Inhalt:
- Himmelhochs brauchen 1973 ein Auto
- Clara bekommt Telefon (1985)
- Geständnis (Feuerwehraktion auf der Fischerinsel)
- Dem Missbrauch knapp entkommen
- Die geheucheltsten Sätze aus der „Darstellung meiner Entwicklung“
- Abiturbeurteilung aus der DDR
- Die Stasi – weder Freund noch Helfer
- Steine auf meinem Berufsweg, Teil 1-3
- Entbindungen vor 40 Jahren
- Eltern mit kleinen Kindern erleben weitaus intensiveren Urlaub als Leute ohne Kinder
- Schrecksekunden Der kleine Clemens hängt über der Balkonbrüstung
- Müsste ich über kochen, küssen, Kinder bloggen – Fahrt nach Bulgarien mit Mastika-Erfahrung
- Eine winterliche Crashtour – Der neue Wartburg kommt 1978 in das Schnee- und Glatteischaos
- Irr- und Umwege bei der Wohnungssuche in der DDR – Fingierte Scheidung, um zu einer größeren Wohnung zu kommen
- Früh übt sich, wer ein guter Finanzoptimierer werden will – Clemens macht Geldgeschäfte auf dem Zeltplatz in Bulgarien
- Mit Marktlücken Geld verdienen Clemens näht HSV-Abzeichen u. verkauft diese u. handelt mit Urlaubssouvenirs
- Das stachlige Kind – Theres landet am Schwarzen Meer in einem Kaktus
- 300 km westlicher – wäre aus Clemens vielleicht Lagerfeld geworden, Nähaktion zur Konfirmation
- Wohnungssuche nach der Scheidung – Kinder dürfen sich Wohnung, nicht den Elternteil aussuchen
- Bin ich ein Naturmuffel? Meine ersten West(besuchs)erfahrungen
- Zahnarztbesuche
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Himmelhochs brauchen ein Auto
In meiner Schrankwand stehen 4 Modellautos: 3 schnucklige weiße für den Fall … siehe Gedanken über Luxus, aber dann natürlich in groß und nicht als Modell – und ein hässliches, grauweißes Entlein. Und gerade an diesem hängt mein Herz besonders – wie in der Bibel die Geschichte mit dem schwarzen Schaf schon erklärt.
Diese schicken Weißen braucht man schon nicht, höchstens für die Kinder, die haben schon oft damit gespielt.
Doch warum ich den kleinen, hässlichen, grauweißen Trabant-Kombi immer noch hier stehen haben, versteht nur, wer Clara kennt – denn da hängt – welch ein Zufall – eine Geschichte dran, nicht am Modell, sondern am Auto in echt. – Damals bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, einen Sponsor für einen Audi zu suchen (heute aber auch nicht, Es gibt Autos, die ich mehr mag.)
Die Zeitrechnung zählt 1973 Jahre nach Christi Geburt und 2 Jahre nach Clemens‘ Geburt. Theres Abstand zur Zeitenwende betrug 1968 Jahre, aber in dieser männlich dominierten Zeitenzählung hat ein Mädchen leider nur geringe Chance, die Kalenderzählung zu bestimmen und damit hier kundzutun, dass sie 5 Jahre jung ist.
Clara hat ein schreckliches Erlebnis mit ihrem Motorroller hinter sich, den sie sich kurz nach dem Abitur gekauft hat. Eines Tages rutschte sie auf einer Ölspur geradewegs auf die linke Fahrbahn und dort blieb ein riesiger LKW kurz vor dem Zusammenprall ca. einen Meter vor ihr stehen.
Echte Schrecksekunden brennen sich ins Gedächtnis ein, auch wenn sie 45 Jahre her sind. Fazit: Der Motorroller wurde sofort verkauft und jeglichem motorisierten Verkehrsmittel wurde abgeschworen. Lieber wollte sie den „Auto-Anteil“ ihres Führerscheins ein Leben lang ungenutzt lassen als noch einmal in eine solche Paniksituation zu kommen.
Aus diesem Grund hat sie sich nicht für ein Auto angemeldet. Jede Oma, jeder beidseitig Erblindete, fast jedes Schulkind war angemeldet, nur Clara versäumte es, mit 18 Jahren das Anmeldeformular auszufüllen. In der „Provinz“ wäre nach ca. 15 Jahren, in dem immer etwas privilegierteren Berlin nach ca. 10 Jahren das entsprechende Auto in Zwickau oder Eisenach vom Band gelaufen.
Hätte sie nur über einen Funken Geld- und Handelssinn verfügt, wäre aus dem Verkauf dieser Anmeldung kurz vor dem Fälligkeitsdatum viel Geld zu machen gewesen. Zu dumm oder zu ehrlich?!
Als bei einem innerfamiliären (Streit-)gespräch Hannes den Tatbestand äußerte, zwar über eine Anmeldung für ein Auto, aber nicht über eine Fahrerlaubnis=Führerschein zu verfügen, blieb Clara dennoch bei ihrer motorlosen Meinung. Sein sofortiger Fahrschulbesuch wäre nicht möglich gewesen, weil auch dafür die Wartezeiten zwischen zwei bis fünf Jahre betrugen. Das hielt ihn davon ab – also wurde die Autoanmeldung 1972 fällig und keiner wollte (Clara) oder konnte (Hannes) es fahren. Das Auto wurde im Kollegenkreis weiterverkauft und deckte mit der „Verkaufsprämie“ etliche der gerade notwendig gewordenen Ausgaben.
Das jetzt herrschende autolose Klima wurde kühler bis frostig, da Hannes dem entschwundenen Auto über Gebühr nachtrauerte.
Irgendwann hatte er Clara weich“geredet“, so dass die sagte: „Ich besorge uns ein Auto“ (bisschen naiv war sie ja schon immer!)
Um ein vernünftiges gebrauchtes zu bekommen, mussten ca. 150 Mitbewerber ausgestochen werden. Mit Geld war dies in unserem Fall nicht möglich, also, wie dann? Der Preis eines 3-Jahres-Wagens pendelte so um den Anschaffungspreis herum.
Clara verschaffte sich eine Übersicht, studierte Chiffre-Annoncen auf der Suche nach einem Trabant-Kombi. Chiffre deswegen, weil kaum jemand Telefon hatte, Handys noch nicht erfunden waren. Kombi deswegen, weil sonst eine vierköpfige Familie mit Bambirad nicht unterzubringen wäre.
Und dann ging es ans Schreiben – mit der Hand – jeder Brief ein Unikat.
Eines Tages ein Anruf, wir sollten kommen und Geld mitbringen. Gemeinschaftliches Unterkiefer-Aushaken war angesagt.
Dort angekommen, fragte Clara vorsichtig: „Haben Sie denn nur wenige Zuschriften bekommen?“ Der Verkäufer griff hinter sich und holte drei dicke Stapel vor.
Ihr Staunen wandelte sich fast in Ehrfurcht, denn die Verkaufsverhandlungen waren perfekt abgeschlossen. „Und warum haben Sie sich gerade für uns entschieden?“ Seine Antwort: „Sie haben den lustigsten Brief geschrieben und außerdem ging mir ihre Autonot richtig ans Herz!“
Noch Fragen?
Damals fürs Schreiben ein Auto – und heute einen Kommentar! Qualitätssteigerung? Werteverfall? – Alles relativ – heute brauche ich kein Auto, gebrauchte stehen an jeder Ecke rum – heute freue ich mich mehr über (freundliche) Lesermeinungen .
Und hier könnt ihr das Auto der Himmelhochs sehen, na fast, und hier auch.
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Clara bekommt Telefon (1985)
Bei einer Scheidung in der DDR ging es nicht nur darum, die persönlichen Erinnerungen aufzuteilen nach dem Motto, wer bekommt welche Fotoalben, Schallplatten oder Bücher. „Bücher“, „Schallplatten“ – das hört sich für Leute, die nicht in einer solchen (teilweise bewusst herbeigeführten) Mangelwirtschaft groß geworden sind, so an, als wenn man sie doch einfach bei Amazon oder im Laden nachkaufen könnte. – Mit Nichten (auch nicht mit Neffen) – dafür musste man Beziehungen haben, damit man diese Bückware bekam, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Fleck stundenlang in der Schlange stehen. Na ja, vorbei, dafür hatten wir damals immer das nötige Geld für die wenigen guten, aber preiswerten Bücher.
Also wurden diese Exemplare, an denen von beiden Seiten Herzblut hing, ausgelost – bei uns zumindest.
Doch dann ging es ja auch noch darum, die größeren Sachen zu teilen wie Wohnung, Garten oder Auto. Bei der Wohnung hilft das Gericht, bei den anderen die finanzielle Situation
Doch wer hilft bei der Teilung der Telefonnummer? Es brächte ja nichts, wenn jeder 4 Ziffern der Nummer bekommt!
Die Wartezeit auf einen neuen Telefonanschluss lag in manchen Gegenden der DDR im zweistelligen Jahresbereich, wenn der Antrag nicht durch ärztliche Atteste, betriebliche Dringlichkeitsbescheinigungen oder sonstige erlogene Schreiben unterstützt werden konnte.
Aus dem „Kampf“ um die Telefonnummer ist Clara als Verliererin hervorgegangen.
Da war guter Rat teuer, wo doch das Telefon den Stellenwert für sie hatte, wie es heute vielleicht das Internet haben mag – schlichtweg Möglichkeit zur Kommunikation.Die familiären Telefonrechnungen wurden immer nur von ihr in die Höhe getrieben.
Nicht, dass jetzt jemand den Ratschlag erteilt, als Interimslösung auf ein Handy auszuweichen!
Keiner soll sagen, es gab in der DDR kein Handy – nur jeder kann sagen, die Hand- und Hosentaschen für dieses Handy waren zu klein.
Anträge schreiben ist wohl typisch deutsch, nicht nur typisch DDR-deutsch, denn es heißt:
Von der Wiege bis zur Bahre – Formulare, Formulare!
Kaum in die neue Wohnung gezogen, war der Telefonantrag auch schon abgegeben. In Berlin hatte sich der Markt etwas entspannt – die Wartezeiten lagen bei ca. 3 Jahren, abhängig von der Wohngegend.
Üblich waren sogenannte Doppelanschlüsse, bei denen gleichzeitig immer nur ein Partner telefonieren konnte. Kaum jemand kannte seinen Partner – wahrscheinlich sollte Lynchjustiz vermieden werden bei solchen Leuten wie Clara, die stundenlang die Leitung blockierte.
Es gab folgenden Trick: Wenn besetzt, Hörer daneben legen, und dann war es wie bei den heutigen Bandansagen:
Die nächste freie Leitung ist für Sie reserviert!
Das Ende der Wartezeit ist schneller erreicht als gedacht, die Techniker der Deutschen Post kommen zur Montage in die Wohnung. Verwunderlich ist die ausgesprochene Unfreundlichkeit der Männer, trotz Kaffee. Unbedarft, wie Clara des öfteren ist, fragt sie nach dem Grund der Unfreundlichkeit. Sie erfährt, dass sie für eine Stasimitarbeiterin gehalten wird, da sie einen der begehrten Einzelanschlüsse verlegt bekam.
Wahrer Grund für den Einzelanschluss:
Doppelanschlüsse konnten nur im gleichen Haus verlegt werden, und Clara war offensichtlich der 23., 25. oder 27. Teilnehmer in diesem Haus.
Mein eventueller Partner hat sich viel Wartezeit erspart!
Und hier gibts zum heutigen Datum noch ein Bild.
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Geständnis
Jetzt, da ich annehmen darf, höchstens für die drittschlechteste Mutter Berlins gehalten zu werden, will ich die alptraumverursachende
Theres-Clemens-Gänsehaut-Geschichte
dokumentieren.
Es begab sich an einem Abend Mitte der 70er Jahre, dass die Bewohner einer 6. Etage – insbesondere die weiblichen – auf der schon erwähnten Fischerinsel in helle Aufregung gerieten.
Das genaue Alter der Protagonisten will ich verschweigen, um nicht eine nachträgliche Klage wegen Verletzung der Aufsichtspflicht zu riskieren. Andererseits: Die Sache ist nach 35 Jahren verjährt.
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Eines Abends folgten wir der Einladung zu einer Geburtstagsfeier, die mit Tanz auf einem Schiff veranstaltet werden sollte. Die Kinder freuten sich darüber, allein bleiben zu dürfen, denn da wurde der Beginn der Nachtruhe nicht so streng elterlich reglementiert. Der „seelische Reifegrad“ der Kinder, zumindest der des älteren, schien diese Entscheidung zu rechtfertigen.
Getroffene Vorsichtsmaßnahmen:
- Streichhölzer zugriffssicher verwahrt
- Gasherd gegen Elektroherd getauscht (Maßnahme, die der Vermieter für alle Hausbewohner ungefragt erledigte)
- Fenster mit einem nach unserer Meinung sicheren Verschlussmechanismus versehen
Für alle anderen, plötzlich auftretenden Imponderabilien (ist das nicht ein Traumwort, diese Unwägbarkeiten des Lebens?) war die Nachbarin instruiert. Die Wohnung blieb unverschlossen, so dass die Kinder jederzeit auf den Flur konnten, wo noch 11 andere Familien wohnten.
Der heutzutage übliche Babysittermodus war total unbekannt und wurde von niemandem, großes Ehrenwort, von niemandem, den wir mit Kindern kannten, angewendet. Das Ängstlichkeitslevel der Mütter / Eltern war weitaus niedriger als heute.
Jetzt kann ich nur berichten, was sich abgespielt haben könnte, denn das Stückwerk, was ich im Nachhinein von Nachbarn und Kindern erfuhr, hat nie ein komplettes Puzzle ergeben.
Kinderzimmerdialog
„Theres, guck doch mal, ich kann ganz doll alles sehen, was da unten los ist“, ruft Clemens seiner großen Schwester zu.
„Das dürfen wir aber nicht, komm sofort wieder runter, Clemens“, versucht die schon sehr vernüftige Theres ihren Bruder vom Schreibtisch zu locken, der so verführerisch unterm Fenster steht, dass man von dort einen fantastischen Überblick über das Geschehen auf Parkplatz und Straße hat. Clemens ist jedoch nicht bereit, seinen so selten genehmigten Ausguck widerspruchslos aufzugeben. Durch sein intensives Schwärmen schafft er es , seine Schwester ebenfalls auf den Tisch zu locken. Im alten Testament ist die Verführung weiblich, im neuen Hochhausleben dagegen männlich.
