Claras Allerleiweltsgedanken


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23 RBB-Projekt U-Bahnhöfe: Strausberger Platz – Rang 15

Wenn wir mit der U5 vom Alexanderplatz stadtauswärts fahren, ist es gleich die zweite Station. Vor Jahren wurde dieser und die folgenden Bahnhöfe neu gefliest, jeder in einer anderen Farbkombination – sieht nicht unübel aus.

Stationsschild, Fliesenfarben, Bahnsteiggestaltung – alles nichts Außergewöhnliches. Diese Reklame finde ich wenigstens noch ein bisschen lustig – aber dieser Bahnhof ist relativ reklame-arm.

Als ich den Bahnsteig entlang lief, dachte ich, mein Handy hätte sich selbständig eingeschaltet und spielt mir jetzt etwas vor – bis ich zu dem runden aufgeklebten Zeichen kam. Da es sehr ruhig war, konnte ich die Musik wirklich hören.

Eigentümlicher fand ich die Tiere, die in den Gängen unten an den Fliesen waren. Ich überlege schon, ob sich da irgendwelche Laienkünstler produzieren durften. Es gab noch viel mehr, aber mir war nicht nach mehr.

Und jetzt zeige ich euch ein paar Fotos, die zu „Springbrunnenzeiten“, also in der warmen Jahreszeit, entstanden sind. Zum Strausberger Platz gehört einfach dieser sprudelnde Brunnen „Schwebender Ring“, und nicht dieses traurige, abgestellte Dingelchen. Am 27.12. kam bei RBB eine Sendung über den Stadtbezirk Friedrichshain, in dem wir uns gerade befinden. Die erinnerten mich daran, dass dieser Brunnen 1967 von Fritz Kühn entworfen und gestaltet wurde – einer der bekanntesten Kunstschmiede in der DDR. – Nach seinem Tod hat sein Sohn Achim sein künstlerisches Erbe fortgesetzt.

Ich habe ja von 1985 bis 2000 zwei U-Bahnstationen von diesem Platz entfernt gewohnt – da konnte ich diesen Brunnen wirklich genießen.

Jetzt – also genau am 27.11. = 1. Advent fotografiert – sieht alles wasserfreier aus.

Wenn nicht der viele und laute Straßenverkehr auf dieser sechsspurigen (in jeder Richtung 3) Straße wäre, könnte die richtig schön sein. Die Neubauten aus den 50er Jahren, die ich euch hier zeige, werden als „Stalinalleebauten“ bezeichnet, denn so hieß die Straße ehemals. Ich habe im letzten dieser Häuser (stadtauswärts gesehen) gewohnt – sie sind 1953 gebaut bzw. fertig gebaut worden und waren für damalige Verhältnisse einfach EXZELLENT. Nur offenbar waren die Bauarbeiter mit ihren Arbeitsbedingungen nicht so einverstanden, denn hier  nahmen die Protestbewegungen zum 17. Juni 1953  ihren Anfang. Aber ich will jetzt keinen Politblog bzw. -artikel schreiben, deswegen lasse ich mich über den 17. Juni und seine Hintergründe nicht weiter aus.

Der Architekt dieser Häuser war Hermann Henselmann – er ist wohl der bedeutendste, aber auch umstrittenste Architekt der DDR. Seine Enkeltochter, die Schauspielerin Anne-Sophie Briest, erheiterte in der RBB-Sendung über den Friedrichshain mit persönlichen Bemerkungen über ihre Großeltern die Zuhörer. In den Wiki-Unterlagen konnte ich kaum lesen, dass er und seine Frau Irene ZWEI Wohnungen in einem der schönsten Wohntürme am Strausberger Platz bewohnten. Bei dem Nachsatz, dass sie ACHT Kinder hatten, wird das dann sehr nachvollziehbar.

Diese vielen, vielen Wohnungen, die ’n Appel und ’n Ei als Miete kosteten, hatten alle eine große Küche mit Fenster, ein Bad mit Wanne, allerdings ohne Fenster, Zentralheizung und warmes Wasser aus der Wand, einen Fahrstuhl und einen Müllschlucker auf der Etage. Bequemer konnten es besonders alte Leute nicht haben – ich war damals für so eine komfortable Wohnung noch zu jung, denn ich habe sie nach der Trennung 1985 durch Wohnungstausch bekommen.

