Claras Allerleiweltsgedanken


17 Kommentare

Hundertmal verirrt … (Update)

… hundertmal war ich verwirrt

Tag des Ausflugs: Himmelfahrt oder 10. Mai

An diesem Tag mit der minikleinen Fahrradtour haben mein Orientierungssinn und ich wieder Samba oder Rumba oder Polka miteinander getanzt – ich weiß nicht, wer von uns beiden geführt hat – aber ganz letztendlich bin ich dann doch irgendwo rausgekommen, wo ich mich wieder zurecht fand.

Durch solche engen Gassen zwischen Strauch und Zaun musste ich mich zwängen.

An großer oder auch nicht ganz so großer Kunst bin ich vorbei gefahren, bin sogar zum Fotografieren abgestiegen, da ich ja noch nicht der rasende Reporter bin.

Bei Graffiti bin ich oft uneins mit mir selbst. Für mich ist es oft Kunst – es liegt allerdings daran, welchen Untergrund sich die Sprayer ausgesucht haben. Ein Einfamlienhausbesitzer verzichtet sicher auf dieser Verzierung.

Und als Löwin habe ich natürlich immer ein besonderes Auge auf die lieben kleinen Löwenzähnchen – erst auf die gelben und dann auf die Pustedinger. Ganze Familien feierten dort große Feste. Ich habe unendlich viele Fotos gelöscht, deswegen sind kaum noch welche übrig geblieben.

Und zum Schluss noch eine Blüte von einem Strauch, den ich wieder nicht kenne, den ich aber sehr schön finde.

*********

Früher hatte ich eine sehr aktive Leserin und Blumen- und Pflanzenkennerin, die mir immer auf die Sprünge geholfen hat. Und heute zumindest ist AGNES in ihre Fußstapfen getreten. Jaaaaaaaaaaaaaa, es ist Weißdorn und ich habe sofort gegoogelt: „Weißdorn Blüte“ und dieses Ergebnis bekommen:

Agnes, du hast den ersten Preis gewonnen und kannst so viele Blumen- und Pflanzennamen mitnehmen, wie du dir merken kannst, damit du in Zukunft weiter so erfolgreich die naturtauben Bloggerinnen beraten kannst.


7 Kommentare

Wie immer ist heut‘ Enkeltag …

wie man seit meiner gesamten Blogzeit nachvollziehen kann, wird am 1. September nicht an traurige historische Ereignisse gedacht, sondern ich denke an diesem Tag an die Geburt meines ersten wunderprächtigen Enkelkindes vor nunmehr 12 Jahren. Ich kann es noch gar nicht fassen, dass du schon zum dritten Mal zweistellig wirst – aber das erklärt mir dann auch besser, warum du so pfiffig und so sportlich und so musikalisch und so klug bist. Also, mein Großer, ganz viel Gutes wünsche ich dir! Glückwünsche gibt es auch im Fotoblog für dich.

Ich wünsche dir so einen flotten Sprung ins neue Lebensjahr – und da die Zukunft noch ein wenig unscharf vor dir liegt, bist du auch ein wenig verschwommen.

0109 Zebrasprungfoto

Und dieses Jahr bist du zu deinem Geburtstag nicht zu Haus – doch du hast die Mama zur Verstärkung bei dir. Vor ca. zwei Wochen sah es vor meinem Haus so aus: Da waren Räder und Mannschaft noch nicht trainiert – beide warteten auf ihre große Herausforderung.
0109 Start Fahrradtour