Was sehen Kinder normaler Weise, wenn sie vor den hohen Fensterbrüstungen stehen: Himmel, Wolken, Äste, Dächer!
Und jetzt: Autos, Motorräder, Menschen, Leben!
Als Theres ebenfalls Aussichtsposten bezogen hatte, freut sie sich und im kindlichen Übermut lösen sie die angeblich sichere Fenstersperre, öffnen das Fenster und spielen: „Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh …“ Offensichtlich haben sie dabei jedesmal ihre Beine zum Fenster rausgestreckt, damit auch wirklich jedermann ihre Schuhe begutachten kann.
Plötzlich meint Theres: „Guck mal, da drüben winkt uns jemand!“ (das: „ganz aufgeregt“ setze ich jetzt einfach mal in Gedanken hinzu). Freundlich winken beide Kinder zurück.
Auf einmal stellt Clemens fest, dass es jetzt richtig spannend wird. Mit Blaulicht und großem Tatü… fahren zwei große Feuerwehrwagen vor das Haus. Ursprünglich war er ja schon bereit, seinen Fensterplatz gegen seine Spielecke zu tauschen, weil es langsam langweilig geworden war – doch die beiden Feuerwehrautos versprachen neue Spannung.
Ich darf es mir jetzt nicht ausmalen, was so ein kleiner Kerl anstellen muss, um aus einem Fenster senkrecht nach unten gucken zu können – denn dort spielte ja jetzt die Musik.
Er sieht, wie mehrere Feuerwehrleue hektisch aus dem Auto springen. Einige rennen ins Haus hinein, andere breiten ein großes, dunkles Tuch aus, dass alle festhalten. Wäre ihm der Begriff „Trampolin“ schon bekannt gewesen, hätte er es womöglich ausprobieren wollen.
Spätestens jetzt haben die beiden diensthabenden Schutzengel wahrscheinlich ganz schnell Verstärkung angefordert, denn beide Kinder sahen gespannt, wohl doch ein wenig unruhig, den Männern entgegen, die plötzlich in der Wohnung standen. Es hatte kurz und heftig an der Wohnungstür geknallt – ein Knall, wie ihn eben so ein abgesprengter Türzylinder von sich gibt – und da waren sie, die Feuerwehrleute, die hektisch in das Haus hineingerannt und sechs Treppen nach oben gestürmt waren. Im Hintergrund sind in der geöffneten Wohnungstür viele der Nachbarsleute zu erkennen. Ich vermute mal einfach so, dass einige Frauen feuchte Augen haben.
„Wo sind denn eure Eltern?„, fragte einer. Wahrheitsgemäß, wie das Kind erzogen wurde, antwortet es: „Die sind tanzen.“
„Ja aber, warum ist denn das Fenster offen?“, muss wohl einer recht fassungslos gefragt haben. Und auch da konnte ihn Theres „beruhigen“: „Das lassen unsere Eltern immer offen, damit wir frische Luft bekommen!“ Nur erzählte sie nicht, dass dieses Fenster im Normalfall mit einer Sicherung verschlossen war. (Den Mechanismus der Kippfenster wie heute gab es im Osten nicht.) – Also auf jeden Fall: Erstickt wären sie nicht!
Die Feuerwehr will die Kinder in Obhut nehmen, doch eine Nachbarin verhindert das und packt sie zu ihren beiden Kindern dazu.
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Als Clara und Hannes nach Haus kommen, das aufgebrochene Schloss und den Zettel der Feuerwehr vorfinden, sind die Alpträume der nächsten Wochen vorprogrammiert.
Die aufmerksamen, winkenden Nachbarn von Gegenüber, die den Feuerwehreinsatz initiiert hatten, wurden mit Blumen und Sekt „überschüttet“.
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Dem Missbrauch knapp entkommen
Der gestrige Film in der ARD und das anschließende Gespräch mit der Mutter des getöteten Jungen bei Beckmann hat mich zu diesem Post veranlasst. Wir alle können als Mütter, Großmütter, Tanten, Lehrer oder sonst irgendwie mit Kindern in Berührung Kommende nicht aufmerksam genug sein, um Kinder vor jeglicher Form von Missbrauch oder Misshandlung zu bewahren – denn die Kinderseelen sind zart.
Clara ist sieben oder acht Jahre alt. Auf dem Heimweg kommt ihr ein Mann mit Stock entgegen, stark gehbehindert. “Hallo Kleine, könntest du mal bitte so nett sein und diesen Brief für mich bei Familie X. im dritten Stock abgeben. Mir fällt das Treppensteigen so schwer. Ich hatte einen Autounfall.”
Keine von allen Warnlampen ging in Claras Gehirn an. Er bot ihr ja keine Bonbons, nichts Süßes – er brauchte einfach nur Hilfe.
Mühsam entzifferte sie alle Klingelschilder in der dritten Etage. Doch den Namen, der auf dem Umschlag steht, findet sie nicht. – Plötzlich hört sie jemand schnell die Treppen hochkommen. Kein Stock hinderte mehr die schnelle Fortbewegung – alle Unfallfolgen sind “wie durch ein Wunder” geheilt.
Und da streckt sich auch schon ein Arm durch das Treppengeländer, umfasst ihr Bein. Es ist Sommer, der Rock ist kurz – und die Hand kommt immer höher.
Bis heute kann Clara beim besten Willen nicht erklären, wie sie der diensthabende Schutzengel heil und “unberührt” nach unten gebracht hat.
Erzählt hat sie es zu Hause nicht. Für das “Warum” gibt es viele Gründe.
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Die geheucheltsten Sätze …
Vornweg einen der bekanntesten DDR-Witze:
Wer in der DDR Abitur machen wollte und eher für sich die erste Aussage in Anspruch nehmen konnte – der musste irgendwann, spätestens nach 1961, als die Daumenschrauben angezogen wurden, ein wenig heucheln.
Wer jedoch schon in der 10. Klasse aus der alleinseligmachenden Jugendorganisation der FDJ rausgeflogen war, der musste noch ein kleines bisschen besser heucheln.
Und für wen das bisher Gesagte ausnahmslos zutraf und wer dann außerdem noch häufige Vorladungen zur Görlitzer Staatsicherheitsbehörde bekam, der musste versuchen, so perfekt wie möglich zu heucheln, um nicht nur zum Abitur zugelassen zu werden, sondern um vielleicht auch noch einen vernünftigen Studienplatz zu ergattern – auch wenn er sich schon beim Schreiben schämte.
Als ich meine 1963 verfasste “Darstellung meiner Entwicklung” nach ca. 40 Jahren mehr oder weniger zufällig in die Hände bekam, liefen mir vor Scham wirklich fast die Tränen über soviel Heuchelei, zu der ich mich genötigt fühlte. Ich, die immer aufgemüpft hat, ich habe klein beigegeben.
Und hier will ich einige dieser Sätze schreiben:
“Unser Staat ermöglichte es mir, eine erweiterte polytechnische Oberschule (Gymnasium) zu besuchen. … Zu Beginn meiner Oberschulzeit arbeitete ich aktiv als FDJlerin mit, aber mit der Zeit kam es, dass ich mich nicht mehr genügend um die Klärung politischer und gesellschaftlicher Grundfragen oder um die Beseitigung von Unklarheiten bemühte, die z.T. auch durch meine christliche Erziehung bedingt sind. Auch meine gesellschaftliche Mitarbeit ließ nach. Deswegen wurde ich Ende des Jahres 1961 aus den eihen der FDJ gestrichen. Erst durch diese Maßnahme dachate ich genauer über meine Stellung zum Arbeiter-und-Bauern-Staat nach. Ich erkannte, dass ich nicht ohne entsprechende Gegenleistung all die Vergünstigungen, wie z.B. die Schulgeldfreiheit, die der Jugend in unserem Staat geboten werden, in Anspruch nehmen darf. Von da an bemühte ich mich, durch bessere gesellschaftliche Arbeit … und durch meine aktive Tätigkeit als Kassierer in der “Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft” beim Aufbau unserer Republik mitzuhelfen (kotz, kotz, kotz) Ich habe meine Fehler erkannt, und es ist mein Ziel, wieder in den Jugendverband aufgenommen zu werden (große Lüge). Ich weiß nun, dass man auch als Christ seine Kräfte für den Aufbau des Sozialismus einsetzen kann.Es ist jetzt meine Aufgabe, diese Einsicht durch die Tat zu beweisen und mich zu bewähren. … , …meinem christlichen Standpunkt entsprechend meine Kräfte in den Dienst … unserer sozialistischen Gesellschaft zu stellen. Ich bin mir über die vorbildlichen Einrichtungen unseres Staates auf dem Gebiet des Gesundheitswesens klar und könnte hier mit allen meinen Kräften positiv und ehrlich wirken.”
Ekel, “kotz”, brech – bloß gut, dass ich mich schon lange nicht mehr bewerben muss. Die Lügen heute, die man in Bewerbungsschreiben aufsetzt, sind andere – denn mit der reinen Wahrheit glauben die meisten, die erwünschte Stelle nicht zu bekommen. Es ist keine gute Position für den Menschen, Bittsteller sein zu müssen.
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Abiturbeurteilung (DDR)
Durch Zufall bekam ich nachfolgend zu lesende Beurteilung über mich in die Hand. Ich wirkte in einem Film über Walter Janka mit. Dieser Film diente der Aufarbeitung der DDR-Geschichte und der Beschäftigung arbeitsloser Jungregisseure. Wir fuhren mit dem Filmteam in meine Heimatstadt, weil am dortigen Gymnasium „alles begann“ mit meiner oppositionellen Ader. Ich hatte dort in den 60er Jahren mein Abitur gemacht.
Die Sekretärin griff ins Regal, zog den Ordner meines Jahrganges hervor und schon hatte ich alles vor mir liegen: meine Beurteilung, die ich nie zu sehen bekommen hatte, die selbstverfasste „Darstellung meiner Entwicklung“ und meinen Personalbogen. Ich war immer eine sehr aufmüpfige Schülerin, aber als ich jetzt las, wie ich mich in meiner „Darstellung“ politisch verbiegen musste, um den Schaden zu begrenzen, kamen mir fast die Tränen. In der 10. Klasse schmiss man mich aus der FDJ, das sicherste politische Todesurteil. – Später gab es mal das Verbot, Münzen an einer Kette um den Hals zu tragen. Ich hatte keine, aber aus Opposition trug ich am nächsten Tag die Gedenkmedaille vom Münchener katholischen Kirchentag, denn ich war streng katholisch. Meiner Meinung nach war es ja keine Münze, aber mein Direktor sah das anders. Ich wurde sofort zur Staatssicherheitsbehörde bestellt. Ein junger Mann – gestreifte Hose, kariertes Sakko, geblümtes Hemd, schreiende Krawatte (alles leicht übertrieben) wollte mit mir über die Ästhetik dieser Medaille diskutieren. Als ich ihn fragte, ob er sich schon einmal im Spiegel angesehen hätte, schmiss er mich raus. Leider sollte ich kurz danach auch aus der Schule geschmissen werden – nur 2 Stimmen von vernünftigen Lehrern haben mich davor bewahrt, abiturlos durchs Leben zu gehen.
Nach der Beurteilung musste ich mich nicht wundern, warum ich keinen ordentlichen Studienplatz bekommen habe. Hinzu kam noch erschwerend, dass mein Halbbruder stellvertretender Polizeipräsident war – allerdings im „falschen“ Teil Deutschlands.Lax sagte man dazu einfach: „Der hat mir die Kaderakte versaut.“
Beurteilung für die Abiturientin Clara HimmelhochClaras Vater ist 1946 tödlich verunglückt. Die Mutter ist Lehrerin an der Kaufmännischen Berufsschule. Sie gehört keiner Partei an. Die häuslichen Verhältnisse sind geordnet. Clara hat jede Möglichkeit zu ungestörter Arbeit. Die Mutter besuchte zwar die obligaten (?) Elternversammlungen, war aber um eine enge Kontaktnahme mit der Schule nicht bemüht.Clara wird streng kirchlich erzogen. Die geringe Aufgeschlossenheit der Mutter politischen Fragen gegenüber und ihre religiöse Bindung erschwerten es Clara sehr, zu unserem Arbeiter-und-Bauern-Staat in ein rechtes Verhältnis zu kommen. (in ein linkes aber offensichtlich auch nicht)
Clara ist zudem das typische Einzelkind. Ihr Egozentrismus verbot es ihr, sich einem Kollektiv unterzuordnen. Sie imponierte durch ihr selbstbewusstes Auftreten. Sie war – besonders in der 9. und 10. Klasse – von der Richtigkeit ihrer Ansichten und ihres Verhaltens restlos überzeugt, so dass eine Beeinflussung zum Positiven durch Lehrer und FDJ-Gruppe sehr erschwert war. In Diskussionen und Auseinandersetzungen, die mit Clara sehr gründlich und mit viel Geduld geführt wurden, brachte Clara ihre negative Einstellung unseren staatlichen Einrichtungen gegenüber offen zum Ausdruck. Sie wurde aus diesem Grunde in der 10. Klasse aus der Mitgliederliste der FDJ gestrichen.Clara ist inzwischen reifer und zugänglicher geworden. Sie steht nicht mehr außerhalb des Klassenkollektivs. Im Klassenensemble (Chor) leistet sie eine gute Arbeit. Ebenso als Kassierer der DSF (Deutsch Sowjetische Freundschaft) im Rahmen der Schule. Sie gehört der SSG (Schulsportgemeinschaft)(Deutsches Rotes Kreuz) Geräteturnen und Tischtennis an. Sie singt im Schulchor mit und hat einen Lehrgang des DRK besucht.Clara ist eine geistig sehr rege Schülerin. Sie verfügt über ein gutes Abstraktionsvermögen und kann logisch denken. Sie lässt sich mehr vom Verstand als vom Gefühl leiten. In Deutsch und Biologie erreichte sie sehr gute, in den anderen Fächern durchweg gute Leistungen.Ihr besonderes Interesse gilt den Sprachen. Seit der 9. Klasse nahm sie Privat stunden in Latein und Französisch. In der 10. Klasse legte sie an der Volkshochschule ihr Abitur in Französisch ab. Sie steht in Briefverbindung mit Freunden aus Frankreich, Polen und der Sowjetunion.Seit ungefähr einem Jahr sind in Claras Verhalten Veränderungen zum Positiven festzustellen. Wie weit jedoch ihre Aktivität und an den Tag gelegte Einsatzfreudigkeit einer inneren Überzeugung entspricht, lässt sich schwer einschätzen. Einen Antrag um Wiederaufnahme in die FDJ (Freie Deutsche Jugend) hat sie nicht gestellt.Clara wird noch ernsthaft an sich arbeiten müssen, um zu einer politischen Haltung im Sinne unseres Staates zu kommen.
