Ich hoffe nur, dass der Bus 90 Jahre später etwas komfortabler ist!
Wie gut, dass ich mich nicht zwischen zwei Decks entscheiden muss
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Da ich gerade beim Einkauf so richtig mit Schmackes auf einer zermatschten Erdbeere ausgerutscht bin und mir den sowieso schon lädierten rechten Arm noch weiter mit blauen Flecken verziert habe, bin ich in der genau richtigen Stimmung für die Eröffnung meines Urlaubsberichterstattungsreigen.
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Nur in diesem ersten Artikel über meinen leicht missratenen Urlaub vom 19. bis zum 29. Mai wird es etwas über die Querelen zu lesen geben – der Rest wird krankheitsfrei abgehandelt.
Nachdem ich auf einem ungewünschten Fensterplatz in der Fahrersitzreihe direkt unter dem Klimagebläse die unendlich langen Busfahrten zugebracht habe, ließen die Folgen nicht zu lange auf sich warten. „Ungewünscht“ deswegen, weil ich vom Gangplatz aus 1. schneller an der Gepäckablage und der Toilette bin und 2. mit dem linken Ohr auch eine Chance hätte, meine Sitzplatznachbarin zu verstehen. Ein Tausch war nicht möglich, sie hatte ähnliche positive Ansichten über einen Gangplatz. Aber zumindest habe ich bei den ersten Krankheitszeichen gleich ihren Pullover geborgt bekommen, um dem Zug zu entgehen. – Ich fühlte mich wie gewürgt.
Der rechte Arm ist deswegen lädiert, weil ich mich beim Stehen in meiner Sitzreihe plötzlich nicht mehr halten konnte und rückwärts über den Gang auf der gegenüberliegenden Bank plus hartem Griff aufgeschlagen bin.
Der beginnende Schnupfen wuchs sich aus und ließ beim Bücken in den Kieferhöhlen einen unangenehmen Schmerz auftreten, der beim gleich und sofort dazu eintretenden Husten nicht unbedingt besser wurde. Man konnte mich echt mit dem Hund von Baskerville verwechseln.
Am dritten Tag passierte mir während der Fahrt ein Missgeschick – ich wollte Cola mit Wasser verdünnen und in eine andere Flasche füllen. Leider ging das gründlich schief – und die Jeans war im Schritt bis auf die Haut nass. Das hat meine Blase RICHTIG übel genommen und entwickelte eine Cystitis. In der Apotheke gab es nur (unwirksame) pflanzliche Mittel, da Antibiotika ärztlich verordnet werden müssen. Heizkissen für die Nacht oder Badewanne zur Erwärmung war nicht – ich war ja schon froh über eine Duschwanne, in die ich einen Stöpsel stecken konnte, um in dem heißen Wasser zu sitzen. Leider gab es die erst am Ende der Reise. – Von Mitreisenden bekam ich Aspirinkomplex und Ibuprofen geschenkt, das half ein wenig. In der Apotheke kaufte ich mir ACC 600, was den Husten anfing zu lösen – doch bis zum Erlöschen des Hustens haben die 10 Stück nicht gereicht.
Von Tag zu Tag steigerte sich die Blasenentzündung und hatte am 26. ihren Höhepunkt. Wir waren ca. 30 km von Riga in einem Hotel untergebracht. – Ich bekam Fieber, leichten Schüttelfrost und Schmerzen, die mich am Denken hinderten.
Der Busfahrer – eine richtige Reiseleitung hatten wir nicht – sprach mit der Niederlassung des Reiseunternehmens „Happy Day Touristik“ und diese Dame besorgte einen Krankenwagen, der sowieso nach Riga fuhr und mich mitnahm. Ihr seht meine Schuhe in dem Wagen mit dem grünen Kreuz.
Dann erkundigte er sich nach der Adresse des Klinikums. Am nächsten Tag – die Reiseroute ging über Riga – sollte ich um 9.30 Uhr an der Straße stehen und in den Bus einsteigen, der mich abholte. Das habe ich auch brav gemacht. – Meine einzige Angst war der Akkustand meines Handys, mit dem ich ja noch telefonieren musste. Ein Ladekabel hatte ich natürlich nicht dabei. – Die Verständigung mit dem Personal war für mich sehr schwierig – Deutsch konnte niemand. Und das Englisch war so stark eingefärbt oder so schnell, dass ich auch nur wenig verstand.