Die selbstgewählte Aufgabe war, von Berlin bis nach Heidelberg mit dem Fahrrad zu fahren. Und diese Strecke durfte nicht über Monate aufgeteilt werden, da ja der Schulbeginn vor der Tür stand – sondern wollte recht flott bewältigt werden. Jetzt sind es wohl nur noch 2 Tagesetappen. Per Fahrrad sind es einige Umwegkilometer mehr als mit dem Auto – und die Thüringer und Hessener Berge werden auch nicht mit Elektromotorenverstärkung genommen, sondern nur mit den eigenen Beinen erstrampelt. – Wenn man wirklich auf anderer Leute Leistung stolz sein kann, dann bin ich es auf dich. Und deswegen habe ich mir ein Geburtsttagsgeschenk ausgedacht, was du ganz allein ausrechnen kannst, wenn du von Mamas Fahrradnavi oder von euren tollen Tachos die Gesamtkilometerzahl weißt. Für jeden Kilometer „sponsere“ ich im Nachhinein ein kleines, kupferfarbenes 2-Cent-Stück. Das teilst du mir dann mit und ich werde bei der Bank einen Sack mit 2-Cent-Münzen ordern, damit du ordentlich was zum Ausgeben hast. 🙂

Also viel Spaß heute und noch gutes Wetter und weiter keine Pannen bis nach Haus!!!! Ich drücke euch beide ganz, ganz lieb!


26 Kommentare

Als Single auf dem Fahrrad unterwegs

Das Fahrrad sollte uns im Sommer 2004 auf dem teilweise sehr komfortablen Fahrradweg Berlin- Kopenhagen in diese schöne Stadt führen.

Wir, das waren eine Bekannte, mein Prinz Bär und ich. Und weil ich die Mitfahrerin nicht um Veröffentlichungsgenehmigung gefragt habe, setze ich ihr mal gerade einen Bärenkopf auf, passt so schön ins Terzett.

Der Kleine ist ja sturmerprobt!

Das Kopenhagen-Tour-Team

Von der Fahrrad-hinter-Fahrrad gefahrenen Strecke gibt es nicht viel zu berichten, da die gemeinsame Fahrt  unmittelbar hinter der Fährüberfahrt Rostock – Gedser beendet war. Die Ansprüche an Quartiere, Gestaltung und sonstiges waren so unterschiedlich, dass es Stress gewesen wäre, gemeinsam weiterzufahren.

Allein war es auch nicht schlecht, die Kontaktaufnahme zu anderen erfolgt viel schneller und so etwas wie „Angst“, egal weswegen, habe ich relativ selten.

Die Quartierkosten in Dänemark ließen mich immer in leicht gestammeltem Englisch versichern, dass ich nicht das Hotel kaufen wolle, sondern tatsächlich nur eine Übernachtung wollte. – Da bei diesem Sauwetter kaum Touristen unterwegs waren, kam man mir tatsächlich des öfteren mit einer 50%igen Preissenkung entgegen – zumindest musste ich keinen Einzelzimmerzuschlag zahlen.

An eine schöne Episode in Dänemark erinnere ich mich. Wir hatten uns ein Privatquartier ausgesucht – mir reichte der Komfort, ich fand die Leute – ein altes Ehepaar –  sehr nett, aber meine Mitfahrerin kam aus dem Naserümpfen gar nicht mehr raus, weil u.a. die Dusche für 3 Zimmer gemeinsam und somit auf dem Flur war. Sie flüchtete für 70,00 €  ins Hotel. – Auf dem Rückweg – ich hatte wohl keinen trockenen Faden mehr am Leib – wollte ich wieder dort übernachten. Der Mann erkannte mich zuerst gar nicht – aber als er das tat, hing er alle meine Sachen im Heizungskeller auf, warf die Heizung an und die Frau musste alles auftischen, was sie zu essen im Kühlschrank hatte. – Ich war gleich wieder mit dem dänischen Schietwetter ausgesöhnt und blieb zur Belohnung zwei Nächte zahlender Gast!

Der Rückweg auf deutschem Gebiet führte mich durch den wunderschönen Ort Waren an der Müritz. Von der Hinfahrt kannte ich die unverschämt hohen Übernachtungspreise und der Beutel war ziemlich leer. Also wollte ich gegen 17.00 Uhr Waren verlassen, um in einem kleinen Dorf mein Nachtlager aufzuschlagen.

