingepackt in ihre rote Kuscheldecke. Bei diesen Außentemperaturen kann Clara eine Zwiebelschale mehr gut vertragen. Auf ihrem Schoß liegt ein spannendes Buch. „Irgendwann muss ja mal Schluss sein mit dem Winter“, denkt sie.  Bei dem vielen Schnee und Eis auf Straßen und Gehwegen ist Clara froh, dass sie nicht mehr täglich von ihrem Chef gerufen wird. So kann sich ihr kleiner „Leon“ in der Garage wärmen und sie kann sich auf der Couch ausruhen – oder auch umgekehrt. (ihr seht, geschrieben, als ich noch meinen Twingo hatte)

In diesem Moment bekommt der Ansagensprecher einen fast sakralen Tonfall. Er kündigte für die nächsten Stunden flächendeckend Blitzeis an und bittet alle, nicht unnötig das Haus zu verlassen. – „Offensichtlich brauchen die Unfallchirurgen jetzt schon ein zweites und drittes Paar Hände zum Operieren“, denkt Clara so halblaut vor sich hin. Manchmal redet sie mit sich, wenn es kein anderer tut – aber in der Öffentlichkeit hat sie es noch gut im Griff.

Das Wort Blitzeis tritt eine Erinnerungslawine los, gegen die alle Frühlingsgedanken einen aussichtslosen Kampf führen. Sie ist sofort bei der Jahreswende 1978/79, in der innerhalb von Stunden das Thermometer um 20° fiel und ganz Deutschland mit Nachbarn im Schnee- und Eischaos versanken.

Der wunderschöne hellgrüne Wartburg Tourist mit dem liebevoll ausgesuchten Namen ‚Hannibal‘ hatte seinen Kilometerzähler noch nicht einmal fünfstellig gefahren. Er war also noch ein absolutes Greenhorn in seiner Gilde. An der Suche nach seinem Namen war die ganze Familie mehr oder minder engagiert beteiligt gewesen. Clemens’ Vorschläge bewegten sich in der Welt eines Achtjährigen und fanden bei den Großen kein Gehör. Theres zeigte sich an der Namensgebung nur geringfügig interessiert, überhaupt war ihr das neue Auto nur mittelmäßig wichtig. Mathematik war viel spannender als Mechanik. – Da er immer vor der Tür stehen musste, hatte die Redewendung „Hannibal ante portas“ den Ausschlag für die Namenswahl gegeben.
Wie es bei der langen Wartezeit auf seine „Ankunft“ nicht anders zu erwarten war, liebten ihn drei aus der Familie abgöttisch und eine registrierte ihn als Neuankömmling. Im Gegensatz zu seinem gebrauchten Vorgänger war er nagelneu und absolut jungfräulich. Clara konnte sich noch sehr gut an ihre Angst erinnern, als sie ihn – lediglich mit Trabanterfahrung ausgestattet – im zentralen Auslieferungslager Rummelsburg holen durfte.
Der Junior war stinksauer, dass er noch nicht im Fahrschulalter war. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er ‚Hannibal‘ mit unserer Hilfe gern schon mal heimlich gefahren, um damit dann entsprechend in seiner Clique zu prahlen. Aber Clara legte heftigsten Protest ein. Schließlich war es ihre Aufgabe, mit den Automechanikern zu flirten, wenn es bei einer Reparatur mal zu lange dauern sollte oder, wie so oft, ein Ersatzteil nur schwer aufzutreiben war. Hannes hielt sich da mannhaft zurück.
Und dieses Auto sollte über Silvester polnische Luft schnuppern. Claras Cousine hatte zu einer zünftigen Party eingeladen. Clemens wollte sofort mitfahren, Theres jedoch blieb Silvester lieber bei der Oma. So konnte der freie Platz im Auto von Claras Tante eingenommen werden, die vom Gewicht her fast die drei anderen aufwog. Zum Glück war der Wartburg für 5 Personen zugelassen. Im Trabant hätten sich Hannes oder Clara durch den engen Einstieg auf den Hintersitz zwängen müssen, für „Tantchen“ wäre das nicht zumutbar gewesen.

