Claras Allerleiweltsgedanken


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Drei Mädchen und ein Junge …

… begegneten mir bei meinem letzten Britzer Gartenbesuch.

Das ist wohl nichts Außergewöhnliches und wahrscheinlich begegneten mir sogar noch viel mehr. Aber diese vier waren etwas Besonderes. Die Mädchen hatten sich wahrscheinlich den Jungen ausgeguckt, dass er der Mutigste sein musste, um mich anzusprechen. In fehler- und akzentfreiem Deutsch sprach er mich an – sein Migrationshintergrund war nicht zu übersehen. Ob ich Zeit hätte und ihnen bei der Erfüllung einer Hausaufgabe helfen könnte.

Sie sahen alle vier sehr sympathisch aus und ich willigte ein. Es ging darum, zu ermitteln, was die Kleidung gekostet hat, die ich trug. Die Armen, da waren sie ja bei mir genau an der richtigen falschen Adresse. Zahlen und Preise interessieren mich im Normalfall gar nicht, da ich immer so preiswert wie möglich einkaufe und keine Markenklamotten trage. Die Jacke, die ich um den Bauch gebunden hatte, machte eine Ausnahme – aber sie muss Mitte der 90er Jahre gekauft worden sein, denn Heiko war dabei.

Als sie mich genügend gelobt hatten ob meiner lila Brille und des lila Sweatshirts und auch die Jacke gut fanden, wurde ich immer aufgeschlossener und wir quatschten und lachten uns durch die Aufgabe.

Doch dann hatten sie eine für mich: Ich sollte von allen das Alter raten und die Herkunft. Als ich das erste Alter bei dem Jungen auf 12 schätzte und mitbekam, dass sie alle in eine Klasse gehen, kamen die Zahlen 11, 12 und 13 in Frage. Damit war ich also schnell durch.

Bei der Herkunft war es bei dem Jungen und einem Mädchen leicht. Aus Syrien konnten sie nicht sein, dafür sprachen sie viel zu gut deutsch, also tippte ich auf Türkei und lag richtig. Beide Kinder hatten ein türkisches Elternteil und ein deutsches. An das dritte kann ich mich nicht mehr richtig erinnern – ich weiß nur, dass alle vier ein deutsches Elternteil hatte.

Bei der vierten sagte ich ganz prompt: Du bist deutsch, denn viel deutscher kann man nicht mehr aussehen. Heftiger Protest scholl mir entgegen. Ein Elternteil war aus Polen und das Mädchen erklärte mir – wie auch die drei anderen – dass sie sich den anderen Pass besorgen wird, weil sie keine Deutsche sein möchte.

Leider konnten wir das nicht diskutieren, weil sie es eilig hatten, aber ich habe doch ein wenig geschluckt. Ich werde jetzt nichts weiter dazu ausführen, vielleicht schreibt ihr mir mal eure Gedanken. –

Hier kurz vor dieser Brücke am Modellbootteich standen wir und diskutierten. – Letztendlich hatte ich den Eindruck, alle wollten weg in das andere Land, aus dem der zweite Elternteil stammt.


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Die Tränen eines Kindes … RB

Vor noch nicht einmal einer Woche geschah in Paris ein schreckliches Attentat, dem viele unschuldige Menschen zum Opfer fielen. Ich schreibe diesen Vorspann am 8. Januar und hoffe ganz, ganz sehr, dass sich bis zum Veröffentlichungszeitpunkt nicht noch weitere Terrorakte ereignen, denn momentan – allerdings schon seit längerer Zeit – ist die Welt voller Hass und Krieg und Kummer und Not. – Deswegen erschien mir dieser Beitrag zum Rebloggen geeignet. Ich habe ihn gegen einen anderen getauscht, der für heute vorgesehen war.

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Link: Die Tränen eines Kindes sind wie Diamanten …

die uns in die Seele schneiden.

Dass es Wut-, Bock- und Schautränen bei Kindern gibt, können alle Mütter und Omas sicherlich heftigst kopfnickend bestätigen. Und das sind Tränen, die nicht ritzen oder schneiden, sondern gegen die sich die Mütter manchmal eher zur Wehr setzen müssen.

Doch ich meine die, die aus richtigem Kummer und Schmerz fließen.

Welche Gedanken mögen in einer Kinderseele sein, die erfährt, dass ein Klassenkamerad mit 8 Jahren an Meningitis erkrankt ist und der inzwischen beerdigt wurde. Viele Schüler aus der Schule begleiteten seinen letzten Weg.

Welchen Trost gibt es den Eltern und allen anderen, die “diesen kleinen Engel” so schmerzlich vermissen, wenn sie auf ein Wiedersehen nach dem Tod vertröstet werden?

Sehr Gläubige können den Ausspruch “Alle, die ihr mühselig und beladen seid, werfet all euren Kummer auf mich ...” vielleicht wirklich wörtlich nehmen und finden im Glauben Trost.

Im Fotoblog habe ich noch ein Bild eingestellt, dass mir wegen des Licht- und Schattenspiels der Sonne und des Lebens so ungeheuer gut gefallen hat. Im Leben geht oder wächst auch manches verquer, so wie hier dieser Baum.

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Mit welchen Worten kann ich ein Kind trösten, das gerade erfahren hat, dass sein Vater schwer erkrankt ist? Wenn es dann auch noch der Papa ist, der getrennt wohnt und der sowieso nur seltener besucht werden kann. Und jetzt ist es noch seltener. – Zum Glück haben Kinder einen gewissen Schutzmechanismus um ihre Seele, der sie manches dann doch eher vergessen lässt.

