Claras Allerleiweltsgedanken


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Deutsche Bürokratie – schrittweise

Ein Umzug bringt ja auch allerhand Schreibkram mit sich – vielen Leuten muss man die neue Adresse mitteilen, wenn man nicht alles über den Nachsendedienst der Post befördern lassen will. Da wir aber in Berlin noch einen zweiten Postzustller haben, klappt das mit der Nachsendung sowieso nicht reibungslos, zumal mein Vermieter in der alten Wohnung die Schilder am Briefkasten noch dran gelassen hat.

Brav und ordentlich, wie ich erzogen wurde, wollte ich der Kraftfahrzeugsteuerstelle meine neue Anschrift mitteilen. Dabei stellte ich fest, dass diese Institution dem Zoll in Frankfurt/Oder angegliedert wurde. Per Mail schrieb ich alte und neue Adresse hin, um zu erfahren, dass ich das nur über eine Adressänderung in der Kfz-Zulassungsstelle machen kann.

Also Termin vereinbart, Wartenummer notiert und nachgefragt, was ich als „Beweis meines Umzuges“ mitbringen muss. Antwort: „Den Personalausweis oder Pass mit einer Meldebescheinigung“

Da ich beides noch nicht habe, weil der online erteilte Termin beim Bürgeramt erst am 20. November ist, musste auch dieses Anliegen verschoben werden.

Aber wenigstens wird mir versichert, dass ich keine Ordnungswidrigkeit begehe, wenn ich mich nicht in der vorgeschriebenen Frist ummelde – bereits die Anmeldung für die Erteilung eines Termins gilt als Vollzug – wie großzügig. In allen Berliner Bürgerämtern wird nur noch mit Termin abgefertigt.


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Büro … Bürokrat … Bürokratie

Man kann es mit der Korrektheit auch übertreiben!

Ich will in das Bauhaus Tempelhof, um zur Befestigung von 4 Füßen der alten Liege passende Muttern zu kaufen. Damit nichts schief geht, habe ich einen deutlich zerschrammten Fuß als Muster in der Tasche. – Außerdem hat der Elektriker eine 10-Ampere-Sicherung knallen lassen. Da ich diese Technologie der Porzellansicherungen mit farbigem Plättchen zur Kennzeichnung für die Stärke schon fast vergessen habe, nehme ich die defekte mit.

Da ich es eilig habe, frage ich an der Information, wo ich die gewünschten Sachen am schnellsten bekommen kann. Als sie meine beiden Musterstücke in der Hand sieht, meinte sie: „Da muss ich einen Beleg über Kundeneigentum ausstellen und schreibt tatsächlich: ‚Möbelfuß und Sicherung‘

Es geht doch nichts über deutsche Gründlichkeit.

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Heute ist der Fußbodenbelag geliefert worden – eine Palette mit 13 Paketen – jedes Paket wiegt 20 kg. – Zum Glück waren heute auch die Fliesenleger da – der eine von ihnen, ein ehemaliger Landesmeister im Gewichtheben, hat mir mit den Paketen kräftig unter die Arme gegriffen. Wie Streichholzschachteln packte er jede dieser 13 Kisten und schaffte sie in den Fahrstuhl. – Da aber die Wohnung heute übervoll war, wurden sie erst einmal im Treppenhaus gelagert – 8 Stufen unter meiner Wohnung.

Und diese 8 Stufen ging ich zum Feierabend 13 mal hoch und runter – treppauf immer ein Paket in den Armen. Ihr ahnt gar nicht, wie schwer 260 kg sein können – auch, wenn sie sich auf 13 Pakete aufteilen.

Wäre ich BiertrinkerIn, „schrübe“ ich jetzt: Da habe ich mir aber mein Feierabendbier redlich verdient.

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So, und jetzt zu den Fliesen. Am Fliesenleger hat es bestimmt nicht gelegen, dass ich nicht so richtig glücklich war, als alle an der Wand waren (von 3 Paketen sind genau eine und eine dreiviertel übrig geblieben) – er hat ja von Anfang an gesagt, die Fliesen passen nicht zur Küche.

Da das Fenster nach Norden geht, kommt natürlich kein Sonnenstrahl in das Fenster, auch wenn es hell genug ist. Ich hatte die Fliesen immer nur bei hellem Sonnenschein betrachtet – und da leuchteten und funkelten sie nur so. Und das fehlte mir jetzt – es wirkt ziemlich dunkel. Aber ich denke, wenn die Decke weiß sein wird, helle Tapete an die Wand kommt und ausreichend weiße Küchengeräte vor die Fliesen gestellt werden, dann wird alles ganz anders aussehen. Also abwarten.

Der Kommentar des Malers: „Sieht aus wie aus den 70er Jahren – wo er Recht hat, hat er Recht – aber es gibt Schlimmeres – vor allem, weil ich auch bald in den 70er Jahren leben werde.