Die Feier war okay, das Wiedersehen auch. Nach drei Tagen hieß es, wieder nach Hause zu fahren. Die Temperaturen waren schlagartig gefallen. Die dicke Eisschicht von der Windschutzscheibe konnte nur mit heißen Lappen aufgetaut werden, kratzen half da nichts mehr. Ein letztes Winken – und auf ging es Richtung Berlin.
Die vergeblichen Rufe der Cousine, die Fahrt zu verhindern, wurden nicht mehr gehört. Sie hatte die Warnung im Radio gehört, dass die wichtigsten Autobahnen dicht sind, weil Autos im Schnee stecken geblieben waren. Natürlich war auch die Ost-West-Achse lahmgelegt. Hannibal kam noch auf die Autobahn, musste dann aber kilometerweit rückwärts fahren, denn wenden war unmöglich.
Handy? Navigationsgerät? Winterreifen? Davon träumte der wilde Osten zu dieser Zeit noch nicht einmal.
Ein Stück lief auf der Landstraße alles völlig normal – bis zum ersten Knall. Rote Ampel, Glatteis, Auto in Warteposition – physikalisches Gesetz von dem einen und dem anderen Körper! Wir hatten sicherlich das größere Gewicht und somit war Hannibal stärker, nur büßte er dabei seine „Stoßzähne“ in Form der Scheinwerfer ein.
Kleines Malheur, bei diesem Wetter ohne Licht. Große Katastrophe, bei diesem Wetter ohne Heizung. Ständig musste einer von innen die Windschutzscheibe vom Eis frei kratzen. – Der zweite Knall ließ nicht sehr lange auf sich warten, nur stand Hannibal diesmal unglücklich als Hindernis im Weg. Somit hatten sich die Rücklichter auch noch verabschiedet.
Und dann war sie plötzlich dicht, die Straße. Ratlos diskutierten alle, nur Claras Sprachkenntnisse reichten unter diesen Umständen nicht aus.
Plötzlich tauchte ein rettender Engel in der Person eines Bauern auf. Er lud alle zu sich auf seinen Hof ein und gewährte Kost und Logis. Nun bewährte sich Tantchen sehr, denn sie konnte polnisch parlieren.

Nach einer Übernachtung wurde Hannibal wieder in den Kampf geschickt. Die Schneepflüge hatten die Hauptstraßen geräumt, aber dadurch die Zufahrmöglichkeiten zu den Nebenstraßen total blockiert. Der hilfsbereite Bauer benachrichtigte einen Freund, der das Auto samt Insassen auf einem Schleichweg mit dem Traktor zur Straße ziehen sollte.
Die Furchen der Lastwagenräder waren so tief, dass Hannibal nicht mit den „Füßen“ auf den Boden kam. Das bedeutete – das Seil zog ihn auf dem Unterboden rutschend über den Schnee. Clara war einem Heulkrampf nahe, Hannes bekam fast einen Herzinfarkt, die Tante zeterte und wollte ständig aussteigen und Clemens fand es spannend, spannend, spannend.
Zum Glück war auch irgendwann dieser Streckenabschnitt bewältigt. Die Besetzer der hinteren Reihe wurden in den Zug gesetzt, der Rest versuchte, das stark ramponierte Auto auf deutschen Boden zur Reparatur zu bringen. Im 30er Tempo war das ein etwas länger dauerndes Unterfangen, deswegen musste noch eine Hotelübernachtung eingeschoben werden. Nicht das Glatteis war jetzt der Hinderungsgrund, sondern die eingefrorene Knüppelschaltung. Üblicherweise hatten ja alle DDR-Autos Lenkradschaltung – aber hier bei dieser Version wollten die Konstrukteure mal was besonderes leisten. Warum sie den Kardantunnel nach unten offen ließen, blieb für immer ein ungeklärtes Geheimnis. Waren es Materialeinsparungsgründe? Durfte die DDR keine geschlossenen Tunnelsysteme in Autos einbauen?
Als Theres freudig Mutti und Vati begrüßte, beglückwünschten sie alle zu ihrer weisen Entscheidung, diese Fahrt nicht mitmachen zu wollen.“Hatte das Kind etwa den Seherblick?“, überlegt Clara ca. 30 Jahre später.

Clara musste später in Berlin in ihrer Autowerkstatt den „Charmingblick“ einsetzen, damit für Hannibal alle Ersatzteile beschafft und eingebaut wurden.

Bei den letzten Gedanken an diesen Horrortrip rutscht Clara auf dem Sofa immer tiefer, macht es sich bequem und denkt: „Heute verpasse ich garantiert nichts da draußen. Meinem „Leon“ will ich ähnliche Erfahrungen ersparen.“ Das Telefonklingeln hört sie schon nicht mehr – sie schlummert ihre Mittagsruhe.