„Ich bin stolz darauf, ein Jude zu sein – denn wäre ich nicht stolz darauf, bliebe ich dennoch ein Jude.“
Der letzte dick geschriebene rote Satz stand in meinem offiziellen Abiturzeugnis – und schon dafür hätte ich meinen Klassenlehrer würgen können. Hätte ich jedoch die ganze Wahrheit gewusst, wäre daraus ein „er“würgen geworden. Lehrer lebten also auch schon damals gefährlich, auch ohne Amokläufe.
Was man mir noch so für Steine auf den Weg meiner beruflichen Entwicklung gelegt und geworfen hat, davon berichte ich später einmal
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Die Stasi – weder Freund noch Helfer
… wie es ja immer der Polizei auf die Uniformen geschrieben wird.
Stasiwitz: „Was war die Aufnahmeprüfung bei der Stasi? Aus 3 Meter Entfernung an eine Glaswand springen und sich mit dem Ohr festsaugen!
Die Jungens von Horch und Guck haben sich so eine Mühe gemacht mit mir – aber gefragt, ob ich ihnen helfen soll, haben sie nieeeeeeeeeeeeee. Sie haben offenbar geahnt, welche blöde Antwort sie von mir bekommen hätten.
Aber dennoch müssen sie mich irgendwie geliebt haben. Kurz nach Mauerbau zwangen sie mich, ihre Bekanntschaft zu machen – losgeworden bin ich sie erst nach dem Mauerabriss.
Im vorhergehenden Post „Abiturbeurteilung aus der DDR“ habe ich ja den Film erwähnt, der mich in meine Heimatstadt geführt und mir den Verriss beschert hat. In die nähere Auswahl als Filmkandidatin kam ich durch einen Brief nach der Lesung von U. Mühe am 9. Nov. 1989 „Briefe an Walter Janka“. In spontaner Begeisterung habe ich danach einen Leserbrief verfasst, in dem ich diese Stasi-Herren mit folgenden Worten erwähnte:
„… Wenn alle so dächten, hätten wir die vielen Herren in Rindsledermänteln und -jacken der ganz leisen Polizei (Kurt Demmler) gar nicht oder nur in stark reduzierter Anzahl nötig.“
Während der EOS-Zeit (Erweiterte Oberschule lies Gymnasium) luden sie mich zweimal ein – und nie gab es Kaffee und Kuchen, unhöfliche Flegel! Der eine Anlass steht in o.g. Artikel, der andere war meine „unerlaubte Entfernung von der Truppe.“ Wir traten als Ensemble bei irgendeiner politischen Veranstaltung Anfang der 60er Jahre in Berlin auf. Mir war der ganze Rummel einfach zu blöd und ich traf mich lieber mit meinem Liebsten, um mit ihm durch die für mich ungewohnte Großstadt zu bummeln. – Das hatte sofort eine „besorgte“ Suche nach mir zur Folge. Zu Haus musste ich mich persönlich bei ihnen zurückmelden.
Als ich nach den Ferien zwischen 9. und 10. Klasse wieder auf der Schulbank saß, hatte man um Deutschland Ost eine Wand gezogen, damit niemand von uns abschreiben konnte und ähnliche schlimme Dinge. Wir alle sollten eine Resolution unterschreiben, dass wir diesen Antifaschistischen Schutzwall gut finden oder sogar frenetisch begrüßen. Einen Teufel tat ich! Und das hat mir sicherlich den ersten Eintrag im Sündenregister eingebracht, denn sie kamen in meine Klasse und diskutierten sich den Mund fusselig – doch ich glaube eher, dass ihr IQ dem meinigen um eine(n) Zehner(potenz) unterlegen war.(Da isses wieder, dieses in der Beurteilung erwähnte „Selbstbewusstsein“, ha!)
Sichtbar aktiv wurden die Herren, als ich 1983 das erste Mal einen Antrag auf Besuchsreise zur Silberhochzeit meines Bruders stellte. Abgeschmettert! Wie sie eifrig alle Nachbarn befragten. Zwei Jahre später mussten sie wieder tätig werden – ich wollte zum 80. Geburtstag eines Onkels fahren. – Nicht zu fassen, ich durfte und ich durfte danach immer wieder, zu echten und fingierten Anlässen, zu echten und dazu gemachten Verwandten – ich war ja immer brav wieder gekommen und hatte meine Kinder als Pfand gelassen.
Ihren widerlichsten Auftritt hatten sie am 6. Oktober 1989 früh 6.00 Uhr. Mein Sohn, noch nicht ganz volljährig und mit einer ähnlichen Begabung zur Aufmüpfigkeit wie seine Mutter ausgestattet, hatte sich in der Schule durch Wandzeitungsaufrufe (die wohl gefühlte 5 Minuten dort gehangen haben werden) bekannt und sicher nicht beliebt gemacht. Außerdem arbeitete er in der Redaktion einer Zeitschrift mit, die unter schwierigsten Bedingungen in den Räumen und mit der Kopiertechnik einer Kirche erstellt wurde. – Wie gesagt, in aller Herrgottsfrühe – es war schließlich Wochenende – klingelten zwei, hielten irgendwelche Dienstausweise hin und murmelten was von Kripo. Lauthals glaubte ich ihnen das nicht, da ich wusste, dass mein Sohn nicht kriminell, sondern politisch tätig war. Sie begehrten Einlass, weil sie meinten, das müsste nicht das ganze Haus hören. Ich widersprach auch da, musste sie dann aber reinlassen, da sie ihn sprechen wollten. Sie erklärten ihm, dass sie für das ganze Wochende – es war der 40. Jahrestag der DDR und es waren sowohl Feierlichkeiten als auch Riesenunruhen zu erwarten – einen Aufpasser für ihn abgestellt hatten, der ihn bei allen Aktivitäten begleiten wird. Treu doof saß dieser Kerl in seinem Trabant unten vor der Haustür. Wollte ihn S. ärgern, ging er zum Hinterausgang raus, schlich sich an sein Auto ran, klopfte und meinte: „Wenn de nich besser ufpasst, bin ick aber weg!“ – Und tatsächlich klebte ihm der Kerl an den Socken wie ein Schatten. Abends, als Söhnchen zu einer Veranstaltung der „Kirche von unten“ ging, kam er dann aber doch nicht mit. Angst, dass er das Jackstück voll bekommt?
Tja, danach hatte dann ja weniger die Stasi als der Bundesnachrichtendienst das Sagen. Kann man da eigentlich auch irgendwo „Akteneinsicht“ beantragen?
Apropos Akteneinsicht – als man das dann konnte, taten wir (Sohn und ich) das natürlich auch. Ich kann nur über die meinige berichten. Ein großer ruhiger Saal, Stille bis auf das Rascheln der Hefter und Ordner, die man ausgehändigt bekommen hatte. Plötzlich lautes Gelächter, peinlicher Weise von mir. Sofort bekam ich einen „Ordnungsgong“ von wegen heiliger Ruhe und ernsthafter Arbeit. Aber muss man nicht brüllend lachen, wenn man kopierte Briefe vom eigenen Sohn liest, die dieser im zarten Alter von 8 Jahren an seinen Westonkel (der damals dummerweise Pressesprecher in Wuppertal war) geschrieben hatte. Weil sie durch die Briefe immer schon über die Wünsche informiert waren, konnten sie dann später gezielter die Pakete abfangen und durchsuchen. – Durchgängig wurde unsere Post nicht kontrolliert, sondern nur, wenn etwas anstand. Der Sohn sollte z.B. auf die Sportschule, weil er gut im Fechten war. Aber mit solchen unzuverlässigen Eltern? Der Vater Wehrdienstverweigerer, Bausoldat und Christ, demnach nicht in der Partei, die Mutter nicht weniger belastet – da muss wohl das Kind auf eine international bekannte Sportkarriere verzichten. Ähnlich ging es auch schon der Tochter. Wir wollten sie in der dritten Klasse eine Spezialschule besuchen lassen, da ihre Leistungen weit über dem Durchschnitt lagen. Doch dieses Privileg konnte einem Kind von Nicht-Genossen nicht zugestanden werden.
Der Sohn hat übrigens später – schon zu Westzeiten – die gute Familientradition fortgesetzt und hat seinen Zivildienst auf dem Friedhof abgeleistet. Besser Tote begraben als Lebende zu Totn machen.
Die Akten aus meiner Schulzeit in G. habe ich nie anfordern lassen, denn ich hätte es schlecht ertragen, unter den geschwärzten Namen der IMs und Verräter den meiner damals besten Freundin zu lesen. Aber Details in Diskussionen, die mit mir geführt wurden, konnte nur sie gewusst haben.
Jetzt merke ich, dass mir das Ganze auch nach so vielen Jahren das Blut ein wenig in Wallung bringt – und deswegen werde ich mich jetzt mal gemütlich vom Fernseher bespielen lassen.
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Steine auf meinem Berufsweg …
… der auf keinen Fall seinen typischen „sozialistischen Gang“ ging. In der DDR gab es eine Losung:
„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen“.
oder andersherum. Ich kann die Richtigkeit dieses Spruches nicht bestätigen – denn ich wurde selten nach Fähigkeiten eingesetzt noch nach Leistung entlohnt.
Durch die Gnade der frühen Geburt war mein Übergang von der POS (Polytechnische Oberschule – 10 Jahre) zur EOS (Erweiterte Oberschule – 12 Jahre) im Jahr vor dem Mauerbau als Quotenchristin noch möglich. Doch nach 1961 wurden die Daumenschrauben sehr stark angezogen. Das Ergebnis war das beschriebene Abiturzeugnis.
Meine Studienwünsche konnten mit dieser Beurteilung nie und nimmer realisiert werden bzw. verbot meine eigene Einstellung zu diesem Staat bestimmte Studienrichtungen. Beispiele:
Medizin: Mit dem neusprachlichen Zweig in der falschen Klasse.
Jura: In diesem Staat nur über meine Leiche.
Journalismus: Bei den Westkontakten keine Chance.
Dolmetscher: Ich wäre nur in den Ostblockländern einsetzbar – und dafür zu geringes Interesse.
Also versuchte ich die Medizinfestung von hinten her zu erstürmen, ergatterte mit ein wenig Beziehung (fast die wichtigste Währung in der DDR) einen der drei Ausbildungsplätze zur Krankengymnastin und ging nach Dresden. Eigentliches Ziel war: Medizinpädagogin. Offensichtlich muss die Pädagogik in unseren Adern fließen, denn sowohl nach oben als auch nach unten im Stammbaum findet sich dieser Beruf.
Eine wohlmeinende Lehrerin nahm mich zur Seite und schilderte mir folgende Situation. Du stehst vor deiner Klasse und forderst sie auf, sich am 1. Mai um 9.00 Uhr zur Maidemonstration zu treffen. Darauf lachte ich ganz laut und meinte, dass ich fast noch nie zur Maidemo gewesen wäre. – Und sie darauf folgerichtig: „In diesem Staat kannst du nicht Lehrerin werden!“ Recht hatte sie, ich wäre nicht über das erste Studienjahr hinausgekommen.
Steine auf meinem Berufsweg, Teil 2
Auch wenn mir die Träume von der Medizinpädagogin genommen waren, die Ausbildung wurde erfolgreich zu Ende gebracht, knapp zwei Jahre in einer wunderbaren Klinik in Dresden-Oberloschwitz gearbeitet und dann mit Freude in den Mütterurlaub verabschiedet.
Dort hatte ich die Idee, dass “Heißluft – Massage – Bewegungsübungen” (90 % aller Rezepte im ambulanten Bereich lauteten so) oder “Bindegewebsmassage” bei dicken Männern zu anstrengend und normale Massage bei dicken Frauen zu abtörnend werden könnten, der Dauerkopfschmerz deutete Ähnliches an.
Inzwischen teilte sich das Mutterglück auf ein Mägdelein und ein Knäbelein auf, zwei wirklich reizende Kinder. – Wenn also nicht wieder an die Massageliege zurück, in welche Richtung dann?
Eine Annonce verleitete mich zu dem nächsten beruflichen (Irr-)Weg. In Kurzzeit sollten Schreibkräfte ausgebildet werden, damals noch an mechanischen Schreibmaschinen. Der Ausbildungsträger war das “Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR” – da hätten doch die Alarmglocken bei mir förmlich aus dem Glockenstuhl fallen müssen. Aber vielleicht sah ich es wieder mal als Herausforderung mit dem politischen System an.
Kurz und gut, ich schaffte das Ausbildungsziel in der halben Zeit, weil ich dank einer Berufsschullehrerin-Mutter für Stenografie und Maschinenschreiben die wichtigsten Voraussetzungen schon vor der Ausbildung konnte.
Einsatzort: Nicht das Ministerium direkt, sondern eine Unterabteilung davon. Ersteres war ihnen bei meiner “Kaderakte” (Personal-) wohl doch zu heiß, ich hätte ja meinem West-Halb-Bruder mitteilen können, welches Auto der Außenminister der DDR fährt.
Und dort ist mir ein sehr menschlicher Chef begegnet. Nach ca. 4 Wochen nahm er mich beiseite und stellte mich vor folgende Alternative: 1. Entweder Kontakt zu Westbruder abbrechen und Karriere zur “Zweiten” Sekretärin machen oder 2. Kontakt beibehalten und immer das dumme Schreibliesel bleiben.
Ich wählte natürlich den zweiten Weg, kündigte sofort und suchte mir eine neutralere Arbeitsstelle, die sich an meinem Westbruder nicht so sehr störte.
Steine auf meinem Berufsweg, Teil 3
In den vier vorhergehenden Posts habe ich mich relativ ausführlich mit dem Werdegang einer leicht aufmüpfigen, nicht dummen und wenig anpassungsbereiten Frau in der DDR beschäftigt. Das Lesen sollte sich antun, wer an persönlicher Aufarbeitung von DDR-Geschichte interessiert ist.
In diesem Post will ich das Kapitel bis 1990 fortsetzen – der Zeit nach der Vereinigung muss ich mich später noch einmal widmen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich eine “Streberin” war, ich hatte fast nur beste Noten. Doch ich brauchte auch dringend einen besser bezahlten Beruf, denn das Wasser der Ehe hatte kaum noch Balken, an denen ich mich festklammern konnte. Und das Gehalt einer Sekretärin – ob “Chef” davor in der Berufsbezeichnung oder nicht – kam dem Wochenlohn einer westlichen Vorzimmerdame gleich.
