Wenn wir mit der U5 vom Alexanderplatz stadtauswärts fahren, ist es gleich die zweite Station. Vor Jahren wurde dieser und die folgenden Bahnhöfe neu gefliest, jeder in einer anderen Farbkombination – sieht nicht unübel aus.
Stationsschild, Fliesenfarben, Bahnsteiggestaltung – alles nichts Außergewöhnliches. Diese Reklame finde ich wenigstens noch ein bisschen lustig – aber dieser Bahnhof ist relativ reklame-arm.
Als ich den Bahnsteig entlang lief, dachte ich, mein Handy hätte sich selbständig eingeschaltet und spielt mir jetzt etwas vor – bis ich zu dem runden aufgeklebten Zeichen kam. Da es sehr ruhig war, konnte ich die Musik wirklich hören.
Eigentümlicher fand ich die Tiere, die in den Gängen unten an den Fliesen waren. Ich überlege schon, ob sich da irgendwelche Laienkünstler produzieren durften. Es gab noch viel mehr, aber mir war nicht nach mehr.
Und jetzt zeige ich euch ein paar Fotos, die zu „Springbrunnenzeiten“, also in der warmen Jahreszeit, entstanden sind. Zum Strausberger Platz gehört einfach dieser sprudelnde Brunnen „Schwebender Ring“, und nicht dieses traurige, abgestellte Dingelchen. Am 27.12. kam bei RBB eine Sendung über den Stadtbezirk Friedrichshain, in dem wir uns gerade befinden. Die erinnerten mich daran, dass dieser Brunnen 1967 von Fritz Kühn entworfen und gestaltet wurde – einer der bekanntesten Kunstschmiede in der DDR. – Nach seinem Tod hat sein Sohn Achim sein künstlerisches Erbe fortgesetzt.
Ich habe ja von 1985 bis 2000 zwei U-Bahnstationen von diesem Platz entfernt gewohnt – da konnte ich diesen Brunnen wirklich genießen.
Jetzt – also genau am 27.11. = 1. Advent fotografiert – sieht alles wasserfreier aus.
Wenn nicht der viele und laute Straßenverkehr auf dieser sechsspurigen (in jeder Richtung 3) Straße wäre, könnte die richtig schön sein. Die Neubauten aus den 50er Jahren, die ich euch hier zeige, werden als „Stalinalleebauten“ bezeichnet, denn so hieß die Straße ehemals. Ich habe im letzten dieser Häuser (stadtauswärts gesehen) gewohnt – sie sind 1953 gebaut bzw. fertig gebaut worden und waren für damalige Verhältnisse einfach EXZELLENT. Nur offenbar waren die Bauarbeiter mit ihren Arbeitsbedingungen nicht so einverstanden, denn hier nahmen die Protestbewegungen zum 17. Juni 1953 ihren Anfang. Aber ich will jetzt keinen Politblog bzw. -artikel schreiben, deswegen lasse ich mich über den 17. Juni und seine Hintergründe nicht weiter aus.
Der Architekt dieser Häuser war Hermann Henselmann – er ist wohl der bedeutendste, aber auch umstrittenste Architekt der DDR. Seine Enkeltochter, die Schauspielerin Anne-Sophie Briest, erheiterte in der RBB-Sendung über den Friedrichshain mit persönlichen Bemerkungen über ihre Großeltern die Zuhörer. In den Wiki-Unterlagen konnte ich kaum lesen, dass er und seine Frau Irene ZWEI Wohnungen in einem der schönsten Wohntürme am Strausberger Platz bewohnten. Bei dem Nachsatz, dass sie ACHT Kinder hatten, wird das dann sehr nachvollziehbar.
Diese vielen, vielen Wohnungen, die ’n Appel und ’n Ei als Miete kosteten, hatten alle eine große Küche mit Fenster, ein Bad mit Wanne, allerdings ohne Fenster, Zentralheizung und warmes Wasser aus der Wand, einen Fahrstuhl und einen Müllschlucker auf der Etage. Bequemer konnten es besonders alte Leute nicht haben – ich war damals für so eine komfortable Wohnung noch zu jung, denn ich habe sie nach der Trennung 1985 durch Wohnungstausch bekommen.
Die Terrassen auf dem dritten Foto in der ersten Etage finde ich so lustig – wer setzt sich bei diesem Straßenlärm und -gestank ins Freie? Nach dem Motto: „Nur die Harten kommen in den Garten“ gehen hier auch nur die Abgehärteten auf die Terrasse.
An manchen Häusern habe ich ein riesiges Sicherheitsgitter gesehen – offenbar sind die Bauarbeiter darauf bedacht, keine von Steinen oder sonstigen Arbeitsutensilien totgeschlagenen Passanten auf der Straße aufzulesen – deswegen ist alles riesig abgesichert.
Und jetzt verabschiede ich mich mit dem kleinen Wasserspender, den ich ja schon an den verschiedensten Stellen in Berlin gefunden habe.
Ihr habt es bald geschafft – nur noch 7 Bahnhöfe warten auf uns.