Autor: Clara Himmelhoch

Auf meinem PR = purple Roller fahre ich durch die Bloggerwelt und mache PR = Public Relation. In meinem Gepäck habe ich fast täglich eine "Überraschung" für meine LeserInnen. Hausfrauentipps und -tricks als auch Koch- und Backrezepte müsst ihr wo anders suchen.

36 Kommentare zu “Autoerlebnisse im Winter 1978/79 …

  1. Was für ein großzügiger Bauer, der Euch da bei ihm übernachten hat lassen…du hast ganz schön viele Erlebnisse in petto…Gut, dass du fröhlich bist…

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    • Es ist zu lange her, so dass ich mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern kann. Natürlich fanden wir das alle super, als er uns die Übernachtung anbot, als wir festsaßen.
      Ich hoffe und denke doch sehr, dass wir ihn ein wenig mit DDR-Geld erfreuten, denn das war damals sehr viel mehr wert als der Zloty.
      Ich will mit dir nicht wetteifern – wahrscheinlich habe ich mehr Erlebnisse in petto, die man lustig erzählen kann und die bei langer Betrachtung auch lustig sind. – Und um die Erlebnisse, die GAR NICHT LUSTIG sind, beneide ich dich nich ein ganz kleines bisschen.

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  2. Ja Mensch, ich hab mal eine Doku drüber gesehen. Und jetzt kenne ich eine Zeitzeugin, die es live miterlebt habt! Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert und keiner erfroren oder verletzt!

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    • Das ist vielleicht die Doku, die Sven erwähnt hat: „Sechs Tage Eiszeit – Der Katastrophenwinter 1978/79“ – Da bin ich ja jetzt richtig stolz darauf, für dich als Zeitzeugin auftreten zu können.
      Wenn ich hier so einiges lese, was wirklikch an schlimmen Sachen passiert ist, bin ich auch sehr, sehr froh, dass es bei uns bei „Wartburg-Schäden“ geblieben ist.

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  3. Liebe Clara, da bin ich doch sehr froh, dass ich noch keine wirkliche Auto Winter Geschichte beitragen kann. Ich verzichte auch gerne. An diesen Winter erinnere ich mich nur, weil es Fotos von mir als sehr kleines Kind gibt auf denen es meine Eltern lustig fanden, mich in den Schnee zu werfen. So sieht es jedenfalls aus, da ich in einem Schneelochsitze und keine Fußspuren zu sehen sind die zu diesem Loch führen.

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  4. Moin Clara. Das ist mir nun aber peinlich … dann habe ich wohl nach dem falschen Bild gegriffen 😉 Na ja, nehme es als Symbolbild 😉
    Es gibt eine sehenswerte 90-Minuten-Doku, aber wahrscheinlich kennst du die, ausgestrahlt 2018 vom MDR, aber noch in der ARD-Mediathek vorhanden: „Sechs Tage Eiszeit – Der Katastrophenwinter 1978/79“. Falls du sie nicht kennen solltest, dann lege ich sie dir ans Herz.
    Grüße vom Sven un bliev gesund un munter!

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    • Kenne ich nicht – danke – sonst gucke ich immer erst ab 20 Uhr in der großen Flimmerkiste – aber das will ich sehen. Also dann – ich habe vor, gesund un munter zu blieven, du aber auch!

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    • Sven, ich habe dir ja schon mehrfach „angedroht“, dass ich dich knuddeln werde. Die letzten Stunden habe ich damit verbracht, die Doku über 1978/79 zu sehen. Die sind ja in der MDR-Mediathek oben in die wichtigen Filme mit aufgenommen worden. Es gibt drei Teile, die sich aber in einigem überschneiden. Nach „Lebensretter“ und dem ersten Hauptteil hatte ich dann aber genug Schnee und Katastrophe gesehen. Wenn ich mir das so ansehe, sind wir jetzt zum Glück aber noch ein großes Stück davon entfernt.
      Ich habe an mehreren Stellen herzlich gelacht – alles weiß ich nicht mehr. Aber wenn ein offizieller Mensch aus einem DDR-Ministerium am Mikrofon war, dann sprach er in eineganz bestimmten Politikerdeutsch. – Die Tagesschau hat noch immer die gleiche Melodie – und Sprecher, die es bis vor kurzem noch gab, waren dort noch sehr jung.
      Gelacht habe ich über einen (stellvertretenden?) Ministerpräsident von Schleswig Holstein, der seinen Scheitel sehr hoch trug und dunkel gefärbte Haare hatte, die längst aber hätten nachgefärbt werden müssen.
      Du siehst, auf so einen Schwachsinn achten die Frauen.
      Es war wahnsinnig interessant – auch mit der eingeschlossenen Insel Rügen – und den ganzen Schwangeren, die unter solchen Umständen entbinden mussten.