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Luxus

Bisher habe ich erst einmal über Luxus geschrieben, und zwar da. Ich finde es witzig, dass es fast auf den Tag genau 2 Jahre her ist, dieser Artikel. Geändert hat sich an meiner Auffassung nichts.

Wäre es zum Beispiel Luxus für mich, im Bioladen einkaufen zu können? Würde ich es tun, wenn ich über Geld nicht nachdenken müsste? – Doch wenn ich folgenden Aufsteller sehe, dann bekomme ich – gelinde gesagt – nur einen Schock. Rhabarber war lange Zeit mit das billigste „Obstgemüse“, das man sich vorstellen konnte, denn er verlangt keine besondere Pflege, keine aufwändige Ernte, wächst neben Kürbis oft an den bescheidensten Plätzen – und dann dieses Preis?

Wenn ich den Preis in DM übersetze, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Nicht nur bei diesem Beispiel denke ich, alle Preisgestalter haben einen Schuss an der Waffel.

Und jetzt das nächste übergeschnappte Beispiel. Ich sage immer: Was produziert wird, wird auch gekauft. Also:

Überlegt mal, 30,00 € oder rund 60,00 DM für eine Garnitur in farbiger Baumwolle – spinnen die? So schön könnten die Farben gar nicht sein, als dass ich je für eines meiner Lieblinge so viel Geld ausgebe.

Da gefällt mir der Luxus für alle in den gleichen Farben schon viel mehr. Gesehen auf der Landesgartenschau vor langer Zeit in Rathenow.

Und dann der absolute Anti-Luxus: Davon berichte ich übermorgen.

Im Fotoblog gibt es auch einen Glückwunsch.

 


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Zwei Zeitungsmeldungen

Heute haben mich zwei Zeitungsmeldungen ins Nachdenken gebracht.

Beim Arztbesuch lagen nur bunte Zeitschriften aus. Die Meldung

Jetzt hat sich auch das zweite Kind des ehemaligen Schahs von Persien und seiner Frau das Leben genommen.

hat mich aufgerüttelt. Vor einigen Jahren war es die Tochter, die trotz allen Reichtums mit dem Leben und seinen Umständen nicht fertig geworen ist, jetzt hat sich der ca. 50jährige Sohn erschossen. Sie sind offensichtlich mit der Vertreibung des Vaters und seiner Familie aus Persien und mit der nie mehr möglichen Rückkehr in ihre Heimat nicht fertig geworden. Ihr Leben hat sich in den letzten Jahren in tiefer Depression abgespielt. – In Kriegszeiten haben viele solch ein Schicksal erleiden müssen. Einer unter vielen zu sein macht einem dieses Schicksal vielleicht erträglicher als es das für Schahkinder ist, die vorhr mehr als elitär gelebt haben und dann plötzlich so hart in der Wirklichkeit angekommen sind.

Doch die zweite Meldung erschüttert mich noch mehr

Mörder von Mirco ist ein Familienvater mit drei Kindern, der nur mächtig von seiner Arbeit gestresst war.

Seit wann ist Arbeitsfrust ein Grund für Kinderquälerei? Sind Choleriker berechtigt, Kinder zu misshandeln, weil sie ja so ein überschäumendes Temperament haben?

Ich möchte jetzt nicht um das junge Leben von Mirco trauern, ich möchte mir keine Gedanken über die Motive des absoluten Machtmissbrauchs des Mörders machen: Nein, meine Gedanken und mein wirklich tiefempfundenes Mitleid gehört seinen Kindern. Zwei von ihnen sind in der Pubertät, wohnen in einem kleineren Ort. Könnt ihr euch dieses Spießrutenlaufen für sie vorstellen als Kinder eines Kindesmörders? Wenn man sie nur bespuckt oder verhöhnt, ist das bestimmt noch harmlos. Die Deutschen haben schon immer ein wenig zu Lynchjustiz und Sippenhaft geneigt. Diese Kinder können nichts, aber auch gar nichts für ihren Vater – aber das wird ihnen nicht viel nützen. Ich würde dieser Familie einen Umzug, einen Namenswechsel  und einen Neuanfang an einer ganz weit entfernten Gegend wünschen. Doch wie lange würde es dauern, bis sie irgend ein sensationslüsterner Reporter der fragwürdigsten Zeitungen wieder aufgespürt hat und die Hetzjagd geht von vorn los. – Vielleicht muss man so etwas wirklich nur von der Zeit vergessen machen und nicht so unter die Haut gehen lassen, dass man dann später auch Depressionen bekommt und Suizid begeht.


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Paradies à la Clara (11)

Jetzt, mit dem schnellen gelben Roller, konnte sie schon mal die Wochenmärkte abgrasen, um preiswertes – bitteschön nicht billiges sagen – Obst aufzutreiben. – Wie schnell sich das Leben außerhalb des Paradieses entwickelt hat, darüber konnte sie nur staunen. Wahrscheinlich war da schon vorher vieles da, wovon sie nur in ihrem abgekapselten Paradies nie was erfahren haben.

Aber die Zeiten, wo sie sich unter einen Erdbeer-, Himbeer- oder Kirschbaum stellen konnte und zugreifen, bis sich der Magen vorwölbte – die waren vorbei. Jetzt musste jedes Pfund oder gar Kilogramm hart erarbeitet werden. – Im Paradies musste man sich nicht mühsam nach Erdbeeren bücken oder von Himbeersträuchern zerkratzen lassen – nein, nein, dort war alles besser geregelt!

Also kaufte sie Kirschen nur noch paarweise – für jedes Kind ein Paar.