Claras Allerleiweltsgedanken


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Aus aktuellem Anlass …

Heute gibt es kein Jammern und keine Witzeleien über Freitag, den 13., denn im Normalfall liebe ich diese so seltenen Freitage und besonderes Glück oder das Gegenteil davon kann einen am jeden Tag des Jahres treffen.

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So wie es den 31jährigen Staatsanwalt getroffen hat, der vor einigen Tagen bei einer Verhandlung in einem bayrischen Amtsgericht vom Angeklagten erschossen wurde.

Und das ist jetzt der Aufhänger für meinen Bericht.

Vor einiger Zeit zog ich los, um euch neues fotografisches Futter zu liefern. Ich wollte die wunderschöne Architektur im Landgericht Moabit fotografieren. Mir wurde jedoch gleich am Eingang durch einen Aushang verklickert, dass Fotoapparate und Handys verboten sind.

Ich ging rein, musste den kompletten Rucksack bei der Einlasskontrolle abliefern, wurde strenger untersucht als beim Fliegen oder beim Besuch der Bundestagskuppel und durfte mich dann umsehen – nur mit meinen Augen.

Ich beteuerte wahrheitsgemäß, dass ich keine knallende Munition wie hier rechts bei mir hätte:

Auf meine naive Frage wurde mir gesagt, dass hier die schlimmsten Verbrechen verhandelt werden und eine Fotoerlaubnis nur auf schriftlichen Antrag erteilt wird. – Nach solchen Vorfällen wie dem oben erwähnten ist die Berechtigung solcher Vorschriften nachvollziehbar. Dort war es ein Amtsgericht, dass keine Einlass- und Personenkontrollen durchführt.

Ich tröste euch jetzt mit einem Foto aus Berlin-Mitte – architektonisch nicht minder schön.

Die Wellen in den Medien schlagen ja in letzter Zeit hoch – es geht allgemein um deutsche Werte und Tugenden und deren Verfall, nicht nur bei unseren Politikern. Unsere Altvorderen konnten Recht und Gesetz sowohl buchstabieren als auch richtig schreiben – wir wissen heute – bedingt durch die Rechtschreibung, sehr oft nicht, ob Recht nun klein oder groß geschrieben werden soll – und ob Recht nur die haben, die auch das Geld dafür haben.

Vielleicht müssen wir alle deutsche Tugenden wieder ein wenig üben:


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Zwei Zeitungsmeldungen

Heute haben mich zwei Zeitungsmeldungen ins Nachdenken gebracht.

Beim Arztbesuch lagen nur bunte Zeitschriften aus. Die Meldung

Jetzt hat sich auch das zweite Kind des ehemaligen Schahs von Persien und seiner Frau das Leben genommen.

hat mich aufgerüttelt. Vor einigen Jahren war es die Tochter, die trotz allen Reichtums mit dem Leben und seinen Umständen nicht fertig geworen ist, jetzt hat sich der ca. 50jährige Sohn erschossen. Sie sind offensichtlich mit der Vertreibung des Vaters und seiner Familie aus Persien und mit der nie mehr möglichen Rückkehr in ihre Heimat nicht fertig geworden. Ihr Leben hat sich in den letzten Jahren in tiefer Depression abgespielt. – In Kriegszeiten haben viele solch ein Schicksal erleiden müssen. Einer unter vielen zu sein macht einem dieses Schicksal vielleicht erträglicher als es das für Schahkinder ist, die vorhr mehr als elitär gelebt haben und dann plötzlich so hart in der Wirklichkeit angekommen sind.

Doch die zweite Meldung erschüttert mich noch mehr

Mörder von Mirco ist ein Familienvater mit drei Kindern, der nur mächtig von seiner Arbeit gestresst war.

Seit wann ist Arbeitsfrust ein Grund für Kinderquälerei? Sind Choleriker berechtigt, Kinder zu misshandeln, weil sie ja so ein überschäumendes Temperament haben?

Ich möchte jetzt nicht um das junge Leben von Mirco trauern, ich möchte mir keine Gedanken über die Motive des absoluten Machtmissbrauchs des Mörders machen: Nein, meine Gedanken und mein wirklich tiefempfundenes Mitleid gehört seinen Kindern. Zwei von ihnen sind in der Pubertät, wohnen in einem kleineren Ort. Könnt ihr euch dieses Spießrutenlaufen für sie vorstellen als Kinder eines Kindesmörders? Wenn man sie nur bespuckt oder verhöhnt, ist das bestimmt noch harmlos. Die Deutschen haben schon immer ein wenig zu Lynchjustiz und Sippenhaft geneigt. Diese Kinder können nichts, aber auch gar nichts für ihren Vater – aber das wird ihnen nicht viel nützen. Ich würde dieser Familie einen Umzug, einen Namenswechsel  und einen Neuanfang an einer ganz weit entfernten Gegend wünschen. Doch wie lange würde es dauern, bis sie irgend ein sensationslüsterner Reporter der fragwürdigsten Zeitungen wieder aufgespürt hat und die Hetzjagd geht von vorn los. – Vielleicht muss man so etwas wirklich nur von der Zeit vergessen machen und nicht so unter die Haut gehen lassen, dass man dann später auch Depressionen bekommt und Suizid begeht.


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Zeitungsmeldung

(vor längerer Zeit):

42jähriger Mann tötet seine beiden kleinen Söhne und begeht danach Selbstmord. Die Ehefrau war vor einer Woche aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen.

Fragen:

  • Wieviel Wut, Enttäuschung, Jähzorn, Ausweglosigkeit muss sich in einem Menschen ansammeln, der zu solch einer Tat fähig ist
  • Was mag in der Frau vorgegangen sein, als sie von der Polizei benachrichtigt wurde?
  • Aus welchem Grund mag sie ihren Mann, vor allem aber ihre zwei kleinen Söhne allein gelassen haben?
  • Trifft sie eine (gerichtliche) Mitschuld, wenn sie leichtfertig die Familie verlassen hat?

Ich kann, und ich will es mir nicht vorstellen, wie man sich in solch einer Situation fühlt.