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  5. Liebe Clara, ich glaube, fast ein jeder hat so seine unliebsamen Fahr-Erfahrungen bei Schnee und Glätte gemacht. So auch ich. Aber hier schweigt sich der Flachlandtiroler ob seiner Peinlichkeiten lieber aus… 😉
    Passend zur Wetterlage wünsche ich Ihnen eine vergnügte Schneeballschlacht…
    Herr Ösi

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    • Hallo, Herr Ösi, nein, geht nicht! Was geht nicht? Na die Schneeballschlacht. Ich habe es gestern, als ich ca. 933 Schritte vor das Haus gesetzt habe, gleich mal direkt vor der Haustür probiert und wollte damit das Fenster meiner Lieblingsnachbarn treffen. Auf den ca. 3 Metern bis dahin fiel das Kügelchen schon auseinander – es ist dmnach kein Pappschnee, sondern Freuschnee!
      Ooooooooooch, warum erzälen Sie nicht? Ich lache gern, auch über kleine Peinlichkeiten von Flachlandtirolern. Wir alle haben doch im Moment so wenig zu lachen, oder????
      Weiße kalte Grüße von mir

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      • Ich wollte Überland auf eine Hauptstraße abbiegen. Der Wagen vor mir ebenfalls. Er fuhr an… und stoppte abrupt im letzten Moment, weil ein Fahrzeug kam. Dieses Fahrzeug hatte ich auch im Blickfeld. Doch leider nicht mehr den Bremser vor mir. Es schepperte. Meine Lichter waren im Eimer. Zum Glück sonst kein Schaden.
        Ist mir 1 x in Frankreich und 1 x in Österreich passiert. Ist über 30 Jahre her. Damals war ich mit meinem Golf GTI noch ein unverbesserlicher Verkehrsrowdy… 😉

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        • Hallihallo, lieber Ex-Rowdy. So oder so ähnlich habe ich ja mein letztes Auto sehr schwer „verletzt“, dass ich es nicht wieder reparieren ließ.
          Ich achtete auf eine alte Dame, bei der ich befürchtete, dass sie mit ihrem Rollator auf die Straße kommt, mir vors Auto – und dabei den Abbieger übersah, der an einer vollkommen unüblichen Stelle nach links wollte. Und da küsste mein „Leon“ sein Hinterteil.
          That’s live!

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  6. Moin Clara.
    Ach ja, die alten Geschichten. Schön, wenn man sich daran erwärmen kann. Aber dafür sind Erinnerungen ja da.
    Jetzt erzähle ich dir auch eine Geschichte und nun solltest du ganz tapfer sein:
    Du schriebst mal davon, dass euch die Stasi … und so …. Richtig, das stimmt. Aber so wie die Stasi euch, haben wir die Stasi überwacht und hatten unsere Spitzel überall. Besonders dort, wo alles abgelegt und archiviert wurde. Glaubst du nicht? Hier der Beweis 😉 Erkennst du ihn? 😉

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    • Oh Gott, was für ein Foto!! Mit diesem und auch mit Claras Post werden auch bei mir Erinnerungen an jenen Winter wach, auch wenn ich damals noch ein Kind war und es eher toll fand, dass unser Hof voller Schnee war und man sich den Weg zum Gartentor erstmal ordentlich freischaufeln musste. Soviel Schnee sind wir alle gar nicht mehr gewohnt inzwischen 🙂
      Aber wenn ich aktuell sehe und lese, wie es in Sachsen und Thüringen aussieht und dass die es nicht mal schaffen, die Hauptstraßen freizuschieben, dann kann ich auch nur hoffen, dass uns solche Winter wie damals erspart bleiben. Damit käme ja heute erst recht keiner mehr klar 😀

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      • Moin Helma. Das stimmt wohl. Das Thema hatten wir gestern erst, dass die jungen Leute von heute gar nicht diese Winter-Erlebnisse hatten wie wir Älteren. Und wenn mein Enkelkind (4) vielleicht in ein paar Jahren mal sagt: „Opa, weißt du noch, der viele Schnee 2021 …“, dann setzt sich Opa hin, lächelt milde und sagt: „Dann will ich dir mal eine Geschichte erzählen ….! 😉
        Grüße von der Ostsee, wo es gerade auch ein bisschen schneit!

