Claras Allerleiweltsgedanken


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Retrospektive 1975 – 85 (4)

Bleibt das jetzt so, dass mir zum Beginn eines neuen Artikels ein Nachsatz zum vorhergehenden einfällt? Es ist der Vergesslichkeit einer „älteren Dame“ geschuldet.

Am 17. lief in 3SAT der Film „Zwei Tage Hoffnung“ – er zeigte die Geschehnisse am 17. Juni in Berlin mit der brutalen Niederschlagung durch russische Soldaten. – Für mich war besonders ergreifend, dass diese Straße, die der Ausgangspunkt des Aufstandes war, genau die ist, in der ich von 1985 bis 2000 gewohnt habe – die ehemalige Stalinallee. – Leider ist der Film nicht in der Mediathek – ich hätte ihn gern noch einmal gesehen.

Das Jahr 1968 war nicht nur das Geburtsjahr unserer Tochter, sondern da bewegte der „Prager Frühling“  viele Gemüter in Ost und West. Der Gatte war gerade Bausoldat – das sind Soldaten, die den aktiven Dienst an der Waffe verweigerten – und überall schlugen die Wellen hoch. In der CSSR wollte die Führung unter Dubcek eine Liberalisierung durchsetzen. – Und auch hier vereitelte das in erster Linie die Sowjetunion, der ich ja im vorigen Artikel die Haupt“schuld“ am Bau der Mauer gebe. – Jetzt zum aktuellen Gechehen.

Es geht um die Zeit zwischen 30 und 40 –

also schon mehr als erwachsen in den Jahren von 1975 bis 1985

Mit diesem Foto will ich den Reigen eröffnen – so sieht sich Clara in dieser Zeit. Und da ihr mich damals alle noch nicht gekannt habt, könnt ihr gar nicht widersprechen.

Wohnungsmäßig spielte sich alles auf der Fischerinsel ab – in der Retrospektive eines der schönsten Wohngebiete, wo ich je meine Zelte aufgeschlagen habe. Das untere Foto hätte eigentlich schon beim letzten Beitrag erscheinen sollen, denn wir haben diese Wohnung in der Fischerinsel 6 in der 6. Etage mit einer Kinderanzahl von zwei und einer Zimmeranzahl von zwei 1970 bekommen. – Natürlich war es überall zu eng und zu wenig Platz – aber es war die erste eigene Wohnung mit allem Komfort, den sich damals ein DDR-Bürger wünschen und vorstellen konnte. Das schönste für mich war der Telefonanschluss, der damals kaum mit Gold aufgewogen werden konnte. – Es war zwar ein sogenannter „Doppelanschluss“, aber ich glaube, mein Telefonpartner musste oft länger als ich auf eine freie Leitung hoffen oder warten, denn ich habe leidenschaftlich gern telefoniert.

Der Umzug in die richtige und familiengerechte Wohnung erfolgte 1981 – die Querelen dazu will ich hier nur verkürzt ausbreiten. – Die erhoffte Zuweisung einer größeren Wohnung über die Arbeitsstelle meines Mannes klappte nicht – und er wollte weder im Tausch gegen unsere super gefragte Vollkomfortwohnung auf der Fischerinsel in eine Altbauwohnung außerhalb des Zentrums oder gar mit Ofenheizung ziehen. – Also kamen wir, besonders ich, auf eine sehr absurde Idee – aber ich habe in dieser Enge sehr gelitten, denn ich habe nebenbei einige berufliche Weiterbildungen gemacht und hätte oft mehr Ruhe gebraucht. – Über eine „Pro-forma-Scheidung“ 1978 mit der entsprechenden Familienteilung bekamen wir die Zuweisung von seiner Arbeitsstelle für eine neue Zweizimmerwohnung in Marzahn – ganz dicht an dem später sehr bekannten Gelände von „Die Gärten der Welt“.

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Retrospektive 1965 – 75 (3)

Zwischen 20 und 30 wird geheiratet – 1965-1975

und damit der nicht sehr beliebte einsilbige Familienname getauscht – und seitdem gibt es (im übertragenen Sinne) Clara Himmelhoch. Aber in diesen 10 Jahren passiert noch viel, viel mehr. Mehr oder weniger wisst ihr natürlich schon, dass zu einer Ehe meist auch Kinder gehören.