Gegen Ende des Fachschulstudiums zeichnete sich ab, dass mich keine interessante Arbeitsstelle einstellen darf, obwohl ich sehr günstige Voraussetzungen mitbrachte, da meine Personalakte so belastet war.
Also wurde durch die mündliche Prüfung noch schnell an der Abschlusszensur für das Fach “Marxismus – Leninismus” gedreht. Es war das Fach der Fächer, wer dort kein “Sehr gut” erreichte, durfte die Gesamtprüfung nicht mit dem Prädikat “Ausgezeichnet” abschließen, sondern nur mit “Sehr gut”. – Trotzdem bekam ich keine Stelle, lange nachdem die taubesten Nüsse aus der Klasse schon die bestbezahltesten Stellen bekommen hatten, nur weil ihre politische Überzeugung die richtige Farbe hatte.
Als ich dann nach langer Suche in einem Forschungsinstitut für Lungenkrankheiten untergekommen war, erklärte mir die Kaderleiterin = Personalchefin vollen Ernstes, dass ich ihr “die Füße küssen könnte”, dass sie mich trotz meiner politischen Einstellung genommen hat. Ihre spätere Rache: Als ich 1985 zur Silberhochzeit meines Bruders nach Wuppertal reisen wollte, hat sie das durch ein entsprechendes Schreiben an die Polizei verhindert.
Nach drei Jahren bot sich mir eine andere und vor allem weitaus besser bezahlte Arbeitsmöglichkeit, die ich nutzte.
Dort blieb ich bis zu dem Tag, als die DDR aufhörte zu existieren und mit ihr viele, viele Betriebe, Institute und Forschungseinrichtungen.
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Entbindungen vor 40 Jahren …
„Eine Geburt und ein Marathon sind starke Glücksmomente. Hinterher. Währenddessen würde man das als Außenstehender nicht vermuten, allein schon vom Gesichtsausdruck her.“(Dr. E. von Hirschhausen)
… natürlich nicht allgemein, sondern nur speziell, denn über andere als die eigenen kann ich nichts sagen. – Da ich sehr viel von heutigen Müttern über ihre Entbindungen höre, in verschiedenen Blogs auch schon darüber gelesen habe, packt mich die Lust, über die meinigen auch ein wenig schriftlich nachzudenken.
Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich einige Zeit vor dem berechneten Termin einen „Kurs für schmerzarme Entbindung“ besuchte. Von hecheln, veratmen, drücken, pressen und noch einigen anderen Tätigkeiten war dort die Rede. Bei mir muss das nicht bis ins „Tiefhirn“ vorgedrungen sein, denn als ich es gebraucht hätte, hat nichts davon funktioniert.
Der errechnete Termin war ran, die Herztöne nicht rosig – also Einweisung ins Krankenhaus, Fruchtwasseruntersuchung. Warum man mich nicht mehr nach Haus ließ, weiß ich nicht – auf jeden Fall „drohte“ mir nach einer Woche Terminüberschreitung eine Einleitung. Der wollte ich entgehen. Von einer Mitpatientin bekam ich den Rat: Rhizinus und helles Bier – ein unfehlbares Mittel. Nun lässt sich auf einer Station das erstere ohne weiteres bekommen, aber helles Bier gehört nur bei Privatpatienten zum Standardlieferumfang. Also: auf in die Kneipe. Einen Mantel über das Nachthemd gezogen und zur nächsten Kneipe gewandert. Dort gab es natürlich ein Riesenhallo, denn mein Bauch war gefühlte Meter vor mir in der Eingangstür.
Was soll ich sagen, Bier blieb ungenutzt im Nachttisch, Rhizinus ungeschluckt – denn in den frühen Morgenstunden kündigte sich der Fortschritt durch Pfütze im Bett an. Mit gesprungener Blase ging es auf die Entbindungsstation, allerdings nach mehreren Stunden auch wieder zurück, da nichts den Fortgang vorantrieb. Einlauf, erneute Blasensprengung, leichter Wehentropf. In der Nacht psychische Qualen gelitten, da im Nachbarbett eine Frau mit einem abgestorbenen Kind lag. – Früh wieder in den Kreißsaal. Alles noch einmal, aber dann kräftiger wirkender Wehentropf angelegt. Wehen – am Tropf angekettet, kann man nicht so richtig verarbeiten. Wenn sie mich anmaulten, bot ich ihnen immer wieder an, mit mir zu tauschen, aber keine wollte.
Und was soll ich sagen: Am nächsten Morgen kurz nach 9.00 lag dann das „Ergebnis“ aller ärztlichen, hebammlichen und mütterlichen Anstrengungen auf meinem Bauch – völlig rotgequetscht im Gesicht, da nicht normal als Hinterhauptslage durch den Kanal gewutscht, sondern als sogenanntes „Sternenguckerkind“ (Gesichtslage) gekommen. Deswegen hat es auch so ewig (37 Stunden) gedauert, mir von den Hebammen die Note 5 für mein Geburtsverhalten mit heftigem Schreien eingebracht und die Genugtuung, dass der Oberarzt die Hebammen angeschnauzt hat, warum sie nicht gesehen haben, wie schlecht es mir geht und ihn nicht eher gerufen haben. Ihre Entschuldigung: „Wir wollten Sie im Bereitschaftsdienst nicht stören!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Er hat einmal kräftig das Skalpell angesetzt und die Presswehen waren von Erfolg gekrönt. – Ist er denn nicht süß, mein kleiner „Buddha“, hier mit 13 Tagen, als die Geburtspressuren abgeheilt waren. Als der erste Geburtstag nahte, hieß das nicht, dass sich Haare nahten. Ich habe mir immer tapfer eingeredet: Meine Kinder haben es eben im Kopf, und nicht auf dem Kopf. Mit etwas musste ich mich ja trösten, wenn andere Mädchen mit 2 1/2 Jahren fast schon Zöpfe, das unsere noch nicht einmal „Streichhölzer“ hatte.
Meine Frage, gleich noch im Kreißsaal mit Kind auf Bauch, gestellt: „Bei der nächsten Entbindung wird es dann doch aber leichter?“ hat die unsensiblen Hebammen dann wohl doch etwas verwundert und mir gegenüber milder gestimmt – dass ich kurz nach dieser Strapaze gleich an die nächste Entbindung gedacht habe. – Wie sehr hätte ich mich unter den damaligen Umständen nach einer PDA gesehnt!

Hier allerdings schon mehr als 3 Monate alt. Eines ist heute wie damals: die Länge und die Menge seiner Haare. 30 Jahre dazwischen war es mal anders.
Und als das mit den Haaren gar nichts werden wollte, haben wir eben aus dem Jungen ein Mädchen gemacht und ein wenig nachgeholfen, doch das hat sich der zarte Knabe von 2 Jahren beim KITA-Fasching nur kurze Zeit bieten lassen. Dann wurden die Haare in die Ecke gepfeffert.
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Eltern mit kleinen Kindern …
Die Familie hat einen der ganz seltenen FDGB-Urlaubsplätze erwischt. „Ganz selten“ deswegen, weil er wirklich an der Ostsee war, nicht am Bodden, nicht in einem so vollkommen unbedeutenden Ort wie Hintertupfingen. Sommer, Sand, Sonne, Wasser – alles schön, alles gut, bis zum ersten Zwischenfall.
Söhnchen, ca.2 Jahre jung, sitzt auf dem Töpfchen, vom Kinderkrippchen gut konditioniert. Heimattopf ist immer und überall im Gepäck. Plötzlich klägliches Weinen, das in jammervolles Gebrüll übergeht. Aus Lust oder aus Langeweile hatte Knäbelein an seinem Gliedelein gespielt. Meistens ging das trotz der leichten Phimose gut – doch dieses Mal hatte es, das Knäbelein, wohl übertrieben. Ein laut schreiendes Kind mit einer immer stärker anschwellenden und sich dunkelrot verfärbenden Glans kann eine jungenunerfahrene Mutter zur Verzweiflung bringen. – Zum Glück hatte auch ein medizinisch gebildeter Mensch einen Platz in diesem Ferienheim bekommen und der brachte die Sache mit einem Handgriff wieder in Ordnung und das Kind zur Ruhe.
Ruhe bis zum nächsten Zwischenfall.
Zur allgemeinen Kinderbelustigung diente dem bereits erwähnten Knäbelein und dem zwei Jahre älteren Mägdelein folgendes Spielzeug: Ein leichter, runder Plastikpropeller sitzt auf einer Achse und kann mittels einer schnell zu ziehenden Schnur zum Fliegen gebracht werden. Theres durfte öfter ziehen, da schon weitaus geschickter bei der Handhabung. Brüderchen staunte und sah dem schwirrenden Propeller nach. Plötzlich ein leichtes „Klick“ und ein lautes Gebrüll, dann ein ganz klein wenig Blut in Clemens’ Gesicht. In dem Moment sahen wir einen aufgeregten Schutzengel mit den Flügel flattern und sich entschuldigen, dass er nicht alles hatte verhindern können. Der leichte Plastikpropeller war gegen einen Lampenschirm geflogen, hatte einen Splitter rausgebrochen, der das untere Augenlid traf. – In diesem Fall bekamen wir sogar die Sondergenehmigung, das Armeesperrgebiet Prora zu durchfahren, um schnell zum Augenarzt zu kommen. – Zum Glück war das eigentliche Auge unverletzt geblieben und das Tragen der schwarzen Augenklappe sah er als Steigerung seines Piratenimages an.
Und last but not least hat diese schwarze Klappe am Strand gute Dienste geleistet, denn es gab natürlich noch einen dritten Zwischenfall. Als er nämlich irgendwann am Strand abhanden gekommen war, ließ der Bademeister nur einen blonden Zweijährigen mit Augenklappe ausrufen und ganz schnell konnten wir unseren Ausreißer wieder in den Arm nehmen. Da habe ich erfahren, dass Kinder immer entgegen der Sonne abhauen, weil sie nicht geblendet werden wollen.
Wer will da mit langweiligen Sonnenliegenurlauben tauschen?
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Schrecksekunden

Im Mimiktheater des Gesichts seiner Mutter wechselten sich „Tränen“ und der ganz vorsichtig hervorlugende „Sonnenstrahl“ miteinander ab. Doch sie war nicht die einzige im Raum, bei der die Gefühle wie ein Expressfahrstuhl zwischen „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“ hin und her rasten. Alle hatten eine Ahnung davon, welcher Gefahr Clemens soeben entronnen war. Im wahrsten Sinne des Wortes hätte es einen Augenblick später zu spät sein können.
Als Clara sich ein wenig beruhigt hatte, schilderte sie den anderen im Zimmer, was sie in den letzten Minuten erlebt hatte. Die Runde war größer als die sonst übliche Familie, denn Claras Bruder mit Frau waren vor einer Stunde angekommen. Die Kinder hatten sich auf Onkel und Tante schon sehr gefreut, denn meist erfüllte sich dabei ein „West-Wunsch“, zumal jetzt auch noch Ostern vor der Tür stand.
Zur Feier des Tages bekam Clemens die Erlaubnis, allein und frühzeitiger aus dem Hort zu kommen.
Als die Zeit ran war, wurde Clara langsam unruhig, denn Clemens hätte schon längst zu Haus sein müssen. Er war im Rahmen eines 6 1/2jährigen zuverlässig und die Neugierde hätte ihn pünktlich nach Haus locken müssen. Er wollte doch als erster den Mercedes vom Onkel mit seinen Luchsaugen aus der 6. Etage entdecken.
„Hannes, weißt du, wo Clemens stecken könnte?“, wendete sie sich beunruhigt an ihren Mann, der aber ganz mit Kellnerpflichten beschäftigt war. Die Dortmunder freuten sich schon während der ganzen Autofahrt auf das gute Berliner Bier.
Als sie keine Antwort bekam, nahm sie kurzerhand den Wohnungsschlüssel und ging Clemens entgegen. Kaum war sie auf dem langen Etagenflur des Hochhauses, wollte ihr schier das Herz stehen bleiben. Am Ende des Flures befand sich ein Balkon, den die Architekten aus Feuerschutzgründen geplant hatten.
Dort sah sie Clemens. Da der kleine Kerl zu klein war, um bequem über die Brüstung gucken zu können, hatte er sich hochgedrückt und hing mit den Beinen frei in der Luft, mit den Armen heftig seinen Klassenkumpels winkend. Wie in einem „Unfallverhütungsbuch“ ratterten die Anweisungen in Claras Kopf: „Nicht erschrecken, nicht anrufen, um Gottes Willen nicht schimpfen, nur leise anschleichen!“ Sie musste also leise und unauffällig ca. 20 m bis zum Balkon zurücklegen. Ihr Herz klopfte schon fast außerhalb des Halses, die Angst, dass er vor ihren Augen … Nein, so durfte sie nicht denken.
Mit einem Satz war Clara bei ihm, riss ihn förmlich von der Balkonbrüstung runter, bis sie ihn sicher in den Armen hatte.
Auf dem Gang zur Wohnung gingen Clara die Nerven durch. Heulend, schimpfend und und und verdrosch sie ihn, drückte und küsste ihn immer wieder – und machte sich in diesem Moment überhaupt keine Gedanken über pädagogische Ratgeberbücher. Clemens hatte wohl im Nachhinein den Ernst der Lage begriffen. Er heulte nicht, er jammerte nicht – nein, er tröstete mit seinen knapp 7 Jahren „mannhaft“ seine Mutter. Sicher war er froh, als sie bei den anderen in Wohnung waren, denn da konzentrierte sich die Aufmerksamkeit nicht nur auf ihn. Er schummelte sich ganz schnell auf Tante Marlens Schoß und fragte nach seinem Ostergeschenk.
Die Antwort ging in dem allgemeinen Trubel unter, denn die wärmenden Sonnenstrahlen lockte alle zu einem vorösterlichen Spaziergang an das Ufer der Spree.
Mit diesem 100. Post bedanke ich mich bei dem aufmerksamen Schutzengel, der an dem in der Geschichte beschriebenen Tag über Berlin-Mitte Dienst hatte. Ihm oder ihr ist es zu verdanken, dass dieses lachende Schultütenkind jetzt als gestandener Mann manchmal immer noch leichtsinnig und unvorsichtig durch das Leben lebt, fährt, düst.
