Claras Allerleiweltsgedanken


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EINEN Beruf habe ich NICHT verfehlt:

Den der Restauratorin 🙂  😉

Vor einigen Tagen ging es in einem Kommentar von mir darum, welche Studienwünsche mir in der DDR versaut wurden, weil ich nicht linientreu genug war.

Neben unendlich vielen anderen Berufen hätte ich jedoch einen nicht ausüben können:

Restauratorin im Ägyptischen Museum oder einem anderen, in dem es um Scherben geht.

Beweise gefällig? Es geht um das Kind der Familie Mörser.

0312 Familie Mörser

Durch eine unbedachte Armbewegung, die mit zunehmendem Alter immer häufiger passieren, landete mein kleiner Mörser auf dem Fußboden – und Fliesen sind da ziemlich unnachgiebig.

0312 Mörser 50

Es brach nicht nur der Mörser, auch mein kindliches Claraherz brach fast entzwei – also wollte ich den Schaden so unauffällig wie möglich reparieren.

Werkzeug bereit gestellt und fleißig drauflos geklebt.

0312 Mörser 49

Doch als ich das Ergebnis sah, warf ich alles in die Mülltonne und dachte: Gut, dass du keine Vasen im Museum geklebt hast – das Museum hätte alle Besucher verloren.

0312 Mörser 48


Steine auf meinem Berufsweg, III

In den vier vorhergehenden Posts Abi, Stasi, Steine 1 und Steine 2 habe ich mich relativ ausführlich mit dem Werdegang einer leicht aufmüpfigen, nicht dummen und wenig anpassungsbereiten Frau in der DDR beschäftigt. Das Lesen sollte sich nur antun, wer an persönlicher Aufarbeitung von DDR-Geschichte interessiert ist. – Halt, Korrektur. der Stasi-Post ist da vielleicht eine Ausnahme.

In diesem Post will ich das Kapitel bis 1990 fortsetzen – der Zeit nach der Vereinigung muss ich mich später noch einmal widmen.

Die 6 Jahre in einem Rechenzentrum des Bauwesens waren in politischer Hinsicht so langweilig, dass sie hier kaum eine weitere Zeile verdienen. Niemand fragte groß, niemand stellte Bein – also für Carla, dieses schlitzohrige Action-Weib langweilig.
Das angestrebte Fachschulstudium sollte da Abwechslung bringen. Die Fachrichtung schreibe ich nicht, da ich mich heute noch für den Schwachsinn schäme, den sie uns beigebracht haben.
Ein kleines positives „Frusterlebnis“ nebenbei. Vor dem Studienbeginn – immerhin 15 Jahre nach dem Abi – musste ich mich u. a. auf Mathematik vorbereiten. Wenn ich mit hochrotem Kopf über den Aufgaben brütete, schaute mir meine Tochter über die Schulter, damals 5. Klasse, und begriff beim besten Willen nicht, wie ich so lange für die manchmal trotzdem falschen Lösungen brauchen konnte. Ich schwöre euch, ich habe nicht den Stoff der 5. Klasse wiederholt.

