Claras Allerleiweltsgedanken


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Das Glück kann so ungerecht sein

Das wird jetzt keine Jammerorgie, dass andere gewinnen und ich leer ausgehe. Da ich weder in einer Lotterie noch bei anderen Geldgewinnspielen mitmache, hätte es das Glück auch sehr schwer, mir was in den Schoß zu werfen. Ich schone auch lieber die Bäume und verzichte auf jegliche Werbung im Briefkasten, so dass ich Sonderaktionen nicht mitbekomme.

In der Nähe wurde ein ALDI-Markt umgebaut. Zur Wiedereröffnung versprach man den ersten 100 Kunden jeweils einen Gewinn. Nach Erzählung einer Bekannten waren das einige Einkaufsgutscheine, Obstkörbe, Kaffeepackungen und andere recht lukrative Gewinne.
Und es gab einen Hauptgewinn = 500,00 € für Einkäufe – gestückelt in 10 Einzeleinkaufsgutscheinen.

Diese Bekannte ist sich im Normalfall zu gut für ALDI, es ist einfach nicht ihr Niveau. Bei Edeka oder Reichelt findet sie die Kundschaft, mit der sie lieber spricht als mit denen bei ALDI. Ca. 4 bis 6 mal im Jahr fährt sie mit Mann auf einem Kreuzfahrschiff der besseren Klasse. Wochenendurlaube in Hotels und Kurzurlaube anderer Art füllen das restliche Jahr. Eigentlich ist sie krankgeschrieben, schon seit Monaten, doch reisen tut ja der Gesundheit gut. – Das nötige Kapital für all diese Unternehmungen haben drei fette Erbschaften geliefert, für die sie allerdings wirklich was getan hat.

Ihr ahnt es schon, ihr wisst es förmlich schon: Sie hat den 500,00 € Gutschein gewonnen.

Das hätte ich ja noch hingenommen, wenn sie nicht ewig lamentiert hätte, dass sie gar nicht weiß, was sie 10 mal für 50,00 € dort einkaufen soll, denn Restgeld wird nicht ausgezahlt. Und da sie ja so oft verreist, weiß sie gar nicht, wie sie das Geld unter die Leute bringen soll, da wohl nur eine begrenzte Frist zur Einlösung zur Verfügung steht. Und die Wurst von dort schmeckt doch nicht so richtig und der Käse ist auch nicht nach ihrem Geschmack und so weiter und so fort – als ich dann aber sagte, dass sie einige Gutscheine doch einer kinderreichen Familie schenken kann, gab es Empörung hoch drei.

Wie heißt das Sprichwort: „Lieber den Magen verrenkt als den Armen was geschenkt“.

Ich glaube, ich hätte das gemacht – 200,00 € hätte ich behalten und für den Rest hätte ich Leute gesucht, die es dringender bräuchten als ich.

Ich werde mal in Erfahrung bringen, ob bei ALDI (so wie bei LIDL) die Möglichkeit besteht, gekaufte Lebensmittel für die Tafel zu spenden. Mal sehen, was sie zu diesem Vorschlag sagt, falls er realisierbar ist.

Und dann fand ich noch etwas anderes besonders „Glück-ungerecht“. Die jungen Promoterinnen teilten den Kunden einen Stoffbeutel zu, in dem das Rubbellos enthalten war. Sie bekam einen schwarzen Beutel, den sie so trist und so langweilig fand – sie wollte unbedingt einen grünen haben, den sie auch bekam. Dort war dann das 500,00 €-Rubbellos drin. Was könnte ich  sofort sagen: „Der Teufel sch…. immer auf den größten Haufen.“

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In einem Blog gab es Diskussionen über Politik mit Unterthema „Nazis“ und Flüchtlinge. Dass diese Leute, die Unterkünfte für Asylbewerber anzünden und mit Molotowcocktails bewerfen, von vielen als Nazis bezeichnet werden, ist doch irgendwie nachvollziehbar. Man kann natürlich auch Rechtsradikale oder Linksradikale sagen. Aber gerade dieses Anzünden erinnert an das Dritte Reich, wo nicht nur Synagogen abgefackelt wurden, auch die Wohnhäuser der Juden wurden demoliert. Ich sehe da keinen so großen Unterschied zu heute!

Durch meinen langjährigen Kinderdienst, den ich für 5,00 € die Stunde verrichte, bin ich ja schon in unendlich viele Haushalte gekommen. Bei wirklich bedürftigen Müttern würde ich sogar umsonst arbeiten. Doch die zum Teil sehr wohlhabenden Eltern müssten verpflichtet werden, das eingesparte Geld, was sie für einen normalen Babysitter bezahlen müssten, an soziale Projekte zu überweisen. Es gibt unzählige davon – und alle werden gebraucht.

Die Kinderzimmer platzen vor hochwertigem Spielzeug. Und so zu Ostern wird mal gerade von dem einen Elternteil eine neue Carrera-Rennbahn rübergereicht – was das andere Elternteil geschenkt hat, wollte ich gar nicht mehr wissen.

Das ist so ungerecht. Auf diesem aus dem Prospekt von „Aktion gegen den Hunger“ abfotografierten Bild sieht man eine Großmutter, die ihr schwer mangelernährtes Kind in die Sozialstation bringt, damit ihm geholfen werden kann. Die Mutter des Kindes ist schon gestorben.

Und wir in Deutschland? Wie viele von uns schwimmen im Überfluss, würden das aber nie so bezeichnen.

Ich muss es immer und immer wieder betonen: Aus der DDR sind zwischen 1961 und 1989 ca. 1,3 Millionen Menschen in den Westen gegangen. Und wenn es hoch kommt, waren 5 % davon politisch verfolgte Flüchtlinge, alle anderen muss man wohl auch als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnen, die ein Leben an den besseren Fleischtöpfen haben wollten.