Die Terrassen auf dem dritten Foto in der ersten Etage finde ich so lustig – wer setzt sich bei diesem Straßenlärm und -gestank ins Freie? Nach dem Motto: „Nur die Harten kommen in den Garten“ gehen hier auch nur die Abgehärteten auf die Terrasse.

An manchen Häusern habe ich ein riesiges Sicherheitsgitter gesehen – offenbar sind die Bauarbeiter darauf bedacht, keine von Steinen oder sonstigen Arbeitsutensilien totgeschlagenen Passanten auf der Straße aufzulesen – deswegen ist alles riesig abgesichert.

Und jetzt verabschiede ich mich mit dem kleinen Wasserspender, den ich ja schon an den verschiedensten Stellen in Berlin gefunden habe.

Ihr habt es bald geschafft – nur noch 7 Bahnhöfe warten auf uns.


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Ein Koffer geht auf Reisen (Schluss)

… und nimmt die Clara mit

Görlitz Brunnen

Jetzt will ich mal zu Brunnen kommen. Einen davon hatte ich ja schon im zweiten Bericht gezeigt – der mit dem Mops auf dem Stuhl und dem Serviertablett auf dem Brunnenrand vor dem Café Central.

Nicht einen der anderen hat Frau MM entdeckt oder gesehen, aber ich zeige sie jetzt trotzdem. Der Neptunbrunnen am Untermarkt war leider schon abgedeckt – und ich wollte doch bei diesen Temperaturen nackt im Brunnen planschen (Ironiemodus auch wieder aus!!!)

Brunnen

Das erste Foto ist von einer anderen Fahrt, alle anderen auch. – Und so, wie die Brunnenfigur auf dem vorletzten Foto das Wasser ausgespuckt hat, hätte ich manchmal meine Laune ausk….spucken wollen.

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Aus Eins mach Vier (1)

Gemeint: Ein Tag Frankfurt Oder – vier Tage darüber fotodokumentieren

Gudrun schwärmte so von Frankfurt – von diesem, das so groß ist, dass man es teilen muss: In eins an der Oder und eins am Main. Ich suchte mir diesmal das an der Oder raus, weil ich das preisgünstiger und schneller erreichen kann. Ich war vor noch gar nicht so langer Zeit mit dem Großelterndienst dort gewesen. Ich gehe aber lieber allein auf Erkundungstour – und deswegen habe ich diesen Tag sehr ausgenutzt.

Im Jahr 1950 schrieb B. Brecht folgende Hymne: (gekürzt)

Anmut sparet nicht noch Mühe,
Leidenschaft nicht noch Verstand,
daß ein gutes Deutschland blühe,
wie ein andres gutes Land.

Und nicht über und nicht unter
andern Völkern wol’ln wir sein,
von der See bis zu den Alpen,
von der Oder bis zum Rhein.

Deutschland grenzt in dieser Stadt – wie u.a. auch in meiner Heimatstadt Görlitz – an das Nachbarland Polen. Wenn ich mir die Zeilen der unteren Gedichtstrophe so durchlese, fallen mir gleich die vielen abqualifizierenden Witze über Polen ein. Mir scheint, dass dieses „Über-Denken“ noch nicht aus den Köpfen raus ist.

Da die Flut der Bilder – nicht so schlimm wie die Flut der Oder am Ende des letzten Jahrtausends – so gewaltig war, wusste ich mir nur mit Photoscape-Collagen zu helfen. – Die Friedensglocke mahnt – in der heutigen Zeit könnte sie weltweit mahnen.

2409 Friedensglocke Collage

Oderland = Grenzland  – Aus einer Grenzstadt kommend, weiß ich, aus welchen Gründen die meisten Deutschen in die Nachbarstadt = Nachbarland fahren. Sie wollen preisgünstig tanken und einkaufen. Das ist sicher legitim, denn es passiert an den anderen EU-Grenzen ebenfalls. Damit die Deutschen nicht den Weg zur Tankstelle verfehlen, wird er ihnen gleich gewiesen. – Und die, die nicht ihr Auto mitnehmen, können mit dem Bus fahren – die Straßenbahn fährt nur in Frankfurt, nicht in Slubice.