Das Studium war rein verschult, den Begriff „Studium“ hat diese Ausbildung nur in den späten Abendstunden verdient, wenn ich über den Büchern hockte. Neben mir auf den Stühlen hockten tagsüber 18 – 20jährige, es gab auch einzelne, die schon ein paar Jahre länger lebten – aber ich war die absolute „Studien-Oma“ – vielleicht habe ich mich damals schon auf meine heutige Lieblingsrolle vorbereitet.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich eine „Streberin“ war, ich hatte fast nur beste Noten. Doch ich brauchte auch dringend einen besser bezahlten Beruf, denn das Wasser der Ehe hatte kaum noch Balken, an denen ich mich festklammern konnte. Und das Gehalt einer Sekretärin – ob „Chef“ davor in der Berufsbezeichnung oder nicht – kam dem Wochenlohn einer westlichen Vorzimmerdame gleich.
Gegen Ende des Fachschulstudiums zeichnete sich ab, dass mich keine interessante Arbeitsstelle einstellen darf, obwohl ich sehr günstige Voraussetzungen mitbrachte, da meine Personalakte so belastet war.
Also wurde durch die mündliche Prüfung noch schnell an der Abschlusszensur für das Fach „Marxismus – Leninismus“ gedreht. Es war das Fach der Fächer, wer dort kein „Sehr gut“ erreichte, durfte die Gesamtprüfung nicht mit dem Prädikat „Ausgezeichnet“ abschließen, sondern nur mit „Sehr gut“. – Trotzdem bekam ich keine Stelle, lange nachdem die taubesten Nüsse aus der Klasse schon die bestbezahltesten Stellen bekommen hatten, nur weil ihre politische Überzeugung die richtige Farbe hatte.
Als ich dann nach langer Suche in einem Forschungsinstitut für Lungenkrankheiten untergekommen war, erklärte mir die Kaderleiterin = Personalchefin vollen Ernstes, dass ich ihr „die Füße küssen könnte“, dass sie mich trotz meiner politischen Einstellung genommen hat. Ihre spätere Rache: Als ich 1985 zur Silberhochzeit meines Bruders nach Wuppertal reisen wollte, hat sie das durch ein entsprechendes Schreiben an die Polizei verhindert.
Nach drei Jahren bot sich mir eine andere und vor allem weitaus besser bezahlte Arbeitsmöglichkeit, die ich nutzte.
Dort blieb ich bis zu dem Tag, als die DDR aufhörte zu existieren und mit ihr viele, viele Betriebe, Institute und Forschungseinrichtungen.
Was mir dann zu Westzeiten arbeitsmäßig widerfahren ist, will ich nicht am 1. Tag des schönen Monats März schreiben – schön deshalb, weil in diesem Monat Frühlingsanfang ist und weil Söhnchen Geburtstag hat.


Steine auf meinem Berufsweg …

… der auf keinen Fall seinen typischen „sozialistischen Gang“ ging. In der DDR gab es eine Losung:

„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen“.

oder andersherum. Ich kann die Richtigkeit dieses Spruches nicht bestätigen – denn ich wurde selten nach Fähigkeiten eingesetzt noch nach Leistung entlohnt.

Durch die Gnade der frühen Geburt war mein Übergang von der POS (Polytechnische Oberschule – 10 Jahre) zur EOS (Erweiterte Oberschule – 12 Jahre) im Jahr vor dem Mauerbau als Quotenchristin noch möglich. Doch nach 1961 wurden die Daumenschrauben sehr stark angezogen. Das Ergebnis war das in Abiturbeurteilung aus der DDR beschriebene Zeugnis.
Meine Studienwünsche konnten mit dieser Beurteilung nie und nimmer realisiert werden bzw. verbot meine eigene Einstellung zu diesem Staat bestimmte Studienrichtungen. Beispiele:
Medizin: Mit dem neusprachlichen Zweig in der falschen Klasse.
Jura: In diesem Staat nur über meine Leiche.
Journalismus: Bei den Westkontakten keine Chance.
Dolmetscher: Ich wäre nur in den Ostblockländern  einsetzbar – und dafür zu geringes Interesse.

Also versuchte ich die Medizinfestung von hinten her zu erstürmen, ergatterte mit ein wenig Beziehung (fast die wichtigste Währung in der DDR) einen der drei Ausbildungsplätze zur Krankengymnastin und ging nach Dresden. Eigentliches Ziel war: Medizinpädagogin. Offensichtlich muss die Pädagogik in unseren Adern fließen, denn sowohl nach oben als auch nach unten im Stammbaum findet sich dieser Beruf.
Eine wohlmeinende Lehrerin nahm mich zur Seite und schilderte mir folgende Situation. Du stehst vor deiner Klasse und forderst sie auf, sich am 1. Mai um 9.00 Uhr zur Maidemonstration zu treffen. Darauf lachte ich ganz laut und meinte, dass ich fast noch nie zur Maidemo gewesen wäre. – Und sie darauf folgerichtig: „In diesem Staat kannst du nicht Lehrerin werden!“ Recht hatte sie, ich wäre nicht über das erste Studienjahr hinausgekommen.
Damit der Post nicht so endlos lang wird, gibt es die Fortsetzung später.