Inhalt:
- Anfang von: Ich sehe gern Musik – Clara geht mit kindlichen Augen ins Konzert)
- Anfang von: Claras Kinderkram – ein Federball erzählt eine Geschichte
- Rotkäppchen 2010 – Was eine kaputte Radkappe alles zu erzählen hat
- Die Welt ist auch nur ein Dorf
Ich sehe gern Musik
Clara geht mit kindlichen Augen ins Konzert
Das ” sehe” ist kein Schreibfehler. Ich meine damit keine Fernsehsendungen wie Musikantenstadl oder ähnliche. Ich meine wirkliche Konzerte, genauer gesagt, Sinfoniekonzerte, möglichst mit großer Besetzung.
Da meine Ohren nicht nur beim Verstehen, sondern auch bei Musik Probleme machen, verlasse ich mich beim Konzertbesuch viel auf meine Augen. Ich beobachtete:
Bevor ich die ganze -isten oder -istinnen-Parade wie Violin-, Bratsch-, Cell-, Bass-, Flöt-, Klarinett-, Horn-, Posaun- und Fagottisten usw. usf. aufzähle, werde ich bei der Geschichte beim Instrument bleiben, denn bei Tubisten, Oboisten und Paukisten bin ich mir sprachtechnisch nicht so sicher.
Was bietet sich also einer Konzertbesucherin aus dem 1. Rang?
Die Geigen, Bratschen und Celli, gewissermaßen die kleinen Streicher, sitzen alle kerzengerade auf ihren Stühlen, den Kopf schräg auf ihrem Instrument abgelegt, ihre Körper wiegen sich im Takt der Musik. …
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Diese Geschichte ist in dem Buch „Word-Perlen & Foto-Blasen“ enthalten.
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Claras Kinderkram
Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden würde diese unsympathische Frau sicher nach Haus kommen und ihn – wie sie das schon öfter getan hatte – erbarmungslos rauswerfen. Einfach so, auf die Straße, auf den Hof, auf das harte Pflaster – wie es ihr gerade beliebte. Dabei gefiel ihm sein jetziges Quartier ausnehmend gut. Es war zwar äußerst ungewöhnlich, aber anheimelnd, warm und vor allem weich.
Wenn er so seine Lage betrachtete, war sie mehr als misslich. Aus eigener Kraft würde er sich da nie und nimmer befreien können – dazu lag sein „Gefängnis“ viel zu hoch. Er war zu unsportlich, um die hohen Wände, die ihn umgaben, zu übersteigen. Obwohl er eine Heidenangst vor dem „Drachen“ hatte, der das ganze Terrain um ihn herum bewachte, ergab er sich seinem Schicksal. Und bis dahin ließ er es sich gut gehen und futterte in sich hinein, was hineinpasste. …
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Diese Geschichte ist in dem Buch „Word-Perlen & Foto-Blasen“ enthalten.
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Rotkäppchen 2010
Folgende Personen spielen in dem folgenden modernen Märchen mit, das auf keinen Fall als Aprilscherz zu werten ist :
“Rotkäppchen, kannst du gleich nachher mal bitte zu Graukäppchen fahren. Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Großmutter geht weder ans Telefon noch an ihr Handy”, meint die Mutter zu ihrer gerade aus der Schule gekommenen Tochter. Seit Rotkäppchen das Gymnasium besucht, kommt sie immer erst ziemlich spät nach Haus.
“Hast du ihr eine SMS und eine Mail geschrieben?”, fragt Rotkäppchen leicht besorgt zurück. “Eine Mail schon, aber du weißt doch, wie ich das simsen hasse, dieses Rumstochern auf den kleinen Tasten.”
“Ich hab’ dir ein paar Sachen für Oma eingepackt, ein Stück von dem Kuchen von gestern und eine Flasche Wein. Geht das problemlos auf dein Fahrrad?” “Geht schon, ich packe alles in den Rucksack – der Kuchen sollte schon in ‘ner festen Schachtel sein, damit nichts matscht! Aber warum fährst du denn eigentlich nicht selbst?” – “Ich muss auf die Handwerker warten.”
Und mit diesen Worten sitzt Rotkäppchen schon auf dem Rad. Die Oma wohnt ein paar Kilometer weg. Trotz ihrer Sorge nimmt sie sich ein paar Minuten Zeit, um ein paar Feldblumen zu pflücken. Rotkäppchen weiß, wie sich Graukäppchen immer über einen Feld- und Wiesenstrauß freut.
Als sie da ist, klingelt und klopft sie wie wild, aber nichts rührt sich. Zum Glück kennt sie das Schlüsselversteck und gleich ist sie im Haus. “Graukäppchen, wo bist du?” – ruft sie ganz, ganz laut durch das Haus, da das Wohnzimmer leer ist. Allmählich bekommt sie richtig Angst und glaubt jetzt auch, dass Großmutter was passiert ist.
In diesem Moment schaut sie aus dem Fenster in den Garten und schreit vor lauter Schreck auf. Sie sieht nur die Beine und sie weiß sofort, dass Oma verunglückt ist. Hektisch sucht sie den Schlüssel für die Terrassentür. Da sie den nicht gleich findet, rennt sie um das Haus in den Garten.