Aber zuvor in chronologischer Folge:
Meine Mutter hätte bestimmt nicht unsere Hochzeitsfeier finanziert mit dem Mann, den ich bei meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin in Dresden eben dort kennen gelernt habe, wenn ich nicht vorher eine Berufsausbildung abgeschlossen habe. Dass mit dieser politisch schlechten Beurteilung und KEINER Mitgliedschaft in der FDJ trotz sehr guter Zensuren kein vernünftiger Studienplatz möglich war, begriff sogar ich, wenn auch zähneknirschend. Ich dachte, besonders pfiffig zu sein, und wollte über den Umweg der Physiotherapeutin das Hochschulstudium zur Medizinpädagogin vorbereiten. So naiv ist Clara mit 19 Jahren. – Zum Glück hatte ich auch dort eine supersupergute, ganz junge und ganz hübsche Lehrerin, die meine Gesinnung sehr gut kannte. Sie lud mich nach Hause ein und sagte: „So, du stehst jetzt Ende April vor deiner Studiengruppe und teilst ihnen mit, dass sie sich am 1. Mai um 9.00 Uhr zur Maidemonstration einzufinden haben.“ – Ich fing an zu lachen und meinte: „Ich war so gut wie noch nie zu so einer Veranstaltung, da kann ich doch die Studenten nicht dazu auffordern 🙂 😉 “ – Und daraufhin ihre richtige Schlussfolgerung: „DU kannst in diesem Staat keine Lehrerin sein – die schmeißen dich gleich im ersten Jahr raus, falls du überhaupt durchs Studium kommst!“ – Wo sie recht hat, hat sie recht – und ich habe es gelassen.

Meine Ausbildung war im Februar 1967 beendet und bis zum Schwangerschaftsurlaub im Oktober 1968 arbeitete ich in Dresden.

Hier geht Clara (1966) gut behütet auf die Pirsch, denn der lang betrauerte erste Liebhaber muss ja irgendwie und irgendwann ersetzt werden. Das ist ein Foto mit Raritätswert, denn ganz selten im Leben habe ich ein Kostüm getragen – einen Hut noch viel seltener.

Jetzt vergleiche ich mich mal wieder mit Blumen. Da ich zweimal geheiratet habe, gibt es auch zwei Rosen für mich – eine für das Standesamt im Oktober 1967 und eine für die kirchliche Trauung im April 1968.

Bei dem ersten Rosenfoto in der Galerie soll der kleine weiße Pfeil anzeigen, dass bei der Hochzeit schon ein Miniableger dabei ist. Damals war man wegen des Geschlechts bis zum Zeitpunkt der Entbindung ahnungslos.

Und da wir in der DDR ohne Kinder sehr schlecht zu einer Wohnung kommen konnten, hatten wir sicherheitshalber schon nach der standesamtlichen Trauung den Grundstock für unsere Tochter gelegt. – Als später mal eine erzkatholische Tante, nach der unsere Tochter ihren Zweitnamen bekommen hat, die Vorarbeit für eine große Familienchronik leistete, musste unbedingt das Datum von der standesamtlichen Trauung eingetragen werden, damit es nicht etwa nach einem unehelichen Kind aussähe. – Die Leute haben Probleme – im Osten war man damit weitaus lockerer.

Ist unser Ende 1968 geborener „kleiner Buddha“ nicht köstlich anzusehen – die immensen Begabungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zeigten sich nicht gleich nach der Geburt, aber unwesentlich später.

Und als dann der Kronprinz im März 1971 folgte, war endlich der Weg in eine kleine Neubauwohnung mit zwei Zimmern und 47 m² frei – wir bekamen diese Wohnung, weil die ehrenwerten Parteigenossen höherer Dienstgrade so eine kleine Wohnung verschmähten. (Fotos weiter unten!)

Standesgemäß haben beide Kinder die typische „Himmelhoch-Nase“, die wie eine Steckdose aussieht, in die man beide Finger hineinstecken kann. – Sie wuchsen ziemlich problemlos auf, um schulische Dinge musste ich mich so gut wie gar nicht kümmern. Der Sohn hätte eifriger sein können, aber er hat seinen Weg gemacht.

Jetzt noch ein bisschen family auf Fotos. Weihnachten war die Oma der Kinder = meine Mutter abwechselnd bei uns zu Besuch oder wir sind nach Görlitz gefahren. Die große Schwester liebte ihren kleinen Bruder herzinniglich, aber dem war das manchmal zu viel Fürsorge.

Und wie sieht alles in der Blumensprache aus? – Clara mit ihren zwei Kindern – erst mit den kleinen, später mit den schon etwas größeren.

