… laut Duden ein dreiviertellanger Damen- oder Herrenmantel …
… der mir plötzlich und unerwartet als Geschenk ins Haus gekommen ist.
Ein Blogfreund, der zu seinen Arbeitszeiten viel reger im Netz unterwegs war als jetzt, wo er die Früchte seiner Arbeit als Rentner oder Pensionär genießen kann, war längere Zeit abgetaucht. Weder bei WhatsApp noch irgendwo anders konnte ich seine bayrischen bzw. fränkischen Weißwurst- oder Bierfotos finden. Einige Zeit fiel es mir gar nicht auf, doch dann plötzlich machte ich mir Sorgen, anfangs kleine, später größere.
Ich habe ja leider genügend Erfahrungen gemacht, wie Leute aus Bloggersdorf wegen ihres Todes nicht mehr hier vertreten sind. Noch größer wurden die Befürchtungen, als mein Handyanruf auch nicht funktionierte, weil es die Nummer nicht mehr gab. Dabei hätte es doch genügt, immer nur zu murmeln: „Unkraut vergeht nicht!“
Also suchte ich die Festnetznummer im Telefonbuch — und — hatte die etwas erstaunte Gattin am Ohr. Ich wurde (fast) auf Herz und Nieren geprüft, ob ich vertrauenswürdig genug sei, um als Anruferin an den gerade nicht anwesenden Gatten gemeldet zu werden.
Mir fielen wirklich drei Steine vom Herzen, als ich ihn kurze Zeit später am Ohr hatte. Durch die stark fränkisch gefärbte Aussprache verstehe ich zwar nicht alles, aber das war in diesem Moment nicht ausschlaggebend.
Kurze Zeit später bekam ich die Nachricht, dass ein Päckchen an mich unterwegs sei – keinerlei Andeutungen über den Inhalt.
Diese Sendung hatte es sehr, sehr schwer, in meine Hände zu gelangen. Es kam mit der Briefpost, passte aber nicht in den Briefkasten. Ich fand die Nachricht vor, dass ich es im weit entfernten Postamt ab 13:00 Uhr am nächsten Tag abholen kann.
Doch da traf ich mich mit meiner Tochter in Kladow, die auf dem Fahrrad Berlin umrundet und in keinem Verwandtenbett schlafen wollte, sondern lieber auf Zeltplätzen. Es waren sehr schöne und auch sehr lustige Stunden, die wir miteinander verbrachten, zum großen Teil im Biergarten oder beim Chinesen, da sie das sehr wertvolle Fahrrad mit allem Gepäck nicht längere Zeit ohne Aufsicht lassen wollte. – Für mich gab es eine ganz leckere Überraschung – nämlich kalten Hund.
Da die Post mit ihren kundenunfreundlichen Öffnungszeiten nur bis 18:00 Uhr sendungsausgabewillig ist, verstrich wieder ein Tag ergebnislos. Damit der absendende Blogfreund nicht denkt, ich will das Päckchen nicht abholen, erklärte ich die Situation.
Was lange währt, wird auch mal gut. Am nächsten Tag halte ich einen dicken, weichen, großen Umschlag in der Hand. Im Nebenraum des Postschalterbereichs reiße ich den Umschlag auf – und musste mich beherrschen, nicht laut zu juchzen – zumindest habe ich meine Freude über das Geschenk sofort telefonisch weitergereicht.
Als ich diese Fotos an den „Spender“ schickte, verlangte er nach einem lila Hut als damenhafte Ergänzung. Ihr kennt mich – damenhaft ist nicht bei mir. Ich schlug ihm diesen Hut vor, doch der wird auf meinem Kopf nicht das Straßenpflaster zu sehen bekommen.
Dieser Hut hat schon hexige Faschingszeiten mit mir gefeiert – da war er aber noch nicht so verblichen. – Einen anderen kann ich auch noch bieten
Doch am allerschönsten ist der letzte, denn er ist eine Erinnerung an meine Blogfreundin Lucie.
Aber jetzt ist Schluss mit der „Hüterei“ – der Mantel fiel dem Blogfreund in die Hände, als er die Wohnung seiner Schwiegermutter (90 Jahre) nach deren Tod ausräumen und in Ordnung bringen musste. – Mich hat es gefreut, dass auch andere betagte Damen lila mögen.