Mein Weg führte mich zum „Blauen Haus“ – eine bekannte Keramikwerkstatt. Was ich dort sah, gefiel mir so ausnehmend gut, dass ich mich gar nicht trennen konnte. Ein Mann sprach mich an, den ich für den Gärtner  hielt. Er bemerkte mein Interesse und fragte mich etwas aus. Ich zeigte deutlich mein Interesse, mich mit dem Keramiker zu unterhalten. – Noch eine Weile ließ er mich zappeln – dann stellte er sich vor – er war es selbst nach dem Motto:

Der Gärtner ist immer der Künstler …

Bequem? Eher nein!

Im Moment fehlte ihm die  Zeit für ein ausführliches Gespräch, er vertröstete mich auf 16.00 Uhr. – Waren bot genügend Abwechslung. Auf dem Marktplatz, auf dem sein berühmter Brunnen steht, lud mich auch dieser Stuhl mehr oder weniger zum Sitzen ein.

Und flugs stand ich wieder in diesem keramischen Zauberparadies mit all den Kugeln, Fischen, Gefäßen usw. usf.

Als ich immer häufiger auf die Uhr schaute, weil meine Zeit zur Weiterfahrt drängte, erkundigte er sich nach dem Grund meiner Eile. Offen und ehrlich wie ich so bin, erzählte ich von den überteuerten Übernachtungspreisen und meiner Finanzsituation, denn  ich war gerade arbeitslos geworden.

Der Sinn der weiteren „befragenden “ Unterhaltung seinerseits blieb mir ein wenig verschlossen. Ob ich allein unterwegs sei? Ja! Ob ich denn keine Angst hätte? Kaum! Ob ich denn nicht auch Lust hätte, mich noch ausführlicher zu unterhalten?   Sicherlich!

Ergebnis: Er bot mir kostenlos sein Gästezimmer an, dass nur von den zu Besuch kommenden Kindern genutzt wird, freute sich bei einem mehr als anregenden Gespräch am Abend über Abwechslung aus der Hauptstadt und bereitete mir am nächsten Morgen ein gutes Frühstück. Ich schlief – nach all den Anstrengungen der langen Radetappe – wie ein Engel und hätten nachts irgendwelche Versuchungen vor der Tür gestanden – ich hätte sie verschlafen.

Am Morgen suchte ich mir einen im Rakubrand entstandenen Fisch aus, der immer noch einer meiner schönsten Reiseerinnerungen ist.

Das ist er:

Glotzauge, sei wachsam!

Und die Keramikwerkstatt ist hier im Netz zu finden und im Fotoblog sieht man einen Löwen auf dem Marktplatz in Waren, der wie dumm einen Brunnen umkreist.


60 Kommentare

Eine sehr ungewöhnliche Methode, …

einen Mann fürs Leben kennen zu lernen.

(Diese Geschichte schreibe ich für Heiko L. zu seinem 14. Todestag am 30. Mai 1996 und sie ist (leider) authentisch!)

Sommer 1993
Clara möchte ihr neues Herrenrad, das sie sich von dem Versicherungsgeld für das geklaute Rad gekauft hat, auf einer Fahrradtour von Münster zur holländischen Insel Texel und zurück erproben. Im Nachhinein wird diese Tour von allen Beteiligten nur noch die Chaos-Tour genannt werden.

Manchmal  nehme ich für mich das Sprichwort in Anspruch

Wo ich bin, da ist das Chaos, aber ich kann nicht überall sein

doch an dem jetzt kommenden Chaos bin ich nur zu einem Drittel beteiligt.