Das letzte Foto habe ich „Kinderfütterung“ genannt.

Gewohnt haben die Himmelhochs auch irgendwo – zuerst nach der Hochzeit getrennt, da der Geldverdiener in Berlin gearbeitet hat und die Mutter mit ihrem Kind noch in Görlitz in der Wohnung der Mutter/Oma Quartier hatte, um nicht unter der Brücke schlafen zu müssen. Die Oma war selig und glücklich, dass sie so einen direkten Zugang und besten Draht zu dem Enkelkind hatte. Dieses Glück hat nicht jede Oma, u.a. ich nicht.

Als dann der Sohn unmittelbar vor dem Schlüpfen war, bekamen wir die schon mehrfach erwähnte Zweizimmerwohnung auf der Fischerinsel 6 – und wir waren selig hoch drei.

Bis bald mal wieder!

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Rein fakultativ: Clara und Politik

Morgen jährt sich der „17. Juni 1953“ zum 69. mal. Es könnte sein, dass Ältere westliche Leser mehr darüber wissen als die aus dem Osten – denn dieses Thema wurde in der DDR nicht behandelt und nicht diskutiert. Internet gab es nicht, westliches Fernsehen war in einem großen Teil des Landes nicht zu empfangen, wenn überhaupt schon jemand Fernsehen hatte.

Ich war acht Jahre alt und habe von den Geschehnissen, die auch in Görlitz zu merken waren, sehr wenig mitbekommen. Nur später kam immer eine ältere Dame zu uns zu Besuch, deren Sohn wegen dieser Ereignisse bzw. seiner aktiven Teilnahme daran im „Gelben Elend in Bautzen“ saß – einem der großen Stasigefängnisse der DDR.

Ob in Görlitz auch russische Panzer auffuhren, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall waren sie in Berlin vorhanden. Ich wohnte von 1985 bis 2000 in einer Wohnung auf der früheren Stalinallee – eine Wohnung mit allem, was man sich wünschen konnte.

Erst durch Recherchen habe ich erfahren, dass von diesen Bauarbeitern und ihrer Unzufriedenheit mit den Bedingungen die Unruhen zum 17. Juni ihren Anfang nahmen.

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Diesen jetzt folgenden Text habe ich zum gestrigen Artikel einer Leserin geantwortet, weil ich immer wieder bemerke, dass „der Westen“ einen ganz anderen Blick auf „den Osten“ hat als viele der Leute, die dort gewohnt haben. Also jetzt mein langer, langer Kommentar – so politisch habe ich mich lange nicht geäußert, weil Politik nicht mein Ding ist.

