Claras Allerleiweltsgedanken


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Errare humanum est

Jetzt will ich nicht mit meiner nicht genossenen humanistischen Bildung protzen, sondern einfach einen Lebensirrtum zugeben.

Bis 2015 lebte ich ca. 7 km von hier entfernt in einem Haus, das ursprünglich unter die Gepflogenheiten des sozialen Wohnungsbaus fiel und für den Bezug einer Wohnung war ein sogenannter Wohnberechtigungsschein notwendig.

Bis auf eine vom Hauseigentümer sehr bevorzugte widerliche Person war das Klima sehr angenehm bis angenehm. Na gut, ab und an gab es nächtliche Musikorgien oder ähnliches, vor dessen Auswirkungen mich immer meine nicht so gut funktionierenden Ohren behüteten. Es muss ja auch mal ein Vorteil sein, schlecht zu hören.

Aber im großen und ganzen waren die meisten Leute lieb. Nur das mit dem Müll war so ein Kreuz – ich wusste gar nicht, dass man sich bei dessen Entsorgung derartig blöd anstellen kann.

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Na gut – im September 2015 zog ich um. Es war ein ziemlich großes Wohngebiet mit über 20 Wohnhäusern, die minimal 5 und maximal 8 Etagen haben – auf jeder Etage sind drei Wohnungen. – Da kommen schon so einige Leute zusammen.

Das Besondere an diesem Wohngebiet ist, dass die Bewohner zu einem großen Teil auch Eigentümer der Wohnungen sind. Wenige davon sind vermietet – wie z.B. an mich. Aber da es in der Familie bleibt, sehe ich mich als halbe Eigentümerin – zumindest von der Verantwortung her.

Dementsprechend bin ich mit hohen Erwartungen an das Wohnniveau hierher gezogen. Wenn ich so richtig überlege, hat sich nicht eine einzige davon erfüllt.

Im Müll landen Flaschen, die in die nahe aufgestellten Glascontainer gehörten. – Von den großen Kartons, die nicht auseinander oder zusammen gefaltet werden, sind die Papiercontainer ganz schnell voll. – Möbelteile und Elektroschrott gehören auch nicht in die Mülltonnen – aber da müsste man ja zum Recyclinghof fahren. Sicher haben viele – wie auch ich jetzt – kein Auto mehr, doch ich denke, da würde sich immer eine helfende Person finden.

Heizung und Lüften – für mich ein sehr sensibles Thema, über das ich mir besonders Gedanken gemacht habe. So wie auch der Kaltwasserverbrauch, werden die verbrauchten kcal zum Betreiben der Heizungen nicht individuell über eigene Zähler abgerechnet und bezahlt, sondern von der Allgemeinheit – also von allen Bewohnern, egal ob Eigentümer oder Mieter. Das einzige Kriterium ist die Quadratmeterzahl der Wohnung. – Mir wurde gesagt, dass Wohnungen mit mehr Außenwänden oder Dachgeschosswohnungen – beide Kriterien treffen auf meine Wohnung zu – einen Rabatt bekommen. Doch darum geht es mir nicht.

Ich las jetzt kürzlich folgenden witzigen Spruch:

Die Küche ist winzig, aber bei der hohen Miete werden Sie nur selten kochen.

Gut, dass mit der hohen Miete trifft bei Eigentumswohnungen wohl nicht zu – aber winzig ist die Küche dennoch, aber gekocht wird viel. Was ist die Folge: Wrasenentwicklung in der Küche. Und was machen sehr, sehr viele: Sie klappen oft, lange oder immer trotz kalter bis sehr kalter Temperatur die Fenster in der Küche und im Bad an, so dass über den ca. 15 cm breiten Spalt ununterbrochen kalte Luft in die Küche und die Wohnung strömt.

Macht ja nichts – die Heizkörper gleichen es ja wieder aus!!!

Ich habe mal ausgiebig Küchenfenster und Badfenster der anderen Wohnungen beäugt – es gibt bei den Küchenfenstern, die ich gesehen habe, NICHT EIN EINZIGES, wo das Fensterbrett frei ist und eine richtige Öffnung des Fensterflügels zuließe – auch bei mir nicht. In den anderen Zimmern sieht es ähnlich aus – ich glaube, ich habe kaum mal ein richtig offenes Fenster gesehen – im Sommer natürlich ja.