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Müsste ich über kochen, küssen, Kinder bloggen …
Müsste ich über das Kochen bloggen, dann gähnte hier ein großes „Schwarzes Loch“ – es sei denn, ich schaute bei anderen Bloggerinnen in den Kochtopf.
Könnte ich über das Küssen bloggen, dann könnte die blonde Kabarettistin Mirja B., die mich ein wenig an Pittiplatschs Gefährtin Schnatterinchen erinnert, vielleicht noch was von mir für ihr Kusstagebuch lernen.
Schreibe ich über Kinder, dann entstehen hier solche (schönen) Post, wie sie unter „Kindergeschichten“ zu finden sind.
Und heute möchte ich über Kochen, Küssen und Kinder zusammen schreiben. Herausgekommen ist folgende Geschichte, die auch ein ganz klein wenig zum „Frauentag“ passt, der sozialdemokratischen Variante des „Muttertages“.
Anfang der 80er Jahre sollte Hannibal, die grüne Familienkutsche, alle vier bildungs- und sonnenhungrigen Großstädter an den bulgarischen Strand bringen. Wieder einmal fiel Claras Geburtstag in diesen Urlaub, denn eine Löwin hat nun mal in den Sommerferien Geburtstag. Einige Tage davor – nachdem brav alle Kirchen, Schlösser, Burgen, Ruinen und sonstige Bildungssteine besichtigt und bestiegen waren – begann der eigentliche Erholungsteil auf einem schönen Zeltplatz am Schwarzen Meer.
Irgendwo und irgendwann auf der Hinfahrt standen alle vier vor einem Geschäft mit Alkoholitäten. Einen großen Teil der Auslage machte der „Mastika“ aus, der bulgarische Nationalschnaps. (Zur Erklärung: er schmeckt wie der griechische Uzo. Über diesen Schnaps gibt es nur zwei Auffassungen: Frau schüttet ihn in die Kehle oder Frau schüttet ihn in den Ausguss. Clara gehörte ohne Wenn und Aber zu der Ausgussfraktion – nicht, weil sie Antialk… ist, sondern weil sie ihn ätzend, eklig, furchtbar und, und, und findet.)
Clara weist grinsend auf die vielen Flaschen Mastika. und sagt zu ihrem Herzallerliebsten: „Falls du noch kein Geschenk für mich haben solltest, dann …“ Ihr süffisantes Grinsen machen weitere Worte überflüssig, denn sie hatte mit ihrer Abneigung nie hinter dem Berg gehalten.
Auf dem Zeltplatz finden die Kinder schnell Freunde und sind immer mal lange Zeit weg, so dass es für die Eltern sehr erholsam ist, zumal am Tage der Zeltplatz weniger hellhörig ist als in der Nacht (und hiermit ist das Schlagwort „küssen“ und mehr abgearbeitet)
Am Geburtstagsmorgen sind Hannes und Theres verschwunden. Nach langer Zeit tauchen sie auf, die Gesichter hinter einem wunderschönen Wald- und Wiesenblumenstrauß versteckt. „Mit solch einem Feldblumenstrauß kann kein Rosenstrauß konkurrieren“, denkt Clara in diesem Moment, „auch wenn die Rosen noch so dunkelrot sind.“ Ein dickes Konservenglas ersetzt die edlere Vase, die es zu Haus für diese Zwecke gegeben hätte.
Und plötzlich kommt Clemens auf die Mama zu. Ganz aufgeregt hält der Achtjährige ein Päckchen in der Hand, eingepackt in eine Serviette. „Da Mama, das hast du dir doch gewünscht!“ Clara packt aus und ……… hält eine Flasche Mastika in der Hand.
Theres, die Mutters Ironie schon verstand, und Hannes schmeißen sich fast weg vor Lachen – heimlich natürlich. Clara will – so unpädagogisch es sicher sein mag – erst einmal wissen, wie der Lütte zu dem Alkohol kommen konnte. Er berichtet: „Das Geld habe ich mir durch Flaschen sammeln beschafft“ – (als gelerntes DDR-Kind war er ja das Sammeln von Altstoffen gewöhnt). – „und dann habe ich dem Mann am Kiosk gezeigt, was ich haben will.“
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Clara nahm ihren Jüngsten und drückte ihn ganz fest. Zu einer Aufklärung fehlte ihr der Mut – sie wollte ihm die Freude und den Stolz nicht verderben. (Jetzt ist der Punkt Kinder genügend abgearbeitet)
Der Höhepunkt des Tages bestand darin, dass alle Vier gemeinsam kochten und jeder konnte sich das wünschen, was er am liebsten hatte. Für eine Propangas betriebene Feldküche war das Ergebnis opulent – so hat es Clara jedenfalls in Erinnerung. (Falls jetzt irgend jemand der Beteiligten Protest einlegt – das ist der Punkt, den ich mit „dichterischer Freiheit“ begründe.)
Viele, viele Jahre später sah Clemens die Flasche Mastika im Schrank stehen und wunderte sich, dass sie noch existiert. Da war es an der Zeit, ihn über die wahren Zusammenhänge aufzuklären. Und mit diesem Moment landete die Flasche im Müll.
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Eine winterliche Crashtour
„So viel Schnee in den Bergen, das ist ja toll“, jubelt Clara innerlich vor sich hin, als sie die Nachrichten im Fernsehen sieht. Sie denkt an ihre Tochter Marie-Theres, die mit Mann und Kindern die Winterferien zum Skifahren in Österreich nutzt. Auch Clemens, der Filius, treibt sich in irgendwelchen Schweizer Bergen zum gleichen Zweck herum. – Sie sitzt gemütlich auf der Couch, eingepackt in ihre rote Kuscheldecke. Bei diesen Außentemperaturen kann Clara eine Zwiebelschale mehr gut vertragen. Auf ihrem Schoß liegt das Buch mit den bunten Seifenblasen auf dem Deckblatt.“. „Irgendwann muss ja mal Schluss sein mit dem Winter“, denkt sie. Deswegen hat sie sich bewusst für diesen sommerlich klingenden Titel entschieden. Bei dem vielen Schnee und Eis auf Straßen und Gehwegen ist Clara froh, dass sie nicht mehr täglich von ihrem Chef gerufen wird. So kann sich ihr kleiner „Leon“ in der Garage wärmen und sie kann sich auf der Couch ausruhen – oder auch umgekehrt.
In diesem Moment bekommt der Ansagensprecher einen fast sakralen Tonfall. Er kündigte für die nächsten Stunden flächendeckend Blitzeis an und bittet alle, nicht unnötig das Haus zu verlassen. – „Offensichtlich brauchen die Unfallchirurgen jetzt schon ein zweites und drittes Paar Hände zum Operieren“, denkt Clara so halblaut vor sich hin. Manchmal redet sie mit sich, wenn es kein anderer tut – aber in der Öffentlichkeit hat sie es noch gut im Griff.
Das Wort Blitzeis tritt eine Erinnerungslawine los, gegen die alle Seifenblasen einen aussichtslosen Kampf führen. Sie ist sofort bei der Jahreswende 1978/79, in der innerhalb von Stunden das Thermometer um 20° fiel und ganz Deutschland mit Nachbarn im Schnee- und Eischaos versank.
Der wunderschöne hellgrüne Wartburg Tourist mit dem liebevoll ausgesuchten Namen ‘Hannibal’ hatte seinen Kilometerzähler noch nicht einmal fünfstellig gefahren. Er war also noch ein absolutes Greenhorn in seiner Gilde. An der Suche nach seinem Namen war die ganze Familie mehr oder minder engagiert beteiligt. Clemens’ Vorschläge bewegten sich in der Welt eines Achtjährigen und fanden bei den Großen kein Gehör. Theres zeigte sich an der Namensgebung nur geringfügig interessiert, überhaupt war ihr das neue Auto nur mittelmäßig wichtig. Mathematik war viel spannender als Mechanik. – Da er immer vor der Tür stehen musste, hatte die Redewendung „Hannibal ante portas“ den Ausschlag für die Namenswahl gegeben.
Wie es bei der langen Wartezeit auf seine „Ankunft“ nicht anders zu erwarten war, liebten ihn drei aus der Familie abgöttisch und eine registrierte ihn als Neuankömmling. Im Gegensatz zu seinem gebrauchten Vorgänger war er nagelneu und absolut jungfräulich. Clara konnte sich noch sehr gut an ihre Angst erinnern, als sie ihn – lediglich mit Trabanterfahrung ausgestattet – im zentralen Auslieferungslager Rummelburg holen durfte.
Der Junior mit seinen 8 Jahren war stinksauer, dass er noch nicht im Fahrschulalter war. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er ‘Hannibal’ mit unserer Hilfe gern schon mal heimlich gefahren, um damit dann entsprechend in seiner Clique zu prahlen. Aber Clara legte heftigsten Protest ein. Schließlich war es ihre Aufgabe, mit den Automechanikern zu flirten, wenn es bei einer Reparatur mal zu lange dauern sollte oder, wie so oft, ein Ersatzteil nur schwer aufzutreiben war. Hannes hielt sich da mannhaft zurück.
Und dieses Auto sollte über Silvester polnische Luft schnuppern. Claras Cousine hatte zu einer zünftigen Party eingeladen. Clemens wollte sofort mitfahren, Theres jedoch blieb Silvester lieber bei der Oma. So konnte der freie Platz im Auto von Claras Tante eingenommen werden, die vom Gewicht her fast die drei anderen aufwog. Zum Glück war der Wartburg für 5 Personen zugelassen. Im Trabant hätten sich Hannes oder Clara durch den engen Einstieg auf den Hintersitz zwängen müssen, für „Tantchen“ wäre das nicht zumutbar gewesen.
Die Feier war okay, das Wiedersehen auch. Nach drei Tagen hieß es wieder, nach Hause zu fahren. Die Temperaturen waren schlagartig gefallen. Die dicke Eisschicht von der Windschutzscheibe konnte nur mit heißen Lappen aufgetaut werden, kratzen half da nichts mehr. Ein letztes Winken – und auf ging es Richtung Berlin.
Die vergeblichen Rufe der Cousine, die Fahrt zu verhindern, wurden nicht mehr gehört. Sie hatte die Warnung im Radio gehört, dass die wichtigsten Autobahnen dicht sind, weil Autos im Schnee stecken geblieben waren. Natürlich war auch die Ost-West-Achse lahmgelegt. Hannibal kam noch auf die Autobahn, musste dann aber kilometerweit rückwärts fahren, denn wenden war unmöglich.
Handy? Navigationsgerät? Winterreifen? Davon träumte der wilde Osten zu dieser Zeit noch nicht einmal.
Ein Stück lief auf der Landstraße alles völlig normal – bis zum ersten Knall. Rote Ampel, Glatteis, Auto in Warteposition – physikalisches Gesetz von dem einen und dem anderen Körper! Die Tante hat uns sicherlich für den Aufprall den nötigen Schwung verliehen. Somit war Hannibal stärker, nur büßte er dabei seine „Stoßzähne“ in Form der Scheinwerfer ein.
Kleines Malheur, bei diesem Wetter ohne Licht. Große Katastrophe, bei diesem Wetter ohne Heizung. Ständig musste einer von innen die Windschutzscheibe vom Eis frei kratzen. – Der zweite Knall ließ nicht sehr lange auf sich warten, nur stand Hannibal diesmal unglücklich als Hindernis im Weg. Somit hatten sich die Rücklichter auch noch verabschiedet.
Und dann war sie plötzlich dicht, die Straße. Ratlos diskutierten alle, nur Claras Sprachkenntnisse reichten unter diesen Umständen nicht aus.
Plötzlich tauchte ein rettender Engel in der Person eines Bauern auf. Er lud alle zu sich auf seinen Hof ein und gewährte Kost und Logis. Nun bewährte sich Tantchen doch noch, denn sie konnte polnisch parlieren.
Nach einer Übernachtung wurde Hannibal wieder in den Kampf geschickt. Die Schneepflüge hatten die Hauptstraßen geräumt, aber dadurch die Zufahrmöglichkeiten zu den Nebenstraßen total blockiert. Der hilfsbereite Bauer benachrichtigte einen Freund, der das Auto samt Insassen auf einem Schleichweg mit dem Traktor zur Straße ziehen sollte.
Die Furchen der Lastwagenräder waren so tief, dass Hannibal nicht mit den „Füßen“ auf den Boden kam. Das bedeutete – das Seil zog ihn auf dem Unterboden rutschend über den Schnee. Clara war einem Heulkrampf nahe, Hannes bekam fast einen Herzinfarkt, die Tante zeterte und wollte ständig aussteigen und Clemens fand es spannend, spannend, spannend.
Zum Glück war auch irgendwann dieser Streckenabschnitt bewältigt. Die Insassen der hinteren Reihe wurden in den Zug gesetzt, der Rest versuchte, das stark ramponierte Auto auf deutschen Boden zur Reparatur zu bringen. Im 30er Tempo war das ein etwas länger dauerndes Unterfangen, deswegen musste noch eine Hotelübernachtung eingeschoben werden. Nicht das Glatteis war jetzt der Hinderungsgrund, sondern die eingefrorene Knüppelschaltung. Üblicherweise hatten ja alle DDR-Autos Lenkradschaltung – hier wollten die Konstrukteure mal was besonderes leisten. Warum sie den Kardantunnel nach unten offen ließen, blieb für immer ein ungeklärtes Geheimnis. Waren es Materialeinsparungsgründe? Durfte die DDR keine geschlossenen Tunnelsysteme in Autos einbauen?
Als Theres freudig Mutti und Vati begrüßte, beglückwünschten sie alle zu ihrer weisen Entscheidung, diese Fahrt nicht mitmachen zu wollen.“Hatte das Kind etwa den Seherblick?“, überlegt Clara ca. 30 Jahre später.
Bei den letzten Gedanken an diesen Horrortrip rutscht Clara auf dem Sofa immer tiefer, macht es sich bequem und denkt: „Heute verpasse ich garantiert nichts da draußen. Meinem „Leon“ will ich ähnliche Erfahrungen ersparen.“ Das Telefonklingeln hört sie schon nicht mehr – sie schlummert ihre Mittagsruhe.
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Irr- und Umwege bei der Wohnungssuche
… in der DDR!