Den Mauerbau kann man nur im ganz großen Zusammenhang sehen – durch das Viermächteabkommen war der Teil der späteren DDR an Russland gefallen – an das Land, das im Krieg die größten Verluste erlitten hat durch den Überfall der Deutschen, die ja ohne Wenn und Aber diesen Krieg begonnen hatten.
Die spätere Bundesrepublik mit den Amis, den Franzosen und den Engländern hatten die besser gestellten „Verlierer“ abbekommen, denn u.a. hat sich der Krieg wohl nicht eine Minute auf amerikanischem Territorium abgespielt.
Deswegen hat die Bundesrepublik Aufbauhilfe in verschiedenster Form bekommen – die DDR dagegen musste Reparationskosten an die Sowjetunion zahlen.
Fast alle Länder ostwärts der DDR gehörten zum sozialistischen Lager. Und da wollte die damalige Führung der UdSSR nicht dran rütteln lassen.
Der politische und vor allem wirtschaftliche Unterschied zwischen Bundesrepublik und DDR wurde immer gravierender. Das, was sich Kommunisten oder Sozialisten unter Sozialismus gewünscht oder vorgestellt hatte, klappte nicht, KONNTE mit so einem Nachbarn wie der Bundesrepublik gar nicht klappen, da der Neid oder die Besitzgier ALLER Menschen größer ist als ihr Duldungsvermögen. Deswegen gingen so viele aus der DDR weg, nachdem sie kostenlos bis zum Abitur und wahscheinlich auch noch kostenlos studiert hatten. Es glaubt wohl jeder, dass das ein riesiger wirtschaftlicher Schaden für den Osten war.
Ich bin fast der Meinung, dass der Mauerbau gar nicht vorrangig die Idee der DDR-Politiker war, sondern dass es der Auftrag der Sowjetunion gewesen ist. Sie konnten dieses WICHTIGE Land an der Grenze zum kapitalistischen Wirtschaftssystem nicht aufgeben und wollten es natürlich auch nicht.
Am 13. August waren sehr, sehr viele russische Panzer in Berlin zu sehen – 1953 wahrscheinlich auch schon. Die DDR war für die Sowjets das deutsche sozialistische Flaggschiff, das weder den Kurs noch den Kapitän und die Fahne wechseln DURFTE. Es gab in deren Augen gar keine andere Möglichkeit als eine Mauer. – Was machen denn die reichen Amis mit ihrer Abtrennung zu Mexiko – und da ist es nicht halb so prekär wie damals.
Ware die Mauer nicht gebaut worden, hätte es vielleicht schon 20 Jahre früher eine Einverleibung der DDR gegeben, denn dann wäre das Land so runtergewirtschaft gewesen, dass man kaum noch von einer Einigung hätte sprechen können.
Und es hätte durchaus sein können, dass die DDR die jetzige Ukraine geworden wäre – mit Krieg und allem anderen drumherum. Die russische Führung war wohl nur in der Zeit von Gorbatschow etwas einsichtiger und verhandlungsbereit, alle anderen waren solche Hardliner wie jetzt Putin.
Und ob das die bessere Lösung gewesen wäre, wage ich anzuzweifeln.
In meiner gesamten Familie war nicht ein einziger in irgendeiner DDR-Partei, auch nicht bei den Blockparteien. Und Vorteile hatten wir nicht, weil ich politisch schlecht angesehen war und mein Ex z.B. Wehrdienstverweigerer war.
Aber erst nach 1990, als ich gleich und sofort NUR westliche Arbeitgeber hatte, begriff ich wirklich den Unterschied.
Die Politiker der DDR standen mir nicht so nahe, dass ich täglich drei Schimpfkanonaden auf sie herab prasseln lassen wollte. Die Stasileute in der Umgebung kannte man, so dass ich wusste, wo ich mich ein wenig vorsehen musste.
Aber ich konnte jederzeit gegen einen unfähigen Chef oder Gruppenleiter oder oder oder opponieren. Im äußoersten Bedarfsfall, falls sich gar nichts änderte, konnte ich auch die Arbeitsstelle wechseln, ich habe immer eine neue bekommen, meist eine bessere.
UND ALLES DAS war 1990 anders und hat mich weitaus mehr getroffen und vor allem arbeitslos gemacht.
Der erste Chef, wo ich fast 10 Jahre gearbeitet, habe, schmiss mich mit einer sehr fadenscheinigen Begründung raus, weil er eine vollkommen ungerechtfertigte Abmahnung zurück nehmen musste. Und das passiert doch einem HERRN DR. MARX nicht – im ersten Gespräch hat er mich begrüßt mit: „So unverschämt kann nur eine Frau aus dem Osten sein!!!“ – Und mein ganzes „Vergehen“ bestand darin, dass ich eine Stunde mit einem ehemaligen Computerfreak telefoniert habe, um meinen Computerfehler zu beheben, weil der Betriebstechniker erst in drei Tagen hätte kommen können.
Und da er sich dann auch noch vor dem Arbeitsgericht mit mir um meine Abfindung bis aufs Blut gestritten hat, war der westliche Arbeitsmarkt für mich unten durch.
Danach hatte ich noch drei westliche Arbeitsstellen, die immer nur das Geld vom Arbeitsamt für Langzeitarbeitslose haben wollten. Einer davon war ok, die beiden anderen so grottenschlecht, dass es mir jeden Tag übel war, wenn ich zur Arbeit musste.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass der BND oder ähnliche Einrichtungen auch nicht schlecht im Überwachen von Personen sind, die sie nicht für ganz koscher hielten.
Meine Stasiakte habe ich mir angesehen – ich dachte, sie wäre schlimmer. Vielleicht war der schlimmere Teil in Görlitz oder Dresden gespeichert, aber mir war die Lust vergangen.
Wenn du mich fragst, ich bin besser damit zurecht gekommen, eine Arbeit zu haben und meine Chefs „erziehen“ oder „beschimpfen zu können als mich jetzt hinzustellen und sagen, unsere Politiker sind zum großen Teil Nullen, Nichtsnutze oder Profiteure von der gesamten Lage.
Das War das Wort zum Dienstag – vollkommen unkorrigiert und nicht noch einmal gelesen.


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Retrospektive 1955 – 65 (2)

Wichtiges in Claras Leben – von 1955 bis 1965

Im Alter zwischen 10 und 20 passiert ja so einiges im Leben, auch Clara konnte sich diesen Lebensaus- und -einwirkungen nicht entziehen.