Dort findet sie folgendes vor:
Sie kniet sich nieder, sieht die Verletzungen im Gesicht ihrer Oma, den Schmutz und lauscht, ob das Herz noch schlägt und ob Oma noch atmet. Gott sei Dank, das ist noch in Ordnung.
Auf Notfälle vorbereitet, ruft sie als erstes die 112 an und schickt dann ihrer Mutter eine MMS, damit die sich gleich ins Auto setzt und herkommt.
Der Notarztwagen kommt schnell, versorgt Graukäppchen notdürftig und packt sie sofort in den Krankenwagen. Zum Glück war alles nicht so schlimm, wie es im ersten Augenblick den Anschein hatte. Nach drei Tagen konnte Graukäppchen frisch, munter, sauber und gesund das Krankenhaus wieder verlassen.
… so ungeschminkt, so ungewaschen, vor allem aber so ohne Zähne, ohne ihre blauen Kontaktlinsen und ohne Perücke
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Die Welt ist auch nur ein Dorf
Clara freute sich riesig auf den Besuch ihrer Freundin Jutta aus Hamburg. Als Jutta endlich da ist, sitzen beide in der gemütlichen Wohnküche bei einer Tasse Clarakaffee und einem Kännchen Juttatee. Nach kurzer Zeit bittet Jutta um das Telefon, weil sie sich übermorgen mit ihrem Cousin verabreden möchte.
Neugierig, oder besser natürlich wissbegierig, wie Clara schon immer war, fragt sie: „Wie heißt er denn, der Knabe?“ Etwas irritiert über diese despektierliche Bezeichnung für ihren „ehrenwerten“ Cousin antwortet sie: „Max Mütze“.
Noch irritierter jedoch guckt sie, als Clara fröhlich in die Küche trötet: „Den kenn‘ ich.“ Jutta verstand öfter mal Claras Späßchen nicht so richtig. Würde er „Rhinozeros“ heißen, könnte sie Claras Ausruf verstehen, aber so wartete sie einfach noch ein wenig mit dem Wählen. Vielleicht hörte dieses vollkommen sinnlose Fragespiel gleich auf und entpuppte sich als typischer Clarawitz.
Doch jetzt ging Clara in die Offensive: „Hat dein Cousin drei Töchter?“ Nach kurzer Überlegung nickte Jutta. „Wohnt er in einem Einfamilienhaus in Reinickendorf?“ Langsam wurden Juttas Augen immer ungläubiger, sie ließ sogar ihren heißgeliebten Ostfriesentee kalt werden und bejahte nur stumm.
Natürlich bekam Clara mehr und mehr Oberwasser und spielte ihre letzte, alles entscheidende Frage wie den Kreuzbuben beim Skat aus: „Arbeitet er in der Blaustraße beim Evangelischen Konsistorium als Rechtsanwalt?“ Hätte Jutta ein Gebiss getragen, es wäre ihr vielleicht rausgefallen, so weit sperrte sie den Mund auf. Bei der Straße musste sie passen, doch alles andere stimmte.
Am Anfang war es für Clara noch ein vergnügliches Spiel gewesen. Woher sie diese Selbstsicherheit beim Fragen nahm, wusste sie selbst nicht. Er hatte niemals von einer Cousine in Hamburg gesprochen, nur die anderen Fakten hatte er nach und nach bei den vielen Treffen in der Sauna ausgeplaudert.
Bis hierhin klärte Clara ihre Freundin auf. – Dass er aber nach jedem Saunagang näher rückte und am Ende am liebsten in ihrer Wohnung das Bett (stundenweise) mit ihr geteilt hätte, das behielt sie dann doch lieber für sich. Und da er nicht obdachlos war, lehnte sie dieses Ansinnen kategorisch ab.
(Die Kirche stand damals zwar noch nicht so im negativen Mittelpunkt, aber wie man sieht, gab es auch da schon schwarze Schafe.
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8. September 2010 um 17:14
Liebe Clara,
es ist ein Genuss, deine Geschichten zu lesen. Mit deiner unglaublichen Fantasie und deinem Wortschatz solltest du ein Buch schreiben. Es würde reissenden Absatz finden. Ich freue mich auf meeeeehr….
Herzliche Grüsse aus dem südlichen Niedersachsen sendet dir Heide (die im Augenblick mit Früchteverwertung beschäftigt ist!).
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8. September 2010 um 20:47
Ich schreibe die nächste Folge mit dem Gedanken an dich und du widmest mir das nächste Glas Gelee oder Marmelade – das ist ein Tausch, wo wir beide was von hätten.
Das mit dem Buch haben schon manche gesagt – aber da ich für Eigenwerbung zum Verkauf ungeeignet bin, lasse ich das mal – vielleicht drucke ich mal was im Selbstverlag aus – da habe ich dann 2 Jahre lang Geschenke – muss mir dann nur gut aufschreiben, wer schon ein Exemplar hat.
Nicht, dass die dann mit meinen geistigen Ergüssen schnöde ihren Kamin befeuern!
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