Antibiotikum- und Schmerzmitteltropf stillten erst einmal die schlimmsten Beschwerden. – Die restliche Nacht von 0.00 Uhr bis 7.30 Uhr verbrachte ich in einem Raum mit 6 Betten. Ich war den Schwestern sehr sehr dankbar, dass sie um mein Bett Sichtblenden stellten. So konnte ich mir nur anhand der (schrecklichen) Geräusche ausmalen, was sich gerade in den anderen Betten abspielte. – Dann löste ich in der Klinikumsapotheke die beiden Rezepte ein. – Bevor ich das Klinikum verlassen durfte, musste ich bezahlen. – Die Summe für die bezahlte Allroundversicherung und die Ausgaben hielten sich in etwa die Waage – jetzt muss ich nur noch mit der Versicherung abrechnen.
In Apotheken gab ich das meiste Geld in diesem Urlaub aus. – Frau gönnt sich doch sonst nichts – hahaha!
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So weit die allgemeine Schilderung. Worüber ich mich maßlos geärgert habe, passierte am letzten Tag.
Der Chemnitzer Busfahrer und seine Frau liebten mich wohl nicht sonderlich. Der Frau habe ich kaum etwas von ihren überteuerten Speisen und Getränken abgenommen. Der Kaffee schmeckte mir nicht und mich ärgerten die ständigen Plastikbecher, die nur 3/4 gefüllt zum Reisegast kamen.
Den Busfahrer hatte ich mal wegen seines exzellenten Fahrstils und der Schnelligkeit beim Kofferverladen gelobt, aber gleichzeitig gesagt, dass ich höchstens 10 % von dem verstehe, was er den ganzen Tag über so durchsagt. – Ich hatte vorher andere gefragt, die zwar nicht so viele Schwierigkeiten hatten wie ich, aber längst auch nicht alles verstanden. Es ist schon schwierig für Berliner, einen Chemnitzer zu verstehen. Aber ich verstehe ja auch keine Hessen, Schwaben oder Bayern, was auch 1993 mit guten Ohren schon so gewesen ist.
Und dann spielte sich auf der Heimfahrt folgendes ab:
Er zog Resümee über die Fahrt. Dann erwähnte er, dass eine Mitreisende ins Krankenhaus gebracht werden musste. Er sei aber kein Taxiunternehmen und hätte das gar nicht machen müssen (so seine Worte sinngemäß – mir stieg gleich der Blutdruck vor lauter Ärger – zumal alles ER festgelegt hat, wie ich mich zu verhalten habe.
Die Reiseroute ging von Lilaste, wo das Hotel war, über Riga nach Vilnius. Er musste nicht einen einzigen Umwegkilometer fahren.
Beim Empfang meines Koffers in Berlin bedankte ich mich mit sarkastischem Unterton dafür, dass er mich nicht in Riga ausgesetzt hat.
Da ging sein Gemaule erst richtig los. Er: „Ich habe mit der Geschäftsleitung des Reisebüros ‚Happy day Touristik‘ in Berlin telefoniert (dort weiß aber keiner von so einem Anruf) und die meinten: „Die Frau ist erwachsen, die muss selbst zusehen, wie sie nach Hause kommt.“ – (Diesen Reiseabbruch hätte keine Versicherung akzeptiert, da es ja nur eine ambulante Erkrankung war.)
Ein Punkt des Pauschalreiserechts nach BGB lautet:
Der Reiseveranstalter leistet dem Reisenden Beistand, wenn dieser sich in Schwierigkeiten befindet.
Wahrscheinlich hat er von mir ein Bakschisch erwartet, was aber nicht kam. Und er wusste natürlich nicht, dass mein Beitrag zum allgemeinen Sammelbetrag sehr großzügig ausgefallen war.
Wozu braucht ein Ehepaar kurz vor seinem 70. Lebensjahr noch so unendlich viel Kohle???
Dreiländerhauptstadttour – Stockholm 4
Übernachtung 4: Stockholm am 31.07.17 – Fahrt über Vätternsee, Gränna, Vadstena
Der Weg nach Stockholm wird am Ende des Tages abgeschlossen sein, doch bis dahin gibt es noch verschiedenste Zwischenhalte.
Vom Vätternsee aus dem Bus kann ich mit keinen Fotos aufwarten, dafür aber mit vielen aus der Zuckerwarenmanufaktur in Gränna und dem ganzen Drumrum. In einem der Karls Erdbeerhöfe habe ich das schon mal gesehen. Die herumgereichten Probebonbons waren entweder lakritzlastig (sofort ausgespuckt) oder pfefferminzlastig – nach einer halben Minute ausgespuckt.
Bitte entschuldigt, wenn es heute eine Fotoflut gibt – falls ihr das nicht wollt, gilt dieses „angepasste“ Verkehrszeichen als Einfahrtsverbot für diesen Artikel.