Heutzutage ist wohl die Bezeichnung Teenie auch nicht mehr die modernste, aber uns nannte man damals wohl ab 13 noch Backfische, was ich ja noch viel schrecklicher finde. Wikipedia sagt schlicht und ergreifend das dazu: „Backfisch ist eine – heute veraltete – Bezeichnung für heranwachsende Mädchen im Jugendlichenalter.“

1955 ging ich zuerst in die dritte und nach den großen Ferien in die vierte Klasse der Melanchthonschule. Für mich war die Grundschulzeit mehr als entspannt, da gab es noch keine politischen Querelen. Der Klassenlehrer von der zweiten bis zur vierten Klasse hatte ziemlich ausgeprägte pädophile Züge, denn er holte sich kleine Mädchen während des Unterrichts auf seinen Schoß. Leider zählte ich auch zu seinen Auserkorenen. – Ging es mit diesem Knickerbocker tragenden Ekel noch gut, wäre ich um Haaresbreite einem anderen Kinderschänder zum Opfer gefallen. Er kam mit Krücke humpelnd auf mich zu und bat mich, einen Brief bei einer Familie in der vierten Etage in den Briefkasten zu werfen. Hilfsbereit machte ich das – doch als er mir gut laufend hinterher kam und mir durch das Treppengeländer unter den Rock fasste, konnte ich im letzten Augenblick flüchten. – Hättet ihr das als kleines Mädchen euren Müttern erzählt? Ich nicht! –  Auch von dem „Schwänzchenzeiger“, der meiner Freundin und mir immer wieder an der Straßenbahnhaltestelle seine „Pracht“ zeigen wollte, haben wir beide nichts zu Hause erzählt.

Barbara behauptet, dass ich schon in den ersten Klassen so kühn und frech keck gewesen wäre, während des Unterrichts mit dem Popo auf der Bank hinter mir zu sitzen – in der vorletzten Reihe war das machbar, aber nicht vorstellbar. Ich denke, sie irrt 🙂 😉

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Mir ist leider zu spät noch einiges zum ersten Artikel eingefallen, das kommt jetzt. Hatte ich erwähnt, dass ich wegen Kriegsereignissen (Evakuierung Anfang 1945 aller Frauen aus Görlitz nach Bayern, weil die Stadt „platt gemacht“ werden sollte) – so dass ich in Metten Ndb. geboren wurde. Durch den Unfall meines Vaters ging es Hals über Kopf nach Görlitz zurück. – Und ich weiß bis heute nicht, was besser oder schlechter gewesen wäre: in Bayern unter der CSU oder im Osten unter der SED aufzuwachsen 🙂 😉

Drei Fotos reiche ich auch noch nach – dann ist das mit der Schultütenanzahl geklärt. Ihr seht, neue Schuhe konnte sich meine Mutter für mich nicht leisten.

Klein-Katholen-Kinder = KKK gingen ja schon mit 9 Jahren, also 1954,  zur Erstkommunion, damit sie nicht schon vorher auf den Pfaden der Sünde gewandelt sind. – Und meine Zöpfe sind immer noch so dünn, aber beschleift, natürlich in reinem Weiß – wie ich!

Und dann habe ich noch ein Foto von meiner Oma gefunden, die mich immer so verwöhnt hat. – Wer für diese verschwommene Aufnahme die Verantwortung trägt, möge sich bitte melden.

Übrigens – sie ist genau heute vor 44 Jahren gestorben, sie ist 1888 geboren und wurde 90 Jahre alt.
Ob sie auch Schnapszahlen liebte?

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Meine Fritz!Box spielt „Dornröschen“

Beim letzten Doppelkopf-Spielabend habe ich – wie immer an diesem Tag – eine Sendung verpasst, die ich gern sehen will. Ich war frohgemut und guter Dinge, denn ich hatte ja das Modem „an die Leine gelegt“, sprich, mit einem LAN-Kabel verbunden. Infolgedessen erwartete ich natürlich einen exzellenten Mediathekempfang. Ich hatte das Modem noch einmal umgeräumt, damit es nicht an der großen Steckdosenleiste hängt, die ich nach der Computernutzung abstelle. Modem und Telefon stehen jetzt auf dem Kissen, das unmittelbar an die Wohnzimmerwand grenzt.