Ausgangslage: Ein quirliger Erstklässler, hinreichend bekannt unter dem Namen Clemens, seine allseits interessierte Schwester Theres von 9 Jahren, ein dauerarbeitender Diplomingenieur und eine permanent sich in Weiterbildung befindende Clara wohnen 1977 gemeinsam in Berlins schönster Zentrumslage in einer wunderschönen Vollkomfortwohnung, die nur einen Nachteil hat: Sie ist mit 49 qm und zwei nicht zu großen Zimmern einfach zu klein und zu eng für 4 Personen. (Ich bewohne jetzt allein 64 qm)
Der eine will seine Eisenbahnplatte aufbauen, die andere möchte in Ruhe lesen, lernen oder musizieren. Der Senior braucht nach seiner anstrengenden Arbeit ein wenig Ruhe und verschanzt sich aus diesem Grund permanent hinter Kopfhörern und last, but not least hätte Clara gern einen Arbeitsplatz, den sie nicht ständig für die nächste Mahlzeit räumen muss.
Dass eine größere Wohnung nötig war, konnte und wollte keiner abstreiten, nur die „DDR-Wohnungszuteilungs-Gesetze“ schrieben vor, dass beide Kinder im Schulalter sein müssen, bevor der Familie eine 3- bis 4-Zimmer-Wohnung zusteht. – Dieser Punkt war erfüllt, also ging es auf Wohnungssuche. Willige Tauschpartner mit großen Wohnungen wurden gesucht und gefunden, die in eine kuschelige Wohnung am Ufer der Spree in Fernsehturmnähe ziehen wollten.
Folgende Bedenken wurden nun reihum gegen alle gefundenen Wohnungen vorgebracht:
- Die ist zu weit weg vom Zentrum!
- Die hat ja noch Ofenheizung, da muss ich ja Kohlen schleppen!
- Ich will in keine Parterrewohnung!
- Altbauwohnungen haben zu hohe Decken und Fenster !
- Da muss ich ja in eine neue Schule!
- Zu den Umbauarbeiten habe ich keine Lust!
Diese Liste ließe sich beliebig erweitern. Clara war jedenfalls am Rande der Verzweiflung, denn sie litt wohl am meisten unter der Enge.
Nun hätte ja der arbeitende Papa in seiner Arbeits- und Wohnungsvergabestelle eine 4-Zimmer-Plattenbau-Wohnung beantragen können, denn dort wurde schließlich das Gros aller Berliner Neubauten geplant, gebaut und für Angestellte auch verteilt.
Doch der Haken war: Um nichts in der Welt wollte er nach Marzahn ziehen, was ich bis heute nicht richtig nachvollziehen kann. Clara wäre (fast) alles egal gewesen – Hauptsache Platz in der Wohnung!
Also musste Plan B ran:
Eine fingierte Scheidung mit Kinderaufteilung sollte das Problem lösen: C+C (Clemens + Clara) behalten die alte Wohnung, T+H (Theres + Hannes) beantragen eine 2-Zimmer-Wohnung, die es angeblich ganz schnell geben sollte. – Ende 1978 war die Scheidung über die Bühne.
Die Kinder sollten nicht eingeweiht werden, um sie nicht zum Mitwisser dieses Deals zu machen. Blöd nur, dass sich die Klassenlehrerin von Theres als „Verkündigungsengel“ aufspielen musste. Heute ist es Twitter, früher Lehrer, die unangenehme Nachrichten verbreitet haben.
Das untröstliche, weinende Kind konnte nur damit getröstet werden, dass der DDR-typische, schlitzohrige Plan offengelegt wurde und sie Aussicht auf ein eigenes Zimmer bekam.
Diese neue Wohnung kam viel später als erwartet und lag genau gegenüber von dem inzwischen entstandenen „Marzahner Garten“.
Mit viel Ausdauer und Glück gelang es uns danach, die beiden 2-Zimmer-Wohnungen gegen eine herrliche 4-Zimmer-Whg. im gleichen Areal zu tauschen, in dem wir bereits wohnten, also quasi genau gegenüber.
Blöd nur, dass bei der Einweihungsparty der Grundstein zur endgültigen Trennung gelegt wurde.
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Früh übt sich, …
wer ein guter Finanzoptimierer werden will
(Da ich den Protagonisten meiner ersten zwei Donna-schreibt-Geschichten gestern nicht in der Puddingschüssel landen lassen wollte – bekommt er den heutigen Post gewidmet)
Wie jeden Sommer bereitete die Clara-Familie ihren Urlaub vor, wieder war Bulgarien das Ziel (Der Mastika schmeckt dort so gut, *grins*). Sollen alle Sachen von vier Personen für sechs Wochen in einen Wartburg Kombi passen, muss über jedes Stück gründlich nachgedacht und eventuell auch demokratisch (autoritär) diskutiert werden, denn Dachgepäckträger oder Gepäckboxen hätten den schnellen Ritt von Hannibal gebremst. Zeltzeug, Campingmöbel, Kochausrüstung und ähnliches mussten neben Schwimmflossen, Sonnencreme und ähnlichen notwendigen Sachen verstaut werden. Für die Packkünste war Hannes zuständig – Theres half ihm dabei mit mathematischer Logistik. Offensichtlich war das für sie gelebte Geometrie.
Kurz vor der Abfahrt bat Clemens seine Finanziers um einen „Kredit“. Die geforderte Summe erschien für einen Zehnjährigen ungewöhnlich hoch. Das Bankkonsortium kannte jedoch sein besonderes feeling für Geld – also stimmte es der Sache zu und betrachtete es als „Frühkindliches Experiment im Umgang mit größeren Finanzmitteln“. Die Hausbank wäre durch den Verlust dieser Summe (ca. 100,00 Mark) nicht ernsthaft in den Ruin getrieben worden bzw. hätte sie notfalls auf die Spareinlagen des Klienten zurückgreifen können.
Die letzten Tage war zu beobachten, dass der Filius eifrig in seinen Münzalben blätterte, Münzen entnahm und Listen aufstellte. Seit der ersten Auslandsreise sammelte er die Münzen aller Länder. Der Länder, die von Hannibal erobert werden durften, und auch die der anderen.
In jedem Ort, der zu einem kürzeren oder längeren Aufenthalt einlud, zog es Clemens eifrig an diese Kioske, die Sachen ausliegen hatten, die jedes DDR-Kinderherz höher schlagen ließen. Jedes Mal kam er mit einem relativ prall gefüllten Einkaufstütchen zurück. Das betrieb er wohl solange, bis der Kredit oder der Platz im Auto oder beides aufgebraucht waren. Nachfragen ignorierte er standhaft.
Auf dem Zeltplatz konnten die restlichen Familienmitglieder mit Staunen beobachten, wie das junge Finanzgenie die „Vermehrung seines Münzsammlungsreichtums“ in Angriff nahm. Zur Erklärung sei vornweg gesagt, dass Clemens ein viel jünger aussehender, goldbraun gebackener, strohblonder Junge war, der alljährlich in Ländern mit dunkelhaarigen Kindern auf der Liste „Entführungsgefährdet“ stand – vorausgesetzt, solch eine Liste hätte existiert. Er legte sich die komplette Sammlung von DDR-Münzen auf den Unterarm – denn er wollte ja tauschen, nicht betteln – und ging zu Zelt-Familien aus aller Herren Länder.
Wie er seine Sammelabsichten geäußert hat, kann hier nicht niedergeschrieben werden, denn er wollte keine Zeugen dabei haben. Wahrscheinlich hätten dabei Erziehungsautoritäten auch wirklich nur gestört. – Fakt ist, kurz nach seinem Auftauchen vor irgendeinem Zelt wurden befreundete Familien gleicher Nationalität lautstark zur Unterstützung herbeigerufen, bis alle Münzen gefunden waren. Besonders die Italiener legten einen besonderen Eifer an den Tag, dieses Kind glücklich zu machen.
Versteht irgendjemand, warum niemand sein DDR-Geld wollte?????? Und er alle Münzen immer und immer wieder zurückbrachte???
Das wiederholte sich solange, bis er alle Posten seiner vorher erstellten Liste abgearbeitet hatte. – Im heimatlichen Berlin wurden dann Kataloge gewälzt, Münzen geputzt und Alben gefüllt, zum Glück aber keine Reichtümer angehäuft.
Drei Wochen etwa benötigte Clemens dafür, das Geld für die Rückzahlung des Kredits flüssig zu machen. An Klassenkameraden und Freunde verkaufte er die Sachen, die er auf der Reise in größerer Stückzahl gekauft hatte. Sein leichter Aufpreis hatte mit den üblichen Handelsspannen nichts zu tun und kann durchaus mit seinem Arbeitsaufwand begründet werden.
Ist es irgendwie verwunderlich, dass später das Studienfach BWL hoch im Kurs stand?
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Mit Marktlücken Geld verdienen
Clara kommt spät am Abend ziemlich geschafft von der Arbeit. Theres und Clemens kommen ihr zur Tür entgegengelaufen. Kaum sitzt sie, stürmen beide auf sie ein, um vom Tag zu erzählen. Als es allerhöchste Zeit fürs Bett ist, betteln sie – zum wiederholten Mal zu einer vollkommen ungeeigneten Tageszeit : „Mutti, erklärst du mir die Nähmaschine?“, fragt Clemens. Mit seinen 11 Jahren scheint er sich tatsächlich für dieses Ding zu interessieren. Kurz darauf die Tochter bittend: „Wenn Clemens im Bett ist, zeigst du mir dann, wie das Stricken funktioniert, Mutti?“
„Nix da, heute ist es dazu wirklich schon zu spät! Das können wir am Wochenende machen, da bleibt sicher Zeit dafür!“, erklärt Clara kategorisch.
Theres hat am Tag darauf ein Knäuel Wolle in der Hand, das sie im Schrank gefunden hat, und erkundigt sich, ob sie das haben dürfte. Da Clara weder Stricken noch Häkeln, auch nicht Sticken und Knüpfen als Hobby hat, spricht nichts dagegen.
Als dann auch Clemens vorsichtig anfragt, ob er den blauen Stoff haben dürfte, der bei der Balkonkissennähaktion übrig geblieben ist, hätte sie zumindest leicht stutzig werden müssen.
Was ging wohl in den süßesten aller süßen Kinderköpfe so vor??? „Dir werden wir es zeigen, wenn du nie Zeit hast, immer so viel arbeiten musst – wir brauchen dich und deine dämlichen Erklärungen gar nicht“, das dachte vielleicht der oder die eine. „Das kann doch wohl nicht so schwer sein, eine Gebrauchsanleitung zu verstehen! – Im Bastelbuch ist doch abgebildet, wie man die Nadeln halten muss und den Faden…“, das mag vielleicht das andere Kind leicht trotzig gedacht haben.
Noch vor dem spannenden „in-die-Geheimnisse-des-Strickens-und-Nähens-Einweisungs-Tag“ kommt Clara nach Haus. Ganz einträchtig sitzen die beiden Geschwister beieinander – Theres strickt, Clemens näht. Clara traut ihren Augen nicht, aber an den Stricknadeln hängt wirklich schon ein ganzes Stück Gestricktes. „Hat es dir die Mutter von Anja gezeigt?“, fragt sie mit einem ganz leichten Anflug von Zerknirschung in der Stimme. Da Clara so oft lange arbeiten muss, ist Theres oft bei ihrer Freundin und das erscheint ihr eine logische Erklärung zu sein.
Theres reicht ihr das Buch, das neben ihr liegt. Genau so gut hätte sie auch auf eine Mondraketenzeichnung weisen können: Schlingen, Schlaufen, Nadeln. „Was, danach hast du Stricken gelernt?“ Die Skepsis in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. „Na, das war doch nun wirklich nicht schwer!“, meint Theres.
Dann wendet sich Clara dem Lütten zu, der an der Nähmaschine sitzt und näht, richtigen Zickzack-Stich. Nicht gerade Fußballfan, erinnert sich Clara dennoch schwach, diese weiß-schwarzen Rhomben auf blauem Grund schon einmal gesehen zu haben. Doch sie muss nicht lange grübeln, Clemens klärt sie auf: „Mutti guck mal, 3 HSV-Aufnäher habe ich schon fertig. Und bei der Menge des Stoffes kriege ich bestimmt noch zehn weitere fertig!“ Und, und, und…
Clara holt erst einmal tief Luft, erkundigt sich kurz nach technischen Fragen der Nähmaschinenbedienung. Sie kann keine Falschbedienung erkennen. Dann möchte sie wissen, wie viele seiner T-Shirts er denn mit solch einem Aufnäher versehen will. Dunkel schwant ihr, dass der Sohn damit nicht den ersten Preis im Politwettbewerb der Klasse gewinnen wird, denn Hamburg liegt ja im grauen Niemandsland, was es auf der Landkarte gar nicht gibt.
Irrtum, Söhnchen wird in der Masse untertauchen, er erledigt quasi eine Auftrags-Näharbeit. Alle Jungen seiner Klasse wollen das Abzeichen vom HSV tragen und sind auch noch bereit, dafür 5,00 Mark zu löhnen.
Clara will damit nicht sagen, dass der Sohn aus Sch… Geld machen kann, aber zumindest aus blauem Stoff.
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Das stachlige Kind
Nicht Faschingserinnerungen sollen hier geweckt werden, sondern die Gedanken schweifen an das wunderschöne Schwarze Meer, welches mit seinen Temperaturen dem Körper schmeichelt und mit seinem Salzgehalt das Schwimmen erleichtert. (Für DDR-Familien waren ja die Reiseziele sehr stark eingeschränkt, so dass wir uns glücklich schätzen konnten, uns diese Fahrt mit dem Wartburg-Tourist – ein ziemlich großer Kombi – leisten zu können.Damit die Fahrt nicht zu strapaziös war, wurde der gesamte Jahresurlaub von ca. 4 Wochen verwendet.)
Mit Luftmatratze, Schwimmflossen, Taucherbrillen und Schnorchel beladen, macht sich unsere allseits bekannte HCCT-Familie auf den Weg, um zu einer in einer Bucht gelegenen Insel zu schwimmen. Schuhe für den Landgang sind vorsorglich eingepackt. Alle schwimmen, auch der jüngste ist mit seinen 10 Jahren schon ein recht guter Schwimmer, das Gepäck darf auf der Luftmatratze schwimmen.
Auf der Insel erfreuen sich alle an den wunderbaren Pflanzen, besonders die Kakteen haben es hier zu erstaunlicher Pracht und Schönheit gebracht. Die Brombeersträucher tragen hier besonders viele Früchte – nämlich die dunkelschwarzen, bulgarischen Beeren. Die Himbeersträucher lassen anhand der vielen vertrockneten Beeren ahnen, wie viele sie getragen haben. Der Weg zum Abernten ist dem normalen deutschen Tourist eben doch zu beschwerlich.