Irgendwo unterwegs – wahrscheinlich bei einer dringend notwendigen Pipipause – gefiel mir dieser Spielplatz.
Also nun zu den Bonbons und den Folgen davon.
Da ja heute passenderweise Montag ist, kann ich ja gleich noch ein paar süße Herzen posten.
Als wir dann der „süßen Hölle“ entwichen waren, ging es mit den „Schrecklichkeiten“ gleich weiter. Auf dem letzten Foto preist der Bär Eis an.
Einige Bürger der Stadt verdienen ihr Geld, indem sie Ballonflüge anbieten.
Der nächste Stopp war in Vadstena – einer Stadt mit einem Schloss, das völlig von Wasser umgeben ist. llÜber dieses Wasser haben die Segler Zugang zum offenen Meer.
Die Ankunft in Stockholm mit dem wunder-wunderschönsten Erlebnis der Reise hebe ich mir für den nächsten Artikel auf, sonst wird es mir auf jeden Fall zu viele Fotos.
Dreiländerhauptstadttour – Stockholm 3
Übernachtung 3 in Jönköping 30.07.17 – über Halmstad und Göteborg
Stockholm lässt immer noch einen Tag auf sich warten – heute gibt es einen geführten Stadtrundgang in Göteborg und eine Übernachtung in Jönköpping. Ich habe mir gerade die auf G. gezeigten Fotos von Göteborg und speziell von der Altstadt angesehen – da muss ich sagen, wir müssen in einer anderen Stadt herumgefahren sein, denn keines dieser Foto gleicht einem von mir geschossenen. Weder bei den sogenannten „Top 10-Sehenswürdigkeiten“ noch bei den normalen Touristenfotos. – Vielleicht oder sogar sicher fiel die Zu-Fuß-Begehung von Göteborg wegen Starkregen aus – und die Fotos aus dem Bus kann man nicht verwenden.
Wer weiß, was ich da schon wieder wegen Informationsoverflow verwechsle. Ich zeige sie jetzt ohne Ortsfestlegung.
Kunst
Dieses Tütengebilde sieht aus wie ein Tischtennisball-Auffanggerät. Meine Kinder hatten das, schnippten den Ball hoch und versuchten, ihn mit dem „Ding“ in der Hand wieder aufzufangen. – Bei dem Revolver kann ich nur zustimmen und es auf alle Waffen ausdehnen. – Will uns die schwimmende Null zeigen, dass sie sich ganz schnell zu einer 8 entwickeln kann?
Brunnen
Blumenrabatten mit Segelschiffen
Restbilder
Ein wenig Schloss, ein wenig Backstein-Architektur, ein wenig Segelschiffe im Hafen und ein Fachwerkhaus, welches ich aber nur wegen der Mülltonnenbehältnisse fotografiert habe. Ich hätte diese Gebilde für Fahrradgaragen gehalten.
Dreiländerhauptstadttour – Stockholm 1
Übernachtung 1: Hamburg 28.07.17
Ich bin mal kurz hier und dann gleich wieder weg
Es erscheint mir wie eine Ewigkeit, als ich zum letzten Mal hier etwas geschrieben habe. Denn was gerade erst erschienen ist, kann ja dennoch schon vor längerer Zeit geschrieben worden sein.
Eine Bustour durch Südschweden mit einem kurzen Abstecher nach Dänemark ist zu Ende – irgendwie muss ich sagen: zum Glück. Leider habe ich gleich in den nächsten Tagen eine kürzere Reise gebucht, die uns auch per Bus befördert. Könnte ich sie absagen, ich täte das gleich und sofort. Gefühlt haben wir 70 % unseres Tages im Bus gesessen, 5 % vor irgendwelchen Toiletten Schlange gestanden und in der restlichen Zeit wurden wir von mehr oder weniger guten Stadtführern in weiblicher und männlicher Ausführung durch die Sehenswürdigkeiten „gezerrt“. 48 Leute für eine Gruppe ist viel zu viel.
Ich habe für mich die Fahrt als die „TTT-Reise“ bezeichnet – „TransportToilettenTrinkgeld„. Insgesamt haben wir mehr als 2500 km zurückgelegt – die Entfernungen waren größer als gedacht. –
Folgende Konditionen wurden nicht eingehalten:
Dass er auf sein Bus-WLAN bereits seit 1,5 Jahren wartet, ist nicht das Problem der Reisenden, denen ein Vollkomfort-Bus versprochen wurde. – Aber warum er mit der Freischaltung der an jeder Sitzreihe befindlichen Steckdosen so geizte, weiß ich nicht. Am Vormittag, wo Kaffee und Mittagsimbiss für die kaufwilligen Reisenden vorbereitet werden musste, waren die Steckdosen aktiv – aber mein Handy noch von der Nacht mit Strom versorgt. – Doch am Nachmittag war das Handy leer und die Steckdosen tot.