Gleich bei der Ankunft fällt ihr so ein „Typ“ aus Hamburg auf – drahtig, nicht zu groß, lausbubenhaftes Lachen im Gesicht. Da ihr Herz schon immer schneller für die Nord- als für die Südländer geschlagen hat, lässt sie sich in die ersten Flaxereien mit ihm ein. Lange Zeit später, beim Auswerten der Fotos aller Teilnehmer, werden sie feststellen, dass Clara + HH (Hamburg-Heiko) vom ersten Tag an unzertrennlich sind, immer höchstens 1 m voneinander entfernt stehen, sitzen oder fahren.

Nach einem gemütlichen  Eröffnungsabend, den CH+HH natürlich auf der gleichen Eckbank verbrachten, ging es am nächsten Morgen voll guter Laune los.

Leider verließ uns diese erst einmal, da wir ca. 20 km nach dem Start einen Toten hatten. Ein 49jähriger Teilnehmer bekam einen Herzinfarkt und die schnellste medizinische Hilfe konnte nach mehreren Defibrillatorenanwendungen  nur noch seinen Tod feststellen. Seine Frau war auch in der Gruppe. Wir verabschiedeten uns von ihr und dachten noch die ganze Fahrt an diese beiden. – Für die Gruppe war es besser, dass dieser Tod am ersten Tag passiert ist, als wir uns noch nicht kannten. Nach 14 Tagen entsteht ein recht guter Zusammenhalt und die Sympathien sind mehr oder weniger stark.

HH nahm mich beruhigend in den Arm, als ich wohl als erste ahnte, dass dieser Mann nicht mehr von der Straße aufstehen wird. – Die nächsten Tage verliefen ruhig, ohne Zwischenfälle, mit viel Sport (Tichtennis, Dart) neben der Strampelei auf dem Rad und mit viel Neckereien. Das Sprichwort von dem Necken und Lieben fing langsam an, konkreter zu werden. Dennoch wahrten beide noch die Contenance.

Dann näherten wir uns einem kleinen Ort in Holland. Der Fahrradleiter meinte – für alle gut vernehmlich in einer Pause: „Clara, in den nächsten Ort fahren wir nur deinetwegen.“ Ehre, wem Ehre gebührt, aber das fand Clara dann doch etwas übertrieben.  „Darf ich denn vielleicht erfahren, was mir diese ungeheure Ehre verschafft?“ , ließ sie ihr fragendes Stimmchen ertönen. „Da gibt es eine riesengroße Trampolinanlage, die größte in ganz Holland.“

Ihr leicht gekrümmter Zeigefinger

(manchmal ist es auch der Ringfinger, wenn der Zeigefinger mit Zigarette halten beschäftigt war) tippte sofort reflexartig an die Stirn, begleitet von den Worten „Du spinnst doch wohl! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich auf so ein Trampolin … …?“ Und instinktiv hatte sie sofort gespürt, dass diese Worte im Grunde genommen eine Lüge waren. Wie lange hatte sie schon davon geträumt, schwerelos auf so einem Ding herumzuspringen, auf den Popo zu plumpsen – na eben so, wie es die Artisten im Zirkus machen. Lediglich ein kleiner Unterschied: Clara ist keine Artistin, sie ist auch kein Artistenkind.

Als die ganze Gruppe geschlossen protestierte, kam so ein Gefühl wie Stolz und Neugier in ihr hoch. Ein wenig ließ sie sich noch bitten, dann machte sie sich sprungfertig.

Das Unglück nahm damit seinen Lauf, dass sie gezwungen war, ihre Turnschuhe vor dem Trampolin abzustellen und die Sprungfedern nicht ordnungsgemäß abgedeckt waren.

Hoch – runter – grätschen – anhocken – drehen – plumpsen. Bis hier ging alles gut. Doch dann eine ungeschickte Bewegung und ein Fuß landete in den Sprungfedern. Ein stechender Schmerz durchfuhr den Fuß – doch wer A sagt, muss auch B sagen, das beifallspendende Publikum will ja unterhalten werden. Der nächste Schmerz lässt auch nicht lange auf sich warten. Ausgleichende Gerechtigkeit – dieses Mal ist es der andere Fuß.

