… und schlechte Sachen dabei trotzdem NICHT ausblenden
Als ich in der Gegend des Hauptbahnhofs herum geschlichen bin, um noch was Fotowürdiges zu finden, sah ich das:

Sachen aus Ziegelsteinen interessieren mich fast immer, da ich doch aus dem Wohnungsbau fast nur Plattenbauten kenne. Also ging ich einen riesigen Bogen an der Mauer entlang, um endlich einen Eingang zu finden. Ich kam an welchen vorbei, aber die waren in der Winterzeit geschlossen.
Auf der Suche begegneten mir Sachen, die ich als sehr trostlos und vor allem als absolut nicht menschenwürdig empfand. – Obdachlose auf Bänken, an Häuserwänden oder auf wärmenden U-Bahnschächten gehören ja in Berlin schon fast zum guten schlechten Ton.

Doch was ich dann sah, verschlug mir fast den Atem. In einer Ansammlung von schlechten Zelten hatten sich wohl Flüchtlinge oder andere Menschen niedergelassen, für die sämtliche Hygienevorrichtungen fehlten. Den schlimmsten Ekel-Schreck bekam ich, als ich die Toilettentür öffnete. Ein wenig war Blasendrang vorhanden – doch nach dem Öffnen und Ansehen dessen, was sich mir da zeigte, ist dieser für Stunden vergangen.
Nach diesem Schock wollte ich wissen, was es mit der Mauer um diesen riesigen freien Platz auf sich hatte. Das Wetter war vorfrühlingshaft sonnig und an den Rändern hatten sich einige Besucher niedergelassen.


Der Park ist zum Gedenken für die vielen, vielen Häftlinge in der Strafanstalt Moabit gedacht. Er nennt sich „Geschichtspark Zellengefängnis Lehrter Straße“ -im Grunde genommen war dort so etwas ähnliches wie ein KZ, in dem vor allem Juden, aber auch Sinti, Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen und andere Menschen, die den Nationalsozialisten nicht passten, untergebracht waren.
Der Güterbahnhof Moabit war ganz in der Nähe – und von dort fuhren die Züge in die Vernichtungslager. – Der auf der Mauer zu lesende Spruch war für meinen Fotoapparat viel zu lang – ich musste ein wenig stückeln.
Komplett lautet der Text:
Von allem Leid, das diesen Bau erfüllt, ist unter Mauerwerk und Eisengittern ein Hauch lebendig, ein geheimes Zittern …
Am besten von allen gesuchten Webseiten wird die Geschichte dieses Mahnmals hier gezeigt:
https://www.fortsetzungberlin.de/parks-gaerten-plaetze/parks-gaerten/geschichtspark-zellengef%C3%A4gnis-moabit/
Ich fand den Artikel sehr interessant, zumal er über die Verhältnisse der Gefangenen gleich nach dem Bau des Gefängnisses in den 1840er Jahren erzählt. Es wurde auf ganz strenge Einzelhaft ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit gesetzt, so dass die Suizidrate und die psychischen Erkrankungen enorm hoch waren. – In der Nazizeit waren Ernst Busch, Erich Mühsam, Erich Honecker und Wolfgang Borchert für kurze oder längere Zeit inhaftiert.
Nach 1989 wollten Verkehrs“experten“ den Tiergartentunnel genau über oder durch dieses Gelände führen – aber zum Glück gab es noch ein paar vernünftige Leute, die das verhindert haben.
Mehr Fotos habe ich dort nicht gemacht – ich fühlte mich wie bei der Besichtigung eines KZs – und fand es irgendwie unpassend, diese Leidensstellen zu fotografieren. In dem verlinkten Artikel steht mehr darüber.
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