Bei deutschen Busreisenden ist es ja so üblich, dass der am ersten Tag eroberte Platz bis zum Ende der Reise verteidigt wird – ein ungeschriebenes Gesetz. Es war also klar, dass die besten Plätze besetzt waren, da die Hälfte der Gruppe aus Regionen wie Zwickau, Chemnitz, Dresden kamen und in Berlin schon im Bus saßen. Die Hamburger mussten nehmen, was übrig war. Dennoch hatte ich Glück, denn ich hatte die ganze Fahrt eine Bank für mich allein. – Dann ist aber auch weiterhin klar, dass frau immer die gleichen „Hinterleute“ hat. Das Ehepaar auf den Sitzen hinter mir war sehr kommunikationsfreudig – 90 % der Zeit sprach sie mit heller, kreischiger Stimme, auf die meine Hördremmel besonders empfindlich reagieren, und 10 % der Zeit ging er darauf ein. Sie war zusätzlich sehr armbewegungsfreudig und ruckelte fast ununterbrochen an meiner Rückenlehne. Als ich diese aber zurückklappen wollte, protestierte sie so lautstark, dass die halbe Busbesetzung aufschreckte. – Für mich ist klar, es wird nie mehr eine Busreise geben.
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Der Busfahrer hütete die „unbefleckte Empfängnis“ seiner Bustoilette dadurch, dass sie die ganze Zeit verschlossen blieb. Die öffentlichen Toiletten waren zwar sehr oft in Schweden kostenlos und dennoch sauber, aber dafür mit langem Anstehen verbunden. – Hinweise wie diese wurden von den Damen mit großer Begeisterung aufgenommen.
Und im Gegensatz zu Deutschland gibt es sehr viel mehr. – Sogar Ladenbesitzer, deren Geschäft eine Toilette hatten, ließen uns freie Benutzung, auch wenn kaum eine etwas kaufte.
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Und die Trinkgeldstory artete nach meiner Meinung etwas aus – man darf nicht vergessen, dass ja alle Städtereiseführer, die uns eine, zwei oder drei Stunden durch die Gegend führten, diese Arbeit bezahlt bekommen. – Der herumgereichte Trinkgeldbecher war dennoch immer gut gefüllt. – Die Dauer-Reiseleiterin, die sich um keine Stadtführung kümmern musste, sondern nur um organisatorische Hotelfragen, bekam für diese 7 Tage wohl ca. 250,00 € zusätzlich zu ihrem Gehalt, denn keiner legte weniger als 5,00 € in den Becher – die „Empfehlung“ liegt bei einem Euro pro Tag. Die Gruppe war fast 50 Personen stark. – Jetzt ist mir auch klar, wie sie sich ihre kostspieligen Privatreisen leisten kann, von denen sie erzählte.
Der Busfahrer, der sehr gut fuhr, bekam mit der Servicekraft natürlich auch ein reichliches Trinkgeld. Wenn sich die beiden dann noch die Gewinne aus der Getränke- und Essensversorgung teilen, kommt da nach nur einer Woche ein fettes Sümmchen raus. Eine Wienerwurst mit einer Scheibe Weißbrot gingen für 2,00 € unter die Leute und eine Dosensuppe kostete gar 3,50 €. Mich störte am meisten die Wegwerfschalen und das Plastikbesteck – wir haben ja noch so wenig Müll auf der Welt. – Blöd war nur, dass die Mittagsrast immer dort war, wo es nichts anderes zu kaufen gab – da musste frau vorher vorsorgen.
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In 5 Tagen kann man natürlich keinen tiefen Einblick in ein Land bekommen, aber ich habe nur Positives bemerkt:
- Die Straßen und Grünflächen sind alle sauber
- die Häuser oder andere Sachen sind nicht mit Schmierereien oder Graffiti beschmiert
- die Autofahrer sind gelassen und diszipliniert
- das Sozialsystem scheint sehr gut zu sein und vor allem Mutter-freundlich
- die Leute sind auch im Gewühle freundlich und vor allem nicht so hektisch wie viele Deutsche
- wunderschöne riesige Blumenschalen überall in den Straßen und auf Plätzen
Ich kann es gut verstehen, wenn jemand in dieses Land auswandert, wie es zwei von unseren vielen Städteführern gemacht haben.