Claras Allerleiweltsgedanken


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Früher gegen Jetzt

Früher zu DDR-Zeiten habe ich meine freie Zeit dafür gebraucht, Artikel zu kaufen, die entweder unter dem Ladentisch angeboten wurden oder die es nur mit Beziehungen gab.

Heute zu BRD-Zeiten verwende ich meine freie Zeit dafür, um unter den viel zu vielen Artikeln einer Warengruppe ein Angebot zu finden, das gut, günstig und haltbar ist.

Ihr könnt es mir glauben, ich brauche heute viel mehr Zeit als früher, um mir z.B. einen Fotoapparat, einen Fernseher oder sonst etwas zu kaufen.Vielleicht sollte ich die „Teufelstechnik“ wie Computer nicht für Preisvergleiche und riesige Versandwarenhäuser  nutzen.

Ich bin wirklich kein Schnäppchenjäger, der immer und überall den günstigsten Preis erhaschen will. Ich möchte aber auch kein Dummi oder gar Blödi sein, der nach dem Kauf an jeder Ecke ein besseres und günstigeres Angebot sieht. Mich überfordert dieses Überangebot an Waren mit den unterschiedlichsten Preisen für die gleichen Sachen noch immer. Und wie soll ich wissen, ob mein neuer Fotoapparat besser einen elektronischen Sucher haben soll oder ob der althergebrachte nicht vollkommen ausreicht. Sich Technikfeatures zu kaufen, die man nachher wegen „technischer Einfältigkeit“ gar nicht nutzen kann, ist ja auch rausgeschmissenes Geld.

Vor wenigen Tagen habe ich eine Fernsehsendung gesehen, in der sich ein Team nur um das Affentheater mit den Preisen an Tankstellen beschäftigt hat. Viele, viele Male täglich werden die Preise verändert. Wenn sich Tankstellen gegenseitig im Blick haben, dann prescht die eine vor und die anderen kommen hinterher. Es gibt schon „Standarduhrzeiten“, an denen die Preise hochgeschraubt werden. Der „arme“ Autofahrer, der das nicht weiß. – So kann man also auch mit der Zeit und dem Geld der Leute umgehen, ich finde es abartig.

Was habe ich früher zu Mauerzeiten über den Mann einer Freundin in Westberlin gelacht, der vor dem Kauf eines Kühlschranks oder einer Waschmaschine oder … oder … drei Tage lang die Zeitschriften von „Stiftung Warentest“ gelesen hat, die er sich stapelweise aus der Bibliothek geholt hat. Computer für Preisvergleiche oder gar Handys gab es da noch nicht.

Keiner hört auf mich – ich würde in jeder Produktklasse vier Preissegmente einführen: Billig – Mittelklasse – Hochwertig – Superhochwertig und dann dürfte es in jeder Preiskategorie genau 3 Angebote geben – also insgesamt 12 Artikel.

Alle West-Geborenen werden jetzt aufschreien und mich als „senilen DDR-Bürger“ beschimpfen (ist ja hier schon passiert) – doch ich fühle mich so überhaupt nicht senil – aber unsere Umwelt würde es uns durch Schonung von Ressourcen danken. Wir müssen das Wirtschaftswachstum nicht ununterbrochen steigern – aber das glaubt mir ja keiner, vor allem von der Regierung glaubt das keiner.


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Ein ganz normaler Einkauf …

… nicht bei Edeka, nicht bei Reichelt – aber auch nicht bei LIDL oder ALDI, sondern bei NETTO – ein Anbieter, der preislich so ca. in der Mitte liegt, räumlich aber fast neben meiner Wohnung, deswegen hat er sich in mein Herz gearbeitet.

Im Zusammenhang mit dem gestrigen Artikel sagte die Bekannte zu mir, dass sie für ihren Zweipersonenhaushalt selten über 30,00 € bezahlt. Ich fand die Diskussion etwas albern und fragte nicht nach, ob sie täglich einkaufen geht – oder z.B. alles Gemüse auf dem Markt kauft und das dann beim Discounter nicht mehr zu Buche schlägt. Nachträglich stellte sich raus, dass die „Schmankerl“ tatsächlich in den besseren Märkten gekauft werden und alle Reklameblätter eifrig nach Sonderangeboten abgegrast werden.

Als ich die Gegenthese aufstellte, dass ich für einen Wocheneinkauf selten unter 50,00 € bezahle, teilweise sogar über 60,00 € bezahle, fiel sie fast aus allen Wolken. – Und da hat es mich dann gepackt – ein wirklich großer Einkauf stand an, denn Kühlschrank war ziemlich leer, Obst gab es auch kaum noch – und da werde ich langsam ungemütlich.

Beim Einkauf war bis auf eine 6er-Packung Radler=Alsterwasser KEIN Alkohol dabei, keine hochwertigen Genussmittel, kein Nikotin und keine Drogen – Waschpulver und Bodylotion fielen mit 6,00 € ins Gewicht – und insgesamt bezahlte ich 62,23 €.

Zu DM-Zeiten habe ich auch etwa so viel bezahlt – so viel nur zur Teuerungsrate. Und deswegen – aber nicht nur deswegen – regt mich diese saudumme Bemerkung von Jens Spahn so auf. Er sollte nicht mal nur einen Monat von Hartz IV leben, sondern mindestens ein halbes Jahr lang oder besser sogar noch ein Jahr. Alle Konten eingefroren, keine vorher neu angeschafften Elektrogeräte – mal sehen, was er danach sagt. Stur, wie er sicher ist, sagt er danach bestimmt das Gleiche.

Als ich Hartz IV-Empfängerin war, lebte meine Mutter mit ihrer sehr, sehr guten Rente noch – deswegen kann ich mich nicht mit anderen vergleichen. Meist ging ich mit ihrer Kontokarte zum Discounter, aber relativ sparsam versuchte ich dennoch zu sein.

Mich würde interessieren, was Alleinlebende so ca. im Monat für Essen und Haushaltschemie und ähnliches ausgeben – keine Restaurant,- Friseur-, Kosmetikstudio-, Fitnessbuden- und andere -besuche mitgerechnet. Lebe ich mit meinen Wocheneinkäufen um 50,– bis 60,– € wirklich auf unverschämt hohem Niveau?

Vielleicht ist meine Vorratswirtschaft übertrieben. Ich rechne nicht mit einer „Grundversorgung“, falls ein Atomkrieg ausbricht, sondern eher damit, dass ich mal 3 Wochen nicht einkaufen gehen kann – zweieinhalb davon überlebe ich schadlos und das Gewicht auf der Waage stimmt danach auch wieder 🙂

Da ich ja so ein „Kochwunder“ bin, kaufe ich schon ab und an Tiefkühlkost, aber auch da immer die preiswerte Variante. – Letztendlich weiß ich wirklich nicht, wie Woche für Woche ca. 60,00 € zusammenkommen – damit hätte ich meinen Hartz IV-Satz schon fast verfressen.

Eure Meinung interessiert mich sehr. – Wenn ich in manchen Blogs, die sich viel mit Essenzubereitung beschäftigen, sehe, welche edlen und kostspieligen Zutaten verwendet werden, dann müsste ich meinen Etat noch um einiges erhöhen. Auch Bio oder Fleisch aus artgerechter Haltung und Schlachtung ist mir u.a. aus finanziellen Gründen zu teuer.