Hoffnung keimte in mir auf, als der ganz normale Grundbildschirm der ARD-Mediathek auf dem Fernsehbildschirm erschien – das hatte ich nicht unbedingt immer bekommen. Ich konnte innerhalb der in vordersten Front gespeicherten Beiträge wählen und war dort, wo ich hin wollte.

Und weiter ging es mit der Freude: Der recht lange Vorspann wurde mit „tösendem Ton“ abgespielt – denn dort ist es wie mit der Werbung – es ist lauter als die normale Sendung.

Und dann fing es an. Nach ca. einer Minute fror alles auf dem Bildschirm ein – es war wie bei Dornröschen, als alle mitten in ihrer Bewegung einschliefen. Auch hier war es so – die eine Schauspielerin blieb mit offenem Mund zu sehen. – Gut, es war kein 100jähriger Schlaf, aber viele viele Sekunden dauerte es, bis sich alles wieder bewegte. Doch leider, auch das wieder nur für kürzeste Zeit. Das wäre vielleicht so weiter gegangen, bis sich das 45 Minuten dauernde Filmchen mit langer Zeitverzögerung bis zum Ende durchgestottert hätte.

Natürlich brach ich die Sache ab und wiederholte es – der gleiche Effekt. Interessant war, dass eine Sendung von Phönix exzellent und störungsfrei wiedergegeben wurde. – Also Kabel an beiden Stellen wieder raus und per WLAN versucht – da war schon der Grundaufbau gestört.

Am nächsten Morgen versuchte ich es erneut. Es war eine Zeit, wo kaum jemand aus dem Bett ist, geschweige denn vor dem Fernseher sitzt. Und es ging störungsfrei bis zur ca. 10. Minute. Da musste ich leider abstellen, da ich einen Termin hatte.

Also schrieb ich an Vodafone einen Brief mit der Bitte um ein neues Modem – mal sehen, wie es sich entwickelt.

Und damit „Dornröschen“ ungestört schlafen kann, habe ich an einer Stelle des Fensters eine „Rosenhecke“ gepflanzt.

 


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Auf Wunsch einer einzelnen Dame …

… besuchen wir heute gemeinsam den Britzer Garten

(du beachtest bitte sehr, dass ich diesen Beitrag für dich an einem 7.7. veröffentliche)

Die gezeigten Blumen sind jetzt wahrscheinlich nicht mehr taufrisch, aber als Fotos konnte ich sie sehr gut konservieren. Die Aufnahmen sind nämlich schon ein paar Tage alt, denn bei großer Hitze und niedriger Bewegungslust durch fehlenden Antrieb rolle ich nämlich nicht maskiert im Bus zum Britzer Garten.

Gleich hinter dem Eingang links liegt Entenhausen. Da ich mal nachsehen wollte, ob mir Donald Duck von seinen Geld- oder Goldbergen was abgibt, damit ich stärker bedürftige Leute unterstützen kann, habe ich ihn gesucht. Aber sein Wachpersonal hat mich nicht zu ihm gelassen. Die drei „Herren“ waren sich gerade uneinig, ob sie eine Runde Entenskat kloppen wollen oder lieber eine Entendame einladen, um sich zu einer Doppelkopfrunde aufzurüsten. – Sie kamen zu keiner Einigung und separierten sich wieder.

Leider konnte ich ihr Geschnatter nicht verstehen und bin dann doch lieber zu den Blumen gegangen – die sprachen ruhiger zu mir.

Von diesem prächtigen Trompetenbaum hätte ich ja ein ohrenbetäubendes Konzert erwarten können, denn es hingen mindestens 1000 geöffnete Blüten an ihren Ästen  – zum Glück war dem nicht so. Leider habe ich nicht die Bäume insgesamt fotografiert – auch in der Vergangenheit finde ich kein Foto – sondern nur die Blüten.

Erst in weißem Einzelauftritt, vielleicht als Trompetenbraut:

… und dann in zarter Pastellfarbe – vielleicht sind das die Brautjungfern, falls es diesen Zustand im Alter jenseits der 13 noch geben sollte.

 

Rosen haben für mich immer einen ganz besonderen Reiz – ich finde sie wirklich schön.

Altersbedingt finde ich nicht nur die frischen jungen Knospen schön – auch die reiferen Rosendamen können mich noch erfreuen. Und wie man sieht – nicht nur mich – die Insekten erfreuen sich auch.

Jetzt bleibt von meinen Besuchen nicht mehr viel – wer Rose sagt, muss auch Seerose sagen oder denken.

Heute: Wenig Worte (310), viele Blüten und Blumen.