Was jetzt kommt, wagt sie kaum zu schreiben, da es an Dummheit und grenzenlosen Leichtsinn grenzt. Aber unter den Zuschauern war ja dieser eine aus Hamburg, den sie unbedingt beeindrucken wollte!

Also einmal kurz Schwung geholt zum Salto rückwärts – und ein kollektiver Aufschrei in der Zuschauerkulisse. Clara hat es zwar geschafft, Schwung zu holen – doch abgebremst hat sie diesen Schwung mit ihrer Halswirbelsäule auf dem ziemlich harten Rand.

Als dann dieser besagte Hamburger sofort mit seiner wärmenden Vliesjacke zur Hand und jeden Abend mit Eiswürfeln für beide lädierten Füße am Tisch stand, war alles nur noch halb so schlimm.

Der gebrochene Mittelzeh am einen Fuß, der gestauchte am anderen veränderte zwar die benötigte Schuhgröße um 3 Nummern nach oben und verhinderte, dass Clara laufen konnte. Sie konnte sich nur noch auf dem Fahrrad fortbewegen – und da wäre ein bequemes Damenrad mit tiefem Einstieg sicherlich bequemer gewesen. Aber ansonsten verheilte alles von allein, denn ein Arztbesuch war erst in Berlin wieder möglich.

Die gestauchte Halswirbelsäule wurde jeden Abend im Etappenziel mit 10minütigem „Abkochen unter der Dusche“ und einer Halskrause kuriert. Schön war, dass der Hamburger jetzt einen offiziellen Grund hatte, neben ihr zu fahren, denn irgendeiner musste ja nach rechts und links gucken können – Clara konnte nur stur geradeaus gucken und auf den Ausspruch warten: „Rechts ist frei“.

Am letzten Tag der Tour verunglückte noch ein Teilnehmer. Wir fuhren mit einer Draisine, die nicht vorschriftsmäßig gesichert war. Durch unglückliche Umstände fiel er vor dieses Schienenfahrzeug und wurde ziemlich stark verletzt.

Auf jeden Fall blieben Heikos Jacken- und Eisbeutelaktionen nicht ohne Folgen und wurden belohnt – jedenfalls fuhr Clara in der Zukunft 3 Jahre lang regelmäßig nach Hamburg oder bekam Besuch aus dieser schönen Stadt.

Leider machte 1996 eine tödlich verlaufende Krankheit der Liebe, der Fahrerei und den Zukunftsplänen ein Ende.

Zur Erinnerung an den heutigen Tag

Ein Gruß an HL habe ich, den ich fast jeden Tag vor Augen habe:

Wenn mich jemand fragt, warum ich mir nicht meine Initialen als Kennzeichen besorgt habe, erkläre ich: „Das heißt Hö…-Löwe“. Da das ganze Auto mit kleinen Löwen innen und außen verziert ist, stimmt das gewissermaßen sogar.

Der Mai scheint nicht der glücklichste Monat für Männer zu sein, die mich lieben.


15 Kommentare

„Hasch“ mich – ich bin der Wahnsinn!

Durch den Beitrag „Blauer Dunst“ wurde ich an eine zwar freiwillige, dennoch  sehr unangenehme  „Jugendsünde“ im zarten Alter von 51 erinnert.

Der Kalender zeigt September 1996. Clara nimmt an einer Fahrradtour mit lauter Jungvolk teil. Sie will und muss sich nach dem Tod ihres Liebsten im Mai erholen, auf andere Gedanken kommen und sich mit dem Fahrrad beweisen. Im bergigen Frankreich boten sich ihr besonders zu letzterem genügend Gelegenheiten. Viel jüngere Mitfahrer und wesentlich bessere Fahrräder bedeuteten Kampf und Selbstüberwindung vom ersten bis zum letzten Tourenkilometer – und diese Zahl war vierstellig.