So oder so ähnlich sah es auf dem Küchenfensterbrett bis vor kurzem bei mir aus:

oder so

Ich habe mir ein Herz gefasst, einiges um- oder weggeräumt und jetzt muss ich nur noch eine Obstschale herunter nehmen, wenn ich das Küchenfenster aufmachen möchte. Wenn ich mich so umgucke in meiner Umgebung, bin ich die erste und einzige mit dieser bahnbrechenden Lüftungsmethode. – Die flachen Sachen stören nicht, ich kann die Waage gleich auf dem Fensterbrett nutzen und die angeklemmte Lampe begrenzt die Öffnung, so dass der rote Übertopf für Obst geschützt ist.

Es gibt jetzt einige nicht 100pro-günstige Standorte für Küchenutensilien, aber daran werde ich mich gewöhnen.

Der Obsttopf im Regal muntert die Umgebung ein wenig auf und die Waage im Flur ist nach kurzer Standzeit dann doch auf ein Fensterbrett gewandert – in meinem Zimmer. Zwei Waagen in der Küche ist wie Reichtumsalarm.

Das gleiche mit den vollgestellten Fensterbrettern ist auch in den Zimmern zu beobachten. – Das mit der Querlüftung mache ich ja jetzt schon einige Tage – und seitdem habe ich keine Wasserränder mehr am unteren Rand der Scheiben – vielleicht bisher doch zu wenig gelüftet und dem Schimmel Vorschub geleistet. – Das „Lüftungsfenster-Fensterbrett“ sieht jetzt richtig kahl und nackt aus.

Dafür ist das zum Balkon hin um so voller geworden – aber da ist ja die Balkontür daneben, die frische Luft herein lässt.

Über das eigentliche Hausklima werde ich lieber schweigen – nur soviel, ich sehne mich öfter mal – in dieser Beziehung – in meine alte Wohnung zurück.

Worüber könnte ICH mich aufregen:

  • Hundegebell
  • Papageiengekrächz
  • Raucher im Haus oder im Fahrstuhl

Worüber rege ich mich auf: Siehe die vorhergehenden Zeilen.

Worüber regen sich andere auf: über Kinder in jeglicher Art und Auftrittsweise, denn Kinder haben hier kaum eine Lobby, weder auf dem Spielplatz noch in der Wohnung. Und der nächste Aufregegrund: Ausländer, da kann man schimpfen wie ein Rohrspatz, auch wenn sie sich nicht schlechter benehmen als Einheimische.

Zum Schluss ein LÜFTUNGSFOTO mit Waage und Spiegelung

 

 


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Momentan brauche ich keinen Wecker …

… ich habe ja MEINE Bauarbeiter!

Vielleicht nicht auf die Minute genau pünktlich, aber das ist ja in südlicheren Ländern nicht so tragisch. Bei mir auch nicht, denn ich muss nicht mehr zur Arbeit raus.

Gestern saßen sie um halb acht genau vor meinem Schlafzimmerfenster, also konkret einen Meter von meinem Kopf entfernt, der auf dem Kopfkissen ruhte, und brachten Rauputz auf die beiden Fensterleibungen (oder wie das heißt) auf.

Es ist wirklich ein Jammer – die „Jungs“ arbeiten super, schnell, sauber und gründlich – und bekommen dafür nicht das Geld, wofür ein deutscher Bauarbeiter zumindest“aufstehen“ würde, von arbeiten noch keine Rede. Und keiner sage mir diesen Satz, den ich schon mehrfach in diesem Zusammenhang gehört habe: „Das sind doch NUR Ausländer!“

Ich erinnere mich noch sehr gut an 1989 und einige Jahre danach, wo die Leute aus der DDR auch nur als Deutsche zweiter Klasse angesehen wurden.

Was können Leute dafür, dass ihr Geburtsland Hunderte bis Tausende Kilometer von Deutschland entfernt ist?

Ich habe die blöden Sprüche im dritten Reich von der Herrenrasse und ihrem Gegenteil nicht selbst gehört und erlebt, aber seit es diese riesigen Fluchtwellen nach Deutschland gibt, weiß ich, dass es sich heute nicht sooooooooooooo viel anders anhört. Manche dieser abschätzigen Bemerkungen höre ich (sogar) im Bekannten- oder entfernten Verwandtenkreisen.

Wir Deutschen sind nicht das Non-plus-Ultra der europäischen Länder – und mit meiner guten Meinung über ausländische Bauarbeiter bleibe ich nicht hinter dem Berg. Was ich hier in meiner Umgebung freiwillig oder unfreiwillig aufgeschnappt habe, könnte mit diesem unfreiwillig lustigem Schild verglichen werden.