2409 Grenzlandcollage 2

Die Stadtbrücke, die auf der Collage nur in Teilen zu erahnen ist,  ist der Übergang in die Nachbarstadt. Der Grenzpfahl ist mehr oder weniger nur noch ein Relikt.

2409 Grenzlandcollage

Doch Frankfurt wird nicht nur von tankwütigen Touristen belagert, es lockt auch mit schönen Backsteinbauten.

2409 Backsteinbauten

Ich habe in FFO festgestellt, dass nicht nur der Möbelschwede für die Farben blau und gelb schwärmt, sondern offensichtlich die Designer der Stadt auch. An der Universität Viadrina, wird ein Sohn von J.S. Bach, Carolus (Carl) Philipp Emanuel Bach, hoch geschätzt und sogar an Laternenmasten und Treppenstufen verewigt.

2409 CPEB Collage

Doch das ist nicht die einzige Kunst bzw. Erinnerung daran, die Wasserkunst hat mir auch sehr gut gefallen. Am Brunnenplatz (ob hier der Platz nach den Brunnen oder umgekehrt benannt wurden, weiß ich nicht) . Aus dem oberen Brunnen fließt das Wasser bis nach unten. Kaskaden will ich es nicht nennen, doch als Füßeabkühlrinne wunderbar geeignet.

2409 Brunnenplatz

Frankfurt hat bestimmt viele bedeutende Söhne und Töchter hervorgebracht, einer davon ist Heinrich von Kleist. Den Literaturbeflissenen unter euch wird bei diesem Namen bestimmt mehr einfallen als mir – ich habe mich über den treffenden Fensterspruch gefreut und habe mich auf einer der Bänke niedergelassen, um etwas zu essen und zu trinken. Leider gab es dafür keine Extrabank.

2409 Lesen Collage

Ist es nicht entzückend, dieses kleine, bezopfte Lesemädchen. Sie wird doch nicht etwa stark fehlsichtig gewesen sein, weil die Buchstaben in ihrem Buch so groß geschrieben sind??? 🙂

2409 Lesen Collage 2

Doch jetzt ist langsam genug für heute. Zuletzt will ich euch noch eine kleine Sonderlichkeit zeigen. Der Brunnen ist aus DDR-Zeiten und steht auf der Hauptstraße, die am Oderturm = höchstes Haus am Platz. Meine Gedanken werde ich erst einmal noch für mich behalten, ich überlasse die Collage eurer freien Interpretation.

2409 Brunnen Collage

Tag 2 und 4  der Fotodokumentation finden im Fotoblog statt, morgen und danach.


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Kultur und Politik in Görlitz …

… etwas anders dargestellt

Görlitzer Kulturschänderin gesucht – läuft sonnenbebrillt herum!!!

1705 FB Brunnen

Anfang oder Ende der Frevelei??? Die Schänderin wurde ob ihrer auffälligen Jacke sofort identifiziert und von einem aufmerksamen Görlitzer der Presse gemeldet.

 

Auf dem Höhepunkt der Frevelei - von einer Klage wegen unsittlicher Berührung wurde Abstand genommen.

Auf dem Höhepunkt der Frevelei – von einer Klage wegen unsittlicher Berührung oder Beleidigung von Brunnen“heiligen“ wurde Abstand genommen.

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Als diese Brunnenschänderin noch einen einwandfreien (politischen) Leumund hatte, stellte sie sich dem Volk zur Wahl als Bürgermeisterin. Das Ergebnis:

Görlitzer wollten keine „ausländische“ Bürgermeisterin aus Preußen – nur Schlesier sind erwünscht! 🙂 Dabei hat sie doch oberschlesische Wurzeln. Aber Görlitz ist Niederschlesien – und das mit Überzeugung!!!

1705 Bürgermeister 25

Die „Monarchin“ vor Ort 🙂 *grins* *haha*

Sie versicherte sich des Beistandes von Justizia

Als Bestechungsgeld für die Wählergemeinde wurden wohlschmeckende, schmelzende Kugeln unter das Volk verteilt.

1705 Eis

1705 Bürgermeister 27

Nachdem die Nichtgewählte den Wahlort verlassen hat, wird beobachtet, dass sie sich mit fragwürdigen Männergestalten in der Stadt herumtreibt.

