Claras Allerleiweltsgedanken


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Marokko – Trinkgelddiskussion

Ich hatte es ja zum ersten Mal in dem Artikel vom 1.7. erwähnt, dass schon im Reiseprospekt der Hinweis auf das Trinkgeld ausgedruckt war. Dummerweise war es so, dass da ein gravierender Druckfehler in einigen Prospekten von anderen Reisebüros zu lesen war. Ich hatte von BigXtra alles online bekommen, mir ausgedruckt und da stand: Pro Person für eine Woche 35,00 €, also 5,00 € pro Tag und Gast.

Bei anderen stand blöderweise 35,00 € pro Tag. Dass das die Gemüter erhitzte, kann ich verstehen, doch der Reiseleiter klärte den Irrtum sofort auf und wollte pro Gast die 35,00 € einsammeln.

Über wie viel Geld reden wir:

35,00 € x 44 Gäste = 1540,00 € gesamt geteilt durch 7 Tage = 220,00 € pro Tag.

Wer sollte mit diesem Geld bedacht werden?

Kofferträger
Zimmermädchen
Kellner – nach meiner Meinung nicht, denn sie haben für die Getränkelieferung an den Tisch Trinkgeld bekommen. Ich habe mal unterwegs in einem Abendlokal mit einem größeren Schein bezahlt. Als er mir das Wechselgeld gab, wollte er anfangs gleich 20 MHD (oder wie das Geld dort heißt) = ca. 2,00 € einbehalten. Als ich andeutete, dass ich noch was bekomme, hat er dennoch 5,00 MHD einbehalten – daraufhin hat er natürlich nichts mehr bekommen.
Küchenkräfte – die hätten es nach meiner Meinung mehr als reichlich verdient, so wie sie schuften mussten
Rezeption – ihre Arbeitszeit war immer sehr lange, dort gibt es offenbar keinen 8-Stunden-Tag
Externe Reiseleiter, die jeweils an den verschiedenen Orten engagiert werden müssen – dort wurde der Reiseleiter nicht müde, sein islamisches Gewissen zu betonen, dass jeden Moslem zu guten Taten und Spenden an Bedürftige verpflichtet. Oft waren es sehr alte Männer oder auch Behinderte, die von anderen nicht engagiert wurden (nach seinen Worten) – Er machte die Führung selbst und gab ihnen (nach seinen Worten) das Trinkgeld. – Manchmal dachte ich so: Vielleicht sind Lügen Andersgläubigen = Christen gegenüber keine Sünde, die für Moslems angerechnet werden.

Und dann zu der Busbesatzung, bestehend aus Fahrer, Kopilot und Reiseleiter.

Ich hatte es so verstanden, dass das Busteam darin nicht inbegriffen sind, so war es jedenfalls in Jordanien.  Wenn sie mit drin wären, dann kämen

1 Busfahrer
1 Kopilot, der an 5 Tagen  44 Koffer, die teilweise unmenschlich groß und schwer waren, früh in den Bus verfrachten und am Abend wieder rausholen musste
1 Reiseleiter, der die Oberverantwortung für alles trug

In Jordanien kreiste der Becher fast täglich neu im Bus. Ein Busfahrer, der nur einen Tag Dienst hatte, ein ortsansässiger Reiseleiter oder ähnliches, alle wurden mit einem Extratrinkgeld belohnt – wahrscheinlich mit einem Euro pro Paar oder Zimmerbesatzung. – Vielleicht ist es wirklich so, dass bei sogenannten „Billigreisen“ das Geizniveau der Leute höher ist, denn bei uns gab es viele Diskussionen.

Und jetzt meine ganz persönliche Auffassung zu diesem Thema:

Ich bin schon der Meinung, dass die weitaus wohlhabenderen Touristen die in den armen Ländern arbeitende Bevölkerung unterstützen sollte. Ich hätte im Restaurant gern eine Trinkgeldbox gehabt, die für alle Küchenkräfte und Kellner  gilt – ich hatte einige Schwierigkeiten, mein Trinkgeld loszuwerden. Die Kellner im Restaurant der letzten Woche bekamen für die Getränke auch kein Trinkgeld, denn es war ja all inclusive – und sie mussten wirklich hart und viel und schnell arbeiten.

Aber wie sagt man so schön: Die Welt wird nie gerecht sein.

 


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Dreiländerhauptstadttour – Stockholm 1

Übernachtung 1: Hamburg 28.07.17

Ich bin mal kurz hier und dann gleich wieder weg

Es erscheint mir wie eine Ewigkeit, als ich zum letzten Mal hier etwas geschrieben habe. Denn was gerade erst erschienen ist, kann ja dennoch schon vor längerer Zeit geschrieben worden sein.

Eine Bustour durch Südschweden mit einem kurzen Abstecher nach Dänemark ist zu Ende – irgendwie muss ich sagen: zum Glück. Leider habe ich gleich in den nächsten Tagen eine kürzere Reise gebucht, die uns auch per Bus befördert. Könnte ich sie absagen, ich täte das gleich und sofort. Gefühlt haben wir 70 % unseres Tages im Bus gesessen, 5 % vor irgendwelchen Toiletten Schlange gestanden und in der restlichen Zeit wurden wir von mehr oder weniger guten Stadtführern in weiblicher und männlicher Ausführung durch die Sehenswürdigkeiten „gezerrt“. 48 Leute für eine Gruppe ist viel zu viel.