Da plötzlich ein scharrendes Geräusch, ein Schrei und dann ein ganz klägliches Geschrei, begleitet mit Wimmern.
Alle drehen sich um und rennen zu der Stelle, an der Theres abgerutscht ist und jetzt in einem riesengroßen Kaktus hängt. Langsam klettert Hannes nach unten und hilft Theres aus dem Kaktus heraus und nach oben. Sie sieht aus wie mit Kaktusstacheln paniert. Alle sind damit beschäftigt, aus Theres die
Stacheln zu ziehen, sie zu trösten, die Wunden zu pusten und die ramponierte Haut einzucremen, denn der Rückweg durch das Salzwasser steht noch bevor.
Und wie trösten alberne Mütter ihre Kinder mit albernen Sprüchen: „Bis zur Hochzeit ist alles wieder gut!“ Auch Clara hat sich solche blöden Sprüche vielleicht nicht verkniffen.
Aber Glück gehabt, es war tatsächlich wieder gut.
Diese Erinnerungen wurden geweckt, weil jetzt rundum bei tonari und paradalis die wunderschönen Kakteen gezeigt werden, die man „Schwiegermutterstuhl“ nennt. – Wir wollten dem „unsrigen“ nicht den Namen „Tochterstuhl“ verleihen. –
Und hier zeige ich euch mal besetzte Stühle – die vier Schwiegermütter waren offensichtlich so böse, dass sie ihre Gesichter nicht zeigen wollen. – Was dann weiterhin mit ihnen geschah, könnt ihr euch dort ansehen.
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300 km westlicher …
… wäre aus ihm vielleicht ein Karl Lagerfeld geworden und Clara hätte, ebenfalls vielleicht, keine Sorgen mehr mit Hartz IV gehabt.
Es ist, wie es ist – die Designerkarriere hat er aus- oder besser nicht eingeschlagen – aus ihm ist Clemens Himmelhoch geworden, vielleicht liebenswerter und unkomplizierter als der weißhaarige Exot, dafür jedoch unbemittelter und unbekannter – außer in diesem Blogumfeld vielleicht.
Und damit sich das ändert (grins), gibt’s mal wieder eine Geschichte, wie sie das Leben so schreibt, das Leben bei Himmelhochs eben.
Clara ist Anfang der 80er Jahre zu einer Hochzeit eingeladen. Wie alle Frauen jammert sie spontan los: „Ich hab’ nichts Vernünftiges anzuziehen!“ Mehrere Einkaufsbummel brachten kein befriedigendes Ergebnis. Also beschließt sie in den sauren Apfel zu beißen und sich ein Kleid selbst zu nähen. Stoff ist schnell besorgt, das dreiteilige Kleid an einem Wochenende genäht. Kleinigkeiten sind es, die sie an der Passform stören. Doch wie soll sie sich hinten am Rücken etwas abstecken?
Plötzlich kommt Clemens (11 Jahre) und hat den Mund voller Stecknadeln – wie ein Profi. Schnell steckt er alles wunschgerecht ab und bewundert seine Mama in dem schönen Kleid. Und plötzlich, ganz verschämt und unsicher: „Wenn ich mal heirate, dann nähe ich das Kleid für meine Frau selbst.“ Clara kann nur grinsen, lachen und sich freuen. Ca. 25 Jahre später hat sie ihren inzwischen Großen mal an die Story erinnert. Sie weiß bis heute nicht, ob ihm die Lust aufs Nähen oder die Lust aufs Heiraten eher vergangen ist, jedenfalls läuft er noch ungebunden rum.
Als Clemens kurz vor seiner Konfirmation stand, kam zu Haus das Kleidungsthema auf, doch zum Glück nicht für den weiblichen Teil der Familie. Clara konnte auf das damals genähte Kleid zurückgreifen und Theres fand in ihrem Kleiderschrank was Passendes. Doch Clemens konnte ja schlecht in seinen geliebten, abgewetzten Turnschuhen mit dem dazu passenden Outfit vor die Gemeinde treten (seiner Meinung nach hätte er gekonnt).
Seine Körperhöhe wich von der seiner Mitkonfirmanden um ca. 15 cm ab, allerdings nach unten. Er sah aus wie der kleine Bruder von einem der anderen. Alle, vorrangig jedoch er, waren der Auffassung, dass er in einem Anzug oder Sakko o.ä. unpassend gekleidet wäre. Da war guter Rat teuer.
Auch jetzt hatte der „kleine Lagerfeld“ die passende Idee. Stoff in 3 verschiedenen Grautönen war schnell besorgt, die Mama bestand auf einem Schnittmuster. Ohne meine Hilfe nähte er eine Hose, ein kurzärmliges Teil und eine Bundjacke. Dabei wurde mit Taschen, Reißverschlüssen und Farbkombinationen nicht gespart. Nicht, dass ich es nicht gekonnt hätte, aber ich hätte es so kompliziert nicht nähen wollen.
Schade, dass er danach doch ziemlich schnell gewachsen ist, die Kombination sah richtig gut aus. Die Haare wurden täglich gestärkt und gestylt – damit hat er wichtige Zentimeter zu seinen Mitschülern ausgeglichen.
Wohnungssuche à la DDR
Clara irrte durch die Wohnung wie eine Traumtänzerin. „Das alles soll ich bald nicht mehr sehen, bald nicht mehr um mich haben?“ dachte sie mit einem Anflug von Trauer, doch andererseits blitzte ganz leicht Freude auf die Zukunft auf. Sie stand im Zimmer ihrer Tochter Marie-Theres. Mit ihren 16 Jahren war sie ihr manchmal noch so vertraut, manchmal aber auch durch ihre so andere Gefühlswelt ein wenig fremd. Der Gedanke, dass sie dieses ihr trotz oder vielleicht gerade wegen aller Probleme so ans Herz gewachsene Kind nun bald nicht mehr täglich sehen werde, schnürte ihr das Herz ab. Sie brauchte gar nicht mehr in alle anderen Zimmer der Wohnung zu gehen, um Angst, Verlust und Trauer wie eine Wand vor sich stehen zu sehen.
Und in diesem Zusammenhang stürmten sie auf sie ein, all die Erlebnisse des gestrigen Tages.
Nach einem äußerst schwierigen und chaotischen Tag im Büro ließ Clara in der S-Bahn den bisherigen Tag Revue passieren. Gleich beim Aufstehen dachte sie: „Das wird ein Tag, den ich abends in die Tonne treten möchte!“ Ihr Pflichtbewusstsein verbot ihr jedoch eine Krankmeldung. Sie huschte schnell unter die Dusche, trank einen Kaffee und verließ mit fliegenden Fahnen das Haus – wie immer. Marie-Theres und Clemens, die fast schon Halbwüchsigen, wurden in dieser Woche noch von Hannes, ihrem Exmann, versorgt, bevor wieder Clara zwei Wochen lang für alles zuständig war. In alter Gewohnheit nannte sie ihn in Gedanken immer noch bei seinem Kosenamen, vermied den strengen ‘Johannes’. Die Scheidung lag zwar schon etliche Zeit zurück, aber sie wohnten notgedrungen noch in ihrer durch viele Tricks erkämpften Vierzimmerwohnung. „Warum sollten bei den allgemeinen Engpässen wie Autos, Fliesen oder Telefonanschlüssen nun gerade Wohnungen im Übermaß zu bekommen sein?“, waren ihre oft wiederholten Gedanken. Im Scheidungsurteil vom Februar 1984 stand lakonisch: „Die beteiligten Parteien haben das Wohnungsproblem durch Tausch zu regeln“ – und das war bisher an den nicht erfüllbaren Vorstellungen „der beteiligten Parteien“ gescheitert.
In der vorangegangenen Woche war ein Silberstreif am Horizont aufgetaucht. Per Annonce hatten sie zwei Tauschwohnungen in akzeptabler Größe gefunden. Den Tauschpartnern gefiel ihre wunderschöne Wohnung auf Anhieb, die Lage direkt an der Spree verlockte sie zum Umziehen. Der weite Blick aus der 16. Etage war atemberaubend, wie die Besucher bei der ersten Besichtigung sofort bemerkten. Für Kenner zeichneten sich Claras Gedanken sehr deutlich hinter ihrer Stirn ab: „Wenn ihr wüsstet, wieviel Kampf und Tränen in dieser Wohnung stecken, dann…“
Immer und immer wieder hatte sie in den vergangenen Monaten an eine Aussöhnung mit Hannes gedacht. Dieser stand lediglich der zweijährige Benjamin im Wege. Sicher war er als ‘Sohn des Glücks’ ein reizender Junge, aber eben auch der Halbbruder von Marie-Theres und Clemens. Auch auf die Gefahr hin, nachtragend genannt zu werden – das konnte und wollte sie nicht vergessen. Vielleicht wäre es möglich gewesen, wenn Benjamins Mutter nicht zum gemeinsamen Freundeskreis gehört hätte. Dadurch wurde die Wunde immer wieder aufgerissen.
Deswegen fasste Clara folgenden Entschluss: „Das Schicksal hat es nicht gewollt, dass wir in dieser Wohnung bleiben“. Auch wenn ihr das Herz blutete und ihr die Trennung der Kinder unvorstellbar erschien, hielt sie eine schnelle Lösung der unhaltbaren Wohnverhältnisse für unumstößlich. Sie hatte Angst, dass am Ende bei allen die Nerven blank liegen.
Auf dem Heimweg hatte sie ununterbrochen darüber gegrübelt, wie sie den Kindern die zukünftigen Wohnbedingungen und die Trennungsproblematik nahe bringen könnten. Die neuen Wohnungen machten es erforderlich, dass sich die Kinder trennen. Beide wollten ein eigenes Zimmer. Dieser Wunsch brachte sie auf eine Idee: „Warum sollen sich Theres – wie sie meist liebevoll genannt wurde – und Clemens für ein Elternteil entscheiden?“ Beide wollen Vater und Mutter behalten, wenn es nach ihnen ginge.“Und – warum sollen sich Hannes und ich ein Kind auswählen und damit das andere zurücksetzen? Eines ist uns so lieb wie das andere.“ Die Gedanken wurden immer klarer in ihrem Kopf: „Warum nicht das salomonische Urteil aus dem Alten Testament etwas abändern und auf die Neuzeit übertragen?“ Diesen diskussionswürdigen Plan unterbreitete sie sofort ihrer Familie, als sie zum Feierabend die Wohnung betrat. Sie erntete rundum Zustimmung, alle saßen und lauschten gespannt.
Die ursprünglich befürchtete Krisensitzung verwandelte sich in einen Informationsabend. Ohne zu verraten, welches Elternteil in welche Wohnung ziehen wird, bekamen Theres und Clemens die Vor- und Nachteile, den zu erwartenden Arbeitsaufwand, die Größe der Kinderzimmer und die ungefähre Lage jeder Wohnung geschildert. Die Entscheidung kam spontan: Die Große – zwei Jahre vor dem Abitur – wollte wenig Renovierungsaufwand und damit mehr Zeit für sich, dafür akzeptierte sie ein kleines Zimmer. Der Junior brauchte Platz für seine riesige Eisenbahnplatte – die viele Arbeit in der runtergekommenen Wohnung reizte ihn sogar.
Also gab es fortan eine Vater-Tochter-Wohngemeinschaft und eine Mutter-Sohn-Kommune. Auf diesen glücklichen Ausgang der Diskussion stießen alle mit Sekt und Saft an.
Clara erinnerte sich noch kurz daran, wie sie glücklich in ihr Bett geschlüpft war und ihr „Nachtgebet“ ins Universum murmelte. Sie bedankte sich, dass dieser Tag so ein gutes Ende gefunden hatte. Dann murmelte sie wohl noch was von „weniger aufregend – bitte – morgen“ und dann war sie auch schon eingeschlafen.
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Bin ich ein Naturmuffel, …
nur weil ich vor 25 Jahren bei meinem ersten Besuch im Westen, dem gelobten Land, mit meinem Onkel nicht im Harz wandern und Bäume betrachten wollte, sondern das Leben, die Leute, die Hektik, die Geschäfte und die „Freiheit“ erkunden wollte, aus Neugier auch mal einen Sexshop?
Ewig war er mir deswegen gram. Ich konnte ihm nicht klar machen, dass die Bäume in Ost und West sehr ähnlich sind, die Reklame, die Geschäfte, die Gerüche und die Menschen sich jedoch um Welten unterscheiden.
Es fällt mir jetzt ein, da meine Erstlingsvisite 1986 zur Osterzeit stattfand. Zur Silberhochzeit meines Bruders hatte man mich noch nicht fahren lassen, doch jetzt beim 80. Geburstag meines Onkels bekam ich die Genehmigung.
Theres hatte bei einem Besuch der Westverwandtschaft zu ihrer 15jährigen Cousine gesagt: „Wenn ich dich das erste Mal besuchen kommen darf, dann bist du ja schon 69.“
Gut, dass sie nicht so lange warten musste, wer weiß, was sich bis dahin alles zum Negativen verändert haben wird.
Und mit dieser frohen Botschaft … bis bald mal wieder!
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Ost-West-Erfahrung
Es ist Mitte der 90er Jahre. Gleich nach der Vereinigung fing ich in einer westdeutschen Unternehmensgruppe an zu arbeiten. Alle meine bisher er-lernten oder er-studierten Berufe konnte ich dort für meine Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Unsere Gruppe war im Haus und in allen Niederlassungen bekannt wie ein bunter Hund.
Irgendwann ergab sich an der Rezeption ein Gespräch über Ost und West. Ich: „Hier in dieser Firma habe ich ja den Reigen der Arbeitskräfte aus dem Osten angeführt, ich war die erste nach dem Mauerfall!“ Daraufhin erst einmal ein kurzer Moment betretenes Schweigen. Dann fängt die Rezeptionsdame an, schallend zu lachen: „Sie, Frau Himmelhoch! Das ist der beste Witz, den ich je gehört habe. Sie doch nicht, jede andere, aber doch nicht Sie. Dazu sind Sie viel zu pfiffig!“ (oder ähnlich)
Meine Halsschlagader schwoll auf das Doppelte – mindestens. Ich wusste, dass der Personalchef mich im Jan. 1991 mit geschmatzten Händen eingestellt hat, weil er so viel Gehalt sparen konnte im Vergleich zu den anderen Damen auf ähnlichen „Plätzen“, aber mit schlechterer Ausbildung. Und jetzt bekam ich hier indirekt bestätigt, dass man mir meinen „Ost-Stempel“ noch nicht einmal glaubte.