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      • Hallihallo, liebe Helma, war es auch damals so, dass der Norden ganz besonders heftig getroffen und eingeschneit wurde? Ich könnte natürlich alles bei Google erfragen, aber echte Erinnerungen – auch wenn es nur die von schneebegeisterten Kindern aus der Damalszeit sind – machen doch viel mehr Spaß als schnöde G.-Zeilen.
        In diesem Winter ist ja wohl der begleitende Sturm eines der Haupthandicaps – die haben eine Straße frei geschoben – und schwups – kommt die nächste kräftig Bö – und alles ist wieder auf der Straße.
        Da bekommen doch Nudel-, Klopapier-, Büchsensuppen- und Trinkwasserreserven eine vollkommen neue, coronafreie Bedeutung.
        Auf der A2 eine halbe oder ganze Nacht im Auto gefangen zu sein, stelle ich mir sowas von nicht lustig vor. Wenn Autofahrer so vorrausschauend waren und Benzin im Kanister dabei hatten, dann konnten sie wenigstens die Heizung laufen lassen – wenn nicht, blieben nur die warmen Gedanken. Brrrrrrrrrrrrrr, schrecklicher Gedanke. Gut, dass du NICHT gefahren bist, ich will dich doch noch lange hier behalten – das meine ich ganz ehrlich, das weißt du hoffentlich.
        Berliner 8.-Etage-Grüße mit einem superschönen eingeschneiten Balkon von Clara

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        • Mein Chef will heute nach Berlin fahren und da schaue ich immer auf verkehrslage.de, wie die Autobahnen aussehen. Ein ziemlich verlässliches Ding, hat sich selbst gegen sein eingebautes superteures Sternenavi durchgesetzt 😉 Jedenfalls hab ich da gesehen, dass die A 2 von etwa Brandenburg an der Havel bis nach Peine durchweg rot war. Das war kein zusammenhängender Stau, aber einer nach dem anderen.
          Da muss der Chef zwar nicht lang, ist mir aber beim Nachsehen ins Auge gefallen.
          Oder gestern das Hermsdorfer Kreuz – die A 4 mit insgesamt 95 km Stau, irre. Die A 9 (meine Einflugschneise ;)) hatte nicht ganz so viel, hätte aber auch gereicht.
          Ich wollte wirklich echt gerne fahren, der Junge hatte ja gestern Geburtstag – und ich schaue immer, dass ich es irgendwie hinbekomme, an diesen Tagen da zu sein. Aber da hat dann auch wirklich die Vernunft gesiegt. Und wenn ich höre, was der Jüngere erzählt – 30 min und 4 Erwachsene hats gebraucht, um ihn überhaupt erstmal aus der Parklücke rauszukriegen… Nix geschoben, nix geräumt – da wird man irre.

          Ja, Rügen war damals abgeschnitten von der „Welt“. Da ging nix mehr. Wie gesagt, wir Kinder fanden das toll, wir hatten ja gleich hinterm Haus auch nen geilen Rodelberg. Da waren wir jeden Tag und abends dampften dann die nassen Klamotten vor dem Ofen. Den Geruch werde ich vermutlich auch nie vergessen 🙂
          Ich hab Jahre später mal gelesen, dass erst mit dem Tauwetter Autos gefunden wurden, die im Schnee steckengeblieben waren – und leider saßen die Fahrer noch drin 😦 Das stelle ich mir furchtbar vor – wenn man so eingeschlossen ist und auf Hilfe hofft und wenn man dann merkt, dass keine kommt…
          Und ich hab auch erst später gelesen, dass es eine Art „Versorgungsbrücke“ gab, weil die Insel komplett dicht war und die Menschen ja aber trotzdem essen und trinken mussten. Als Kind habe ich das so gar nicht mitbekommen.