1705 Bürgermeister 23

Macht sie Wahlwerbung für die nächste BürgermeisterInnenwahl? – Tröstet sie sich? – Lauter unbeantwortete Fragen.

Im Fotoblog gibt es zwei Fotos der neuen „Schulkleinodien

 

 


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Brandenburg erkunden – Angermünde 1

Angermünde ist nicht aus der Welt … schon gar nicht, wenn ich mit meinem Berlin-/Brandenburgticket 65 + (irgendeine Belohnung muss es ja für das lange Durchhalten bis zu diesem Alter auch geben) überall hinfahren kann und nur eine Stunde in der Bahn sitzen muss. Die Idee zu dieser Kurzvisite von Angermünde kam mir, als ich bei der Landesgartenschau in Prenzlau war.

Mir gefiel dieses kleine Städtchen in der Uckermark recht gut – sehr beschaulich, für mich ein wenig zu beschaulich, aber ich will ja auch nicht hinziehen. Große historische Kenntnisse habe ich mir nicht  angelesen – ich begnügte mich mit den guten Informationen, die der Heimatkundeverein in der Stadt verteilt hat. – Alle besonderen Fotos gibt es heute und übermorgen im Fotoblog.

Über eine ganz besondere Sache, nämlich den „14. Meridian“, stolperte ich gleich zu Beginn – ein Metallstreifen im Boden veranlasste mich, das dazugehörige Schild zu lesen. Ich komme nämlich aus der Stadt mit dem 15. Meridian – da kann man schon mal auf den kleineren Bruder schauen. Zumal Görlitz auch noch als „Basis“ genannt wird – manchmal bin ich stolz, in Görlitz aufgewachsen zu sein – aber diese Momente sind selten.

1807 Meridian 2   1807 Meridian

 Der Weg durch die Altstadt wurde von vielen, vielen Fotostops unterbrochen. Über den Kuhkopf war sogar ich als Nicht-Vegetarierin ein wenig erschrocken – aber er ist ja auch schon von 1800 sonstwas. – Als Gully kenne ich immer nur einen Streifen, keinen Streifen und so weiter – aber hier waren sogar die Gullydeckel abwechslungsreicher gestaltet. 1807 Collage allgemein 2

Das linke Foto in der unteren Reihe zeigt eine figürliche Spielerei an einer Haltestelle und rechts ist das vornehme Wappen über der Post zu bewundern. – Das russische Ehrenmal forderte mal wieder meine Lesekünste heraus – hurra – ich habe die kyrillischen Buchstaben noch nicht vergessen.

Weiter ging es in die Stadt hinein. Wie man sieht, in Angermünde sind die Häuser blauer und die Blumenkästen schöner als anderswo.

1807 Collage allgemein

Vielleicht liegt es daran, dass den Bürgern dieser Stadt an den verschiedensten Stellen ein Licht aufgeht. Passt ihnen mal was nicht, steht der Pranger-Esel auf dem Marktplatz. Heutzutage ist das darauf-Sitzen freiwillig, doch von 1713 bis 1851 war es für  Betrüger und Fälscher Pflicht, eine Runde auf dem Esel abzusitzen.

Der Marktplatz in Angermünde ist ein wahres Kleinod für Skulpturen- und Brunnenliebhaber. Der schön gestaltete Hydrant (ich hoffe, dass das der richtige Begriff dafür ist) bewacht oben die „Flach-Fische“ (die heißen garantiert anders) und unten auf der Collage machen es sich eine Katze und die Handwerkszeuge der damaligen Handwerker bequem. (Die Collagen müssten sich noch ein wenig vergrößern lassen)

1807 Collage Marktbrunnen

Aber die Hauptattraktion ist der Brunnen und das Brunnenpärchen, aber seht selbst.

1807 Collage Marktbrunnen 2

Das Schiff mit den vielen Plätscherstellen ist im Fotoblog, aber die Tauben, die kleine Katze und das Pärchen sind herzerfrischend schön gestaltet. Gleich in der Nähe gab es ein Eiscafé, so dass ich den Ausblick lange Zeit genießen konnte.

Die Fortsetzung gibt es übermorgen im nächsten Post.