Bar jeglicher Drogenerfahrung – wer verkaufte schon gegen Ostgeld Wunderdrogen? –  wundert und fragt sie sich, was da zwei junge Männer immer von einem schwarzen Stück raspeln, in ihrem Tabak verstecken und dann eindrehen. Warum diese Joints  nach vorn offener werden und nicht gleichmäßig rund wie Zigaretten sind, weiß sie bis heute noch nicht. Auf jeden Fall werden diese Tüten im Kreis herumgereicht und nach kurzer Zeit kichern alle; nicht nur die beiden jungen Männer bekommen größere Pupillen – bei allen wird der Blick ein wenig irritiert und irritierend.

Am Ende der Tour wollen alle eine „Hasch-Party“ feiern. Offensichtlich hatten sich die beiden zum Ziel gesetzt, mich an ihren pupillenvergrößernden Erfahrungen teilhaben zu lassen. – Da ich nicht rauchte, gab es im erweiterten Angebot  Hasch-Kekse und heißen Hasch-Kakao. Ich ließ mich überreden, trank einen, aß einen. Alle versicherten mir die Ungefährlichkeit dieser Substanz, nur jeder vergaß zu erwähnen, dass Hasch die allgemeine Grundstimmung verstärkt, in der sich der „Konsument“ momentan befindet. Kann diese Stimmung ca. 3 Monate nach dem Tod eines geliebten Menschen gut sein? Eher nein! Und so kam es auch. – Als ich bemerkte, wie eine Mitradlerin – wie ich auch Hasch-Neuling – aus dem Kichern gar nicht mehr rauskam, bedurfte es keiner großen Überredungskünste mehr, um mich zum Zweitkeks und zum Zweitkakao zu überreden – ich wollte auch mal wieder unbeschwert gackern, lachen, froh sein. – Und dabei sieht diese Pflanze so unschuldig und harmlos aus:

Kurz nach dem Genuss spielt das Gleichgewichtsorgan von Clara verrückt. Mit absolut klarem Kopf und unverknoteter Zunge kann sie zwar bestens diskutieren und debattieren, doch nicht „jonglieren“ – mit anderen Worten, sie könnte nicht auf einem Strich laufen. Noch viel weniger, sie kann gar nicht mehr laufen – so glaubt sie es jedenfalls. Den notwendigen Gang zur Toilette legt sie mit ausgebreiteten Armen zurück – immer in Bereitschaft, sich beim Stolpern oder Straucheln rechts oder links abzufangen.

Als sie dann weit nach Mitternacht endlich den Gang ins Bett wagt, geht der Hexentanz erst richtig los. Das Bett „verändert“ ständig seine Lage, fährt mit ihr Kettenkarussell, das Kopfende ist mal hoch oben und mal tief unten. Ständig tauchen irgendwelche Gestalten auf – na eben Halluzinationen vom feinsten.

Eklig wird es erst, als sie die anderen Truppenmitglieder vor der Tür reihern hört. Einerseits ist es ihr ein Trost, dass die anderen dieses Teufelszeug auch nicht vertragen, andererseits wird ihr von den K…geräuschen so übel, dass sie auch nach draußen gestürmt wäre, hätte das Bett nicht so gewogt und geschwankt.

Auch der strengste Drogengott hat mal mit jedem kleinen Sünderlein ein Einsehen – irgendwann deckte der Schlaf den Mantel über den Haschischrausch und die -berauschte.

Ein Blick vor, neben und hinter die Türen, an denen Clara nächtens die „Opfernden“ hörte und deren Handlungen bildlich vor sich sah, ergab: Nichts, absolut nichts. Alle hatten hervorragend geschlummert, keiner hatte seine Cannabisprodukte auf den Boden gespuckt und Clara war um eine Erfahrung reicher:

„Das brauchst du nie mehr wieder!“