Wichtigste Beobachtung aus dem Baugeschehen: Bauarbeiter bräuchten eine dritte Hand, um besser ihre Zigarette halten zu können. 🙂


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Whg 6 … „Aufklärung“

Ist diese Wohnung ein Geschenk für meinen Jubiläumsgeburtstag??? – Ja und Nein, denn ich habe einen nicht unbedeutenden Obolus dazu gezahlt, um mir lange Jahre mietfreies Wohnen zu ermöglichen.

Daraus kann man ableiten, dass es keine Mietwohnung sein wird, sondern eine Eigentumswohnung, die allerdings NICHT ICH kaufe, weil mir dazu die finanziellen Mittel fehlen. Und einen Kredit würde ich bei meiner Rentenhöhetiefe auch nicht bekommen und nicht wollen. Zeit meines Lebens war ich schuldenfrei – da fange ich jetzt auch nicht mehr damit an.

Da ich drin wohnen will, habe ich sie auch gesucht. Ihr glaubt gar nicht, wie viel Schrott für teures Geld bei Immoscout und Immowelt angeboten wird. Die Wohnungen, deren Kaufpreis bei ca. 1.600/m² lagen, waren so schlecht, dass alles hätte um- und eingebaut werden müssen. Und in ein vernünftiges Bad, eine Küche und einen guten Fußbodenbelag kann man viele, viele Tausende von Euros versenken.

Dann gab es welche, die nicht ganz so schlecht waren, die aber in Gegenden lagen, in die ich partout nicht wollte, weil zu jeder Tages- und Nachtzeit die Straßen verstopft sind. Dazu gehört das sehr gefragte Niederschönhausen. Hätte ich mich erst einmal bis S- und U-Bahnhof Pankow durchgeSTANDEN, wäre der Rest verkehrsmäßig ein Klax. In dieser Gegend gab es gleich vier – eine davon hätte mich reizen können, aber die wollte schon ein anderer. Die anderen hatten z.B. einen Balkon, auf den ein kleiner Tisch und ein Hocker gepasst hätten, die mitten auf einer fetten Hauptverkehrsstraße gelegen war oder wo die Vorbesitzer mit aller Selbstverständlichkeit fast alle ihre Möbel als „Geschenk“ hinterlassen wollten. Sie wollten nur mit Mühe verstehen, dass ich in meinem zarten Alter gern in eigenen Möbeln wohnen möchte. – Auch die Höhe des Hausgeldes spielt ja für die Zukunft eine Rolle. Gerade dort, wo alle Möbel bleiben sollten, wurde monatlich den Hausmeistern ein Salär in „Managergehaltshöhe“ gezahlt, damit sie jede Blume im Garten einzeln besprechen konnten 😉 – aber nicht von meinem Geld!!!

Eine Wohnung war die Frechheit par excellence. Es war eine Himmelsrichtung angegeben, die mich auf Sonne und Ruhe hoffen ließ – bekommen hätte ich Norden und Hauptstraße. Der Makler frech:

Wenn Sie sich hier aus dem Fenster lehnen, sehen Sie die Sonne untergehen. Und tagsüber, wenn es laut ist, arbeiten doch alle Leute.

Mir blieb ob solche einer Unverschämtheit die Spucke weg. – Die nächste Wohnung lag fast schon in Brandenburg – na gut, meine jetzige ja auch – aber ich habe Geschäfte und Verkehrsmittel in der Nähe – dort hätte ich nur Natur in der Nähe, alles andere nur mit Auto erreichbar. Die Frage ist: Fahre ich in 5 Jahren noch Auto? Wohnen muss auch ohne Auto wohnmöglich sein!

Nicht ungeduldig werden, es nähert sich dem Ende.

Ich wurde mit einer Annonce in ein Wohngebiet „gelockt“, das mir recht gut gefiel. Aber inzwischen hatte ich die Erfahrung gemacht: Haben die Makler sofort einen Besichtigungstermin parat, ist an der Wohnung etwas faul, denn diese Besichtigung haben sie dann schon vielen Leuten vor mir angeboten.

Genau so war es. Erste Etage (ich ziehe nicht in ein Haus mit Fahrstuhl und wohne dann ganz unten), von einer gefühlt 100jährigen seit Einzug in den 70er Jahren nicht verändert, Preis viel zu hoch, Sonnenbalkon nur bedingt so zu bezeichnen, da durch einen westlich gelegenen Mauervorsprung nach der Hälfte der Zeit die Sonne weg ist – und Straßenlärm pur.

Ich äußerte sofort, dass ich diese Wohnung nicht möchte. Und schon kamen die Angebote von 10 bis 20.000 Euro Kaufpreisnachlass. Und darauf kam es in Claramanier wie aus der Pistole geschossen: „Diese Wohnung könnten sie mir schenken, die will ich nicht.“

Und wie es weiter ging, kommt später