Ich habe für mich die Fahrt als die „TTT-Reise“ bezeichnet – „TransportToilettenTrinkgeld„. Insgesamt haben wir mehr als 2500 km zurückgelegt – die Entfernungen waren größer als gedacht. –

Folgende Konditionen wurden nicht eingehalten:

Dass er auf sein Bus-WLAN bereits seit 1,5 Jahren wartet, ist nicht das Problem der Reisenden, denen ein Vollkomfort-Bus versprochen wurde. – Aber warum er mit der Freischaltung der an jeder Sitzreihe befindlichen Steckdosen so geizte, weiß ich nicht. Am Vormittag, wo Kaffee und Mittagsimbiss für die kaufwilligen Reisenden vorbereitet werden musste, waren die Steckdosen aktiv – aber mein Handy noch von der Nacht mit Strom versorgt. – Doch am Nachmittag war das Handy leer und die Steckdosen tot.

Bei deutschen Busreisenden ist es ja so üblich, dass der am ersten Tag eroberte Platz bis zum Ende der Reise verteidigt wird – ein ungeschriebenes Gesetz. Es war also klar, dass die besten Plätze besetzt waren, da die Hälfte der Gruppe aus Regionen wie Zwickau, Chemnitz, Dresden kamen und in Berlin schon im Bus saßen. Die Hamburger mussten nehmen, was übrig war. Dennoch hatte ich Glück, denn ich hatte die ganze Fahrt eine Bank für mich allein.  – Dann ist aber auch weiterhin klar, dass frau immer die gleichen „Hinterleute“ hat. Das Ehepaar auf den Sitzen hinter mir war sehr kommunikationsfreudig – 90 % der Zeit sprach sie mit heller, kreischiger Stimme, auf die meine Hördremmel besonders empfindlich reagieren, und 10 % der Zeit ging er darauf ein. Sie war zusätzlich sehr armbewegungsfreudig und ruckelte fast ununterbrochen an meiner Rückenlehne. Als ich diese aber zurückklappen wollte, protestierte sie so lautstark, dass die halbe Busbesetzung aufschreckte.  – Für mich ist klar, es wird nie mehr eine Busreise geben.

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Der Busfahrer hütete die „unbefleckte Empfängnis“ seiner Bustoilette dadurch, dass sie die ganze Zeit verschlossen blieb. Die öffentlichen Toiletten waren zwar sehr oft in Schweden kostenlos und dennoch sauber, aber dafür mit langem Anstehen verbunden. – Hinweise wie diese wurden von den Damen mit großer Begeisterung aufgenommen.

Und im Gegensatz zu Deutschland gibt es sehr viel mehr. – Sogar Ladenbesitzer, deren Geschäft eine Toilette hatten, ließen uns freie Benutzung, auch wenn kaum eine etwas kaufte.

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Und die Trinkgeldstory artete nach meiner Meinung etwas aus – man darf nicht vergessen, dass ja alle Städtereiseführer, die uns eine, zwei oder drei Stunden durch die Gegend führten, diese Arbeit bezahlt bekommen. – Der herumgereichte Trinkgeldbecher war dennoch immer gut gefüllt. – Die Dauer-Reiseleiterin, die sich um keine Stadtführung kümmern musste, sondern nur um organisatorische Hotelfragen, bekam für diese 7 Tage wohl ca. 250,00 € zusätzlich zu ihrem Gehalt, denn keiner legte weniger als 5,00 € in den Becher – die „Empfehlung“ liegt bei einem Euro pro Tag. Die Gruppe war fast 50 Personen stark. – Jetzt ist mir auch klar, wie sie sich ihre kostspieligen Privatreisen leisten kann, von denen sie erzählte.

Der Busfahrer, der sehr gut fuhr, bekam mit der Servicekraft natürlich auch ein reichliches Trinkgeld. Wenn sich die beiden dann noch die Gewinne aus der Getränke- und Essensversorgung teilen, kommt da nach nur einer Woche ein fettes Sümmchen raus. Eine Wienerwurst mit einer Scheibe Weißbrot gingen für 2,00 € unter die Leute und eine Dosensuppe kostete gar 3,50 €. Mich störte am meisten die Wegwerfschalen und das Plastikbesteck – wir haben ja noch so wenig Müll auf der Welt. – Blöd war nur, dass die Mittagsrast immer dort war, wo es nichts anderes zu kaufen gab – da musste frau vorher vorsorgen.

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In 5 Tagen kann man natürlich keinen tiefen Einblick in ein Land bekommen, aber ich habe nur Positives bemerkt:

  • Die Straßen und Grünflächen sind alle sauber
  • die Häuser oder andere Sachen sind nicht mit Schmierereien oder Graffiti beschmiert
  • die Autofahrer sind gelassen und diszipliniert
  • das Sozialsystem scheint sehr gut zu sein und vor allem Mutter-freundlich
  • die Leute sind auch im Gewühle freundlich und vor allem nicht so hektisch wie viele Deutsche
  • wunderschöne riesige Blumenschalen überall in den Straßen und auf Plätzen

Ich kann es gut verstehen, wenn jemand in dieses Land auswandert, wie es zwei von unseren vielen Städteführern gemacht haben.