Ich überlegte lange nach einer passenden Antwort. Ob passend oder nicht, jedenfalls „würgte“ ich dann hervor: „Wie, die aus dem Osten schielen alle und haben einen Buckel, damit man sie auch gleich erkennt? Und blöd sind sie auch! Oder wie meinten Sie soeben Ihre Bemerkung?“ – Es war ihr sehr peinlich, der Rezeptionsdame.
Gleich nach meiner Einstellung – ich muss sagen, ich hatte einen phantastischen Chef – habe ich diesem jungen, promovierten Philosophen seinen „Ostzahn“ gründlich und ohne Betäubung gezogen.
Er zu mir: „Frau Himmelhoch, wenn alle so wären wie Sie, könnte ich mich mit den Leuten aus dem Osten anfreunden!“
Meine Gegenfrage: „Wie viele kennen Sie denn wirklich aus dem Osten, dass Sie meinen, sich eine solche repräsentative Aussage erlauben zu dürfen?“
Er nahm nicht übel, ich nahm nicht übel – und wir arbeiteten wunderbar zusammen. Ich habe bei ihm bestimmt viel Ost-Sympathie wachsen lassen. Leute aus dem Osten mussten immer improvisieren, da sie nicht auf das vielfältige Angebot in den Geschäften zurückgreifen konnten. Das übt und macht erfinderisch.
Nach 6 Jahren verließ er leider die Firma und ich bekam einen Gruppenleiter, der war dümmer als die Polizei erlaubt. Wer mich kennt, weiß durch diese Aussage, welche Konflikte damit an meinem Arbeitshimmel aufzogen.
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Zahnarztbesuch
Hallo, meine liebe SPS, mein Stöckchen-Sammelbehälter läuft über, bei der Hitze geht ja auch nichts davon weg in den Kamin.
Deswegen muss ich was an dich zurückgeben zum Thema: „Das braucht doch kein Mensch!“
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In meiner Schrankwand stehen 4 Modellautos: 3 schnucklige weiße für den Fall … siehe Gedanken über Luxus, aber dann natürlich in groß und nicht als Modell – und ein hässliches, grauweißes Entlein. Und gerade an diesem hängt mein Herz besonders – wie in der Bibel die Geschichte mit dem schwarzen Schaf schon erklärt.
Diese schicken Weißen braucht man schon nicht, höchstens für die Kinder, die haben schon oft damit gespielt.
Doch warum ich den kleinen, hässlichen, grauweißen Trabant-Kombi immer noch hier stehen haben, versteht nur, wer Clara kennt – denn da hängt – welch ein Zufall – eine Geschichte dran, nicht am Modell, sondern am Auto in echt. – Damals bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, einen Sponsor für einen Audi zu suchen (heute aber auch nicht, Es gibt Autos, die ich mehr mag.)
Die Geschichte vom typischen DDR-Autokauf erzähle ich gleich, nachdem ich mir einen Kaffee geholt habe.
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Die Zeitrechnung zählt 1973 Jahre nach Christi Geburt und 2 Jahre nach Clemens‘ Geburt. Theres Abstand zur Zeitenwende betrug 1968 Jahre, aber in dieser männlich dominierten Zeitenzählung hat ein Mädchen leider nur geringe Chance, die Kalenderzählung zu bestimmen und damit hier kundzutun, dass sie 5 Jahre jung ist.
Clara hat ein schreckliches Erlebnis mit ihrem Motorroller hinter sich, den sie sich kurz nach dem Abitur gekauft hat. Eines Tages rutschte sie auf einer Ölspur geradewegs auf die linke Fahrbahn und dort blieb ein riesiger LKW kurz vor dem Zusammenprall ca. einen Meter vor ihr stehen.
Echte Schrecksekunden brennen sich ins Gedächtnis ein, auch wenn sie 45 Jahre her sind. Fazit: Der Motorroller wurde sofort verkauft und jeglichem motorisierten Verkehrsmittel wurde abgeschworen. Lieber wollte sie den „Auto-Anteil“ ihres Führerscheins ein Leben lang ungenutzt lassen als noch einmal in eine solche Paniksituation zu kommen.
Aus diesem Grund hat sie sich nicht für ein Auto angemeldet. Jede Oma, jeder beidseitig Erblindete, fast jedes Schulkind war angemeldet, nur Clara versäumte es, mit 18 Jahren das Anmeldeformular auszufüllen. In der „Provinz“ wäre nach ca. 15 Jahren, in dem immer etwas privilegierteren Berlin nach ca. 10 Jahren das entsprechende Auto in Zwickau oder Eisenach vom Band gelaufen.
Hätte sie nur über einen Funken Geld- und Handelssinn verfügt, wäre aus dem Verkauf dieser Anmeldung kurz vor dem Fälligkeitsdatum viel Geld zu machen gewesen. Zu dumm oder zu ehrlich?!
Als bei einem innerfamiliären (Streit-)gespräch Hannes den Tatbestand äußerte, zwar über eine Anmeldung für ein Auto, aber nicht über eine Fahrerlaubnis=Führerschein zu verfügen, blieb Clara dennoch bei ihrer motorlosen Meinung. Sein sofortiger Fahrschulbesuch wäre nicht möglich gewesen, weil auch dafür die Wartezeiten zwischen zwei bis fünf Jahre betrugen. Das hielt ihn davon ab – also wurde die Autoanmeldung 1972 fällig und keiner wollte (Clara) oder konnte (Hannes) es fahren. Das Auto wurde im Kollegenkreis weiterverkauft und deckte mit der „Verkaufsprämie“ etliche der gerade notwendig gewordenen Ausgaben.
Das jetzt herrschende autolose Klima wurde kühler bis frostig, da Hannes dem entschwundenen Auto über Gebühr nachtrauerte.
Irgendwann hatte er Clara weich“geredet“, so dass die sagte: „Ich besorge uns ein Auto“ (bisschen naiv war sie ja schon immer!)
Um ein vernünftiges gebrauchtes zu bekommen, mussten ca. 150 Mitbewerber ausgestochen werden. Mit Geld war dies in unserem Fall nicht möglich, also, wie dann? Der Preis eines 3-Jahres-Wagens pendelte so um den Anschaffungspreis herum.
Clara verschaffte sich eine Übersicht, studierte Chiffre-Annoncen auf der Suche nach einem Trabant-Kombi. Chiffre deswegen, weil kaum jemand Telefon hatte, Handys noch nicht erfunden waren. Kombi deswegen, weil sonst eine vierköpfige Familie mit Bambirad nicht unterzubringen wäre.
Und dann ging es ans Schreiben – mit der Hand – jeder Brief ein Unikat.
Eines Tages ein Anruf, wir sollten kommen und Geld mitbringen. Gemeinschaftliches Unterkiefer-Aushaken war angesagt.
Dort angekommen, fragte Clara vorsichtig: „Haben Sie denn nur wenige Zuschriften bekommen?“ Der Verkäufer griff hinter sich und holte drei dicke Stapel vor.
Ihr Staunen wandelte sich fast in Ehrfurcht, denn die Verkaufsverhandlungen waren perfekt abgeschlossen. „Und warum haben Sie sich gerade für uns entschieden?“ Seine Antwort: „Sie haben den lustigsten Brief geschrieben und außerdem ging mir ihre Autonot richtig ans Herz!“
Noch Fragen?
Damals fürs Schreiben ein Auto – und heute einen Kommentar! Qualitätssteigerung? Werteverfall? – Alles relativ – heute brauche ich kein Auto, gebrauchte stehen an jeder Ecke rum – heute freue ich mich mehr über (freundliche) Lesermeinungen .
Und hier könnt ihr das Auto der Himmelhochs sehen, na fast, und hier auch.
23. April 2023 um 14:25
Zu „Clara bekommt ein Telefon“: Ich erinnere mich noch, dass es zu jedem Anschluss, wenn es auch ein Doppelanschluss war, nur ein Telefonbuch gab. Das war aber damals mangels anderer Möglichkeiten zum Nachschlagen dringend notwendig. Es war immer ein großer Streitpunkt und jeder der Teilnehmer versuchte als Erster bei der Post zu sein, um es zu bekommen.
Schöne Geschichten, hab aber wie du erst einmal quergelesen. Ist ja wirklich unerschöpflich, dein Blog. Toll!
Liebe Grüße, Bettina
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23. April 2023 um 14:39
Danke – aber das mit dem Telefonbuch kann in Berlin nicht so gewesen sein, denn wir kannten doch den „anderen, der immer warten musste“ gar nicht.
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25. März 2022 um 18:34
Tja, da kommt mir soooooo viel unangenehm bekannt vor. Aber wenigsten hast Du, wie es mir scheint, nie bei all dem den Humor verloren.
LG von der Silberdistel
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26. März 2022 um 01:53
Meinen Humor, der schon mal zur Ironie oder manchmal sogar bis zur Bissigkeit wachsen kann, habe ich zum Glück bis heute noch nicht verloren. Chinesisch gehöre ich ja zum Hahn (1945) wie mein Halbbruder, der 12 Jahre älter ist – und der hat wirklich sehr ähnliche Charaktereigenschaften wie ich gehabt. – Kann ich also nur von meinem Vater geerbt haben, der schon 1946 tödlich verunglückte. Vielleicht hatte meine Mutter deswegen so wenig Humor, denn mit zwei Kindern in der Nachkriegszeit – bis zum 26. Feb. 2022 hätte ich mir nicht vorstellen können, wie das ist.
Gute Nacht!
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22. Juni 2014 um 08:56
Deine Geschichten gefallen mir, Anekdoten aus deinem Leben, liebevoll erzählt
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22. Juni 2014 um 11:32
Da freue ich mich. Frau muss ja schließlich mit 68,9 Jahren für ihre Enkel ein paar lustige Geschichten zum Erzählen haben.
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22. August 2013 um 19:29
Bin beeindruckt von diesem blog. Wunderbar!
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22. August 2013 um 19:34
Na, das freut mich aber. Danke und herzlich willkommen in diesen gequirlten Wort-Bildern!
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20. März 2013 um 00:11
Meine Güte, liebe Clara, du kannst schreiben. Es ist als ob man selbst dabei ist.
Vergangenheit von der Seele schreiben erleichtert.
Liebe Grüße Renate
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20. März 2013 um 00:21
Danke. – Da hast du vollkommen Recht. Wir wollen nächstes Jahr ein Klassentreffen machen – 50 Jahre Abitur – und in diesem Zusammenhang wird das Geschriebene von mir evtl. noch eine Rolle spielen. Mir ging es wirklich so, als ich es aufgeschrieben hatte, ging es mir wirklich besser. – Das hier ist meine Entschädigung, dass ich nicht Journalistin werden durfte in diesem Staat, der mich nicht so wollte, wie ich war.
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22. März 2013 um 23:02
Liebe Clara, so ein Klassentreffen ist total super. Da werden Erinnerungen wach, gleich welcher Art. Sehr schade das sich dein Berufswunsch nicht erfüllt hat, wo du so ein Talent hast.
Liebe Grüße Renate
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23. März 2013 um 10:44
Da ich mich jetzt hier austoben kann, ist das schon eine Entschädigung für mich – allerdings hat das nicht die „Stasi“ eingefädelt, die mir so viel versaut hat.
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23. März 2013 um 16:49
Du meine Güte und wir wissen gar nicht wie gut wir es haben!
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24. Juni 2011 um 10:16
Sehr schöne Geschichten toll geschriben das rührt einen richtig, lasse dir noch liebe Grüsse hier und wünsche dir ein schönes Wochnende Gruss Gislinde
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24. Juni 2011 um 12:39
Das ist aber schön, dass mal jemand meine alten Geschichten liest. Freut mich,dass sie dir gefallen.
Beste Grüße für dich von Clara
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11. August 2010 um 13:10
Clara, jetzt habe ich mal in aller Ruhe deine Familiengeschichten gelesen. Das ist ja wie ein Buch. Möchtest du das nicht alles sammeln und binden lassen?
Für mich war es spannender als ein Roman. Teilweise ist das heute ja schon gelebte Geschichte. Mönsch ich bin begeistert. *riesenbeifallklatsch*
Übrigens, einer mir bekannten Hebamme werde ich mal das Rezept mit Rhizinusöl und Bier empfehlen – 🙂 🙂
Danke für diese tollen Erzählungen.
LG Ute
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11. August 2010 um 17:07
Überlege es dir mal, liebe Clara. Vielleicht kannst du damit sogar ein klein wenig Geld verdienen. Möglich wäre es, wenn es an die richtige Stelle kommt. Leider habe ich in der Richtung keine Kontakte, sonst würde ich mich mal erkundigen. Umhören werde ich mich mal auf jeden Fall.
LG Ute
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11. August 2010 um 22:24
Ute, zum „Vermarkten“ bin ich wohl zu blöd. Aber mir haben schon viele gesagt, ob ich nicht bei kleineren Zeitungen eine (Wochen-)kolumne schreiben möchte. – Oder Werbetexte für bestimmte Produkte – könnte ich mir schon vorstellen – aber dabei wird es bleiben. – Ich bin schon so glücklich, dass es hier gefällt. – Danke nochmals. Ich muss mal wieder ergänzen! Bei den einzelnen Seiten!
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10. November 2010 um 09:55
… Oder Du schickst MIR Dein Manuskript. Ich habe doch jetzt einen eigenne Verlag. 🙂
Das sind wirklich interessante, tolle Geschichten!
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10. November 2010 um 11:43
Coralita, das behalte ich auf jeden Fall im Hinterkopf. Jetzt bekommt erst einmal mein ohn zu seinem 40. Geburtstag ein Fotobuch mit sehr vielen von diesen Geschichten, aber das bleibt ein Einzelexemplar.
Abr danke für das Angebot!
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5. Juni 2010 um 08:07
klara deine schilderungen sind super,
marianne
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7. Juni 2010 um 13:46
Herzlich willkommen, liebe Marianne, das freut mich doppelt – erstens, dass sie jemand liest und zweitens, dass sie dir gefallen. – Irgendwie musste ich mir das alles mal von der Seele los-schreiben und es hat mir auch Spaß gemacht.
Lieben Gruß von Clara
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26. Mai 2010 um 01:38
Dem Missbrauch knapp entkommen….da hast du es sicherer gehabt, wie so manch andere in ihrem Leben.
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