          Für Deinen letzten Satz danke ich Dir sehr ❤

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          • Ich schnökere hier gerade und lese „Peine“. Meine Alte Heimat. Ja, was mir meine Tochter und meine Spezis mir berichten bzw. an Bildern schicken, das ist nicht ohne. Das Enkelkind freut sich über sooo viel Schnee und will unbedingt einen „Olaf“ bauen. Für Nichtkenner: Das ist der Schneemann von der „Eisprinzessin“. Also Opa wusste das bis Weihnachten nicht 😉 Und meine Tochter freut sich, weil ihre Schule schneefrei hat.
            Ach ja, ik segg mal so: Een kann nich so dösig dinken as dat kamen kann. Isso 😉

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          • Helma, da kommen doch wieder Erinnerungen, wenn ich bei dir lese: „Ja, Rügen war damals abgeschnitten von der „Welt“. Da ging nix mehr.“ Die Leute durften alle bezahlte freie Tage nehmen, da keiner von dort weg kam. Das war wohl fast so ähnlich wie 1961, als Westberlin blockiert war – nur dass über Rügen keine Rosinenbomber Carepakete abgeworfen haben. – Deine Eltern haben diese Tage sicher mit etwas mehr Sorge als du empfunden – du wolltest ja nur rodeln – das sei dir jetzt 42 Jahre später von Herzen gegönnt.
            Ich muss mir diese Dokumentation UNBEDINGT ansehen – ob es die Versorgungsbrücke über das Wasser gab – denn die Ostsee wird ja nicht gleich und sofort total zugefroren gewesen sein. – Und wenn, dann hätten doch unsere sowjetischen Freunde sicher einen Eisbrecher herbei gezaubert 🙂
            Hoffentlich gibt es bei diesen Schneemassen in diesem Jahr nicht auch wieder Tote oder im Auto Eingeschneite.
            Manchmal finde ich es gut, dass der Mensch nicht alle Tücken der Natur beherrscht oder besiegt – und manchmal eben nicht.
            Letzter Satz vom anderen Kommentar wird bestätigend abgenickt!

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      • Helma, das hier habe ich gerade bei Sven kommentiert. Da darin auch Rügen vorkommt, habe ich den Text für dich kopiert.
        Die letzten Stunden habe ich damit verbracht, die Doku über 1978/79 zu sehen. Die sind ja in der MDR-Mediathek oben in die wichtigen Filme mit aufgenommen worden. Es gibt drei Teile, die sich aber in einigem überschneiden. Nach „Lebensretter“ und dem ersten Hauptteil hatte ich dann aber genug Schnee und Katastrophe gesehen. Wenn ich mir das so ansehe, sind wir jetzt zum Glück aber noch ein großes Stück davon entfernt.
        Ich habe an mehreren Stellen herzlich gelacht – alles weiß ich nicht mehr. Aber wenn ein offizieller Mensch aus einem DDR-Ministerium am Mikrofon war, dann sprach er in einem ganz bestimmten Politikerdeutsch. – Die Tagesschau hat noch immer die gleiche Melodie – und Sprecher, die es bis vor kurzem noch gab, waren dort noch sehr jung.
        Gelacht habe ich über einen (stellvertretenden?) Ministerpräsident von Schleswig Holstein, der seinen Scheitel sehr hoch trug und dunkel gefärbte Haare hatte, die längst aber hätten nachgefärbt werden müssen.
        Du siehst, auf so einen Schwachsinn achten die Frauen.
        Es war wahnsinnig interessant – auch mit der eingeschlossenen Insel Rügen – und den ganzen Schwangeren, die unter solchen Umständen entbinden mussten. Ich hätte es nicht erleben wollen.

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    • Sven, du kleiner, lieber, pfiffiger „Schuft“ – watt’n Glück, dass er nicht unsere Autonummer hat – ich ernnere mich, dass die Ostberliner Autos alle mit I anfingen, wir hatten IBJ abbekommen, die Zahlen weiß ich nicht mehr genau, was ja auch egal ist. Definitiv weiß ich, dass zum Glück auch die Staasi überwacht wurde, vielleicht wäre es sonst unerträglich geworden. Und alle anderen Geheimdienste waren ebenfalls nicht von schlechten Eltern. – Nach der Wende wurde ja in Berlin – ganz in der Nähe meiner vorhergehenden Wohnung, ein neuer Komplex für Pullach (???) gebaut – ein Riesengelände – und die Mitarbeiter dort drin werden auch nicht unbedingt Skat oder Doppelkopf miteinander gespielt haben. – Ja ja, so ist das mit der Geheimhaltung und so.
      Ich habe gerade in einer Upday-Meldung gelesen, dass Autofahrer auf der A2 die Nacht zwangsweise stundenlang im kalten Auto verbringen mussten. Das hätte uns damals auch geblüht, wenn wir ca. eine oder auch nur eine halbe Stunde früher losgefahren wären.
      Fröhliche Grüße zu dir

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